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Forschung
- Geringere Kosten für
Solarzellen angestrebt
EU-Mittel für Existenzgründungen und Kopoperationen
- Zwerg aus dem Meer kultiviert
Oldenburger Mikrobiologe berichtet im Wissenschaftsmagazin "Nature" - Lange
Verhandlungen mit 55 Konfliktparteien
An größtem Mediationsverfahren Europas beteiligt - Gut besuchter Mikrobiologischer Garten
- Marktführerschaft
OFFIS mit GO-Kard und Orinoco auf der Überholspur - Leistungszentrum für
Forschungsinformation
Probado entwickelt neues Tool für Bibliotheken - Auf
Wachstumskurs
Hörzentrum: Am 28. Oktober Tag der offenen Tür
Geringere
Kosten für Solarzellen angestrebt
EU-Mittel für
Existenzgründungen und Kopoperationen
Mit über 770.000 €
werden vier neue Projekte an der Universität aus den Töpfen der Europäischen
Strukturförderung gefördert. Die vom EU-Büro der Universität
unterstützten Vorhaben zielen direkt oder indirekt auf Existenzgründungen
in der Region bzw. eine anwendungsorientierte Forschungskooperation. Über
gemeinsame Projekte, so Gerlinde Walter, Vizepräsidentin für Verwaltung,
wollen wir die regionale Wirtschaft fördern und mehr Arbeitsplätze
schaffen. Die Universität Oldenburg konnte in den vergangenen fünf
Jahren für 14 Projekte Drittmittel in Höhe von 3,3 Millionen €
einwerben.
Neue Solarzellen
Eine drastische Kostenreduzierung
bei der Produktion von Solarzellen - dies ist der Hintergrund für ein Projekt
aus dem Bereich Energie- und Halbleiterforschung (Physik, Prof. Dr. Jürgen
Parisi). Konkret geht es um die wissenschaftliche Begleitung der industriellen
Serienfertigung einer leistungsfähigen Dünnschicht-Solarzelle auf Basis
der Chalkopyrit-Halbleiterverbindung (CIS). Gegenüber herkömmlichen
Solarzellen auf Siliziumbasis können die Materialkosten der CIS-Dünnschichtsolarmodule
in der industriellen Massenfertigung voraussichtlich um mehr als 50 Prozent reduziert
werden. Die Kooperation mit dem Oldenburger Ingenieurbüro für Energieplanung,
Projekt und Beteiligungsmanagement GmbH (IFE) soll die eher schwach ausgeprägte
niedersächsische Wirtschaftstruktur in der Photovoltaik-Technologie stärken
und qualifizierte Arbeitsplätze schaffen.
Nützliche Algen
Mikroorganismen
wie Bakterien, Pilze und Kieselalgen setzen sich z.B. an Schiffswänden oder
Offshore-Plattformen fest und verursachen Schäden im Milliardenbereich. Dagegen
werden zurzeit noch Farben eingesetzt, die ab 2008 global verboten werden. Die
Alternative: umweltfreundliche Schiffsanstriche, für die Algen aus der Nordsee
als Lieferanten dienen. Algen produzieren nämlich gegen Fressfeinde, Bewuchs
und Nahrungskonkurrenten unterschiedliche Stoffe, die zur Herstellung von Bioziden
genutzt werden könnten. Das Projekt, das u. a. von Jun.-Prof. Dr. Tilmann
Harder, Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM), betreut wird,
soll zur Gründung eines Unternehmens führen, das sich aus dem Verkauf
von Lizenzen und Gewinnbeteiligungen finanziert.
Ortsbasierte Suchmaschine
Das
von Prof. Dr. Hans-Jürgen Appelrath betreute Projekt einer ortsbasierten
Suche im Internet zielt auf die Entwicklung einer an geografischen Kriterien orientierten
Suchmaschine. Sie ist in doppelter Weise für den Markt interessant: Sie kann
sowohl für einen eigenen Suchmaschinen-Auftritt im Internet verwendet werden
als auch Grundlage für Dienstleistungen sein, die das Unternehmen für
Anbieter ortsbasierter Dienste erbringen kann. Das zu gründende Unternehmen
wird beide Strategien verfolgen.
Spin-off-Netzwerk
Der Aufbau
eines technologieorientierten Spin-off-Netzwerks mit GründerInnen aus der
Universität Oldenburg und der Fachhochschule OOW ist Ziel eines Projekts,
das von der Technologie Transferstelle und dem Präsidenten der Universität
getragen wird. Damit soll die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit der von
HochschulabsolventInnen gegründeten bzw. übernommenen Unternehmen in
Nordwestniedersachsen gestärkt werden. Gerade Neugründungen basieren
auf innovativen Forschungs- und Entwicklungsergebnissen an den Hochschulen. Ein
Spin-off-Netzwerk kann hier verstärkt Kontakte vermitteln, so dass die jungen
Unternehmen z.B. technische oder betriebswirtschaftliche Fragen durch Uni-Angehörige
erarbeiten lassen könnten.
