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Forschung

Geringere Kosten für Solarzellen angestrebt

EU-Mittel für Existenzgründungen und Kopoperationen

Mit über 770.000 € werden vier neue Projekte an der Universität aus den Töpfen der Europäischen Strukturförderung gefördert. Die vom EU-Büro der Universität unterstützten Vorhaben zielen direkt oder indirekt auf Existenzgründungen in der Region bzw. eine anwendungsorientierte Forschungskooperation. „Über gemeinsame Projekte“, so Gerlinde Walter, Vizepräsidentin für Verwaltung, „wollen wir die regionale Wirtschaft fördern und mehr Arbeitsplätze schaffen“. Die Universität Oldenburg konnte in den vergangenen fünf Jahren für 14 Projekte Drittmittel in Höhe von 3,3 Millionen € einwerben.

Neue Solarzellen

Eine drastische Kostenreduzierung bei der Produktion von Solarzellen - dies ist der Hintergrund für ein Projekt aus dem Bereich Energie- und Halbleiterforschung (Physik, Prof. Dr. Jürgen Parisi). Konkret geht es um die wissenschaftliche Begleitung der industriellen Serienfertigung einer leistungsfähigen Dünnschicht-Solarzelle auf Basis der Chalkopyrit-Halbleiterverbindung (CIS). Gegenüber herkömmlichen Solarzellen auf Siliziumbasis können die Materialkosten der CIS-Dünnschichtsolarmodule in der industriellen Massenfertigung voraussichtlich um mehr als 50 Prozent reduziert werden. Die Kooperation mit dem Oldenburger Ingenieurbüro für Energieplanung, Projekt und Beteiligungsmanagement GmbH (IFE) soll die eher schwach ausgeprägte niedersächsische Wirtschaftstruktur in der Photovoltaik-Technologie stärken und qualifizierte Arbeitsplätze schaffen.

Nützliche Algen

Mikroorganismen wie Bakterien, Pilze und Kieselalgen setzen sich z.B. an Schiffswänden oder Offshore-Plattformen fest und verursachen Schäden im Milliardenbereich. Dagegen werden zurzeit noch Farben eingesetzt, die ab 2008 global verboten werden. Die Alternative: umweltfreundliche Schiffsanstriche, für die Algen aus der Nordsee als Lieferanten dienen. Algen produzieren nämlich gegen Fressfeinde, Bewuchs und Nahrungskonkurrenten unterschiedliche Stoffe, die zur Herstellung von Bioziden genutzt werden könnten. Das Projekt, das u. a. von Jun.-Prof. Dr. Tilmann Harder, Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM), betreut wird, soll zur Gründung eines Unternehmens führen, das sich aus dem Verkauf von Lizenzen und Gewinnbeteiligungen finanziert.

Ortsbasierte Suchmaschine

Das von Prof. Dr. Hans-Jürgen Appelrath betreute Projekt einer ortsbasierten Suche im Internet zielt auf die Entwicklung einer an geografischen Kriterien orientierten Suchmaschine. Sie ist in doppelter Weise für den Markt interessant: Sie kann sowohl für einen eigenen Suchmaschinen-Auftritt im Internet verwendet werden als auch Grundlage für Dienstleistungen sein, die das Unternehmen für Anbieter ortsbasierter Dienste erbringen kann. Das zu gründende Unternehmen wird beide Strategien verfolgen.

Spin-off-Netzwerk

Der Aufbau eines technologieorientierten Spin-off-Netzwerks mit GründerInnen aus der Universität Oldenburg und der Fachhochschule OOW ist Ziel eines Projekts, das von der Technologie Transferstelle und dem Präsidenten der Universität getragen wird. Damit soll die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der von HochschulabsolventInnen gegründeten bzw. übernommenen Unternehmen in Nordwestniedersachsen gestärkt werden. Gerade Neugründungen basieren auf innovativen Forschungs- und Entwicklungsergebnissen an den Hochschulen. Ein Spin-off-Netzwerk kann hier verstärkt Kontakte vermitteln, so dass die jungen Unternehmen z.B. technische oder betriebswirtschaftliche Fragen durch Uni-Angehörige erarbeiten lassen könnten.


