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Forschung

Klimaschonende Energieversorgung

EWE-Forschungszentrum für Energietechnologie

Als die Universität Oldenburg mit der Errichtung des „Energielabors“ auf dem Campus Wechloy Anfang der 1980er Jahre ein erstes sichtbares Zeichen für ihre Forschung zum Thema Erneuerbare Energiequellen setzte, hätte es wohl kaum jemand für möglich gehalten, dass 25 Jahre später Deutschlands viertgrößter Energieversorger, die EWE AG, ein Forschungszentrum dafür errichten würde. Denn damals waren nur wenige davon überzeugt, dass Erneuerbare Energiequellen in absehbarer Zeit eine bedeutende Rolle spielen würden. Das ist heute anders. Wind, Sonne und Biogas werden immer wichtiger. Schon 2010 soll in der EU der Anteil der Erneuerbaren Energien am Gesamtvolumen bei zehn Prozent liegen.

Der Beginn der Energieforschung an der Universität Oldenburg: das Energielabor auf dem Campus Wechloy.

 

Um dieses Ziel zu erreichen, ist sehr viel Forschung notwendig. Und genau hier setzt das neue „EWE-Forschungszentrum für Energietechnologie e.V.“ an der Universität Oldenburg an. Noch in diesem Jahr wird das An-Institut seine Arbeit aufnehmen und interdisziplinär neue umweltverträgliche Technologien für die Energiegewinnung entwickeln.

Die umweltverträgliche Energieversorgung sei die zentrale Herausforderung der Zukunft, sagte der Vorstandsvorsitzende der EWE AG, Dr. Werner Brinker, der auch Vorsitzender des Hochschulrats der Universität Oldenburg ist, bei der Unterzeichung der Vereinsgründung. Nur mit umfangreicher Forschung könne die Basis für eine klimaschonende und sichere Energieversorgung in den kommenden Jahrzehnten geschaffen werden. Die Forschungsabteilung der EWE werde mit dem An-Institut, das praxisorientierte Grundlagenforschung betreiben werde, eng zusammenarbeiten. Um sich am Markt behaupten zu können, sei es für EWE von großer Bedeutung, einen intensiven Kontakt zur Wissenschaft zu pflegen und die Forschung voranzutreiben.

Lutz Stratmann, der Niedersächsische Wissenschaftsminister, lobte das Engagement der EWE für den Wissenschaftsstandort Oldenburg und für die Entwicklung von Zukunftstechnologien. „Energie und Klimaschutz gehören wohl zu den wichtigsten Fragen der Menschheit. Die Forschung in diesen Bereichen sichert unsere Zukunft und schafft Arbeitsplätze in unserer Region“, erklärte Stratmann.

Umfangreiche Forschung für klimaschonende Energieversorgung: Präsident Uwe Schneidewind, Vizepräsident Reto Weiler, EWE-Vorstandsvorsitzender Werner Brinker und Wissenschaftsminister Lutz Stratmann bei der Vereinsgründung zum neuen EWE-An-Institut.
Foto: Wilfried Golletz

Präsident Prof. Dr. Uwe Schneidewind betonte, mit dem neuen An-Institut werde sich die Universität – dank der Kooperation mit EWE – in einem Bereich weiter profilieren können, der ihr immer ein zentrales Anliegen gewesen sei und in dem sie große Erfolge zu verzeichnen habe. Prof. Dr. Reto Weiler, Vizepräsident für Forschung, wies darauf hin, dass mit der Gründung des Forschungszentrums eine weitere wissenschaftliche Kompetenz in die Region geholt und der Wissenschaftsstandort Oldenburg gestärkt werde. Als Initiator von Seiten der Universität sieht er in dem Projekt ein wichtiges Modell für „public-private-partnership“. Dass sich dabei die Universität mit einem renommierten Wirtschaftsunternehmen der Energieversorgung verbinde, sei gewollt und ein Zeichen dafür, wie sehr ihr – besonders im Energiebereich – daran gelegen sei, dass ihre Forschungsergebnisse unmittelbar in der Praxis wirksam würden.

Das „EWE-Forschungszentrum für Energietechnologie e.V.“ soll mit Schwerpunkten in den Bereichen Erneuerbare Energien, Energieeffizienz und Energiespeicherung aufgebaut werden. Dem Verein gehören u. a. die EWE AG, das Land Niedersachsen und die Universität Oldenburg an. Ein Wissenschaftlicher Beirat berät das Forschungszentrum bei der Schwerpunktsetzung.