Zwerg
aus dem Meer kultiviert
Oldenburger Mikrobiologe berichtet im Wissenschaftsmagazin
"Nature"
In
der neuesten Ausgabe des renommierten Wissenschaftsmagazins Nature
(Volume 437 Number 7058) berichtet der Mikrobiologe Dr. Martin Könneke (Foto),
Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Arbeitsgruppe Paläomikrobiologie am
ICBM, über die erfolgreiche Kultivierung der marinen Crenarchaeota,
eines Bakteriums, das zu den häufigsten in den Ozeanen zählt und bislang
als nicht kultivierbar galt.
Ozeane bergen eine ungeheure Vielfalt mikroskopisch
kleiner Organismen, die enorme Stoffumsetzungen in den Meeren durchführen
und so maßgeblich Einfluss auf das Klima der Erde haben. Durch molekularbiologische
Methoden, so der Wissenschaftler, sei es heute möglich, die Vielfalt zu analysieren
und sogar einzelne Mikroorganismen zu benennen und ihre Anzahl zu bestimmen. Schwieriger
dagegen sei es, gezielt bestimmte Mikroorganismen im Labor zu kultivieren, um
Aussagen über ihre Rolle in den Stoffkreisläufen im riesigen Lebensraum
Ozean treffen zu können.
In den letzten 13 Jahren hat man herausgefunden,
dass eine spezielle Gruppe von Einzellern, die die Wissenschaft als marine
Crenarchaeota bezeichnet, ein Drittel der Mikroorganismengemeinschaft repräsentiert
und somit einen der häufigsten Zelltypen im Ozean darstellt. Besonders zahlreich
treten die marinen Crenarchaeota in den dunklen Ozeantiefen und während der
dunklen Wintermonate in den polaren Meeren auf. Trotz vieler Bemühungen war
es bisher nicht möglich, das Wachstum der Organismen im Labor anzuregen.
Bisher war daher nichts über ihre Lebensweise bekannt, und ihre ökologische
Rolle blieb ein Mysterium.
In Nature beschreibt nun Könneke
zusammen mit Kollegen von der University of Washington in Seattle, USA, die erfolgreiche
Kultivierung dieses marinen Mikroorganismus. Der im Labor von Prof. David A. Stahl
in Seattle kultivierte Stamm soll den wissenschaftlichen Namen Nitrosopumilus
maritimus tragen, was übersetzt der Ammonium-oxidierende Zwerg aus
dem Meer bedeutet. Der Name unterstreiche, so Könneke, die geringe
Größe dieses Organismus von nur einem halben Tausendstel Millimeter,
der selbst im Vergleich zu den meisten anderen Bakterien als Zwerg erscheine und
nur schwer unter dem Lichtmikroskop sichtbar sei.
Durch die erfolgreiche
Kultivierung konnten die Autoren aufklären, was Nitrosopumilus maritimus
zum Wachsen benötigt und wie dieser Organismus in den kalten nährstoffarmen
Bereichen der Ozeane überleben kann. Der Einzeller kann wie eine Pflanze
seine Biomasse aus Kohlendioxid aufbauen. Seine Energie, die er zum Wachsen benötigt,
gewinnt Nitrosopumilus maritimus durch die Veratmung von im Meerwasser gelöstem
Ammonium. Aufgrund dieser Eigenschaften und der Häufigkeit der marinen Crenarchaeota
ist davon auszugehen, dass diese einen großen Einfluss auf die Stickstoff-
und Kohlenstoffkreisläufe der Erde haben.
www.icbm.de/pmbio
Lange
Verhandlungen mit 55 Konfliktparteien
An größtem Mediationsverfahren
Europas beteiligt
Unter
maßgeblicher Beteiligung des Oldenburger Politologen und Mediators Prof.
Dr. Horst Zilleßen (Foto) ist das bisher größte Mediationsverfahren
in Europa abgeschlossen worden. Ende Juni wurden im Rathaus von Schwechat fünf
Verträge unterzeichnet, die die Konflikte um die geplante dritte Start- und
Landebahn des Flughafens Wien-Schwechat lösen und den Bau ermöglichen.