Zwerg aus dem Meer kultiviert

Oldenburger Mikrobiologe berichtet im Wissenschaftsmagazin "Nature"

In der neuesten Ausgabe des renommierten Wissenschaftsmagazins „Nature“ (Volume 437 Number 7058) berichtet der Mikrobiologe Dr. Martin Könneke (Foto), Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Paläomikrobiologie am ICBM, über die erfolgreiche Kultivierung der „marinen Crenarchaeota“, eines Bakteriums, das zu den häufigsten in den Ozeanen zählt und bislang als nicht kultivierbar galt.

Ozeane bergen eine ungeheure Vielfalt mikroskopisch kleiner Organismen, die enorme Stoffumsetzungen in den Meeren durchführen und so maßgeblich Einfluss auf das Klima der Erde haben. Durch molekularbiologische Methoden, so der Wissenschaftler, sei es heute möglich, die Vielfalt zu analysieren und sogar einzelne Mikroorganismen zu benennen und ihre Anzahl zu bestimmen. Schwieriger dagegen sei es, gezielt bestimmte Mikroorganismen im Labor zu kultivieren, um Aussagen über ihre Rolle in den Stoffkreisläufen im riesigen Lebensraum Ozean treffen zu können.

In den letzten 13 Jahren hat man herausgefunden, dass eine spezielle Gruppe von Einzellern, die die Wissenschaft als „marine Crenarchaeota“ bezeichnet, ein Drittel der Mikroorganismengemeinschaft repräsentiert und somit einen der häufigsten Zelltypen im Ozean darstellt. Besonders zahlreich treten die marinen Crenarchaeota in den dunklen Ozeantiefen und während der dunklen Wintermonate in den polaren Meeren auf. Trotz vieler Bemühungen war es bisher nicht möglich, das Wachstum der Organismen im Labor anzuregen. Bisher war daher nichts über ihre Lebensweise bekannt, und ihre ökologische Rolle blieb ein Mysterium.

In „Nature“ beschreibt nun Könneke zusammen mit Kollegen von der University of Washington in Seattle, USA, die erfolgreiche Kultivierung dieses marinen Mikroorganismus. Der im Labor von Prof. David A. Stahl in Seattle kultivierte Stamm soll den wissenschaftlichen Namen Nitrosopumilus maritimus tragen, was übersetzt der „Ammonium-oxidierende Zwerg aus dem Meer“ bedeutet. Der Name unterstreiche, so Könneke, die geringe Größe dieses Organismus von nur einem halben Tausendstel Millimeter, der selbst im Vergleich zu den meisten anderen Bakterien als Zwerg erscheine und nur schwer unter dem Lichtmikroskop sichtbar sei.

Durch die erfolgreiche Kultivierung konnten die Autoren aufklären, was Nitrosopumilus maritimus zum Wachsen benötigt und wie dieser Organismus in den kalten nährstoffarmen Bereichen der Ozeane überleben kann. Der Einzeller kann wie eine Pflanze seine Biomasse aus Kohlendioxid aufbauen. Seine Energie, die er zum Wachsen benötigt, gewinnt Nitrosopumilus maritimus durch die Veratmung von im Meerwasser gelöstem Ammonium. Aufgrund dieser Eigenschaften und der Häufigkeit der marinen Crenarchaeota ist davon auszugehen, dass diese einen großen Einfluss auf die Stickstoff- und Kohlenstoffkreisläufe der Erde haben.

www.icbm.de/pmbio


Lange Verhandlungen mit 55 Konfliktparteien

An größtem Mediationsverfahren Europas beteiligt

Unter maßgeblicher Beteiligung des Oldenburger Politologen und Mediators Prof. Dr. Horst Zilleßen (Foto) ist das bisher größte Mediationsverfahren in Europa abgeschlossen worden. Ende Juni wurden im Rathaus von Schwechat fünf Verträge unterzeichnet, die die Konflikte um die geplante dritte Start- und Landebahn des Flughafens Wien-Schwechat lösen und den Bau ermöglichen.

Seit Oktober 2000 versuchten 55 Konfliktparteien, sich in mehreren hundert Sitzungen über die Lage der Piste, Lärmschutzmaßnahmen, lärmmindernde neue An- und Abflugrouten und eine Nachtflugregelung zu verständigen. Darüber hinaus drehten sich die Gespräche um einen Umweltfonds zum finanziellen Ausgleich der Nachteile, die die umliegenden Gemeinden durch die Begrenzung ihrer räumlichen Entwicklung zu tragen haben, sowie um ein regionales Konfliktmanagement, das nach dem erfolgreichen Abschluss der Verträge eingerichtet werden soll. Die Leitung dieses komplexen Mediationsverfahrens hatten neben Zilleßen die Schweizerin Dr. Ursula König und der Prozessprovider Dr. Thomas Prader (Wien).

