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Studium & Lehre
- Wo bleiben die
Studienbeiträge?
Sieben Millionen Euro sind zu verteilen / Erste Vorschläge des Präsidiums stoßen im Senat auf Kritik
- "Hallo,
Herr Polgar, leben Sie noch?"
Olympiasegler Polgar studiert "BWL für Spitzensportler" in Oldenburg - Exzellente
Studierende
Nicht nur Leistung, auch Engagement wird belohnt - Erfolg
für Frisbeemannschaft
- Ressourcen der Alten
UNESCO-Auszeichnung für "Senior-Professor-Service"
Wo
bleiben die Studienbeiträge?
Sieben Millionen Euro sind zu verteilen
/ Erste Vorschläge des Präsidiums stoßen im Senat auf Kritik
Die Einführung von Studienbeiträgen rückt näher: Im
Wintersemester 2006/07 müssen StudienanfängerInnen an niedersächsischen
Hochschulen erstmals 500 € zahlen, ab Sommersemester 2007 zahlen alle Studierenden
diesen Betrag pro Semester. Die Hochschulen sollen die Beiträge zweckgebunden
für eine gezielte Verbesserung der Studienbedingungen einsetzen.
Für
die Universität Oldenburg bedeuten die Studienbeiträge Einnahmen im
einstelligen Millionenbereich. Wir rechnen damit, dass wir eine Summe von
rund 7 Mio. € zusätzlich investieren können. Fakt ist aber, dass
wir durch die vielen Kürzungsrunden in der Vergangenheit zwar reichlich Erfahrungen
mit schmerzlichen Einsparungen haben, nicht aber mit der Vergabe zusätzlicher
Einnahmen, erläuterte Universitätspräsident Prof. Dr. Uwe
Schneidewind in der Senatssitzung am 5. April 2006. Gefordert seien klare Kriterien
für die Verwendung der Beiträge und objektivierte Verfahren zur Verbesserung
von Studium und Lehre. Das Präsidium verstehe die Studienbeiträge auch
als Katalysator für strukturelle Veränderungen vor dem Hintergrund
des Leitbilds, sagte Schneidewind.
Kontrovers diskutiert wurde im
Senat der Präsidiumsvorschlag zur Vergabesystematik der Gelder. Demnach sollen
25 Prozent der Studienbeiträge direkt in die Fakultäten fließen
und für weitere 25 Prozent übernimmt die Vizepräsidentin für
Lehre die Koordination der Vergabe. Die übrigen 50 Prozent sollen über
ein zentrales Vergabesystem unter Koordination des Präsidenten vergeben werden.
Denkbar ist nach Schneidewind auch, dass ein Teil der Studienbeiträge direkt
in einen Innovationspool fließt.
Kritik an dem Vergabesystem kam
vor allem aus den Reihen der Fakultäten, die auf Grund ihrer Verantwortung
für Studium und Lehre sich selbst als erste Instanz für die Vergabe
der Mittel sehen.
Wie ein Vergabesystem für die zentral verwalteten
Studienbeiträge aussehen könnte, soll im Auftrag des Präsidiums
ein Kernteam Studienbeitragsverwendung in enger Rückkopplung
mit der Universität erarbeiten - begleitet durch ein professionelles Projektmanagement.
Die Leitung des Projekts übernimmt Schneidewind selbst. Ziel ist es, Ende
2007 über ein zentrales Vergabesystem zu verfügen, das aus einem Ausschreibungs-
und Auswahlverfahren, einer nachvollziehbaren Vergabesystematik und einem Controlling
besteht. Das Vergabesystem soll zu einer messbaren Verbesserung der Studienbedingungen
beitragen und in den Regelbetrieb übergehen. Meilensteine auf diesem Weg
werden drei Qualitätssicherungsprüfungen sein: Nach der ersten Anwendung
des Systems auf die Studienbeiträge des Wintersemesters 2006/07 folgt eine
Evaluation und Überarbeitung. Auch die zweite und dritte Anwendung im Sommersemester
2007 bzw. Wintersemester 2007/08 werden jeweils evaluiert, um weitere Optimierungen
bis zum 31.12.2007 vorzunehmen.
"Hallo,
Herr Polgar, leben Sie noch?"
Olympiasegler Polgar studiert "BWL
für Spitzensportler" in Oldenburg
"Im Sport lernt man einfach, auf ein Ziel hinzuarbeiten": Johannes Polgar (r.) mit Teamkollege Florian Spalteholz. |
Betriebswirtschaftslehre
für Spitzensportler/innen (B.A.) heißt ein internetgestützter
Studiengang, den die Universität Oldenburg seit dem Wintersemester 2004/05
anbietet. Damit haben Leistungssportler-Innen die Chance, parallel zum sportlichen
Engagement einen Universitätsabschluss zu erwerben, um sich Berufsperspektiven
für die Zeit danach zu eröffnen. Johannes Polgar (28) ist
Segler im deutschen Olympiakader und gehört zu den ersten, die dieses Angebot
nutzen. UNI-INFO sprach mit ihm über seine Sportkarriere und seine Erfahrungen
mit dem Studiengang.
