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Hochschulpolitik
- Champagner blieb
im Kühlschrank
Exzellenzinitiative: Noch keine Zusage für "Hearing and its disorders" / Antrag soll wieder eingereicht werden - Erste
Indien-Kooperation
- Zwei Plädoyers
für Forschungsorientierung
Sabine Doering und Reto Weiler Vizes im Präsidium - Partnerschaft mit langer
Tradition
Oldenburg und Thorn seit 25 Jahren eng verbunden - Mehr
englischsprachige Module in Oldenburg
Höhere Attraktivität für Gaststudierende angestrebt - Zukunftsfähige
Hochschule
Champagner
blieb im Kühlschrank
Exzellenzinitiative: Noch keine Zusage
für "Hearing and its disorders" / Antrag soll wieder eingereicht
werden
Die
E-Mail aus Bonn wird im Hörsaalfoyer auf einer Leinwand geöffnet: Gespannte
Erwartung bei Georg Klump, Birger Kollmeier, Uwe Schneidewind und Reto Weiler
(v.r.n.l.) und den Gästen. Foto: Wilfried Golletz |
Mit
großer Spannung ist ihr entgegen gefiebert worden: der Entscheidung über
das Exzellenzcluster Hearing and its disorders im Rahmen der Exzellenzinitiative
des Bundes und der Länder. Als im Hörsaalzentrum die entscheidende E-Mail
- über den Beamer auf eine Leinwand geworfen - geöffnet wurde, und die
Universität Oldenburg nicht zu den Auserwählten gehörte, spiegelte
sich nicht nur auf den Gesichtern der antragstellenden Wissenschaftler die Enttäuschung.
Etwa
120 Angehörige der Universität und der Universitätsgesellschaft
hatten sich auf Einladung der Universitätsleitung im Foyer versammelt, um
auf die Botschaft aus Bonn zu warten. Dr. Corinna Dahm-Brey (Presse & Kommunikation)
moderierte die Entscheidungs-Party, bei der es hieß: Champagner
oder Prosecco? Es wurde Prosecco. Selters wäre nicht angemessen gewesen,
da Oldenburg als eine der wenigen jungen Universitäten überhaupt in
die Endausscheidung gekommen war. Die Hoffnungen liegen jetzt auf der 2. Runde,
in die nicht nur der Antrag Hearing and its disorders wieder eingebracht
werden soll, sondern auch ein zweiter aus der Informatik zur Verkehrssicherheit
mit dem Titel IMAST (Integrated Modeling and Analysis for Safe Transportation).
Wir
sind nicht nur traurig, sondern auch ein bisschen erleichtert, dass die endgültige
Entscheidung weiter hinausgeschoben wurde, weil uns das noch etwas Luft verschafft,
erklärten die Antragssprecher Prof. Dr. Georg Klump und Prof. Dr. Dr. Birger
Kollmeier. Auch ohne die sofortige Extra-Förderung sind unsere Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter in den beteiligten Institutionen aufs Äußerste damit
beschäftigt, weitere Strukturen aufzubauen. Bei ihrem Entwurf des Exzellenzclusters
sollten die vorhandenen Stärken in der grundlegenden, angewandten und klinischen
Hörforschung von den beteiligten Hochschulen in eine virtuelle Fakultät
zum Thema Hören eingebracht werden. Beteiligt waren neben der Universität
Oldenburg die Medizinische Hochschule Hannover, die Universität Hannover,
die Hochschule für Musik und Theater und die Tierärztliche Hochschule
in Hannover sowie die Fachhochschule Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven mit
enger Anbindung an das Kompetenzzentrum HörTech und eine Reihe von Hörgeräte-
und Hörimplantate-Firmen. Bei einem Erfolg wären fünf Jahre lang
der Universität 6,5 Millionen € überwiesen und 15 Professuren eingerichtet
worden. Die Zusammenarbeit mit den anderen Hochschulen werde aber auch so erfolgen.
Insofern habe sich die enorme Arbeit für den Antrag dennoch gelohnt.
