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Forschung
- Spurensuche an einer verschwundenen
Grenze
Dissertation über materielle Erinnerungskulturen im ehemaligen Grenzraum
- Wirtschaft "gefühlt":
freundlich und feindlich
SChülerbefragung zum Thema Wirtschaft
- Gender and Science
Gendertage mit renommierter US-Historikerin - Das Rauschen überlistet
- Drittmittel sind Spitze
CHE-Forschungsranking für Naturwissenschaften - VWL-Institut: In Niedersachsen
Nr. 1
- 1,2 Millionen für Nachwuchs
- Grunenberg
auf SWR-Bestenliste
Spurensuche an einer verschwundenen Grenze
Dissertation über materielle Erinnerungskulturen im ehemaligen
Grenzraum
Während die Grenzbefestigungen von westdeutscher Seite uneingeschränkt angeschaut werden könnten, blieben die Sperren auf ostdeutscher Seite dem zivilen Blick weitgehend entzogen. |
Wer heute versucht, an der ehemaligen
innerdeutschen Grenze entlang zu reisen, der wird häufig Mühe haben,
ihren genauen Verlauf in der Landschaft noch auszumachen. Die Grenze verschwindet
immer mehr, nicht nur in den Köpfen. Das kommt offenbar vielen Deutschen
entgegen: Je schneller sich die sichtbaren Zeichen der Teilung verlieren, desto
besser. Die Oldenburger Kunsthistorikerin Maren Ullrich denkt anders. Sie bedauert
den übereilt vorgenommenen vollständigen Rückbau der funktionslos
gewordenen Grenzanlagen zu Anfang der 1990er Jahre. Das Verschwinden der Erinnerungsbilder
in der Landschaft sei nicht nur Ausdruck der damaligen Freude über das Ende
der DDR, sondern zeuge auch von Verdrängung, zumindest von Desinteresse an
der Geschichte, so die Wissenschaftlerin. Deshalb hat sie sich auf dem 1.393 Kilometer
langen ehemaligen Grenzstreifen zwischen Lübeck und Hof in Bayern auf eine
Spurensuche begeben und über den praktischen Umgang mit den wenigen verbliebenen
Spuren und Resten des früheren Grenzbauwerks ihre Doktorarbeit geschrieben.
Ullrichs kunsthistorische Perspektive auf die Deutung des historischen Ortes durch
Naturschützer, Ausstellungsmacher und Künstler liefert nachhaltige Einblicke
in die Dynamik kulturellen Erinnerns und Vergessens. Die Dissertation ist am Kulturwissenschaftlichen
Institut entstanden und wurde von Prof. Dr. Detlef Hoffmann betreut. Zweitgutachter
war Dr. Volkard Knigge, Leiter der Gedenkstätte Buchenwald. Die Studie, die
von der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur gefördert wurde, ist kürzlich
als Buch erschienen.*
Ullrich hat die jeweiligen Sichtweisen auf die Grenze
anhand von fast 300 museal oder künstlerisch bearbeiteten Grenzrelikten,
aber auch historischen Denkmälern und Fotografien analysiert. Vor 1989 inszenierten
sich im Gebiet beiderseits der Grenzlinie sowohl die Bundesrepublik als auch die
DDR als das jeweils bessere Deutschland, so die Autorin. Während
die Grenzbefestigungen von westdeutscher Seite uneingeschränkt angeschaut
werden konnten und mal für die Anprangerung des vermeintlich hinter Stacheldraht
liegenden KZs DDR genutzt wurden, mal als Touristenattraktion dienten,
blieben die Sperren auf ostdeutscher Seite dem zivilen Blick weitgehend entzogen.
Bis heute steht der Masse an Bildern aus dem Westen ein Mangel an Anschauungsmaterial
aus dem Osten gegenüber. Die wenigen Grenzdenkmale in der DDR galten dem
Heldenkult um die im Dienst getöteten Grenzsoldaten und waren der Bevölkerung,
die außerhalb des Sperrgebietes lebte, kaum zugänglich. Ullrichs These:
Die westdeutsche Sicht der Grenze, der Blick herunter von den Aussichtstürmen,
von der Freiheit in die Unfreiheit, dominiert und prägt die Geschichtsdeutung
auf der Ebene des Visuellen bis heute. Die Grenze ist verschwunden,
so Ullrich, aber der Blick auf sie ist der alte geblieben.
