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Forschung

Spurensuche an einer verschwundenen Grenze

Dissertation über materielle Erinnerungskulturen im ehemaligen Grenzraum

Während die Grenzbefestigungen von westdeutscher Seite uneingeschränkt angeschaut werden könnten, blieben die Sperren auf ostdeutscher Seite dem zivilen Blick weitgehend entzogen.

Wer heute versucht, an der ehemaligen innerdeutschen Grenze entlang zu reisen, der wird häufig Mühe haben, ihren genauen Verlauf in der Landschaft noch auszumachen. Die Grenze verschwindet immer mehr, nicht nur in den Köpfen. Das kommt offenbar vielen Deutschen entgegen: Je schneller sich die sichtbaren Zeichen der Teilung verlieren, desto besser. Die Oldenburger Kunsthistorikerin Maren Ullrich denkt anders. Sie bedauert den übereilt vorgenommenen vollständigen Rückbau der funktionslos gewordenen Grenzanlagen zu Anfang der 1990er Jahre. Das Verschwinden der „Erinnerungsbilder“ in der Landschaft sei nicht nur Ausdruck der damaligen Freude über das Ende der DDR, sondern zeuge auch von Verdrängung, zumindest von Desinteresse an der Geschichte, so die Wissenschaftlerin. Deshalb hat sie sich auf dem 1.393 Kilometer langen ehemaligen Grenzstreifen zwischen Lübeck und Hof in Bayern auf eine Spurensuche begeben und über den praktischen Umgang mit den wenigen verbliebenen Spuren und Resten des früheren Grenzbauwerks ihre Doktorarbeit geschrieben. Ullrichs kunsthistorische Perspektive auf die Deutung des historischen Ortes durch Naturschützer, Ausstellungsmacher und Künstler liefert nachhaltige Einblicke in die Dynamik kulturellen Erinnerns und Vergessens. Die Dissertation ist am Kulturwissenschaftlichen Institut entstanden und wurde von Prof. Dr. Detlef Hoffmann betreut. Zweitgutachter war Dr. Volkard Knigge, Leiter der Gedenkstätte Buchenwald. Die Studie, die von der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert wurde, ist kürzlich als Buch erschienen.*

Ullrich hat die jeweiligen Sichtweisen auf die Grenze anhand von fast 300 museal oder künstlerisch bearbeiteten Grenzrelikten, aber auch historischen Denkmälern und Fotografien analysiert. Vor 1989 inszenierten sich im Gebiet beiderseits der Grenzlinie sowohl die Bundesrepublik als auch die DDR als das jeweils „bessere Deutschland“, so die Autorin. Während die Grenzbefestigungen von westdeutscher Seite uneingeschränkt angeschaut werden konnten und mal für die Anprangerung des vermeintlich hinter Stacheldraht liegenden KZs „DDR“ genutzt wurden, mal als Touristenattraktion dienten, blieben die Sperren auf ostdeutscher Seite dem zivilen Blick weitgehend entzogen. Bis heute steht der Masse an Bildern aus dem Westen ein Mangel an Anschauungsmaterial aus dem Osten gegenüber. Die wenigen Grenzdenkmale in der DDR galten dem Heldenkult um die im Dienst getöteten Grenzsoldaten und waren der Bevölkerung, die außerhalb des Sperrgebietes lebte, kaum zugänglich. Ullrichs These: Die westdeutsche Sicht der Grenze, der Blick „herunter von den Aussichtstürmen“, „von der Freiheit in die Unfreiheit“, dominiert und prägt die Geschichtsdeutung auf der Ebene des Visuellen bis heute. „Die Grenze ist verschwunden“, so Ullrich, „aber der Blick auf sie ist der alte geblieben“.

„Maren Ullrichs Buch ist schon deshalb ein Verdienst, weil es durch die Dokumentation der Darstellungen an und von der Grenze zeigt, welcher Geist im geteilten Deutschland des Kalten Krieges vorherrschte.“ (Deutschlandradio Kultur)

* Maren Ullrich, „Geteilte Ansichten. Erinnerungslandschaft deutsch-deutsche Grenze“, mit einem Vorwort von Ralph Giordano, Aufbau Verlag Berlin 2006, 24,90 €.