Die Ergebnisse des Wiener Mediationsverfahrens würden weit über Wien hinaus Bedeutung erlangen, sagte Zilleßen, da sie u.a. beim Lärmschutz neue Maßstäbe setzten, die weit über die bisher gesetzlich vorgeschriebenen Regelungen hinaus gingen. Das werde bei ähnlichen Projekten in den europäischen Nachbarstaaten sicherlich zu erheblichen Diskussionen führen.

Der Vorstand der Flughafen Wien AG hat daher dem Mediationsteam angeboten, gemeinsam das im Verfahren gewonnene Know-how weltweit zu vermarkten. Die Bedeutung, die die Bundesländer Wien und Niederösterreich sowie insbesondere die Flughafen Wien AG dem Mediationsverfahren beigemessen haben, lässt sich auch an dessen Kosten ermessen, die auf mehr als 5 Millionen € geschätzt werden.


Gut besuchter Mikribiologischer Garten

Großer Erfolg für den „Mikrobiologischen Garten“ der Universität: In seiner Ausgabe vom 9. September 2005 weist das Wissenschaftsmagazin „Science“ in der Rubrik NetWatch auf das Internetangebot hin (www.sciencemag.org/netwatch/). Der von Prof. Dr. Heribert Cypionka (Paläomikrobiologie) konzipierte Garten ist so etwas wie ein mikrobiologisches Pendant zu den botanischen und zoologischen Gärten. Das weltweit einzigartige Angebot ermöglicht es, die Vielfalt der Mikroorganismen, Zeugnisse ihrer beeindruckenden Fähigkeiten und spannende Aspekte der aktuellen mikrobiologischen Forschung kennen zu lernen. Mehr als 30.000 Besucher haben sich in den vergangenen zwei Jahren schon in den virtuellen mikrobiologischen Garten der locken lassen. Inzwischen gibt es im Internet mehr als 300 Hinweise auf die Web-Adresse.

www.mikrobiologischer-garten.de und www.microbiological-garden.net

Marktführerschaft

OFFIS mit GO-Kard un Orinoco auf der Überholspur

Zum Marktführer bei Neuverkäufen kardiologischer Informationssysteme ist eine vom Informatikinstitut OFFIS zunächst für das Klinikum Oldenburg entwickelte Software aufgestiegen: GO-Kard (Grafisches Oldenburger Informationssystem für Kardiologie) ist mittlerweile 50 Mal in Kliniken in Deutschland, Österreich und der Schweiz installiert worden. Nun wird, so Dr. Wilfried Thoben, bei OFFIS verantwortlich für die Fortentwicklung des Systems, der weltweite Vertrieb ins Auge gefasst.

GO-Kard steht für ein umfassendes Informationssystem, mit dem sich nicht nur die wichtigsten kardiologischen Verfahren im Herzkatheterlabor, Ultraschall und Kardio-Magnetresonanz dokumentieren lassen, sondern auch Terminplanung, Lagerhaltung und Qualitätssicherung möglich sind. GO-Kard verfügt darüber hinaus über ein integriertes Archiv.

Das Potenzial zur Weltmarktführerschaft ist der Chipvision Design Systems AG, einer Ausgründung von OFFIS, bescheinigt worden. Das Unternehmen wurde bei der „German Tech Tour 2005“ von einer Jury aus Vertretern führender internationaler Risikokapitalgeber aus über 200 Bewerbern als eines der vielversprechendsten und wachstumskräftigsten Start-Up-Unternehmen in Deutschland ausgewählt.

