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Ausgabe 9/2001
Hochschulpolitik
- Uni beteiligt sich erstmals an einer Kapitalgesellschaft
Unter der Regie der HörTech wird ein neues Hörgerät entwickelt - Kanzler geht nach Hannover
- Späte Würdigung für Zivilcourage
Ehrenbürgerschaft für Fritz Heine / Laudatio von NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement - Senat: Keine Studiengebühren
- BA und MA machen noch keine Internationalität
Ina Grieb wurde offiziell als Vizepräsidentin verabschiedet
- Kooperation mit Neuseeland
Uni beteiligt sich erstmals an einer Kapitalgesellschaft
Unter der Regie der HörTech wird ein neues Hörgerät entwickelt
Zum ersten Mal in ihrer Geschichte hat sich die Universität Oldenburg
an einer Kapitalgesellschaft beteiligt, um sich in einem wichtigen Bereich
ihrer Forschung, der Hörforschung, besser zu positionieren. Am 15.
November unterzeichneten Kanzler Günter Scholz und Vorstandsmitglied
des Evangelischen Krankenhauses Oldenburg, Thomas Kempe, als Gesellschafter
des Hörzentrums Oldenburg die Urkunde zur Gründung des Kompetenzzentrums
HörTech als gemeinnützige GmbH. Die Universität hält
51 Prozent der Anteile.
In die neue Gesellschaft werden 7,5 Millionen Mark Fördergelder fließen,
die von Oldenburger Hörforschern unter Leitung von Prof. Dr. Dr.
Birger Kollmeier im Rahmen eines Wettbewerbes beim Bundesministerium für
Bildung und Forschung eingeworben wurden. Mit diesen Geldern soll u.a.
ein neues HiFi-Hörgerät entwickelt werden, das immer mehr den
Leistungen des menschlichen Ohrs entspricht.
Die Forschungsarbeiten, die in sechs Projekten gebündelt sind, werden
aber nicht allein in der gGmbH durchgeführt, sondern von ihr auch
an Partner im Wissenschaftsbereich (Universität Gießen, Akademie
für Hörgeräteakustik, Evangelisches Krankenhaus Oldenburg)
und der Industrie (Siemens Audiologische Technik, AudioService, KIND Hörgeräte)
vergeben. Außerdem wird die HörTech gGmbH für die Hörgeräteindustrie,
die HNO-Medizin und für Patienten selbst Produkte entwickeln und
Dienstleistungen anbieten.
Universitätskanzler Scholz betonte, mit der Beteiligung an einer
Kapitalgesellschaft schlage die Universität Oldenburg ein neues Kapitel
in ihrer Geschichte auf. Wörtlich sagte er: „Wir machen damit
deutlich, dass wir eng mit der Wirtschaft zusammen arbeiten wollen im
Interesse der weiteren Entwicklung der Region.“
„Es ist ein großer Erfolg, dass das Hörzentrum Oldenburg
fünf Jahre nach seiner Gründung zusammen mit der Universität
Oldenburg eine gemeinsame Tochtergesellschaft gründen kann, in der
dauerhafte Arbeitsplätze geschaffen werden“, erklärte der
Geschäftsführer des Hörzentrums, Stephan Albani, der auch
die Geschäftsführung der neuen Gesellschaft übernehmen
wird. „HörTech wird sich zu einem weiteren starken Forschungsunternehmen
an der Universität Oldenburg entwickeln.“
Die bereits vorhandene Kompetenz des HNO-Zentrums des evangelischen Krankenhauses
im stationären und ambulanten Bereich werde durch die enge Zusammenarbeit
mit dem Hörzentrum und der HörTech weiter ausgebaut, erklärte
Thomas Kempe vom Ev. Krankenhaus. In der Praxis erfolge ein Wissenstransfer,
der in die tägliche Klinikarbeit Eingang finde und Innovationen fördere.
Damit könnten bereits frühzeitig Trends und Entwicklungen zugunsten
der Behandlung von Patienten umgesetzt werden.
Die HörTech gGmbH wird wie das Hörzentrum Oldenburg in das „Haus
des Hörens“ einziehen, das zur Zeit am Küpkersweg entsteht
und Mitte 2002 fertig gestellt sein soll.
