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Hochschulpolitik

Kürzung fällt geringer aus

Schließung von Studiengängen aber nicht vermeidbar / Stellungnahme des Senats

Das niedersächsische Wissenschaftsministerium (MWK) hat die Kürzungsauflage für die Universität Oldenburg auf 2,025 Millionen € bzw. eine Einsparung von 45 Stellenäquivalenten festgelegt. Bis 2005 müssen diese Stellen von der Universität nachgewiesen werden. Dies ist das Ergebnis eines Gesprächs, das Universitätspräsident Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch am 16. September 2003 im Ministerium führte. Es sei ein hartes und sehr emotional geführtes Gespräch gewesen, sagte Grubitzsch danach.

Bis zu diesem Zeitpunkt war das Präsidium von einer Kürzungssumme in Höhe von 2,4 bis 3,6 Millionen € bzw. dem Wegfall von 60 bis 80 Stellenäquivalenten ausgegangen, nachdem die Landesregierung im Juli eine dauerhafte Kürzung der Zuschüsse für die niedersächsischen Hochschulen von 40,65 Millionen € ab dem 1. Januar 2004 beschlossen hatte. Eine Erhöhung dieser Summe auf bis zu 52 Millionen € im Jahr 2005 - als Folge möglicher Mindereinnahmen und Kreditaufnahmen des Landes - scheint derzeit allerdings wahrscheinlich. Damit würde die Diskussion über Standortschließungen neue Nahrung bekommen.

Wie die 2,025 Millionen € von der Universität Oldenburg erbracht werden können und welche Fächer oder Studiengänge betroffen sein werden, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest. Das endgültige Konzept der Universität muss am 30. September in Hannover schriftlich vorliegen.

Das Präsidium hatte im Juli die Vorgaben des MWK zur Kürzung von Stellen in einer Reihe von Fächern überprüft und erste Vorüberlegungen anhand eines Kriterienkatalogs angestellt. Danach wurde ein Stellenabbau vor allem für die Landschaftsökologie, Soziologie, Politikwissenschaft, Psychologie, Sportwissenschaft und die Technische Bildung in den Blick genommen. Das Ministerium ergänzte diese Liste am 16. September um weitere Fächer. Fest steht, dass es eine lineare Mittelreduzierung („Rasenmähermethode“) für alle Bereiche der Hochschule nicht geben wird. In den Augen des Präsidiums käme dies einem „Flächenbrand“ gleich, der der Politik der Profilierung widersprechen würde, so Grubitzsch. Auch Wissenschaftsminister Lutz Stratmann hatte wiederholt angekündigt, dass die Hochschulen ihre Auflagen unter strukturellen Gesichtspunkten erbringen sollten.

Als Gründe für die reduzierte Forderung des Wissenschaftsministeriums an die Universität Oldenburg nannte Grubitzsch gegenüber dem Senat die Anerkennung der Strategiefähigkeit der Hochschule in den letzten Monaten und Jahren. Der Solidarpakt, nach dem zunächst eine Umschichtung von insgesamt 3 Millionen € bis 2010 zu Gunsten des Wissenschaftsbereichs vorgenommen werden sollte, habe in Hannover große Anerkennung gefunden. Diese eigenen Anstrengungen der Profilbildung hätten ebenso wie eine „regionalpolitische Komponente“ dafür gesorgt, die Auflage für die Universität Oldenburg um fast die Hälfte zu reduzieren. Auch die zunehmend bessere Platzierung der Oldenburger Hochschule in den Rankings der Deutschen Forschungsgemeinschaft sei positiv vermerkt worden.

Der Senat der Universität war den Kürzungsabsichten der Landesregierung am 10. September mit einer offiziellen Stellungnahme entgegen getreten. Die Erklärung verweist auf die „katastrophalen Einschnitte in die Leistungsfähigkeit der Hochschulen“ und kritisiert die Bezeichnung „Hochschuloptimierungsplan“ als Ablenkungsversuch. Faktisch gehe es um den Abzug von Geld. Insbesondere die in den 70er Jahren neu gegründeten Universitäten würden hart getroffen, die Nordwestregion wirtschaftlich geschwächt. Ein Abbau von knapp 1000 Stellen in den niedersächsischen Hochschulen werde nicht ohne den Abbau von Forschungskapazitäten und Studienplätzen möglich sein. Dies schädige die Zukunft von Wissenschaft und Forschung in einem Flächenland, dessen wirtschaftliche Wertschöpfung und Arbeitsplätze fast ausschließlich über Wissensproduktion und Innovationspotenziale gesichert werden könnten. Das Gremium betont, dass Profilbildung Substanzerhalt brauche. Das Ziel, die Stärken der Universität auszubauen, sei nicht zu verwirklichen, wenn die dafür vorgesehenen Mittel aus der Hochschule abgezogen werden.

Die drohenden Haushaltskürzungen hatten in der Universität in den vergangenen Wochen für große Unruhe gesorgt. In einer öffentlichen Senatssitzung am 3. September und einer Veranstaltung, zu der die hochschulpolitischen Gruppen am 9. September eingeladen hatten, diskutierten Bedienstete und Studierende intensiv über die Zukunft der Universität Oldenburg. Besonders betroffen reagierte die Fakultät IV Human- und Gesellschaftswissenschaften, da viele der durch das Präsidium in der Blick genommenen Fächer und Studiengänge dort angesiedelt sind. Sowohl eine Personalversammlung am Mittwoch, 1. Oktober, 9.30 Uhr, in der Aula, als auch eine weitere für den Oktober geplante Veranstaltung der hochschulpolitischen Gruppen wird sich mit den Auswirkungen der Kürzungen beschäftigen. Auch aus der Region waren zahlreiche kritische Stimmen, u. a. von Parteien, Politikern, der Wirtschaftlichen Vereinigung Oldenburg - DER KLEINE KREIS e.V., Gewerkschaften, Vereinen, der Stadt Oldenburg und ihren BürgerInnen zu den erwarteten Einschnitten an der Universität Oldenburg zu hören. Der Vorsitzende der Universitätsgesellschaft Oldenburg, Dr. h.c. Peter Waskönig, bezog ebenfalls kritisch Stellung (siehe rechts).

