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Forschung

Globalisierung und Aufklärung

Josef Simon Gast der Jaspers Vorlesungen / Förderpreis für Thomas Sören Hoffmann

Der Bonner Philosoph Prof. Dr. Josef Simon (Foto) wird vom 26. bis 28. Juni 2007 Gast der Karl Jaspers Vorlesungen zu Fragen der Zeit sein. Unter dem Motto „Philosophie im Jahr der Geisteswissenschaften“ spricht er über das Thema „Globalisierung und Aufklärung“.

Zu den Schwerpunkten Simons gehören die Sprachphilosophie als eine „Philosophie des Zeichens“, die Erkenntnistheorie und die Praktische Philosophie. Er ist beeinflusst von den Philosophen der Neuzeit, von Immanuel Kant und Georg Wilhelm Friedrich Hegel, aber auch von Friedrich Nietzsche, Ludwig Wittgenstein und Willard Van Orman Quine. Nach Stationen in Frankfurt/Main und Tübingen war Simon bis zu seiner Emeritierung Hochschullehrer an der Universität Bonn. Er hat die „Allgemeine Zeitschrift für Philosophie“ herausgegeben und ist Mitherausgeber der „Nietzsche-Studien“.

Seine Bücher, die zum Teil ins Englische, Spanische und Portugiesische übersetzt wurden, beschäftigen sich mit dem menschlichen Selbstbewusstsein, das in der Furcht vor der Möglichkeit der Auflösung seiner Gewissheiten und Bedeutungen lebt. Der menschliche Weltbezug bleibt in Simons linguistisch transformierter Transzendentalphilosophie unhintergehbar zeichenhaft.

Den Karl Jaspers Förderpreis erhält der Simon-Schüler Prof. Dr. Thomas Sören Hoffmann, Universität Bonn, dessen jüngstes Werk „Philosophie in Italien“ kürzlich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung unter der Überschrift: „Die Würde des Chamäleons. T. S. Hoffmann belebt die Renaissance-Philosophie“ vorgestellt wurde.

Seuchenausbreitung und Bioinvasion auf der Spur

Forschungsprojekt untersucht Zusammenhang mit globalen Transportwegen

Welchen Einfluss haben menschliche Transportnetzwerke auf die Ausbreitung von Seuchen und auf Bioinvasionen? Diese Frage steht im Mittelpunkt eines Forschungsvorhabens, an dem der Physiker Prof. Dr. Bernd Blasius (Institut für Chemie und Biologie des Meeres ICBM) maßgeblich beteiligt ist. Es wird von der VolkswagenStiftung im Rahmen der Förderinitiative „Komplexe Netzwerke als fächerübergreifendes Phänomen“ über drei Jahre mit rund 570.000 € finanziert. Außer Blasius arbeiten an dem Projekt WissenschaftlerInnen vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen, der Pennsylvania State University und der University of California, Santa Barbara.

Was die Sphinx unberührt lässt,
versetzt Seuchenforscher in Unruhe: Massentourismus als eine der Ursachen für die Ausbreitung von Krankheitserregern.
Foto: dpa

Die Welt ist in vielerlei Hinsicht kleiner geworden. Es werden Güter aus China gekauft und viele Menschen reisen aus geschäftlichen oder touristischen Gründen ins Ausland. Auf diesen verschiedenen Verkehrswegen werden auch Lebewesen unbeabsichtigt transportiert – z. B. Algen und Mikroorganismen im Ballastwasser von Schiffen oder Insektenlarven in Reifenprofilen von Autos. Organismen gelangen so in Ökosysteme, in denen sie nicht heimisch sind und breiten sich dort oft ungehindert aus. Dieser Prozess der „Bioinvasion“ kann das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten, die der eingeschleppten Art nicht gewachsen sind, verursachen. Auch Krankheitserreger können von Reisenden in kürzester Zeit über Kontinentalgrenzen hinweg verschleppt werden und Pandemien auslösen.

Wie sich Organismen oder Krankheitserreger ausbreiten, hängt von vielen Faktoren ab. Bei Tieren spielt die Zahl der natürlichen Feinde und Konkurrenten eine Rolle, im Fall eines Krankheitserregers die Pathogenität und Inkubationszeit. „Dennoch liegen den verschiedenen Szenarien der Bioinvasion und der Ausbreitung von Seuchen ähnliche Gesetzmäßigkeiten zu Grunde, die stark geprägt sind von den menschlichen Transportwegen“, erklärte Blasius, der kürzlich auf die Professur für „Mathematische Modellierung“ am ICBM berufen wurde.