Kanzler geht nach Hannover
Nach
gut drei Jahren seiner Tätigkeit wird Kanzler Günter Scholz
die Universität am 1. April 2002 verlassen und an die Universität
Hannover gehen, um dort zunächst als Kanzler und dann als Vizepräsident
die Verwaltung zu leiten. Er selbst sagte dazu, er habe sich nicht von
sich aus in Hannover beworben, sondern sei dazu aufgefordert worden. Er
verlasse Oldenburg ungern, aber das Angebot aus Hannover sei eine Herausforderung,
die er annehmen wolle.
Als verständlichen, aber für die Universität bedauerlichen
Schritt bezeichnete Präsident Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch die
Entscheidung von Scholz. Der Kanzler habe als sehr kompetenter Verwaltungsmanager
entscheidend dazu beigetragen, dass die Hochschulverwaltung heute ein
anderes Bewusstsein habe und sich dienstleistungsorientierter verhalte.
Dieser wichtige Prozess müsse unbedingt fortgesetzt werden. Deshalb
werde die Stelle sofort neu ausgeschrieben.
Späte Würdigung für Zivilcourage
Ehrenbürgerschaft für Fritz Heine / Laudatio von NRW-Ministerpräsident Wolfgang Clement
Anfang November 2001 wurde dem 96-jährigen Widerstandskämpfer
und Verleger Fritz Heine die Ehrenbürgerschaft der Carl von Ossietzky
Universität Oldenburg verliehen. Heine, der am Festakt nicht teilnehmen
konnte, aber in einer Reihe von Videoeinspielungen präsent war, ist
nach der verstorbenen Rosalinde von Ossietzky-Palm, dem Gewerkschafter
Erwin Fritzsche und dem ehemaligen Präsidenten des niedersächsischen
Landtags, Hort Milde, der vierte Ehrenbürger.
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Universitätspräsident Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch (l.) übergibt Fritz Heine die Urkunde zur Ehrenbürgerschaft |
Universitätspräsident Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch, der Heine
bei einem Besuch in der Eifel als Menschen kennen gelernt hat, „für
den das, was er damals für andere Menschen getan hat, ganz selbstverständlich
ist’“, stellte heraus: „Wenn es mehr Männer und Frauen
von seinem Schlag gegeben hätte, wäre unsere deutsche Geschichte
vielleicht anders verlaufen.“
Sowohl der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Wolfgang
Clement als auch der israelische Gesandte Mordechay Lewy würdigten
die Verdienste Heines. Clement hob hervor: „Männern wie Fritz
Heine verdanken wir, dass wir in Deutschland nach dem Krieg überhaupt
noch über moralisches Kapital verfügten, auf dem und mit dem
eine demokratische, auf innere und äußere Entspannung gerichtete
Gesellschaft entstehen konnte.“
Bundespräsident Johannes Rau, der seit über vierzig Jahren mit
Fritz Heine befreundet ist, nahm die Verleihung der Ehrenbürgerschaft
„mit großer Freude“ zur Kenntnis und beglückwünschte
den Senat zu seiner Entscheidung. Den Glückwünschen haben sich
auch Bundeskanzler Gerhard Schröder und der Präsident des Zentralrats
der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, angeschlossen.
Inzwischen hat sich eine „Fritz Heine Stiftung“ konstituiert,
die zukünftig Studierende und NachwuchswissenschaftlerInnen der Fachrichtung
Sozialwissenschaften an der Universität fördern will. Den Vorsitz
hat Oberbürgermeister Dietmar Schütz übernommen. Dem Vorstand
gehören neben Fritz Heine (als Ehrenmitglied) Vizepräsident
Prof. Dr. Wolfgang Nebel, Prof. Dr. Gerhard Kraiker und Dr. Stefan Appelius
an. Die Geschäftsführung der neuen Stiftung, die auch die Exil-Korrespondenz
Heines verwaltet, hat Natalia Schmidt. Am 100. Geburtstag des neuen Ehrenbürgers,
dem 6. Dezember 2004, soll erstmals ein „Fritz Heine Preis“
für herausragende sozialwissenschaftliche Arbeiten an der Universität
Oldenburg vergeben werden.