Wirtschaft "gefühlt": freundlich und feindlich

Schülerbefragung zum Thema Wirtschaft

Das wirtschaftliche Umfeld prägt in entscheidendem Maße die Einstellungen von SchülerInnen zum Thema „Wirtschaft“. So verbinden SchülerInnen aus der wirtschaftlich relativ gut gestellten Region Südoldenburg in erheblich geringerem Maße negative Gefühle und Einschätzungen mit „Wirtschaft“ (ca. 33 Prozent) als SchülerInnen aus den Städten Osnabrück und Oldenburg (ca. 50 Prozent). Dies ist eines der Ergebnisse einer Studie, in der die Wissenschaftler Prof. Dr. Armin Lewald und Lutz Plümpe (Institut für Ökonomische Bildung und Technische Bildung) rund 1.200 SchülerInnen der Klassen 5, 8 und 10 in der Region Weser-Ems befragten („’Die Wirtschaft’ aus Sicht von Kindern und Jugendlichen - Ein Pilotprojekt zur Ermittlung von Stimmungen junger Menschen gegenüber ‚der Wirtschaft’“). Die Studie, für die SchülerInnen von Haupt-,Real- und Gesamtschulen befragt wurden, wurde von der Arbeitsgemeinschaft der Volksbanken und Raiffeisenbanken Weser-Ems gefördert.

Hintergrund der Untersuchung sei zum einen, so Lewald, dass über die Grundstimmung von Schülern zu dem zunehmend wichtiger werdenden Unterrichtsgegenstand „Ökonomische Bildung“ nichts Genaues bekannt sei, aber diese Einstellung den Unterrichtserfolg maßgeblich beeinflusse. Zum anderen sei es auch für die Zukunftsentwicklung und den „Standort Deutschland“ von Belang, wie junge Menschen über „Wirtschaft“ dächten und fühlten.

Ein zentrales Ergebnis: Es gibt in der jungen Generation keine einheitliche Sichtweise. Während die eine Hälfte „Wirtschaft“ grundsätzlich als „chancenreich/freundlich“ einstuft, neigt die andere Hälfe zu der Einschätzung „feindlich/Kummer verursachend“. Ob positiv oder negativ besetzt: Fast alle (mehr als 90 Prozent) stufen die „Wirtschaft“ als bedeutend für das eigene Leben ein. Während bei den jüngeren SchülerInnen die Einstellung vorherrscht, dass die Welt der Wirtschaft ein Lebensbereich ist, in dem sie gute Chancen haben, auch ihren Platz zu finden, ist bei den älteren SchülerInnen deutlich mehr Skepsis zu konstatieren. So befürchten viele von ihnen (44 Prozent) Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz.

Aufschlussreich sind auch die Ergebnisse zum Bereich „Globalisierung/internationaler Wettbewerb“, zu dem nur SchülerInnen der 10. Klassen befragt wurden. 58 Prozent stimmten der Auffassung zu, dass der internationale Wettbewerb eine Ursache für Arbeitslosigkeit ist. Fast ebenso viele (56 Prozent) sehen im internationalen Wettbewerb eine Herausforderung für Können und (Lern-)Leistungen. Dass der internationale Wettbewerb Motor für weltweiten Wohlstand ist, glauben nur 37 Prozent.


Gender and Science

Gendertag mit renommierter US-Historikerin

Gender in Forschung und Lehre“ lautet das Thema der diesjährigen hochschulübergreifenden Gendertage, die vom 21. bis 23. November 2006 stattfinden. Veranstalter ist das Kooperationsnetzwerk „Geschlechterforschung in der Nord-West-Region“, ein Zusammenschluss von Genderforscher-Innen der Universität Oldenburg und der FH OOW. Den Auftaktvortrag zum Thema „Genderkompetenz als berufsqualifizierendes Qualitätskriterium“ hält die Frauenbeauftragte der Hochschule Bremen, Dr. Anna Müller, am Dienstag, 21. November, 14.00 Uhr, im Lichthof der Fachhochschule Oldenburg.