OFFIS: Auf dem Weg zum "Center of Excellence"

Ein überaus positives Zeugnis hat die Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen (WKN) dem Informatikinstitut OFFIS ausgestellt und damit noch einmal bestätigt, dass das An-Institut der Universität Oldenburg mit seinen über 200 MitarbeiterInnen zu den „erfolgreichsten Forschungseinrichtungen des Landes gehört“, wie Wissenschaftsminister Lutz Stratmann erklärte.

OFFIS realisierte im Zeitraum 2001 bis 2005 über 200 Forschungsprojekte mit über 250 Kooperationspartnern. Im gleichen Zeitraum veröffentlichten die WissenschaftlerInnen rund 570 Publikationen. OFFIS warb mehr als 30 Millionen € Drittmittel ein, was einer Drittmittelquote von über 70 Prozent entspricht.

Die WKN bescheinigte OFFIS zudem eine hohe Bedeutung für die Region Nordwest, aber auch für ganz Niedersachsen. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht: als Forschungseinrichtung, als Projektpartner für Industrie- und Verwaltungsunternehmen, als Arbeitgeber sowie als „Innovations- und Beschäftigungsmotor“. OFFIS sei, so die Kommission, auf einem sehr guten Weg zu einem „Center of Excellence“.

Eine weitere Schärfung des Forschungsprofils sowie eine Erhöhung der Promotionsrate des wissenschaftlichen Nachwuchses werden in diesem Zusammenhang als wichtige Eckpunkte gesehen. Die Gutachtergruppe befürwortet auch die Wachstumspläne von OFFIS, merkt jedoch an, dass „ein Wachstum in der Breite nicht zulasten der Forschungstiefe gehen sollte.“
Dazu erklärte der Vorsitzende des Vorstands, Prof. Dr. Wolfgang Nebel: „Wir wollen auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet sein. Dies bedeutet Wachstum zumindest in der gleichen Geschwindigkeit wie der Wettbewerb. Es bedeutet auch die Schaffung notwendiger Forschungsfreiräume jenseits der konkreten Sachzwänge der Auftragsforschung.“

Dass Wachstum bei OFFIS garantiert ist, weist der Jahresbericht 2006 aus. Erstmals wurde ein Umsatz von über zehn Millionen € erreicht, davon wurden mehr als acht Millionen € an Drittmitteln eingeworben. Aktuell beschäftigt OFFIS 209 MitarbeiterInnen und gründete im letzten Jahr die OFFIS AG, um weitere Ausgründungen durch wissenschaftliche MitarbeiterInnen unter Beteiligung von OFFIS zu forcieren.

Gefährdete Libellen

Kaum noch naturnahe Fließgewässer in der Weser-Ems-Region

Libellen, die auf saubere, naturnahe Fließgewässer angewiesen sind, sind in der Region Weser-Ems nach wie vor in ihrem Bestand bedroht. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Studie der Universität Oldenburg, in der die Situation 2006 mit älteren Bestandserfassungen seit 1980 verglichen wurde. Die Untersuchung wurde unter der Leitung des Biologen und Libellenexperten Prof. Dr. Rainer Buchwald von dem Diplom-Landschaftsökologen Tammo Lieckweg durchgeführt und von der EWE Stiftung gefördert.

Gehört zu den gefährdeten Libellenarten: Der Kleine Blaupfeil (Orthetrum coerulescens).
Foto: Tammo Lieckweg

Viele Libellenarten sind auf bestimmte Gewässertypen als Lebensraum angewiesen. In Niedersachsen gibt es keine natürlichen, vom Menschen unberührte Bäche oder Flüsse mehr, und auch naturnahe Fließgewässerabschnitte sind in manchen Regionen nur noch selten anzutreffen – trotz aller Bemühungen seitens des Naturschutzes. Vor allem Schadstoffeinträge, Überdüngung und Zerstörung der natürlichen Bewässerstruktur bedrohen die empfindlichen Fließgewässer-Libellen.

Insgesamt wurden sieben Libellenarten untersucht. Danach ist die Bestandssituation in den vergangenen Jahren weitgehend unverändert – „und das bedeutet: unverändert gefährdet“, so Buchwald. Am häufigsten ist noch die Blauflügel-Prachtlibelle, die an 14 verschiedenen Fließgewässern gefunden wurde. Etwa die Hälfte der aufgefundenen Populationen liegt im Raum Osnabrück; weitere befinden sich vor allem in der Umgebung von Wildeshausen und von Lingen im Emsland. Alle Arten weisen nach wie vor nur sehr wenige, oftmals stark isolierte Vorkommen auf. Ihre Lebensräume sind zudem durch Nährstoffeinträge und intensive Unterhaltungsmaßnahmen an den Gewässern beeinträchtigt. Naturnahe, saubere Fließgewässer seien wertvolle, aber auch empfindliche Lebensräume, die es unter allen Umständen zu bewahren gelte, resümieren die Wissenschaftler. Sie plädieren für weitere Renaturierungsmaßnahmen sowie eine schonende Pflege und Unterhaltung von Fließgewässern mit dem Ziel, gerade besonders seltene und gefährdete Tiere und Pflanzen in ihrem Bestand dauerhaft zu sichern.