Maren
Ullrichs Buch ist schon deshalb ein Verdienst, weil es durch die Dokumentation
der Darstellungen an und von der Grenze zeigt, welcher Geist im geteilten Deutschland
des Kalten Krieges vorherrschte. (Deutschlandradio Kultur)
*
Maren Ullrich, Geteilte Ansichten. Erinnerungslandschaft deutsch-deutsche
Grenze, mit einem Vorwort von Ralph Giordano, Aufbau Verlag Berlin 2006,
24,90 €.
Wirtschaft
"gefühlt": freundlich und feindlich
Schülerbefragung
zum Thema Wirtschaft
Das wirtschaftliche Umfeld prägt in entscheidendem
Maße die Einstellungen von SchülerInnen zum Thema Wirtschaft.
So verbinden SchülerInnen aus der wirtschaftlich relativ gut gestellten Region
Südoldenburg in erheblich geringerem Maße negative Gefühle und
Einschätzungen mit Wirtschaft (ca. 33 Prozent) als SchülerInnen
aus den Städten Osnabrück und Oldenburg (ca. 50 Prozent). Dies ist eines
der Ergebnisse einer Studie, in der die Wissenschaftler Prof. Dr. Armin Lewald
und Lutz Plümpe (Institut für Ökonomische Bildung und Technische
Bildung) rund 1.200 SchülerInnen der Klassen 5, 8 und 10 in der Region Weser-Ems
befragten (Die Wirtschaft aus Sicht von Kindern und Jugendlichen
- Ein Pilotprojekt zur Ermittlung von Stimmungen junger Menschen gegenüber
der Wirtschaft). Die Studie, für die SchülerInnen
von Haupt-,Real- und Gesamtschulen befragt wurden, wurde von der Arbeitsgemeinschaft
der Volksbanken und Raiffeisenbanken Weser-Ems gefördert.
Hintergrund
der Untersuchung sei zum einen, so Lewald, dass über die Grundstimmung von
Schülern zu dem zunehmend wichtiger werdenden Unterrichtsgegenstand Ökonomische
Bildung nichts Genaues bekannt sei, aber diese Einstellung den Unterrichtserfolg
maßgeblich beeinflusse. Zum anderen sei es auch für die Zukunftsentwicklung
und den Standort Deutschland von Belang, wie junge Menschen über
Wirtschaft dächten und fühlten.
Ein zentrales Ergebnis:
Es gibt in der jungen Generation keine einheitliche Sichtweise. Während die
eine Hälfte Wirtschaft grundsätzlich als chancenreich/freundlich
einstuft, neigt die andere Hälfe zu der Einschätzung feindlich/Kummer
verursachend. Ob positiv oder negativ besetzt: Fast alle (mehr als 90 Prozent)
stufen die Wirtschaft als bedeutend für das eigene Leben ein.
Während bei den jüngeren SchülerInnen die Einstellung vorherrscht,
dass die Welt der Wirtschaft ein Lebensbereich ist, in dem sie gute Chancen haben,
auch ihren Platz zu finden, ist bei den älteren SchülerInnen deutlich
mehr Skepsis zu konstatieren. So befürchten viele von ihnen (44 Prozent)
Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz.
Aufschlussreich
sind auch die Ergebnisse zum Bereich Globalisierung/internationaler Wettbewerb,
zu dem nur SchülerInnen der 10. Klassen befragt wurden. 58 Prozent stimmten
der Auffassung zu, dass der internationale Wettbewerb eine Ursache für Arbeitslosigkeit
ist. Fast ebenso viele (56 Prozent) sehen im internationalen Wettbewerb eine Herausforderung
für Können und (Lern-)Leistungen. Dass der internationale Wettbewerb
Motor für weltweiten Wohlstand ist, glauben nur 37 Prozent.
Gender and Science
Gendertag mit renommierter
US-Historikerin
Gender in Forschung und Lehre lautet das
Thema der diesjährigen hochschulübergreifenden Gendertage, die vom 21.
bis 23. November 2006 stattfinden. Veranstalter ist das Kooperationsnetzwerk Geschlechterforschung
in der Nord-West-Region, ein Zusammenschluss von Genderforscher-Innen der
Universität Oldenburg und der FH OOW. Den Auftaktvortrag zum Thema Genderkompetenz
als berufsqualifizierendes Qualitätskriterium hält die Frauenbeauftragte
der Hochschule Bremen, Dr. Anna Müller, am Dienstag, 21. November, 14.00
Uhr, im Lichthof der Fachhochschule Oldenburg.