Auch
Präsident Prof. Dr. Uwe Schneidewind und Vizepräsident Prof. Dr. Reto
Weiler sind sich darin einig, dass die Universität trotz der Absage aus Bonn
Profil gewonnen habe und es keine Alternative zu ihrem eingeschlagenen Weg gebe,
die Forschung voranzutreiben, um die Hochschule so wettbewerbsfähig zu halten.
Dass sie diesen Status im Bereich Hören international bereits
erreicht hat, ist bekannt und wird auch vom Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft,
Prof. Dr. Ernst-Ludwig Winnacker, so gesehen, der in einem SPIEGEL-Interview erklärte:
Oldenburg zum Beispiel hat ein hervorragendes Zentrum für alles, was
mit dem Hören zu tun hat. Nicht zuletzt diese Aussage hatte Hoffnung
gemacht - sie bleibt auch für die zweite Runde.
Erste Indien-Kooperation
Eine deutsch-indische
Zusammenarbeit auf Hochschulebene ist gerade in der gegenwärtigen Zeit von
besonderer Symbolkraft - ob nun von Indien als Kulturnation oder als aufstrebender
Wirtschaftsmacht die Rede ist. Das erklärte Universitätspräsident
Prof. Dr. Uwe Schneidewind anlässlich der Unterzeichnung eines Kooperationsvertrags
am 26. September 2006 zwischen der Universität Oldenburg und dem S.P. Jain
Institute of Management and Research (SPJIMR) in Mumbai (Bombay), die von Prof.
Dr. M. Suresh Rao vertreten wurde. Es handelt sich um die erste Oldenburger Kooperation
mit einer indischen Hochschule. Die Initiative war von Prof. Dr. Alexander Nicolai
ausgegangen, dem Inhaber der Stiftungsprofessur für Entrepreneurship (Gründungsmana-gement)
am Institut für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspädagogik. Nicolai
hatte kürzlich mit einer Delegation - unterstützt von der EWE Stiftung
und dem Deutschen Akademischen Austauschdienst - verschiedene indische Hochschulen
besucht.
Freuen
sich über deutsch-indische Zusammenarbeit: Alexander Nicolai (l.) und M.
Suresh Rao. Foto: Wilfried Golletz |
Mit der Kooperation
sollen gemeinsame Forschung und Lehre im Bereich Gründungsmanagement vorangetrieben
werden. Hintergrund ist das starke Wirtschaftswachstum in Indien, das den dortigen
Markt auch für deutsche Unternehmensgründer zunehmend interessant macht.
Die Kontakte nach Indien - insbesondere zu dortigen renommierten Hochschul-Instituten
- sollen, so Nicolai, zu einer betont internationalen Ausrichtung in Lehre
und Forschung des Lehrstuhls für Entrepreneurship führen.
Zwei Plädoyers für Forschungsorientierung
Sabine
Doering und Reto Weiler Vizes im Präsidium
Für
eine forschungsorientierte Universität haben sowohl die Literaturwissenschaftlerin
Prof. Dr. Sabine Doering als auch der Neurobiologe Prof. Dr. Reto Weiler (Foto)
vor dem Senat bei der Vizepräsidentenwahl plädiert. Beide wurden mit
deutlicher Mehrheit gewählt: Weiler ein weiteres Mal als Vizepräsident
für Forschung und Doering als Nachfolgerin von Prof. Dr. Karen Ellwanger
als Vizepräsidentin für Studium und Lehre. Sie wurden von Präsident
Prof. Dr. Uwe Schneidewind und der Findungskommission dem Senat vorgeschlagen.
Amtsantritt ist am 1. Januar 2007. Weiler betonte vor dem Senat, die universitäre
Wissenschaft sei zuallererst der Wahrheit verpflichtet. Der beste Weg dahin führe
über eine qualitativ hoch stehende Forschung. Er habe vor zwei Jahren den
Begriff Forschungskerne verwendet, um eine für die Universität
erfolgreiche Forschungsstrategie zu umschreiben. Eine Universität, die sich
um ihre Forschungskerne weiterentwickle, werde auf Dauer ein nationales und internationales
Profil erhalten, das sie attraktiv für bestimmte Gruppen von Studierenden
und WissenschaftlerInnen mache. Diesen Strukturprozess weiter zu begleiten und
anzutreiben sehe er als seine Aufgabe. Nachdrücklich setzte sich der Wissenschaftler
in seiner Rede für die Förderung der Geisteswissenschaften ein. Über
die Einrichtung eines gemeinsamen Promotionskollegs Humanwissenschaften
für die geisteswissenschaftlichen Fakultäten führe er zur Zeit
Gespräche.