Seit
Oktober 2000 versuchten 55 Konfliktparteien, sich in mehreren hundert Sitzungen
über die Lage der Piste, Lärmschutzmaßnahmen, lärmmindernde
neue An- und Abflugrouten und eine Nachtflugregelung zu verständigen. Darüber
hinaus drehten sich die Gespräche um einen Umweltfonds zum finanziellen Ausgleich
der Nachteile, die die umliegenden Gemeinden durch die Begrenzung ihrer räumlichen
Entwicklung zu tragen haben, sowie um ein regionales Konfliktmanagement, das nach
dem erfolgreichen Abschluss der Verträge eingerichtet werden soll. Die Leitung
dieses komplexen Mediationsverfahrens hatten neben Zilleßen die Schweizerin
Dr. Ursula König und der Prozessprovider Dr. Thomas Prader (Wien).
Die
Ergebnisse des Wiener Mediationsverfahrens würden weit über Wien hinaus
Bedeutung erlangen, sagte Zilleßen, da sie u.a. beim Lärmschutz neue
Maßstäbe setzten, die weit über die bisher gesetzlich vorgeschriebenen
Regelungen hinaus gingen. Das werde bei ähnlichen Projekten in den europäischen
Nachbarstaaten sicherlich zu erheblichen Diskussionen führen.
Der
Vorstand der Flughafen Wien AG hat daher dem Mediationsteam angeboten, gemeinsam
das im Verfahren gewonnene Know-how weltweit zu vermarkten. Die Bedeutung, die
die Bundesländer Wien und Niederösterreich sowie insbesondere die Flughafen
Wien AG dem Mediationsverfahren beigemessen haben, lässt sich auch an dessen
Kosten ermessen, die auf mehr als 5 Millionen € geschätzt werden.
Gut
besuchter Mikribiologischer Garten
Großer
Erfolg für den Mikrobiologischen Garten der Universität:
In seiner Ausgabe vom 9. September 2005 weist das Wissenschaftsmagazin Science
in der Rubrik NetWatch auf das Internetangebot hin (www.sciencemag.org/netwatch/).
Der von Prof. Dr. Heribert Cypionka (Paläomikrobiologie) konzipierte Garten
ist so etwas wie ein mikrobiologisches Pendant zu den botanischen und zoologischen
Gärten. Das weltweit einzigartige Angebot ermöglicht es, die Vielfalt
der Mikroorganismen, Zeugnisse ihrer beeindruckenden Fähigkeiten und spannende
Aspekte der aktuellen mikrobiologischen Forschung kennen zu lernen. Mehr als 30.000
Besucher haben sich in den vergangenen zwei Jahren schon in den virtuellen mikrobiologischen
Garten der locken lassen. Inzwischen gibt es im Internet mehr als 300 Hinweise
auf die Web-Adresse.
www.mikrobiologischer-garten.de
und www.microbiological-garden.net
Marktführerschaft
OFFIS mit GO-Kard un Orinoco
auf der Überholspur
Zum
Marktführer bei Neuverkäufen kardiologischer Informationssysteme ist
eine vom Informatikinstitut OFFIS zunächst für das Klinikum Oldenburg
entwickelte Software aufgestiegen: GO-Kard (Grafisches Oldenburger Informationssystem
für Kardiologie) ist mittlerweile 50 Mal in Kliniken in Deutschland, Österreich
und der Schweiz installiert worden. Nun wird, so Dr. Wilfried Thoben, bei OFFIS
verantwortlich für die Fortentwicklung des Systems, der weltweite Vertrieb
ins Auge gefasst.
GO-Kard steht für ein umfassendes Informationssystem,
mit dem sich nicht nur die wichtigsten kardiologischen Verfahren im Herzkatheterlabor,
Ultraschall und Kardio-Magnetresonanz dokumentieren lassen, sondern auch Terminplanung,
Lagerhaltung und Qualitätssicherung möglich sind. GO-Kard verfügt
darüber hinaus über ein integriertes Archiv.
Das Potenzial zur
Weltmarktführerschaft ist der Chipvision Design Systems AG, einer Ausgründung
von OFFIS, bescheinigt worden. Das Unternehmen wurde bei der German Tech
Tour 2005 von einer Jury aus Vertretern führender internationaler Risikokapitalgeber
aus über 200 Bewerbern als eines der vielversprechendsten und wachstumskräftigsten
Start-Up-Unternehmen in Deutschland ausgewählt.