Neben Workshops steht auch
ein Vortrag der renommierten Historikerin Prof. Dr. Londa Schiebinger (Stanford
University, USA) auf dem Programm. Sie spricht am Donnerstag, 23. November, 14.00
Uhr, im Vortragssaal des PFL, über Gendered Innovations in Science
and Technology. Die Expertin für Gender and Science hält
sich im November und Dezember als Gastprofessorin an der Universität Oldenburg
auf und ist im Rahmen des niedersächsischen Maria-Goeppert-Mayer-Programms
am Zentrum für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung (ZFG)
tätig. Schiebinger ist u. a. mit dem Prize in Atlantic History (American
Historical Association, 2005) und dem Alexander von Humboldt Forschungspreis ausgezeichnet
worden. Sie ist Autorin zahlreicher Bücher, die in mehrere Sprachen übersetzt
wurden.
www.uni-oldenburg.de/zfg/koop_fh.htm,
www.uni-oldenburg.de/zfg/aktuell/gastprof.htm
Das
Rauschen überlistet
Es ist allgemein bekannt, dass Rauschen
die Information von Signalen verschleiert. Ein verrauschter Radiosender oder ein
verrauschtes Fernsehbild erschwert es, die gewünschte Nachricht zu verstehen.
Gemeinsam mit Physikern der Universitäten Münster und Stuttgart gelang
es den Oldenburger Wissenschaftlern Prof. Dr. Joachim Peinke und Dr. Frank Böttcher
(Institut für Physik) das Rauschen quasi zu überlisten.
Mit
einem neu entwickelten mathematischen Verfahren vermögen sie aus verrauschten
Signalen exakt den deterministischen Informationsgehalt zu bestimmen,
d.h. unterschiedliche Rauscheinflüsse zu trennen und quantitativ zu erfassen.
Über ihre Ergebnisse, die Konsequenzen für eine Reihe praktischer Anwendungsbereiche
erwarten lassen, berichten sie in der renommierten Fachzeitschrift Physical Review
Letters.
Schon unsere Vorarbeiten, so Prof. Peinke, ließen
eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten in unterschiedlichen Bereichen
erkennen. Dazu zählen z.B. Datenanalysen zur Diagnose von Herzkrankheiten,
die Frühwarnung vor Erdbeben oder Analysen von Börsenkursen. Aufgrund
der Ergebnisse sei zu erwarten, so Böttcher, der inzwischen in Neuseeland
tätig ist, dass auch eine Vielzahl alter Messungen neu ausgewertet werden
und zu neuen Erkenntnissen führen könnten.
Drittmittel sind Spitze
CHE-Forschungsranking
für Naturwissenschaften
Insgesamt überwiegend im Mittelfeld
konnte sich die Universität Oldenburg beim aktuellen Forschungsranking des
Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) platzieren. Neu bewertet wurden kürzlich
die Fächer Biologie, Chemie, Physik sowie erstmals Mathematik. Wichtigste
Kriterien der Untersuchung waren die eingeworbenen Drittmittel und die Anzahl
der Promotionen, Publikationen und Patentanmeldungen.
Spitzenwerte erreichte
Oldenburg in der Chemie, Mathematik und Physik jeweils in der Kategorie Drittmittel
je WissenschaftlerInnen. Die Chemie - die von allen untersuchten Oldenburger Fächern
am besten abschnitt - konnte sich ansonsten jeweils in der Mittelgruppe platzieren.
Einzige Ausnahme bildete die Kategorie Erfindungen. Auch die Mathematik und Physik
erreichten überwiegend mittlere Bewertungen. Verbesserungswürdig sind
in diesen Fächern nach den Ergebnissen des CHE-Forschungsrankings die Zahl
der Promotionen pro Jahr (Mathematik), die Zahl der Publikationen pro Jahr und
pro WissenschaftlerInnen sowie die Erfindungen pro Jahr (Physik). Die Biologie
kann lediglich in den Kategorien Drittmittel je WissenschaftlerInnen und Zitate
je Publikation einen Platz in der Mittelgruppe verzeichnen.