ChipVision hat mit „Orinoco“ eine Software entwickelt, die den Stromverbrauch in chipgesteuerten und batterieabhängigen Geräten wie Notebooks oder Handys um bis zu 90 Prozent senkt. Die Firma hat, so Professor Dr. Wolfgang Nebel, OFFIS-Vorstandsvorsitzender und Aufsichtsratsvorsitzender von ChipVision, beste Aussichten, weiteres Expansionskapital zu bekommen. Er sieht gute Chancen für das Produkt auf den Märkten in den USA, in Europa und Fernost.

www.gokard.de
www.chipvision.com

Leistungszentrum für Forschungsinformation

Probado entwickelt neues Tool für Bibliotheken

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat mit „Probado“ (Prototypischer Betrieb Allgemeiner Dokumente) am Informatikinstitut OFFIS ein neues „Leistungszentrum für Forschungsinformation“ eingerichtet. Es arbeitet an der Entwicklung von Verfahren, mit denen Dokumente, die nicht in Textform vorliegen, wissenschaftlichen Bibliotheken zur Verfügung gestellt werden können.

Jahr für Jahr entstehen mehr als eine Milliarde Gigabyte digitalisierter Informationen; der Löwenanteil besteht aus Bildern, Grafiken, Tönen, Animationen, Filmen und anderen multimedialen Dokumenten. Viele Bibliotheken sind für ihre Verarbeitung nicht eingerichtet, so dass diese Informationen nicht angemessen genutzt werden können.

Zusammen mit den Universitäten Braunschweig und Bonn, der Technischen Informationsbibliothek Hannover und der Bayerischen Staatsbibliothek hat OFFIS das Probado-Konzept erarbeitet. Im letzten Jahr wurde es der DFG vorgestellt, die nun dem Konsortium den Zuschlag erteilte. Die Beteiligten werden in den nächsten fünf Jahren Werkzeuge und Verfahren entwickeln, die es wissenschaftlichen Bibliotheken erlauben, mit multimedialen Daten ebenso selbstverständlich umzugehen wie mit Büchern oder Zeitschriften.

Mit Probado konnte das zweite DFG-Leistungszentrum nach Oldenburg geholt werden. Bereits seit einem Jahr besteht an der Universität mit „i³-sic!“ ein Zentrum zur Einführung eines integrierten Informationsmanagements. Oldenburg ist der einzige Standort mit zwei solchen Zentren. Für Prof. Dr. Hans-Jürgen Appelrath, wissenschaftlicher Leiter von Probado, ist die Bewilligung „ein toller Erfolg und ein hohes Lob aus berufenem Munde“. OFFIS hat die Koordination des Leistungszentrums und trägt die fachliche Verantwortung für den Bereich multimediale Lernmaterialien. Insgesamt 2,5 Millionen € stehen für Probado zur Verfügung, davon fließen 500.000 € an OFFIS.

www.probado.de

Auf Wachstumskurs

Hörzentrum: Am 28. Oktober Tag der offenen Tür

Ganze zweieinhalb Jahre nach seiner Einweihung musste das Haus des Hörens im Oldenburger Technologie- und Innovationspark bereits baulich erweitert werden, um dem kontinuierlich gestiegenen Interesse an wissenschaftlichen Analysen sowie audiologischen Produkten und Dienstleistungen räumlich und personell gerecht werden zu können. Auf dem Dach des modernen Neubaus sind neue Räumlichkeiten entstanden, die Platz für zwölf WissenschaftlerInnen bieten und im Juli 2005 feierlich eingeweiht wurden. „Wir sind sehr froh“, so Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier, Gründer und Wissenschaftlicher Leiter des Hörzentrums, „dass die Erweiterung unseres Gebäudes dank der Finanzierung des Niedersächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kultur so schnell verwirklicht werden konnte.“

Im Haus des Hörens befinden sich mit der Abteilung Medizinische Physik der Universität Oldenburg, der HörTech gGmbH sowie einem Teil des Instituts „Hörtechnik und Audiologie“ der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven auch alle weiteren Institutionen der Oldenburger Hörforschung unter einem Dach.

Mit einer positiven Bilanz konnte HörTech, das Kompetenzzentrum für Hörgeräte-Systemtechnik, sein Weiterbildungsjahr Herbst 2004 bis Sommer 2005 abschließen. Die Schulungen zu Themen wie Hörgeräte-Anpassung bei Kindern, Raumakustik, audiometrische Aspekte etc. wurden von Interessenten aus der gesamten Republik besucht. Damit auch andere, große wie kleine Hör-Interessierte einen Blick hinter die Kulissen werfen und sich aus erster Hand informieren können, laden die Hörforscher am Freitag, 28. Oktober 2005, 9.00 bis 17.00 Uhr, zu einem Tag der offenen Tür ins Haus des Hörens ein.

Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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