Doering plädierte ebenfalls für die Beibehaltung
der Forschungsorientierung und für eine enge Verbindung von Forschung und
Lehre, die das wichtigste Merkmal einer Universität bleiben müsse. Weiter
sagte sie, die Hochschule müsse viel dafür tun, eine ausgezeichnete
Lehre mit attraktiven Studienbedingungen zu verbinden, um im immer stärker
werdenden Wettbewerb nicht abzufallen und ihre jetzige Größe zu halten.
In diesem Zusammenhang setzte sie sich für einen verantwortungsvollen
Umgang mit den Studienbeiträgen ein. Es gebe zwar keine Patentlösung,
sie sei jedoch zuversichtlich, dass die Universität schon bald ein praktikables
Modell vorlegen könne. Sie selbst sei für ein Zwei-Stränge-Modell,
das den Fakultäten viel Spielraum lasse und dem Präsidium ermögliche,
Aufgaben zu bewältigen, die nicht allein von den Fächern und Fakultäten
zu lösen seien.
Partnerschaft mit langer Tradition
Oldenburg
und Thorn seit 25 Jahren eng verbunden
Planetarium der Kopernikus-Universität Thorn. |
Mit einer
wissenschaftlichen Tagung im Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der
Deutschen im östlichen Europa (BKGE) zum Thema Grenzüberschreitende
Biographien zwischen Ost- und Mitteleuropa vom 9. bis 11. November 2006
werden die Universität Oldenburg und die Nikolaus-Kopernikus-Universität
Thorn ihre nunmehr 25-jährige Kooperation begehen. Eingebettet in die Tagung
findet am 10. November um 10.00 Uhr im Hörsaalzentrum der Festakt zum Jubiläum
statt, an dem auch der Rektor der polnischen Universität, Prof. Dr. Adrzej
Jamilkowski, an der Spitze einer 20-köpfigen Delegation teilnehmen wird.
Prof. Dr. Hans-Henning Hahn, Oldenburger Historiker und als Osteuropaexperte zuständig
für die Kooperation mit Thorn, hält den Festvortrag.
Die Universität
Thorn ist nach Groningen die älteste Partnerhochschule Oldenburgs. 1981 wurde
der Kooperationsvertrag in einer für Polen politisch schwierigen Zeit abgeschlossen.
Dennoch entwickelte sich die Zusammenarbeit so positiv, dass die zunächst
zeitlich begrenzte Vereinbarung schließlich 1988 erneuert wurde. Bis heute
sind die Bande zwischen den beiden Hochschulen eng geknüpft - nicht zuletzt
Dank des langjährigen Engagements von Prof. Dr. Friedrich W. Busch. Austausch
gibt es nicht nur im Wissenschaftsbereich und bei den Studierenden, sondern auch
unter den Bibliotheken. Besonders bemerkenswert ist der inzwischen regelmäßige
Besuch von Studierenden des Ergänzungsstudiengangs Museum und Ausstellung
in den exzellenten Restaurationswerkstätten der Universität Thorn. Ein
über mehrere Jahre alle Fakultäten umfassender Doktorandenaustausch
hat sich ebenfalls sehr bewährt.
Mehr
englischsprachige Module in Oldenburg
Höhere Attraktivität
für Gaststudierende angestrebt
Mit dem Ziel, die internationalen
Kernpartnerschaften der Universität Oldenburg weiter auszubauen, besuchte
Universitätspräsident Prof. Dr. Uwe Schneidewind im September die Towson
University und das University of Maryland University College in den USA - beide
zugehörig dem University of Maryland System. Auf dem Besuchsprogramm standen
Gespräche mit VertreterInnen des University System und des Baltimore County.