UNI-INFO: Herr Polgar, seit wann sind Sie Segler
im deutschen Olympiakader?
POLGAR: Ich bin mit 16 Jahren an den Olympiastützpunkt
in Kiel berufen worden. Erst war ich im Nachwuchskader, in dem man kontinuierlich
Richtung Olympia aufgebaut wird, und seit etwa fünf Jahren gehöre ich
zum Olympiakader. Ich segle in der olympischen Tornadoklasse, das ist die schnellste
Bootsklasse. Kiel ist inzwischen meine richtige Heimat, obwohl ich
ursprünglich aus Olpe im Sauerland komme.
UNI-INFO: Wie kommt ein
Sauerländer zum Segeln?
POLGAR: Auf einem Umweg. Zunächst war
ich Schwimmer, habe dann aber mit 11 Jahren einen Segelkurs gemacht und bin an
dieser Sportart hängen geblieben.
UNI-INFO: Wofür trainieren
Sie aktuell?
POLGAR: Mein Teamkollege Florian Spalteholz und ich - er ist
Vorschooter, ich bin Steuermann - bereiten uns gerade auf die World Cups in Südfrankreich,
Spanien und Holland vor. Außerdem auf ein Heimspiel, die Europameisterschaften
während der Travemünder Woche. Und dann natürlich auf die Olympiade,
die 2008 in Qingdao (China) stattfindet. Wir werden schon jetzt im August unsere
ersten vorolympischen Rennen dort haben.
UNI-INFO: Das klingt nach einem
vollen Terminplan. Trotzdem studieren Sie seit drei Semestern BWL in Oldenburg.
Wie kam es dazu?
POLGAR: Durch den Olympiastützpunkt in Kiel sind
wir ja sehr eng verwurzelt mit der norddeutschen Region. Und als die Oldenburger
Windsurferin Amelie Lux 2000 in Sydney die Silbermedaille gewann, ist natürlich
auch ein großes Augenmerk auf Oldenburg gefallen. Dank der Uni und der EWE
ist unter Mitarbeit von Sportlern der Studiengang in Oldenburg entstanden. Für
mich und für viele andere Sportler ist das fast die einzige Möglichkeit
zu studieren.
UNI-INFO: Im Vergleich zu Ihrem Sport ist BWL ja eher ein
trockenes Thema. Was reizt Sie daran?
POLGAR: Also, trocken im Vergleich
zum Segeln: ja. Aber nicht trocken im Vergleich zu meinem vorherigen Jura-studium
in Kiel. Der Sport konfrontiert uns jeden Tag mit betriebswirtschaftlichen Aufgaben.
Wir müssen ständig unsere Leistung optimieren und versuchen, aus den
gegebenen Möglichkeiten das Beste zu machen. Und das in einer Sportart, in
der wir selber unsere Partner und Sponsoren akquirieren, die logistische Planung
übernehmen und das Team koordinieren müssen. Darin haben wir zwar Erfahrung,
uns fehlt aber oft das Handwerkszeug. Das bekommen wir in Oldenburg vermittelt.
UNI-INFO:
Sehen Sie Ihre berufliche Zukunft eher im Sportmanagement oder im Unternehmensmanagement?
Beide Schwerpunkte sind ja möglich.
POLGAR: Auf jedem Fall im Unternehmen.
Ich könnte mir vorstellen, zunächst einmal Tätigkeiten auszuüben,
die noch eng mit dem Sport verbunden sind. Aber ich hoffe, dass ich mehr und mehr
den Übergang schaffen kann ins eigentliche unternehmerische Handeln.
UNI-INFO:
Welche Studieninhalte sind Ihnen besonders wichtig?
POLGAR: Alles rund
um Marketing und Management. Das fällt mir auch relativ leicht, weil es zum
täglichen Geschäft gehört. Neue Sachen sind aber natürlich
auch interessant. Zum Beispiel hatten wir jetzt das Thema Bilanzierung und haben
uns mit einer Bilanzanalyse bei Porsche beschäftigt. Das war am Anfang ein
Berg, von dem ich dachte, ich würde ihn nie erklimmen. Aber dann war es hochspannend!
UNI-INFO:
Wie gelingt Ihnen die Kombination von Sport und Studium im Alltag?
