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Hochschulpolitik

Universitäten ohne Zukunft?

Von Siegfried Grubitzsch *

Die katastrophale Finanzsituation des Landes Nieder-sachsen ist bekannt und nimmt von Steuerschätzung zu Steuerschätzung immer dramatischere Formen an. Eine parteispezifische Zuordnung der Verantwortung verbietet sich indes. Die noch im laufenden Haushalt 2003 beabsichtigten Einsparungen weisen für den Hochschulbereich eine Summe von 29,3 Millionen aus. Diese Summe schließt auch jene Finanzmittel ein, die den Universitäten aus den sogenannten Langzeitstudiengebühren qua Hochschulgesetz zugesichert worden waren. Sie sollten ursprünglich dazu verwendet werden, besondere Maßnahmen zur Verkürzung der Studienzeiten zu finanzieren. Stattdessen fließen sie nunmehr ausschließlich in den Landeshaushalt ein. Der diesbezügliche Anteil Oldenburgs beträgt mindestens 500.000 . Das ist ein falsches Signal. Die SPD hat es seinerzeit nicht geschafft, den Strafcharakter dieser Gelder zu vermeiden, und die neue Landesregierung verunmöglicht mit dieser Maßnahme eine vorurteilsfreie Diskussion um die sozialverträgliche Einführung von Studiengebühren.

Insgesamt wird die Universität Oldenburg mit 1,4 Millionen in diesem Jahr zur Kasse gebeten. Die Summe verdoppelt sich in den nächsten Jahren und zwingt das Wissenschaftsministerium und die Hochschule zu entschlossenem Handeln. Einschnitte in den universitären Bereich können jedoch nicht beliebig fortgesetzt werden, das Ende der Fahnenstange ist längst erreicht. 82 Prozent der Mittel, die die Universität vom Land erhält, sind hauptsächlich durch Personalkosten festgelegt. Für kurzfristige Streichungen stehen also lediglich 18 Prozent zur Disposition. Sie werden aber insbesondere für Lehre und Forschung unbedingt benötigt, da dieser für Bücherbeschaffung, Telefon- und Kopierkosten oder andere die Lehre und Forschung unterstützende Maßnahmen genutzte Betrag bereits so gering ist, dass die jährlichen „Kopfquoten“ für die ProfessorInnen kaum mehr als 1000 betragen. Hier verbietet sich jedwede weitere Reduktion. Bleibt den Hochschulen einzig und allein eine radikale Kürzung ihres Studien- und Fächerangebotes sowie anderer wissenschaftlicher Serviceleistungen.

Der Universität Oldenburg als junge Universität fehlen schon jetzt im Vergleich zum Bundesdurchschnitt mehr als 150 Stellen für den wissenschaftlichen Mittelbau. Damit ist unsere Universität wie andere Neugründungen in ihrer Konkurrenzfähigkeit bei den zahlreichen anstehenden Neubesetzungen von Professuren benachteiligt. Zudem können Fächerstreichungen im Wissenschaftsbereich keine kurzfristigen Einspareffekt erzielen, weil Studiengänge auch nach einem Streichungsbeschluss noch mehr als fünf Jahre fortgeführt werden müssen.

Wenn Einsparmaßnahmen nicht vermeidbar sind, so muss damit zumindest flexibel umgegangen werden können, da sonst das Ziel, das die Regierung wie auch die Hochschulen selbst verfolgen, nicht erreichbar ist: eine schärfere Profilierung in der immer stärker werdenden Konkurrenzsituation der Hochschulen untereinander. Diesem Problem könnte die Regierung ein wenig abhelfen, in dem sie Überbrückungsprogramme schafft, die z.B. so aussehen könnten: Frei werdende Stellen in Studiengängen, die nicht fortgeführt werden sollen, werden für die Ansiedlung in anderen Fächern oder Hochschulen zur Schwerpunktbildung und Profilierung vorfinanziert und später dem Land zur Streichung überlassen.

Gerade die jungen Universitäten, die im Unterschied zu ihren „alt-ehrwürdigen“ Geschwistern kaum eine Chance zur Konsolidierung ihrer Fächerangebote hatten, treffen Sparmaßnahmen besonders hart. Die Universitäten Oldenburg und Osnabrück zählen zu diesen Hochschulen. Beginnende Schwerpunktbildungen und die Einrichtung besonders zukunftsträchtiger Studienangebote verdienen jedoch eine besondere Aufmerksamkeit - auch als regionalpolitischer Faktor.

Die Universität Oldenburg hat schon Ende vergangenen Jahres - also weit vor der jüngsten Einsparrunde - begonnen, durch einen hochschulinternen Solidarpakt, eine Umschichtung von Geldern und Leistungen zugunsten des Wissenschaftsbereiches vorzunehmen. Gleichzeitig wird der gesamte Wissenschaftsbereich auf den Prüfstand gestellt. Damit wird auch gegenüber dem Steuerzahler ein deutliches Zeichen gesetzt. Deshalb muss sie darauf beharren, dass ihre Überlegungen und Maßnahmen bei allem Verständnis für die fatalen finanzpolitischen Probleme der Landesregierung beachtet werden.

* Professor Dr. Siegfried Grubitzsch ist seit 1998 Präsident der Universität Oldenburg und stellvertretender Vorsitzender der Landeshochschulkonferenz (LHK).

