Hochschulzeitung UNI-INFO
Kontakt
Hochschulzeitung UNI-INFO
"Klare Botschaft, in welche Richtung die Reise geht"
Ralf Grüttemeier über die erste Zielvereinbarung
In
vier Jahren eine konkurrenzfähige Fakultät: Dekan Ralf Grüttemeier
und Präsident Uwe SChneidewind. |
Sie ist eine Art Pilotprojekt: die Zielvereinbarung zwischen dem Präsidium und der Fakultät III Sprach- und Kulturwissenschaften. Die Vereinbarung ist die erste nach der Verabschiedung des Leitbilds, das die Ziele der Universität bis 2010 beschreibt. Ein Interview mit Dekan Prof. Dr. Ralf Grüttemeier über den Abstimmungsprozess in der Fakultät:
UNI-INFO: Herr Grüttemeier,
die erste Zielvereinbarung, die sich am neuen Leitbild orientiert, ist abgeschlossen.
Ein schwieriger Prozess in der Fakultät?
GRÜTTEMEIER: Wir haben
das in einem Dreistufenmodell umgesetzt. Das Dekanat hat einen Vorschlag in den
Fakultätsrat eingebracht, und von dort ist er in die Institute bzw. Seminare
gegangen. In der zweiten Stufe haben wir mit den Organisationseinheiten intensive
Gespräche geführt, die zum Teil kontrovers waren, aber immer konstruktiv
verlaufen sind. Aufgrund dieser Gespräche wurde die erste Fassung überarbeitet
und dem Fakultätsrat vorgelegt. Dies war die dritte Stufe, die noch einmal
zu kleineren Änderungen geführt hat. Alle Schritte wurden natürlich
in engem Kontakt mit dem Präsidium vollzogen.
UNI-INFO: Hat es großen
Widerstand gegeben?
GRÜTTEMEIER: So würde ich das nicht nennen.
Aber es gab schon Hürden, die für manchen schwierig zu nehmen waren.
Um zu erreichen, dass jede Professur mindestens eine halbe Mitarbeiterstelle bekommt,
müssen wir auch Professorenstellen umwandeln. Zu diesem Punkt mussten wir
intensive Gespräche führen. Und es wird auch nicht leicht werden, wenn
wir in der Forschung darauf achten müssen, dass intensiver zusammengearbeitet
wird, um ein deutlicheres Profil zu finden und größere Forschungsprojekte
beantragen zu können. Das hat es bisher so nicht gegeben. Und dennoch hat
der Fakultätsrat die Zielvereinbarung, die ja gleichzeitig ein Strukturplan
ist, einstimmig verabschiedet.
UNI-INFO: Wie hoch schätzen Sie die
Verbindlichkeit tatsächlich ein?
GRÜTTEMEIER: Ich denke, dass
man da wiederum die beiden Ebenen der personellen Ressourcen von denen der Forschungscluster
unterscheiden muss. Ich glaube, dass die Verbindlichkeit auf der Ebene der personellen
Ressourcen sehr hoch ist. Die Ausstattung der Professuren mit mindestens einer
halben Mitarbeiterstelle wird gewährleistet. Die geplanten Umwandlungen von
Stellen werden stattfinden.
UNI-INFO: Problematischer wird es voraussichtlich
bei der in der Zielvereinbarung vorgesehenen Bildung von Forschungsclustern sein,
die zur Beantragung eines Graduiertenkollegs oder einer Forschergruppe führen
soll.
GRÜTTEMEIER: Wir müssen in stärkerem Maße neben
der in den Geisteswissenschaften unverzichtbaren und immer grundlegenden Einzelexzellenz
auch Forschungscluster bilden. Das heißt, wir müssen uns mehr aufeinander
abstimmen, was für manche Wissenschaftler ein Umdenken und eine andere Art
zu forschen erfordert.
UNI-INFO: In welche Richtung könnte ein Graduiertenkolleg
oder eine Forschergruppe inhaltlich gehen?
GRÜTTEMEIER: Das kann man
jetzt noch nicht wirklich sagen. Das wird auch von den Neuberufungen abhängen.
Wir haben Institute, die in den nächsten Jahren komplett die Professoren
auswechseln, und da muss der Raum für Diskussionen darüber sein, in
welche Richtung es gehen kann. An dieser Stelle muss man sicher den Bereich Genderstudies
nennen - ein Bereich, der nicht nur den einzigen existierenden Promotionsstudiengang
unserer Fakultät vorweisen kann, sondern auch in allen Seminaren und Instituten
Kooperationspartner finden kann. Darüber hinaus gibt es auch im Bereich der
Kulturwissenschaften erste Konturen von gemeinsamen Projekten, die sich mit der
Zeit um die Jahrhundertwende befassen und unter der Frage Change of Paradigm?
die Konstitution von Modernität in der Literatur untersuchen. Hier gibt es
bereits erste Drittmittelerfolge und eine enge Kooperation mit unserer Partneruniversität
in Groningen.
UNI-INFO: Das im vergangenen Sommer verabschiedete Leitbild
ist von manchen in der Universität als Hülle wahrgenommen worden. Beginnt
sich die Hülle zu füllen?
GRÜTTEMEIER: Auf jeden Fall. In
unserer Fakultät ist das Leitbild immer sehr ernst genommen und als klare
Botschaft des Präsidiums gesehen worden, in welche Richtung die Reise dieser
Universität gehen soll. Wir haben dabei aber deutlich gemacht: Dieses Leitbild
muss Raum für geisteswissenschaftliche Forschung bieten, die - anders als
es das Leitbild in seinen ersten Fassungen vorsah - immer auch die Einzelexzellenz
erlaubt, die individuelle Forschung in Form von Monografien, Aufsätzen u.ä.
Auf dieser Grundlage und der gleichzeitig stärkeren Bereitschaft von Wissenschaftlern
zusammen zu arbeiten können wir die Weichen so stellen, dass wir in vier
oder fünf Jahren Großforschungsprojekte bilden können. Und genau
diese Weichenstellung ist hier im Sinne des Leitbilds erfolgt. Wir werden uns
besser als zuvor der Konkurrenz stellen können.