ChipVision hat mit
Orinoco eine Software entwickelt, die den Stromverbrauch in chipgesteuerten
und batterieabhängigen Geräten wie Notebooks oder Handys um bis zu 90
Prozent senkt. Die Firma hat, so Professor Dr. Wolfgang Nebel, OFFIS-Vorstandsvorsitzender
und Aufsichtsratsvorsitzender von ChipVision, beste Aussichten, weiteres Expansionskapital
zu bekommen. Er sieht gute Chancen für das Produkt auf den Märkten in
den USA, in Europa und Fernost.
www.gokard.de
www.chipvision.com
Leistungszentrum für Forschungsinformation
Probado entwickelt neues Tool für
Bibliotheken
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat mit Probado
(Prototypischer Betrieb Allgemeiner Dokumente) am Informatikinstitut OFFIS ein
neues Leistungszentrum für Forschungsinformation eingerichtet.
Es arbeitet an der Entwicklung von Verfahren, mit denen Dokumente, die nicht in
Textform vorliegen, wissenschaftlichen Bibliotheken zur Verfügung gestellt
werden können.
Jahr für Jahr entstehen mehr als eine Milliarde
Gigabyte digitalisierter Informationen; der Löwenanteil besteht aus Bildern,
Grafiken, Tönen, Animationen, Filmen und anderen multimedialen Dokumenten.
Viele Bibliotheken sind für ihre Verarbeitung nicht eingerichtet, so dass
diese Informationen nicht angemessen genutzt werden können.
Zusammen
mit den Universitäten Braunschweig und Bonn, der Technischen Informationsbibliothek
Hannover und der Bayerischen Staatsbibliothek hat OFFIS das Probado-Konzept erarbeitet.
Im letzten Jahr wurde es der DFG vorgestellt, die nun dem Konsortium den Zuschlag
erteilte. Die Beteiligten werden in den nächsten fünf Jahren Werkzeuge
und Verfahren entwickeln, die es wissenschaftlichen Bibliotheken erlauben, mit
multimedialen Daten ebenso selbstverständlich umzugehen wie mit Büchern
oder Zeitschriften.
Mit Probado konnte das zweite DFG-Leistungszentrum
nach Oldenburg geholt werden. Bereits seit einem Jahr besteht an der Universität
mit i³-sic! ein Zentrum zur Einführung eines integrierten
Informationsmanagements. Oldenburg ist der einzige Standort mit zwei solchen Zentren.
Für Prof. Dr. Hans-Jürgen Appelrath, wissenschaftlicher Leiter von Probado,
ist die Bewilligung ein toller Erfolg und ein hohes Lob aus berufenem Munde.
OFFIS hat die Koordination des Leistungszentrums und trägt die fachliche
Verantwortung für den Bereich multimediale Lernmaterialien. Insgesamt 2,5
Millionen € stehen für Probado zur Verfügung, davon fließen
500.000 € an OFFIS.
www.probado.de
Auf Wachstumskurs
Hörzentrum: Am 28. Oktober Tag der offenen Tür
Ganze
zweieinhalb Jahre nach seiner Einweihung musste das Haus des Hörens im Oldenburger
Technologie- und Innovationspark bereits baulich erweitert werden, um dem kontinuierlich
gestiegenen Interesse an wissenschaftlichen Analysen sowie audiologischen Produkten
und Dienstleistungen räumlich und personell gerecht werden zu können.
Auf dem Dach des modernen Neubaus sind neue Räumlichkeiten entstanden, die
Platz für zwölf WissenschaftlerInnen bieten und im Juli 2005 feierlich
eingeweiht wurden. Wir sind sehr froh, so Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier,
Gründer und Wissenschaftlicher Leiter des Hörzentrums, dass die
Erweiterung unseres Gebäudes dank der Finanzierung des Niedersächsischen
Ministeriums für Wissenschaft und Kultur so schnell verwirklicht werden konnte.
Im
Haus des Hörens befinden sich mit der Abteilung Medizinische Physik der Universität
Oldenburg, der HörTech gGmbH sowie einem Teil des Instituts Hörtechnik
und Audiologie der Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven auch
alle weiteren Institutionen der Oldenburger Hörforschung unter einem Dach.
Mit einer positiven Bilanz konnte HörTech, das Kompetenzzentrum für
Hörgeräte-Systemtechnik, sein Weiterbildungsjahr Herbst 2004 bis Sommer
2005 abschließen. Die Schulungen zu Themen wie Hörgeräte-Anpassung
bei Kindern, Raumakustik, audiometrische Aspekte etc. wurden von Interessenten
aus der gesamten Republik besucht. Damit auch andere, große wie kleine Hör-Interessierte
einen Blick hinter die Kulissen werfen und sich aus erster Hand informieren können,
laden die Hörforscher am Freitag, 28. Oktober 2005, 9.00 bis 17.00 Uhr, zu
einem Tag der offenen Tür ins Haus des Hörens ein.