Im vergangenen Jahr hatte Schneidewind bereits die Hochschulen in Groningen (Niederlande),
Thorn (Polen) und Wuhu (China) besucht.
Die Universität Oldenburg
pflegt mit einer begrenzten Zahl ihrer weltweit über 140 Kooperationspartner
einen besonders intensiven Austausch. Diese Kernpartnerschaften existieren teilweise
seit Jahrzehnten und dienen auch der Entwicklung von grundsätzlichen Kooperationsmustern
für die Internationalisierungsstrategie der Universität Oldenburg im
neuen Bachelor/Master-System. Für das nächste Jahr ist die Etablierung
einer Kernpartnerschaft mit der Nelson Mandela University in Port Elizabeth auf
dem afrikanischen Kontinent geplant.
Die Partnerschaft mit der Towson University
besteht seit 1987 und ermöglicht neben dem Studierendenaustausch auch längere
Aufenthalt von WissenschaftlerInnen und MitarbeiterInnen aus dem MTV-Bereich.
Zudem wurden Sommerkurse für den Wissenschaftsbereich und Studierende beider
Universitäten organisiert. Um diese Maßnahmen weiter auszubauen, vereinbarte
Schneidewind Lehrkooperationen auf Bachelor-, Master- und Doktorandenebene in
unterschiedlichen Fakultäten. Deutlich wurde: Um Oldenburg für amerikanische
Studierende attraktiver zum machen, müssen mehr Module in englischer Sprache
angeboten werden.
Das ebenfalls besuchte University of Maryland University
College (UMUC) ist mit rund 90.000 Studierenden die größte Distance
Learning-Universität der USA. Sie bietet seit etwa zehn Jahren gemeinsam
mit der Oldenburger Universität Ausbildungsgänge im Bereich Distance
Education an. Flagschiff der Kooperation ist der Master of Distance
Education, der sich an Lehrende sowie OrganisatorInnen von eLearning basierten
Weiterbildungsstudiengängen wendet. Anlässlich der Akkreditierung des
Studiengangs (siehe Seite 2) wurde eine weitere Vertiefung der Zusammenarbeit
insbesondere im Hinblick auf eine gemeinsame Distance Learning Forschung auf Doktorandenebene
vereinbart.
Die Gespräche mit Vertretern des Baltimore County dienten
der Vereinbarung einer Zusammenarbeit im Bereich der hochschulnahen Wirtschaftsförderung.
Dies soll auch die Hochschulpartnerschaften der Universität Oldenburg mit
den Maryland-Universitäten unterstützen. Dabei gibt das University of
Maryland-System insgesamt mit seiner ausdifferenzierten Hochschulstruktur und
-steuerung Anregungen für die engere Kooperation der Hochschulen im Nordwesten.
In Gesprächen mit der Führung des University of Maryland-Systems vereinbarte
Schneidewind auch hier einen Erfahrungsaustausch unter Einbeziehung der zuständigen
Ministerien.
Zukunftsfähige Hochschule
Eine hochschulöffentliche
Vorlesung zum Thema Zukunftsfähige Hochschule bietet Universitätspräsident
Prof. Dr. Uwe Schneidewind in diesem Wintersemester an. Eröffnet wird die
Reihe, die jeweils donnerstags, 12.00 bis 14.00 Uhr, stattfindet, am 2. November
2006, Gebäude A4, Raum 2-221, mit einer Einführung in die Grundkonzepte
der Zukunftsfähigkeit.
In der internationalen Diskussion
wird die Frage der Zukunftsfähigkeit der Hochschulen immer bedeutender, weil
sich viele europäische Hochschulen nicht in einem nachhaltigen Zustand
befinden: chronische Unterfinanzierung, steigende Studierendenzahlen, geringe
Wettbewerbsfähigkeit und Erosion von Infrastruktur sind nur einige Begriffe
in diesem Zusammenhang. Die Veranstaltungsreihe greift die fehlende Nachhaltigkeit
deutscher Universitäten in unterschiedlichen Bereichen auf, um diese im Kontext
der Universität Oldenburg zu diskutieren.