Neben Workshops steht auch ein Vortrag der renommierten Historikerin Prof. Dr. Londa Schiebinger (Stanford University, USA) auf dem Programm. Sie spricht am Donnerstag, 23. November, 14.00 Uhr, im Vortragssaal des PFL, über „Gendered Innovations in Science and Technology”. Die Expertin für „Gender and Science“ hält sich im November und Dezember als Gastprofessorin an der Universität Oldenburg auf und ist im Rahmen des niedersächsischen Maria-Goeppert-Mayer-Programms am Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung (ZFG) tätig. Schiebinger ist u. a. mit dem Prize in Atlantic History (American Historical Association, 2005) und dem Alexander von Humboldt Forschungspreis ausgezeichnet worden. Sie ist Autorin zahlreicher Bücher, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden.

www.uni-oldenburg.de/zfg/koop_fh.htm, www.uni-oldenburg.de/zfg/aktuell/gastprof.htm


Das Rauschen überlistet

Es ist allgemein bekannt, dass Rauschen die Information von Signalen verschleiert. Ein verrauschter Radiosender oder ein verrauschtes Fernsehbild erschwert es, die gewünschte Nachricht zu verstehen. Gemeinsam mit Physikern der Universitäten Münster und Stuttgart gelang es den Oldenburger Wissenschaftlern Prof. Dr. Joachim Peinke und Dr. Frank Böttcher (Institut für Physik) das Rauschen quasi zu überlisten.

Mit einem neu entwickelten mathematischen Verfahren vermögen sie aus verrauschten Signalen exakt den „deterministischen Informationsgehalt“ zu bestimmen, d.h. unterschiedliche Rauscheinflüsse zu trennen und quantitativ zu erfassen. Über ihre Ergebnisse, die Konsequenzen für eine Reihe praktischer Anwendungsbereiche erwarten lassen, berichten sie in der renommierten Fachzeitschrift Physical Review Letters.

„Schon unsere Vorarbeiten“, so Prof. Peinke, „ließen eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten in unterschiedlichen Bereichen erkennen. Dazu zählen z.B. Datenanalysen zur Diagnose von Herzkrankheiten, die Frühwarnung vor Erdbeben oder Analysen von Börsenkursen.“ Aufgrund der Ergebnisse sei zu erwarten, so Böttcher, der inzwischen in Neuseeland tätig ist, dass auch eine Vielzahl alter Messungen neu ausgewertet werden und zu neuen Erkenntnissen führen könnten.

Drittmittel sind Spitze

CHE-Forschungsranking für Naturwissenschaften

Insgesamt überwiegend im Mittelfeld konnte sich die Universität Oldenburg beim aktuellen Forschungsranking des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) platzieren. Neu bewertet wurden kürzlich die Fächer Biologie, Chemie, Physik sowie erstmals Mathematik. Wichtigste Kriterien der Untersuchung waren die eingeworbenen Drittmittel und die Anzahl der Promotionen, Publikationen und Patentanmeldungen.

Spitzenwerte erreichte Oldenburg in der Chemie, Mathematik und Physik jeweils in der Kategorie Drittmittel je WissenschaftlerInnen. Die Chemie - die von allen untersuchten Oldenburger Fächern am besten abschnitt - konnte sich ansonsten jeweils in der Mittelgruppe platzieren. Einzige Ausnahme bildete die Kategorie Erfindungen. Auch die Mathematik und Physik erreichten überwiegend mittlere Bewertungen. Verbesserungswürdig sind in diesen Fächern nach den Ergebnissen des CHE-Forschungsrankings die Zahl der Promotionen pro Jahr (Mathematik), die Zahl der Publikationen pro Jahr und pro WissenschaftlerInnen sowie die Erfindungen pro Jahr (Physik). Die Biologie kann lediglich in den Kategorien Drittmittel je WissenschaftlerInnen und Zitate je Publikation einen Platz in der Mittelgruppe verzeichnen.