Auch wenn nicht zu erwarten ist, dass das Wissenschaftsministerium die Kürzungsauflage von 40,65 Millionen € für die Hochschulen reduzieren wird, gibt es dennoch leicht positive Signale: Derzeit wird diskutiert, ob das Land einen Teil der zu streichenden Stellen in einem Pool zur Schwerpunktförderung zusammenfasst und zukünftig gezielt in die Hochschulen zurück gibt.

Eine Zukunft für die Jugend der Region

Peter Waskönig* zur Lage der Universität

Die Universitätsesellschaft Oldenburg (UGO) ist sehr besorgt über die Kürzungen, die die Landesregierung der Carl von Ossietzky Universität auferlegen will. Unsere Universität ist eine der vielen betroffenen Institutionen des Landes, das sich in einer außerordentlich schwierigen Lage befindet und handeln muss, um einen Zusammenbruch der Finanzen zu vermeiden.

Wir merken es überall: Das Steueraufkommen schmilzt, die Leistungsfähigkeit von Industrie und Wirtschaft nimmt ab. Versäumnisse der Vergangenheit schlagen jetzt durch. Früher meinten wir, Deutschland sei eine der reichsten und produktivsten Nationen. Jetzt stellen wir fest, dass kaum noch die Rente sicher ist und wir höhere Krankenkassenbeiträge zahlen müssen.

Deutschland hat viele Produktionsstätten durch Subventionen am Leben erhalten. Damit haben wir - wirtschaftlich gesehen - ein Kartenhaus errichtet, das nun zusammenbricht. Um so wichtiger ist, dass wir unseren Blick in die Zukunft richten. Dazu zählt maßgeblich, dass wir den Wert der Wissenschaft erkennen, die angesichts der Konkurrenz aus Asien und Amerika eine herausragende Rolle spielen muss. Deshalb sollte dieser Bereich - trotz der großen Finanzprobleme - massiv gefördert und durch Umstrukturierungen effektiviert werden. Die Carl von Ossietzky Universität ist ein solcher Zukunftsbaustein.

Unsere Universität hat in den vergangenen Jahren viel dafür getan, dem wirtschaftsschwachen Nordwestraum mehr Profil zu geben. Absolventen und junge Wissenschaftler gründeten zahlreiche Unternehmen, und es entstanden sogenannte An-Institute von zum Teil überregionaler Bedeutung. Sie haben für viele neue Arbeitsplätze gesorgt. Auch von Abiturienten wird die Universität immer stärker wahrgenommen. Allein zum Wintersemester haben sich 7.000 junge Menschen in Oldenburg um einen Studienplatz beworben - soviel wie noch nie in der Geschichte der Universität.

Es lohnt sich also, sich für unsere Universität einzusetzen. Die Jugend dieser Region muss die Möglichkeit haben, sich mit einem Studium hoch zu qualifizieren. Das berufliche Leistungsniveau wird maßgeblich mit dafür verantwortlich sein, ob es uns gelingt, unsere Gesellschaft (auch unsere Region) so umzubauen, dass sie konkurrenzfähig bleibt und unser Lebensstandard erhalten wird.

Die Bürger der Region und die Mitglieder der Universitätsgesellschaft sind sehr beunruhigt über das, was der Universität droht. Deshalb müssen wir alle Politiker unseres Raumes drängen, am gleichen Strang zu ziehen und sich für die Carl von Ossietzky Universität stark zu machen - im Interesse der Region und unserer Jugend.

*Dr. h.c. Peter Waskönig ist seit 1995 Vorsitzender der UGO

Kommission für Präsidentenwahl

Eine „Ordnung zur Wahl und Abwahl der Mitglieder des Präsidiums“, die von einer „Arbeitsgruppe zur Einrichtung einer Findungskommission“ erarbeitet worden war, hat der Senat der Universität Oldenburg beschlossen. Die Ordnung sieht eine Findungskommission für die Vorbereitung der Wahl von Mitgliedern des Präsidiums vor, die sich aus vier Mitgliedern des Hochschulrates und je einem Vertreter der vier Statusgruppen der Universität zusammensetzt. Dazu kommen drei beratende Mitglieder: zwei aus der Gruppe der ProfessorInnen sowie ein Vertreter des Niedersächsischen Wissenschaftsministeriums.

Der Senatsbeschluss kam zustande aufgrund von Einsprüchen der MTV-Gruppe und der Studierenden. Sie wandten sich gegen den zunächst mehrheitlich gefassten Beschluss, neben den Mitgliedern des Hochschulrates lediglich drei ProfessorInnen und eine wissenschaftliche MitarbeiterIn stimmberechtigt in die Findungskommission aufzunehmen.

Die Ausschreibung für die Stelle des Präsidenten der Universität Oldenburg ist für den Monat Oktober 2003 geplant. Neben dem gegenwärtigen Amtsinhaber, Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch, hat der Dekan der Fakultät II Informatik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften, Prof. Dr. Uwe Schneidewind, seine Kandidatur angekündigt.

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Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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