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Inhalt 4/2008
Forschung
- Klimafreundliche Häuser
GEKKO prämiert Klimaschutzmaßnahmen von Oldenburger Hausbesitzern - Sonne, Wind und Effizienz
- Nordwesten wird Modellregion
11 Millionen-Projekt zu Folgen der Klimaveränderung - Hanse als EU-Lernmodell?
- Nutzung von Hochmoorgrünland
- Forderung nach Grenzwerten
Toxische Kombinationswirkungen: keine Entwarnung - ZENARiO für Raumentwicklung
Klimafreundliche Häuser
GEKKO prämiert Klimaschutzmaßnahmen von Oldenburger Hausbesitzern
Typische Emissionen bei einem Altbau, einer „Oldenburger Hundehütte“.
Die Sieger im Wettbewerb um die klimafreundlichsten Häuser in Oldenburg wurden Anfang April auf der NordHAUS-Messe ausgezeichnet. Veranstalter des Wettbewerbs waren das Forschungsprojekt GEKKO (Gebäude, Klimaschutz und Kommunikation in Oldenburg) der Universität und KoBE (Kompetenzzentrum Bauen und Energie e.V.), die sich auf eine lange vernachlässigte Seite des Klimaschutzes konzentrieren: die geeignete Kommunikation von Klimaschutzmaßnahmen. Eine Fachjury hatte die GewinnerInnen aus 70 Bewerbungen ermittelt. Unterstützt wurde die Aktion vom Lokalsender oldenburg eins, der Nordwest-Zeitung und der PSD-Bank. In der Kategorie „Neubau“ ging der mit 1.500 € dotierte erste Preis an Yvonne und Jens Sturm. In der Kategorie „Energetische Sanierung“ erhielt die Familie Hilge/Nocke die Auszeichnung für die Komplettsanierung einer „Oldenburger Hundehütte“. Die Gewinner der zweiten und dritten Preise erhielten jeweils 1.000 bzw. 500 € für ihren Beitrag zum Klimaschutz. Maßgeblich für die Jury waren in erster Linie geringe CO2-Emissionen der Gebäude. Sie berücksichtigte aber auch Kriterien wie Alter und Lage sowie mögliche Einschränkungen, etwa durch den Denkmalschutz. Die Preise wurden gestiftet von der PSD Bank. Darüber hinaus wurden zwei von KoBE ausgelobte Sonderpreise in Höhe von 500 € für ein Passivhaus in der Semperstraße und eine Reihenhausanlage an der Dietrich-Brinkmann-Straße (Etzhorn) vergeben.
www.gekko-oldenburg.de
Sonne, Wind und Effizienz
Sonne, Wind und Effizienz. Die Oldenburger Energieforschung“ – so ist das neue EINBLICKE-Schwerpunktheft (Nr. 47) betitelt. In 14 Beiträgen werden von WissenschaftlerInnen der Universität aktuelle Forschungsprojekte im Energiebereich vorgestellt. Vertreten sind die Fachrichtungen Physik (Photovoltaik, Windenergie, Wasserstoffspeicher), Wirtschaft (Ökonomie des Klimaschutzes) und Informatik (u. a. IT-Systeme für nachhaltiges Energiemanagement). Außerdem enthält das Heft Interviews mit dem EWE AG Vorstandsvorsitzenden Dr. Werner Brinker und dem Physiker Prof. Dr. Jürgen Parisi zum neuen EWE-An-Institut „Next Energy“, dessen Leiter, Prof. Dr. Carsten Agert, ebenfalls vorgestellt wird. Dazu gibt es im EINBLICKE-Fokus einen Überblick über die wichtigsten Ereignisse im letzten halben Jahr.
www.uni-oldenburg.de/presse/einblicke
Nordwesten wird Modellregion
11 Millionen-Projekt zu Folgen der Klimaveränderung
Der Oldenburger Binnenhafen: Die Klimaveränderung wird zu tief greifenden Veränderungen in vielen Zweigen der Wirtschaft führen. Auch die Häfen werden davon betroffen sein, die sich als Warenumschlagplätze auf neue Produkte einstellen müssen.