Im Vergleich mit anderen niedersächsischen Universitäten und der Universität Bremen fallen insbesondere die guten Oldenburger Platzierungen bei den Drittmitteln auf: In der Chemie schnitten nur Göttingen und Hannover besser ab, in der Mathematik und Physik erreichten lediglich Bremen und Göttingen bessere Ergebnisse.

www.che-ranking.de


VWL-Institut: In Niedersachsen Nr. 1

In Niedersachsen an erster, bundesweit an 15. Stelle wird das Institut für Volkswirtschaftslehre der Universität Oldenburg in einem kürzlich erstellten Forschungsranking des Handelsblatts geführt. Es erfasst die Publikationsleistungen von über 90 Instituten bzw. Fakultäten in den 182 wichtigsten internationalen Fachzeitschriften.

Insgesamt wurden die Veröffentlichungen von 850 UniversitätsprofessorInnen bewertet. Zu den 50 aktivsten Volkswirten der letzten fünf Jahre im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Schweiz, Österreich) gehören drei Oldenburger Wissenschaftler: Prof. Dr. Heinz Welsch (Platz 32), Prof. Dr. Udo Ebert (37) und der neu berufene Prof. Dr. Christoph Böhringer (49). Bezogen auf ihre gesamte wissenschaftliche Karriere belegen Ebert und Welsch die Plätze 15 und 46.


1,2 Millionen für Nachwuchs

Die nachhaltige strukturelle Verankerung der Forschung auf dem Gebiet der nachwachsenden Rohstoffe ist das Ziel einer vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz mit gut 1,2 Millionen € geförderten Nachwuchsgruppe, die an der Fachhochschule OOW in Emden etabliert wurde. Sie wird auf dem Gebiet der „Stofflichen Nutzung von Fetten und Ölen zur Synthese von Zwischenprodukten der chemischen Industrie“ forschen. Der im Frühjahr aus der Universität ausgeschiedene Chemiker Prof. Dr. Jürgen Metzger (Foto) initiierte und konzipierte das Projekt, das, so Metzger, für einen landwirtschaftlichen Raum wie den Weser-Ems-Bereich von großem wirtschaftlichen Nutzen sein könne. Außerdem sei es auch für die Ausbildung in den Fächern Chemie, Biotechnologie und Umwelttechnik von zukunftsweisender Bedeutung. Leiter der Nachwuchsgruppe, die u.a. mit den Universitäten Eindhoven und Oldenburg, abiosus e.V., der Regionalen Innovationstrategie RIS e.V., der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, dem Kompetenzzentrum Nachwachsende Rohstoffe und der BASF zusammenarbeiten wird, ist der Chemiker Dr. Michael A. R. Meier, der bisher in Eindhoven forschte. Staatssekretär Dr. Josef Lange vom Wissenschaftsministerium kündigte bei der Eröffnungsveranstaltung in Emden an, dass sein Ministerium für das Projekt zusätzlich 250.000 € zur Verfügung stellen werde.


Grunenberg auf SWR-Bestenlisten

Mit der Beziehung von Hannah Arendt zu Martin Heidegger befasst sich die Titelgeschichte der neuen Ausgabe des Forschungsmagazins der Universität Oldenburg, EINBLICKE. Autorin ist die Politologin und Leiterin des Hannah-Arendt-Zentrums, Prof. Dr. Antonia Grunenberg, die mit dem im Herbst erschienenen Buch „Hannah Arendt und Martin Heidegger - Geschichten einer Liebe“ auf Platz 1 der SWR-Bestenliste gelandet ist. Bei der SWR-Bestenliste nennen 32 LiteraturkritikerInnen monatlich vier Buch-Neuerscheinungen, denen sie möglichst viele LeserInnen wünschen. Weitere Beiträge in neuen EINBLICKE sind:
• Neurobiologie: „Gehirnzellen im Stress“ von Christiane Richter-Landsberg u.a.
• Familienwissenschaften: „Zwischen Kinderwunsch und Kinderlosigkeit“ von Wolf-Dieter Scholz
• Sozialwissenschaften: „Islam auf dem Balkan“ von Michael Daxner
• Informatik: „Vom ‘digitalen Schuhkarton‘ zum Fotoalbum“ von Susanne Boll u.a.

www.uni-oldenburg.de/presse/einblicke/

(Stand: 19.01.2024)  | 
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