Die WissenschaftlerInnen wollen eine umfassende Datenbank von globalen Reise- und Transportwegen erstellen. Theoretische Vorhersagen werden anhand wichtiger Fallbeispiele getestet. So sollen die Bioinvasion durch exotische Pflanzen- und Tierarten zwischen Inselgruppen, die marine Bioinvasion durch den Austausch von Ballastwasser oder die Ausbreitung von Krankheiten wie Denguefieber und Vogelgrippe mit Hilfe von Computersimulationen genauer untersucht werden. „Wir erwarten wichtige Informationen zur Entwicklung von Präventionsstrategien, beispielsweise im Fall einer globalen Grippe-Pandemie“, so Blasius. Der Physiker und seine interdisziplinäre Arbeitsgruppe befassen sich mit der theoretischen Beschreibung und mathematischen Modellierung komplexer natürlicher Systeme in Biologie und Ökologie.

Geochemiker Summons in Oldenburg und Bremen

Humboldt-Preisträger forscht mit Kollegen

Der Geochemiker Prof. Dr. Roger E. Summons (Foto) vom Massachusetts Institute of Technology (Cambridge, USA) erhält den mit 50.000 € dotierten Humboldt-Forschungspreis der Alexander von Humboldt-Stiftung. Der Stiftungsrat folgte damit einem gemeinsamen Vorschlag von Prof. Dr. Kai-Uwe Hinrichs (Fachbereich Geowissenschaften und Forschungszentrum Ozeanränder, Universität Bremen) und Prof. Dr. Jürgen Rullkötter (Institut für Chemie und Biologie des Meeres, Universität Oldenburg). Summons wird 2008 als Fellow des Hanse-Wissenschaftskollegs Delmenhorst mit den Arbeitsgruppen der Wissenschaftler über aktuelle Probleme der Organischen Geochemie forschen und damit den Wissenschaftsverbund in der Nordwestregion stärken.

Summons ist einer der weltweit führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Organischen Geochemie. Er untersucht seit vielen Jahren anhand molekularer Fossilien die Entwicklung von Lebensformen in den Ozeanen der Frühzeit unseres Planeten. Die Spurenanalytik der Hinterlassenschaften dieser frühen mikrobiellen Lebewesen zeichnet sich durch das hohe Anspruchsniveau sowohl in technischer als auch in wissenschaftlicher Sicht aus. Zu den wichtigsten Ergebnissen seiner Arbeiten gehört der Nachweis, dass die Biosynthese von Steroiden und Triterpenoiden schon sehr früh in der Evolutionsgeschichte „erfunden“ wurde. Auch zur Erkenntnis, dass die Photosynthese unter Freisetzung von Sauerstoff und die Sauerstoffatmung schon vor 2,7 Milliarden Jahren stattfanden, hat er maßgeblich beigetragen. Für seine wissenschaftlichen Verdienste wurde ihm 2003 die höchste Auszeichnung in der Organischen Geochemie verliehen, die Treibs-Medaille in Gold der Geochemical Society.

Bei den geplanten Forschungsarbeiten in Bremen und Oldenburg geht es um molekulare Spuren, an denen sich die Aktivität von Cyanobakterien in der weit zurück liegenden geologischen Vergangenheit anhand der Analyse von Sedimentproben erkennen lässt. Dabei richtet sich das Interesse auf Bestandteile der Zellmembranen, die für diese Organismen charakteristisch sind und deren Molekülskelette sich auch noch in Milliarden Jahre alten Gesteinsproben nachweisen lassen. Die Arbeiten werden sich auf einen Vergleich der Analyse von Kulturen heute lebender Bakterien und der molekularen Fossilien in „nur“ bis zu hundert Millionen Jahre alten Meeressedimenten konzentrieren, die im Rahmen des Internationalen Tiefseebohrprogramms im Atlantischen und Pazifischen Ozean erbohrt wurden.