POLGAR:
Für den Sport gibt es eine Wochenplanung. Das Studium ist durch Abgabetermine
für Projekte, Hausarbeiten und durch Klausurtermine festgelegt. Ich gucke
abends im Internet die Windvorhersagen an und sage, okay, die beste Zeit zum Segeln
wird nachmittags sein, das heißt, treffen und vorbereiten um 11.30 Uhr.
Die Zeit davor habe ich dann fürs Lernen. Das hört sich jetzt aber wohl
etwas einfacher an, als es tatsächlich ist.
UNI-INFO: Weil es oft
schwer ist, sich zu motivieren?
POLGAR: Das ist schwer, ganz klar. Da muss
man oft einfach die Zähne zusammenbeißen. Durch die Abgabe- und Klausurtermine
habe ich aber immer ein Ziel vor Augen. Im Sport lernt man einfach, auf ein Ziel
hinzuarbeiten. Außerdem: Wenn noch andere aus dem eigenen Umfeld dieses
Studium absolvieren - einer meiner Kollegen ist dabei, und es werden sicher noch
mehr - ist es leichter, weil man sich gegenseitig motivieren kann.
UNI-INFO:
Zu Ihrem Studium gehören auch Präsenzphasen in Oldenburg. Wie schaffen
Sie das?
POLGAR: Das ist der schwierigste Punkt. Pro Modul, von denen ich
zehn geschafft habe, gibt es zwei Präsenzphasen von je zwei Tagen. Das ist
für uns doch sehr viel, obwohl alles versucht wird, die Termine günstig
zu legen. Ich muss ehrlich sagen, da gehen wir auch bei unseren Professoren ganz
schön ans Limit und sind sehr auf ihre Akzeptanz und Toleranz angewiesen.
Bei aller Zeitnot ist es aber trotzdem mein Ziel, vor den Olympischen Spielen
2008 fertig zu werden.
UNI-INFO: Das Studium kostet Geld. Wie finanzieren
Sie das?
POLGAR: Mein Teamkollege Tobias Schadewald und ich sind in einer
sehr komfortablen Situation, weil inzwischen die EWE unsere Studiengebühren
trägt. Das ist eine absolute Ausnahme und ein Glücksfall, aber aus meiner
Sicht auch ein Vorbild. Ich denke, dass mehr Unternehmen das Potenzial, das in
Leistungssportlern steckt, erkennen und gezielt fördern sollten. Auch mit
dem Ziel, den Sportler für das Unternehmen zu gewinnen. Es gibt in der Region
Handballer, es gibt Ruderer, es gibt viele andere Sportler, die absolut leistungsfähig
sind.
UNI-INFO: Was ist Ihr Resümee nach den ersten Semestern?
POLGAR:
Sie glauben gar nicht, was für eine Chance dieses Studium für Sportler
ist. Bei mir heißt das: Ich bin 300 Tage im Jahr unterwegs und habe durch
das Internet trotzdem die Nähe zur Uni, habe den Lernstoff bei mir und bekomme
Feedback. Eine große Rolle spielt natürlich auch die tolle Betreuung
durch die Tutoren. Wenn ich mich mal eine Woche nicht melde, kriege ich eine E-Mail:
Ja, Herr Polgar, was ist los? Leben Sie noch? Haben Sie die Schot nicht
richtig durchgezogen? Sind Sie vielleicht untergegangen? Dieses Engagement
seitens der Uni trägt viel zu unserer Motivation bei!
Exzellente
Studierende
Nicht nur Leistung, auch Engagement wird belohnt
Elf
Studierende der Universität wurden für besondere Leistungen im
Studium mit dem OLB/EWE-Preis ausgezeichnet. Bewertet wurden von der interdisziplinär
zusammengesetzten Jury nicht nur Prüfungsnoten und kurze Studienzeiten, sondern
auch außergewöhnliche oder unkonventionelle Einsätze in Projekten
und Initiativen oder auch ehrenamtliches Engagement.
Einzelpreise in Höhe
von 500 € erhielten Johannes Kamp (Landschaftsökologie), Frauke Kunze
(Psychologie), Anne Martens (Informatik, Wirtschafts- und Rechtswissenschaften),
Judit Neeff (Religionspädagogik), Friederike Prowe (Marine Umweltwissenschaften),
Sebastian Schmitt (Chemie/Biologie) und Daniel Schubbe
(Politik/Germanistik/Philosophie).
Ein Gruppenpreis in Höhe von 1000 € ging an Cordula Jülch, Katharina
Schertler, Janina Spalke und Hanna Timmermann (Biologie/Geographie und Landschaftsökologie)
für ihren Einsatz in dem von ihnen gegründeten Arbeitskreis Naturschutz.