Senat: Keine Studiengebühren
Gegen Pläne der Landesregierung zur Einführung von Studiengebühren
für Langzeitstudierende hat der Senat der Universität Stellung
bezogen. Die Initiative dazu war von den studentischen Vertretern im Senat
ausgegangen. In dem einstimmig verabschiedeten Papier heißt es,
dass damit das Ziel, das Hochschulstudium in Niedersachsen effektiver
zu gestalten, nicht erreicht würde. Ressourcenmangel und Einsparauflagen
seien Hindernisse für ein effektives Studium.
Der Senat verweist darauf, dass es sich bei den Langzeitstudierenden überwiegend
um “Teilzeitstudierende” handele. Diese seien aus wirtschaftlichen
Gründen häufig gezwungen, die Regelstudienzeit zu überschreiten.
Überdies stehe der Verwaltungsaufwand in den Hochschulen in keinem
vernünftigen Verhältnis zu dem zu erwartenden Effekt.
Nach dem Willen der Landesregierung sollen ab Sommersemester 2003 bei
Überschreitung der Regelstudienzeit um mehr als vier Semester Studiengebühren
erhoben werden, und zwar 500 Euro pro Semester. Das „Semesterguthaben“
soll u.a. durch Auslandssemester, Promotionsstudien und Tätigkeit
in der studentischen Selbstverwaltung erhöht werden können.
BA und MA machen noch keine Internationalität
Ina Grieb wurde offiziell als Vizepräsidentin verabschiedet
Als außerordentlich erfolgreich hat Präsident Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch die Arbeit zur
Beifall für geleistete Arbeit: Präsident Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch (l.) und Ina Grieb (r.). | ![]() |
Internationalisierung der Universität Oldenburg durch die bisherige
Vizepräsidentin Ina Grieb bezeichnet. Bei einem Empfang zur offiziellen
Verabschiedung aus ihrer sechjährigen Vizepräsidentschaft betonte
er, Grieb habe durch ihre Kommunikationsfähigkeit viele internationale
Kooperationen ermöglicht und gefestigt und auch national viele wichtige
Kontakte hergestellt. Im Bereich Studium und Lehre habe sie eine gute
Basis für weitere Veränderungen geschaffen.
Kritische Anmerkungen machte Grieb zur derzeitigen Situation der Universität.
Bei allen Erfolgen, die sie in der letzten Jahren vorweisen könne,
müsse man feststellen, dass immer weniger Universitätsangehörige
sich mit der Gesamtinstitution identifizierten. Die Zahl derer, die nur
den eigenen Bereich sähen und sich dahinter verschanzten, nähme
leider zu. Von einer funktionierenden Corporate Identity in der Hochschule
könne man immer weniger sprechen.
Folgen habe dies auch für die Internationalisierung, betonte Grieb.
Die Hochschule habe in vielen Bereichen noch immer nicht einen angemessenen
Stil gefunden, mit ihren ausländischen GastwissenschaftlerInnen umzugehen.
Dieser wichtige Teil inneruniversitärer Kommunikationskultur bedürfe
dringend der Verbesserung - auch gegenüber den ausländischen
StudentInnen. „Wir sind nicht schon international, nur weil wir Bachelor-
und Masterstudiengänge einführen“, sagte sie wörtlich.
Die Politologin kam 1976 als stellvertretende Leiterin des Zentrums für
wissenschaftliche Weiterbildung an die Universität. Mitte der 80er
Jahre übernahm sie die Leitung des ZWW und wurde 1995 vom damaligen
Präsidenten Prof. Dr. Michael Daxner als erste Frau ohne Professur
dem Konzil als Vizepräsidentin vorgeschlagen. Der zunächst zurückhaltenden
Zustimmung des Gremiums folgten große Mehrheiten bei ihren erneuten
Kandidaturen 1997 und 1999.
Kooperation mit Neuseeland
Den ersten Kooperationsvertrag mit einer Universität Neuseelands
haben Universitätspräsident Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch und
Dr. Ian Smith, Deputy Vice Chancellor (University of Otaga) in Dunedin
unterzeichnet. Ziel der Vereinbarung ist die Förderung von Kooperationsbeziehungen
in sämtlichen Studiendisziplinen, die an beiden Hochschulen unterrichtet
werden.
Neben dem Austausch von Informationen und Materalien wollen die beiden
Universitäten vor allem den Austausch von WissenschaftlerInnen, Universitätsangehörigen
und Studierenden unterstützen.