Hochschulzeitung UNI-INFO
Kontakt
Hochschulzeitung UNI-INFO
Hochschulpolitik
- Universtiäten ohne Zukunft?
Von Siegfried Grubitzsch *
- Profil, Identität und Motivation
Von Michael Sukale * - Hochschulrat: Vier Mitglieder benannt
Siebenköpfiges Gremium wird in der Zukunft eine wichtig Rolle spielen
Universitäten ohne Zukunft?
Von Siegfried Grubitzsch *
Die katastrophale
Finanzsituation des Landes Nieder-sachsen ist bekannt und nimmt von Steuerschätzung
zu Steuerschätzung immer dramatischere Formen an. Eine parteispezifische
Zuordnung der Verantwortung verbietet sich indes. Die noch im laufenden
Haushalt 2003 beabsichtigten Einsparungen weisen für den Hochschulbereich
eine Summe von 29,3 Millionen
aus. Diese Summe schließt auch jene Finanzmittel ein, die den Universitäten
aus den sogenannten Langzeitstudiengebühren qua Hochschulgesetz zugesichert
worden waren. Sie sollten ursprünglich dazu verwendet werden, besondere
Maßnahmen zur Verkürzung der Studienzeiten zu finanzieren.
Stattdessen fließen sie nunmehr ausschließlich in den Landeshaushalt
ein. Der diesbezügliche Anteil Oldenburgs beträgt mindestens
500.000 . Das ist ein
falsches Signal. Die SPD hat es seinerzeit nicht geschafft, den Strafcharakter
dieser Gelder zu vermeiden, und die neue Landesregierung verunmöglicht
mit dieser Maßnahme eine vorurteilsfreie Diskussion um die sozialverträgliche
Einführung von Studiengebühren.
Insgesamt wird die Universität Oldenburg mit 1,4 Millionen
in diesem Jahr zur Kasse gebeten. Die Summe verdoppelt sich in den nächsten
Jahren und zwingt das Wissenschaftsministerium und die Hochschule zu entschlossenem
Handeln. Einschnitte in den universitären Bereich können jedoch
nicht beliebig fortgesetzt werden, das Ende der Fahnenstange ist längst
erreicht. 82 Prozent der Mittel, die die Universität vom Land erhält,
sind hauptsächlich durch Personalkosten festgelegt. Für kurzfristige
Streichungen stehen also lediglich 18 Prozent zur Disposition. Sie werden
aber insbesondere für Lehre und Forschung unbedingt benötigt,
da dieser für Bücherbeschaffung, Telefon- und Kopierkosten oder
andere die Lehre und Forschung unterstützende Maßnahmen genutzte
Betrag bereits so gering ist, dass die jährlichen Kopfquoten
für die ProfessorInnen kaum mehr als 1000
betragen. Hier verbietet sich jedwede weitere Reduktion. Bleibt den Hochschulen
einzig und allein eine radikale Kürzung ihres Studien- und Fächerangebotes
sowie anderer wissenschaftlicher Serviceleistungen.
Der Universität Oldenburg als junge Universität fehlen schon
jetzt im Vergleich zum Bundesdurchschnitt mehr als 150 Stellen für
den wissenschaftlichen Mittelbau. Damit ist unsere Universität wie
andere Neugründungen in ihrer Konkurrenzfähigkeit bei den zahlreichen
anstehenden Neubesetzungen von Professuren benachteiligt. Zudem können
Fächerstreichungen im Wissenschaftsbereich keine kurzfristigen Einspareffekt
erzielen, weil Studiengänge auch nach einem Streichungsbeschluss
noch mehr als fünf Jahre fortgeführt werden müssen.
Wenn Einsparmaßnahmen nicht vermeidbar sind, so muss damit zumindest
flexibel umgegangen werden können, da sonst das Ziel, das die Regierung
wie auch die Hochschulen selbst verfolgen, nicht erreichbar ist: eine
schärfere Profilierung in der immer stärker werdenden Konkurrenzsituation
der Hochschulen untereinander. Diesem Problem könnte die Regierung
ein wenig abhelfen, in dem sie Überbrückungsprogramme schafft,
die z.B. so aussehen könnten: Frei werdende Stellen in Studiengängen,
die nicht fortgeführt werden sollen, werden für die Ansiedlung
in anderen Fächern oder Hochschulen zur Schwerpunktbildung und Profilierung
vorfinanziert und später dem Land zur Streichung überlassen.
Gerade die jungen Universitäten, die im Unterschied zu ihren alt-ehrwürdigen
Geschwistern kaum eine Chance zur Konsolidierung ihrer Fächerangebote
hatten, treffen Sparmaßnahmen besonders hart. Die Universitäten
Oldenburg und Osnabrück zählen zu diesen Hochschulen. Beginnende
Schwerpunktbildungen und die Einrichtung besonders zukunftsträchtiger
Studienangebote verdienen jedoch eine besondere Aufmerksamkeit - auch
als regionalpolitischer Faktor.
Die Universität Oldenburg hat schon Ende vergangenen Jahres - also
weit vor der jüngsten Einsparrunde - begonnen, durch einen hochschulinternen
Solidarpakt, eine Umschichtung von Geldern und Leistungen zugunsten des
Wissenschaftsbereiches vorzunehmen. Gleichzeitig wird der gesamte Wissenschaftsbereich
auf den Prüfstand gestellt. Damit wird auch gegenüber dem Steuerzahler
ein deutliches Zeichen gesetzt. Deshalb muss sie darauf beharren, dass
ihre Überlegungen und Maßnahmen bei allem Verständnis
für die fatalen finanzpolitischen Probleme der Landesregierung beachtet
werden.