Die Oldenburgische Landesbank AG (OLB) und die EWE AG ermöglichen
mit ihren Spenden seit nunmehr sieben Jahren die Fortsetzung der seit 1986 an
der Universität Oldenburg bestehenden Tradition, besondere studentische Leistungen
auszuzeichnen.
Erfolg
für Frisbeemannschaft
Die Oldenburger Uni-Frisbeemanschaft Sunblocker
ageless überraschte am 8. April 2006 mit ihrem Sieg im Turnier der
Fun- und Trendsportart Ultimate Frisbee. Elf Mannschaften aus Norddeutschland
und den Niederlanden nahmen an dem Wettkampf teil, bei dem viele spektakuläre
Laufduelle und Luftkämpfe zu sehen waren.
In dem laufintensiven und taktischen
Spiel wird gepunktet, indem die Frisbeescheibe in der gegnerischen Endzone gefangen
wird. Fairness wird groß geschrieben, da es keine Schiedsrichter gibt.
Das
zweite Oldenburger Team Sunblocker youngish belegte zusammen mit den
Emder Friesengeistern den 8. Platz. Tobias Düring, Spieler bei den Sunblocker
ageless, ist überzeugt: Viele Fußballer, Leichtathleten, und
Handballer lassen sich leicht von diesem Sport begeistern. Jeder kann schnell
lernen die Scheibe richtig zu werfen, und wir freuen uns über jeden Neuen!
Montags, 19.30 Uhr, findet ein freier Grundkurs auf dem Außensportgelände
in Wechloy statt.
www.frisbee.uni-oldenburg.de
@
tobias.duering@mail.uni-oldenburg.de
oder zugluft@web.de
Ressourcen
der Alten
UNESCO-Auszeichnung für "Senior-Professor-Service"
Das
unter der Federführung der Fachgruppe Umweltchemie und Ökotoxikologie
der Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh) entwickelte Projekt Senior Professor
Service for Sustainability and Chemical Safety wurde vom deutschen UNESCO-Nationalkomitee
als offizielles Dekade-Projekt für die UN-Dekade Bildung
für die nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet. Beteiligt waren an dem
Konzept neben den beiden Braunschweiger Initiatoren, Prof. Dr. Müfit Bahadir
und Prof. Dr. Henning Hopf, die Chemiker Prof. Dr. Jürgen Metzger (Oldenburg)
und Prof. Dr. Ulrich Schlottmann (Bonn).
Die Globalisierung führt
dazu, dass immer neue Produktionsstätten der chemischen Industrie und verwandter
Gebiete in den ärmeren Ländern entstehen. Die Schattenseite dieses wirtschaftlichen
Aufschwungs sind oftmals hohe Risiken für die Umwelt. Das Projekt verfolgt
das Ziel, in Entwicklungs- und Schwellenländern ein Graduiertenstudium auf
Master-of-Science-Ebene zur umwelt- und nachhaltigkeitsorientierten Chemie-Ausbildung
mit Hilfe von Senior-Professoren aufzubauen. Dabei werden die Prinzipien des umweltverträglichen
Umgangs mit Chemikalien und des verantwortlichen Umgangs mit den begrenzten Ressourcen
in die Ausbildung der StudentInnen eingeführt.
ProfessorInnen aus
einschlägigen Gebieten der Umwelt und Nachhaltigkeit stellen sich nach Vorstellungen
der Initiatoren des Projekts kurz vor oder nach ihrer Pensionierung als Lehrkräfte
für eine Deutsche Auslandsuniversität zur Verfügung,
um an ausgewählten Standorten Kurse in Nachhaltigkeit und Chemikaliensicherheit
zu geben. Die Kurse werden zwischen einer deutschen Universität und einer
Eliteuniversität des Gastlands in Form eines Dual-Degree-Abkommens modular
aufgebaut.
Zurzeit werden Verhandlungen zum Abschluss eines Dual-Degree-Abkommens
zwischen der TU Braunschweig und der Gadjah Mada University in Yogyakarta/Indonesien
geführt. Eine Anschubförderung durch den Deutschen Akademischen Austauschdienst
(DAAD) ist beantragt und offensichtlich sehr aussichtsreich.
Metzger ist
der festen Überzeugung, dass emeritierte Professoren auf diese Weise einer
ausgesprochen wichtigen Aufgabe nachgehen können, für die sie freilich
keine Honorare erhalten. Dabei solle nicht unterschätzt werden, welche Vorteile
es für die Universitäten bringe, die hier initiativ würden. Sie
könnten so u.a. viele sehr gute Studierende aus der Dritten Welt gewinnen.
Die deutsche Partneruniversität für die Chemie sei nun die TU Braunschweig.
Die Universität Oldenburg könne jedoch Partneruniversität für
andere Fächer werden, wenn dieses Konzept der Chemie rechtzeitig und konsequent
aufgegriffen werde.