Wie bewerten Schüler?

Kooperationsprojekt "Biologie im Kontext" zur Kompetenzentwicklung

Wie bewerten SchülerInnen bioethische Dilemmata, wie beispielsweise die Frage, ob Embryonen zu Forschungszwecken getötet werden dürfen? Wie argumentieren sie, um ihr Urteil zu begründen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich das Kooperationsprojekt „Biologie im Kontext (BiK)“, das zehn Bundesländer umfasst und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziert wird. In diesem Rahmen entwickeln Oldenburger Lehrkräfte in Zusammenarbeit mit den Oldenburger Biologiedidaktikerinnen Prof. Dr. Corinna Hößle, Nicola Mittelsten Scheid und dem Fachleiter Gerd Herken seit Juni 2005 Biologieunterricht zu bioethischen Themen. Bisher entstanden Unterrichtseinheiten u.a. zu den Themen Organtransplantation, Doping, gesunde Ernährung, genetische Tests und Schwangerschaftsabbruch. Sie werden derzeit in Oldenburger Gymnasien erprobt. Ziel ist es, die Bewertungskompetenz der SchülerInnen durch kontextorientierten Unterricht zu fördern.

Hintergrund der Arbeit sind die 2004 von der Kultusministerkonferenz verabschiedeten Bildungsstandards für den Biologieunterricht, die den Fokus schulischen Lehrens und Lernens auf die Vermittlung zentraler Kompetenzen, u.a. der Bewertungskompetenz, legen. Zur Förderung der Bewertungskompetenz im Unterricht werden Strukturmodelle benötigt, die beschreiben, aus welchen Teilfähigkeiten sich Bewertungskompetenz zusammensetzt. Dazu entwickelten die BiologiedidaktikerInnen der Universität ein Modell, das nun in empirischen Studien überprüft wird. Außerdem sind Kompetenzentwicklungsmodelle erforderlich, die beschreiben, wie sich die Fähigkeiten der SchülerInnen im Laufe der Schulzeit entwickeln.

Um Hinweise über die Struktur eines Kompetenzentwicklungsmodells zu gewinnen, wurden BiK-SchülerInnen im Rahmen einer Interventionsstudie zu bioethischen Themen interviewt. Erste Ergebnisse zeigen, dass erst ältere SchülerInnen fähig sind zu antizipieren, wie sich von einem Dilemma betroffene Personen fühlen und welche Folgen es haben kann. Dies gilt in gleicher Weise für die Gefühle und Folgen für weniger betroffene Personen und für größere Personenkreise, wie z.B. die Gesellschaft. Auch die Fähigkeit, einen umfassenden Wertekanon zu nennen, scheint sich erst mit zunehmendem Alter zu entwickeln. Zudem zeigen die Untersuchungen, dass SchülerInnen eigene Kriterien entwickeln, anhand derer sie zwischen deskriptiven Tatsachen und normativen Richtlinien unterscheiden. Die Studie soll Auskunft darüber geben, ob sich Bewertungskompetenz durch einen sinnstiftenden, kontext-orientierten Unterricht gezielt fördern lässt und somit nicht ausschließlich altersabhängigen Entwicklungsprozessen unterliegt.

Industrie und Wissenschaft vereint

Fahrzeugkommunikation: OFFIS an gemeinsamer Forschergruppe beteiligt

Die Kommunikation von Fahrzeugen untereinander und mit der umgebenden Infrastruktur preiswerter und komfortabler zu gestalten sowie die Verkehrseffizienz zu steigern und damit Ressourcen umweltschonender einzusetzen: das ist das Ziel der Forschergruppe „C3World – Connected Cars in a Connected World“. An der Forschergruppe sind auf der einen Seite der Volkswagen-Konzern und auf der andern Seite das Niedersächsische Kompetenzzentrum Informationssysteme für die mobile Nutzung „Niccimon“ beteiligt. Niccimon ist ein Zusammenschluss des Oldenburger Informatikinstituts OFFIS, des Instituts für Nachrichtentechnik der Technischen Universität Braunschweig, des Instituts für Kommunikationstechnik der Universität Hannover und des Laboratoriums für Informationstechnologie in Hannover. Die Mittel für das Projekt kommen von Volkswagen (3 Mio. €) und dem Niedersächsischen Wissenschaftsministerium (1,3 Mio. € für zunächst fünf Jahre). Die Projektkoordination liegt bei Heiner Bunjes (OFFIS).