Im Vergleich
mit anderen niedersächsischen Universitäten und der Universität
Bremen fallen insbesondere die guten Oldenburger Platzierungen bei den Drittmitteln
auf: In der Chemie schnitten nur Göttingen und Hannover besser ab, in der
Mathematik und Physik erreichten lediglich Bremen und Göttingen bessere Ergebnisse.
www.che-ranking.de
VWL-Institut: In Niedersachsen Nr. 1
In Niedersachsen
an erster, bundesweit an 15. Stelle wird das Institut für Volkswirtschaftslehre
der Universität Oldenburg in einem kürzlich erstellten Forschungsranking
des Handelsblatts geführt. Es erfasst die Publikationsleistungen von über
90 Instituten bzw. Fakultäten in den 182 wichtigsten internationalen Fachzeitschriften.
Insgesamt wurden die Veröffentlichungen von 850 UniversitätsprofessorInnen
bewertet. Zu den 50 aktivsten Volkswirten der letzten fünf Jahre im deutschsprachigen
Raum (Deutschland, Schweiz, Österreich) gehören drei Oldenburger Wissenschaftler:
Prof. Dr. Heinz Welsch (Platz 32), Prof. Dr. Udo Ebert (37) und der neu berufene
Prof. Dr. Christoph Böhringer (49). Bezogen auf ihre gesamte wissenschaftliche
Karriere belegen Ebert und Welsch die Plätze 15 und 46.
1,2 Millionen für Nachwuchs
Die
nachhaltige strukturelle Verankerung der Forschung auf dem Gebiet der nachwachsenden
Rohstoffe ist das Ziel einer vom Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft
und Verbraucherschutz mit gut 1,2 Millionen € geförderten Nachwuchsgruppe,
die an der Fachhochschule OOW in Emden etabliert wurde. Sie wird auf dem Gebiet
der Stofflichen Nutzung von Fetten und Ölen zur Synthese von Zwischenprodukten
der chemischen Industrie forschen. Der im Frühjahr aus der Universität
ausgeschiedene Chemiker Prof. Dr. Jürgen Metzger (Foto) initiierte und konzipierte
das Projekt, das, so Metzger, für einen landwirtschaftlichen Raum wie den
Weser-Ems-Bereich von großem wirtschaftlichen Nutzen sein könne. Außerdem
sei es auch für die Ausbildung in den Fächern Chemie, Biotechnologie
und Umwelttechnik von zukunftsweisender Bedeutung. Leiter der Nachwuchsgruppe,
die u.a. mit den Universitäten Eindhoven und Oldenburg, abiosus e.V., der
Regionalen Innovationstrategie RIS e.V., der Landwirtschaftskammer Niedersachsen,
dem Kompetenzzentrum Nachwachsende Rohstoffe und der BASF zusammenarbeiten wird,
ist der Chemiker Dr. Michael A. R. Meier, der bisher in Eindhoven forschte. Staatssekretär
Dr. Josef Lange vom Wissenschaftsministerium kündigte bei der Eröffnungsveranstaltung
in Emden an, dass sein Ministerium für das Projekt zusätzlich 250.000
€ zur Verfügung stellen werde.
Grunenberg auf SWR-Bestenlisten
Mit
der Beziehung von Hannah Arendt zu Martin Heidegger befasst sich die Titelgeschichte
der neuen Ausgabe des Forschungsmagazins der Universität Oldenburg, EINBLICKE.
Autorin ist die Politologin und Leiterin des Hannah-Arendt-Zentrums, Prof. Dr.
Antonia Grunenberg, die mit dem im Herbst erschienenen Buch Hannah Arendt
und Martin Heidegger - Geschichten einer Liebe auf Platz 1 der SWR-Bestenliste
gelandet ist. Bei der SWR-Bestenliste nennen 32 LiteraturkritikerInnen monatlich
vier Buch-Neuerscheinungen, denen sie möglichst viele LeserInnen wünschen.
Weitere Beiträge in neuen EINBLICKE sind:
Neurobiologie: Gehirnzellen
im Stress von Christiane Richter-Landsberg u.a.
Familienwissenschaften:
Zwischen Kinderwunsch und Kinderlosigkeit von Wolf-Dieter Scholz
Sozialwissenschaften: Islam auf dem Balkan von Michael Daxner
Informatik: Vom digitalen Schuhkarton zum Fotoalbum von
Susanne Boll u.a.
www.uni-oldenburg.de/presse/einblicke/