* Professor Dr. Siegfried Grubitzsch ist seit 1998 Präsident
der Universität Oldenburg und stellvertretender Vorsitzender der
Landeshochschulkonferenz (LHK).
Profil, Identität und Motivation
Von Michael Sukale*
Mit
der Organisationsreform sind straffe vertikale Fakultätsstrukturen
gebildet worden, in die sich die zum Teil neuen Institute horizontal eingliedern.
Viele Institute sind neu und unter ähnlichen Geburtswehen entstanden
wie die fünf Fakultäten: Bei den Fachbereichen und Instituten
gab es unerwünschte Ehen und Zwangsehen. Ganze Abteilungen und interdisziplinäre
Arbeitsgruppen, die Studiengänge aufgebaut und verwaltet hatten,
wurden dem einen oder anderen Institut zugeschlagen und mussten gar über
Fakultätsgrenzen wandern. Man mag das beklagen, ich meine aber, wir
sollten die Herausforderung annehmen und die Studiengänge, Institute
und Fakultäten mit einem eigenen Leben und neuer Identität füllen
und nach außen vertreten. Dazu brauchen wir jedoch die Bewusstwerdung
eines Bedürfnisses oder dessen Weckung, sowie Ressourcen und den
intelligenten Einsatz unserer Kräfte.
Hand aufs Herz: Welcher Kollege und welche Kollegin freut sich nicht,
wenn andere KollegInnen aus der Uni einen Vortrag, eine Veranstaltung,
eine gelungene Ehrung loben oder wenn er oder sie hört, dass man
ihn oder sie - national oder international - öffentlich wahrgenommen
hat? Das gleiche gilt für ganze Fächer oder Fakultäten
und für die Gesamtuniversität. Was wir uns oft nicht klar genug
machen, ist, dass all dies zur Identitätsfindung beiträgt und
ein Gut ist, das man erwirken muss. Und dafür sind finanzielle und
personelle Mittel nötig, denn externe Anreize sowie eigene Ideen
und Einstellungen spielen entscheidende motivationale Rollen.
Die äußeren Anreize liegen in den personellen und finanziellen
Rahmenbedingungen, die von der Universität und insbesondere durch
das Präsidium und die Fakultäten vorgegeben werden müssen.
Aber in wessen Arbeitsbeschreibung ist - von der Presse & Kommunikation
einmal abgesehen - Öffentlichkeitsarbeit aufgeführt
und wie viele Organisationseinheiten haben hierfür ein festes Budget?
Gewiss: Die Anfänge sind gemacht, z. B. mit dem gemeinsamen Logo,
Briefkopf und Corporate Design der Printprodukte, aber was auf der Präsidiumsebene
in Gang gesetzt wurde, darf nicht dort verbleiben, sondern muss sich bis
in die einzelnen Fächer verzweigen und auf allen Ebenen zu individuellen
und auffallenden Lösungen führen. In einer Zeit, in der Profilbildung
gefordert ist, darf die Öffentlichkeitsarbeit nicht vergessen oder
gar verachtet werden, denn auch in der Wissenschaft gehört ein wenig
Klappern zum Geschäft!
Doch der äußere Rahmen kann und soll nur die Identitätsfindung
ermöglichen. Tatsächlich zustande kommen kann sie nur, wenn
sich die Kolleginnen und Kollegen auf allen Arbeitsebenen gegenseitig
ermuntern, an der gemeinsamen Sache mitzuwirken, sei es in
einem gemeinsamen Projekt, einem interdisziplinären Studiengang oder
bei der Publikation einer Fachzeitschrift oder Buchreihe, denn nur dadurch
wird die vielbeschriebene Corporate Identity durch ein Corporate Behavior
überhaupt erst ermöglicht und dauerhaft unterstützt. Umgangston,
Hilfsbereitschaft, Kritikfähigkeit und - daraus resultierend - der
Führungsstil sind die dauernden Träger eines solchen Verhaltens
und schließlich die eigentlichen Eckpunkte, an denen die Universität
als ein vielgestaltiger organischer Betrieb verankert werden muss.
* Prof. Dr. Michael Sukale ist Dekan der Fakultät IV Human- und
Gesellschaftswissenschaften.
Hochschulrat: Vier Mitglieder benannt
Siebenköpfiges Gremium wird in der Zukunft eine wichtige Rolle
spielen
Der Senat der Universität Oldenburg hat auf seiner Sitzung am 30.
April 2003 vier Persönlichkeiten benannt, die dem siebenköpfigen
Hochschulrat angehören sollen:
- den Vorstandsvorsitzenden der EWE AG, Dr. Werner Brinker,
- den ehemaligen Generalsekretär der Gesellschaft Deutscher Chemiker
(GDCh), Prof. Dr. Heindirk tom Dieck,
- die Geschäftsführerin der Kunsthalle Emden, Eske Nannen, und
- die Leiterin des Institut for Sprog og Kultur an der Universität
Roskilde (Dänemark) und Hochschulreformerin, Prof. Dr. Karen Sonne
Jakobsen.
Drei weitere Mitglieder des Hochschulrats werden vom Wissenschaftsministerium
benannt.
Der nach dem neuen Niedersächsischen Hochschulgesetz (§ 52 NHG)
vorgesehene Rat wird als Beratungs- und Aufsichtsgremium dienen und eine
wichtige Rolle für die Entwicklung der Universität spielen.
Er berät das Präsidium und den Senat und nimmt Stellung zu den
Entwicklungs- und Wirtschaftsplänen sowie zur Gründung von oder
Beteiligung der Universität an Unternehmen. Außerdem müssen
durch ihn die vom Senat gewählten Mitglieder des Präsidiums
bestätigt werden.