Profil, Identität und Motivation

Von Michael Sukale*

Mit der Organisationsreform sind straffe vertikale Fakultätsstrukturen gebildet worden, in die sich die zum Teil neuen Institute horizontal eingliedern. Viele Institute sind neu und unter ähnlichen Geburtswehen entstanden wie die fünf Fakultäten: Bei den Fachbereichen und Instituten gab es unerwünschte Ehen und Zwangsehen. Ganze Abteilungen und interdisziplinäre Arbeitsgruppen, die Studiengänge aufgebaut und verwaltet hatten, wurden dem einen oder anderen Institut zugeschlagen und mussten gar über Fakultätsgrenzen wandern. Man mag das beklagen, ich meine aber, wir sollten die Herausforderung annehmen und die Studiengänge, Institute und Fakultäten mit einem eigenen Leben und neuer Identität füllen und nach außen vertreten. Dazu brauchen wir jedoch die Bewusstwerdung eines Bedürfnisses oder dessen Weckung, sowie Ressourcen und den intelligenten Einsatz unserer Kräfte.

Hand aufs Herz: Welcher Kollege und welche Kollegin freut sich nicht, wenn andere KollegInnen aus der Uni einen Vortrag, eine Veranstaltung, eine gelungene Ehrung loben oder wenn er oder sie hört, dass man ihn oder sie - national oder international - öffentlich wahrgenommen hat? Das gleiche gilt für ganze Fächer oder Fakultäten und für die Gesamtuniversität. Was wir uns oft nicht klar genug machen, ist, dass all dies zur Identitätsfindung beiträgt und ein Gut ist, das man erwirken muss. Und dafür sind finanzielle und personelle Mittel nötig, denn externe Anreize sowie eigene Ideen und Einstellungen spielen entscheidende motivationale Rollen.

Die äußeren Anreize liegen in den personellen und finanziellen Rahmenbedingungen, die von der Universität und insbesondere durch das Präsidium und die Fakultäten vorgegeben werden müssen. Aber in wessen Arbeitsbeschreibung ist - von der Presse & Kommunikation einmal abgesehen - „Öffentlichkeitsarbeit“ aufgeführt und wie viele Organisationseinheiten haben hierfür ein festes Budget? Gewiss: Die Anfänge sind gemacht, z. B. mit dem gemeinsamen Logo, Briefkopf und Corporate Design der Printprodukte, aber was auf der Präsidiumsebene in Gang gesetzt wurde, darf nicht dort verbleiben, sondern muss sich bis in die einzelnen Fächer verzweigen und auf allen Ebenen zu individuellen und auffallenden Lösungen führen. In einer Zeit, in der Profilbildung gefordert ist, darf die Öffentlichkeitsarbeit nicht vergessen oder gar verachtet werden, denn auch in der Wissenschaft gehört ein wenig Klappern zum Geschäft!

Doch der äußere Rahmen kann und soll nur die Identitätsfindung ermöglichen. Tatsächlich zustande kommen kann sie nur, wenn sich die Kolleginnen und Kollegen auf allen Arbeitsebenen gegenseitig ermuntern, an der „gemeinsamen Sache“ mitzuwirken, sei es in einem gemeinsamen Projekt, einem interdisziplinären Studiengang oder bei der Publikation einer Fachzeitschrift oder Buchreihe, denn nur dadurch wird die vielbeschriebene Corporate Identity durch ein Corporate Behavior überhaupt erst ermöglicht und dauerhaft unterstützt. Umgangston, Hilfsbereitschaft, Kritikfähigkeit und - daraus resultierend - der Führungsstil sind die dauernden Träger eines solchen Verhaltens und schließlich die eigentlichen Eckpunkte, an denen die Universität als ein vielgestaltiger organischer Betrieb verankert werden muss.

* Prof. Dr. Michael Sukale ist Dekan der Fakultät IV Human- und Gesellschaftswissenschaften.

Hochschulrat: Vier Mitglieder benannt

Siebenköpfiges Gremium wird in der Zukunft eine wichtige Rolle spielen

Der Senat der Universität Oldenburg hat auf seiner Sitzung am 30. April 2003 vier Persönlichkeiten benannt, die dem siebenköpfigen Hochschulrat angehören sollen:
- den Vorstandsvorsitzenden der EWE AG, Dr. Werner Brinker,
- den ehemaligen Generalsekretär der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh), Prof. Dr. Heindirk tom Dieck,
- die Geschäftsführerin der Kunsthalle Emden, Eske Nannen, und
- die Leiterin des „Institut for Sprog og Kultur“ an der Universität Roskilde (Dänemark) und Hochschulreformerin, Prof. Dr. Karen Sonne Jakobsen.

Drei weitere Mitglieder des Hochschulrats werden vom Wissenschaftsministerium benannt.

Der nach dem neuen Niedersächsischen Hochschulgesetz (§ 52 NHG) vorgesehene Rat wird als Beratungs- und Aufsichtsgremium dienen und eine wichtige Rolle für die Entwicklung der Universität spielen. Er berät das Präsidium und den Senat und nimmt Stellung zu den Entwicklungs- und Wirtschaftsplänen sowie zur Gründung von oder Beteiligung der Universität an Unternehmen. Außerdem müssen durch ihn die vom Senat gewählten Mitglieder des Präsidiums bestätigt werden.

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Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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