Nachhaltige Strategien zwischen Produktion und Konsum

Oldenburger Wirtschaftswissenschaftler erhalten hochdotierte Förderungen für zwei neue Forschungsprojekte

Nachhaltige Strategien zwischen Produktion und Konsum zu fördern – das ist das Ziel von zwei neuen wirtschaftswissenschaftlichen Forschungsprojekten an der Universität. Sie werden vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit insgesamt 1,1 Millionen € finanziert und gehören zu insgesamt 15 Projekten des BMBF-Förderschwerpunkts „Wirtschaftswissenschaften für Nachhaltigkeit“, die aus 88 Anträgen ausgewählt wurden.

Das Projekt „WENKE2 – Wege zum nachhaltigen Konsum – Energie, Ernährung“ ist am CENTOS (Oldenburg Center for Sustainability Economics and Management) angesiedelt und wird von Prof. Dr. Reinhard Pfriem (BWL) und Prof. Dr. Heinz Welsch (VWL) geleitet. Weitere Projektpartner sind die TU Dresden, das Max-Planck-Institut für Ökonomik Jena sowie das Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit gGmbH, Berlin.

Am Beispiel der Bereiche „privater Energiekonsum“ und „Ernährung“ soll untersucht werden, warum sich nachhaltige Konsummuster trotz vielfältiger öffentlicher Debatten beim Verbraucher kaum durchsetzen. Hierzu sollen ökonomische Erklärungsangebote geprüft und umsetzungsorientierte Handlungskonzepte entwickelt werden. Praktische Ziele sind u.a. eine Reduzierung des Energieverbrauchs und eine Erhöhung des Einsatzes erneuerbarer Energien in der Region Hannover sowie die Orientierung auf regionale, ökologische und fair gehandelte Lebensmittel, dies bezogen vor allem auf die Region Weser-Ems.

Ein öffentlicher Workshop mit dem Titel „Nachhaltiger Konsum“ findet im Rahmen des CENTOS-Forums am 25. Juni 2007, 14.00 bis 18.00 Uhr, im Gästehaus der Universität statt.
Das Projekt „Akteurshandeln und langfristige Investitionsentscheidungen im Kontext von Klimaschutz und Energie (ALICE)“ widmet sich der Frage, welche Faktoren die langfristigen Investitionsentscheidungen von Energieunternehmen bestimmen. Unter der Leitung von Prof. Dr. Bernd Siebenhüner wird untersucht, inwieweit das Paradigma des „rationalen Akteurs“ bei Firmen des Elektrizitätssektors tatsächlich erfüllt ist. In empirischen Fallstudien soll ein realitätsnäheres Bild der Entscheidungswege und -mechanismen entwickelt werden. Der Vergleich von Unternehmen in Europa, den USA und China soll strukturelle und kulturelle Unterschiede dieser hauptsächlichen Verursachungsregionen von Treib-hausgasen aufzeigen. Auf Basis dieser Ergebnisse wird ein verbessertes Modell langfristiger Investitionen im Energiesektor entwickelt, das wiederum als Grundlage zur Verbesserung von Modellen zur integrierten Bewertung des Klimawandels dient.

Projektpartner sind das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung sowie das International Institute for Applied Systems Analysis in Laxenburg/Österreich.

Alltagsthemen erforschen

"Politik-Labor" erfolgreich beim Stifterverband

Mit dem Projekt „Politik-Labor“ wird sich die Universität Oldenburg am 12. Juni 2007 in Essen auf einem Workshop des Stifterverbands für die Deutsche Wissenschaft präsentieren. Die Veranstaltung findet im Rahmen des Aktionsprogramms PUSH (Public Understanding of Science and Humanities) statt, mit dem die Wissenschaftskommunikation in Deutschland gefördert werden soll. Erstmalig zielte die Ausschreibung ausschließlich auf Projekte aus den Geistes- und Sozialwissenschaften. Aus über 100 Bewerbungen wurden neun Projekte als besonders originelle und innovative Konzepte ausgezeichnet und gefördert, darunter auch das Oldenburger Politik-Labor.

Bei dem Vorhaben unter der Leitung des Politologen Prof. Dr. Dirk Lange werden politik- und sozialwissenschaftliche Kompetenzen anhand von Gegenständen aus der Lebenswelt von SchülerInnen vermittelt. Unter Anleitung der Wissenschaftlichen Mitarbeiter Mareike Kühn und Markus Behne forschen Schulklassen aus dem regionalen Einzugsgebiet am Institut für Politikwissenschaft zu Alltagsthemen wie Handy, Kopftuch und Fußball sowie zu Problemfeldern wie Europa, Globalisierung und Migration.

Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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