Es handele sich um ein „industrienahes Leuchtturmprojekt mit hohem Innovationspotenzial und hoher wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Strahlkraft“, erklärte Wissenschaftsminister Lutz Stratmann anlässlich des offiziellen Starts des Projekts Ende März.

Neben dem Bereich Fahrzeugkommunikation geht es darum, über neuartige ortsbasierte Dienste das World Wide Web ins Auto bringen und dazu beizutragen, dass zukünftige Navigationsgeräte zu einem umfassenden Informationsterminal für Fahrer und Insassen erweitert werden. Außerdem sollen neueste Breitbandfunktechnologien (UWB) auf ihre Anwendbarkeit in und um das Kraftfahrzeug prototypisch untersucht werden. Darüber hinaus sollen durch die Forschergruppe technologische Voraussetzungen für Spin-Offs geschaffen werden.

Mit Wackeln zum Erfolg

Theoretische Physik: "Verschränkungserzeugung"

Sich gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten aufhalten: Was für Menschen unmöglich ist, widerspricht keineswegs den Gesetzen der Quantenmechanik. Wenn sich mehrere Teilchen gleichzeitig an zwei Orten aufhalten, die Messung eines Teilchens aber den Aufenthaltsort der anderen Teilchen festlegt, spricht man von so genannten verschränkten Zuständen. Ein wichtiger verschränkter Quantenzustand ist der Bell-Zustand, bei dem sich von zwei unterscheidbaren Teilchen jedes gleichzeitig an zwei Orten aufhält: Wenn das erste Teilchen an einem Ort gemessen wird, befindet sich das zweite Teilchen am anderen Ort.

Ein „heißes” Forschungsthema ist die Verschränkungserzeugung mit einem Materiezustand vieler ultrakalter Atome, dem so genannten Bose-Einstein-Kondensat. In diesem Bereich forscht der Oldenburger Physiker Dr. Christoph Weiß gemeinsam mit Niklas Teichmann, der kürzlich seine Diplomarbeit beendet hat. In der Aprilausgabe von Europhysics Letters berichten sie über ihre Arbeit, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) unterstützt wurde (EPL 78, 2007, 10009). Weiß, Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Physik, forscht derzeit am Laboratoire Kastler Brossel der renommierten Ecole Normale Supérieure in Paris.

Die Oldenburger Physiker schlagen vor, einen Bell-Zustand zweier Bose-Einstein-Kondensate dadurch zu erzeugen, dass in geeigneter Weise am Aufbau gewackelt wird. In einer Computersimulation wurde für zwei Kondensate von je 50 Teilchen gezeigt, dass die maximal verschränkten Bell-Zustände mit über 96%iger Wahrscheinlichkeit entstehen können.

www.physik.uni-oldenburg.de/condmat/Weiss/CW.html

Neuzeitliches Europa

Die Grundlagen für eine europäische Forschungskooperation zur Geschichte der Frühen Neuzeit wurden Ende März 2007 auf einem internationalen Workshop an der Universität Oldenburg gelegt, zu dem die Historikerin Prof. Dr. Dagmar Freist (Foto) geladen hatte. Zu Gast waren WissenschaftlerIn nen aus den Niederlanden, Großbritannien, Schweden, Frankreich und Deutschland. Sie alle verbindet ein europäisch und interdisziplinär ausgerichteter Forschungsschwerpunkt zum Thema „Networks, economic and social interaction and cultural transfer in early modern Northern Europe“ (NESICT).

Ziele der Forschungskooperation, die an die Konferenz „Die Verflechtung einer Region: Netzwerke, Technik- und Kulturtransfer im neuzeitlichen Nordeuropa“ vom letzten Jahr in Oldenburg anknüpft, sind die Intensivierung des wissenschaftlichen Austauschs, die Beantragung von Forschungsprojekten und gemeinsame Publikationen. Eine erste Veröffentlichung mit Beiträgen zu Handel, Medien und Migration im 17. und 18. Jahrhundert ist in Vorbereitung.

Der nächste NESICT-Workshop findet im Januar 2008 an der University of Hertfordshire, Großbritannien, statt.

Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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