Ein Forschungsprojekt zum strategischen Umgang mit den Klimaveränderungen im Nordwesten wird voraussichtlich realisiert. Nach dem Votum von Gutachtern empfahl jetzt das Deutsche Institut für Luft- und Raumfahrt (DLR) als Projektträger des Förderprogramms KLIMZUG, dem Projektantrag in Höhe von 11 Millionen € zuzustimmen. Damit ist das Projekt nahezu gesichert. Die endgültige Bewilligung durch das Bundesforschungsministerium (BMBF) wird für die nächsten Monate erwartet. Mit gut drei Millionen € sind WissenschaftlerInnen des Center for Sustainability Economics and Management (CENTOS) der Universität Oldenburg beteiligt.
Der Antrag „Nordwest 2050“ wurde Ende Januar unter der Federführung der Metropolregion Bremen-Oldenburg und des Sustainability Centers Bremen gestellt. Neben der Universität Oldenburg sind auch die Universität Bremen und das Forschungsinstitut BioConsult beteiligt. Damit gehört der Nordwesten zu den ausgewählten Modellregionen in Deutschland. Das Projekt wird in den kommenden fünf Jahren in der Region eine mit Wirtschaft, Politik und Gesellschaft abgestimmte „Roadmap of Change“ für klimaangepasste Innovationen in zentralen Wirtschaftssektoren (Energiewirtschaft, Ernährungswirtschaft, Hafenwirtschaft/Logistik) erarbeiten. Neben der Anpassungsfähigkeit der Region an den Klimawandel steht dabei die Übertragbarkeit von Erkenntnissen und Innovationen sowie deren Austausch mit anderen Regionen im Vordergrund. Bei der Wirtschaft stoße das Projekt auf viel Zustimmung, sagte Prof. Dr. Reinhard Pfriem vom Institut für Betriebswirtschaftslehre und Wirtschaftspädagogik. In vielen Unternehmen – besonders auch in der Ernährungwirtschaft – sei das Bewusstsein über die Klimaveränderungen inzwischen stark ausgeprägt und habe schon zu Veränderungen im Produktionsbetrieb geführt. Nun komme es darauf an, eine Gesamtstrategie für möglichst viele Handlungsfelder zu entwickeln. Außer Pfriem sind drei weitere Wirtschaftswissenschaftler von CENTOS, Prof. Dr. Bernd Siebenhüner, PD Dr. Klaus Fichter und PD Dr. Martin Müller, an dem Großprojekt beteiligt.
Hanse als EU-Lernmodell?
Kann die mittelalterliche Hanse als Modell für die moderne interregionale Zusammenarbeit dienen? Diese Frage stand im Mittelpunkt eines von der EU geförderten internationalen Forschungsprojekts. Angesichts erstaunlicher Parallelen zwischen Hanse und heutiger EU, die von grenzüberschreitenden Wirtschaftsbeziehungen, Handelserleichterungen, Qualitätsrichtlinien und Kontrollinstanzen bis zu einer Verbund-Ökonomie gleichberechtigter Partner reiche, lasse sich durchaus etwas aus den mittelalterlichen Erfahrungen lernen, sagte der Oldenburger Historiker Prof. Dr. Rudolf Holbach. „Es empfehlen sich statt allzu weitreichender zentraler Regulierungen flexible Organisationsstrukturen mit ausreichenden regionalen Kompetenzen, die einzelnen Mitgliedern eine Abweichung erlauben, ohne gemeinschaftliche Entscheidungen zu blockieren“, betonte er. Die Ergebnisse sind in dem Band „The Hanseatic League in Past & Present Europe.”, Ed. by Hanno Brand, Groningen 2008, erschienen.
Nutzung von Hochmoorgrünland
Nachhaltige Nutzung von Hochmoorgrünland – Chance oder Illusion?“ – zu diesem Thema fand im April eine Fachtagung an der Universität statt, die von der Arbeitsgruppe Vegetationskunde und Naturschutz am Institut für Biologie und Umweltwissenschaften veranstaltet wurde. Die WissenschaftlerInnen diskutierten bodenphysikalische und -chemische, nährstoffökologische, vegetationskundliche sowie landwirtschaftliche und naturschutzfachliche Aspekte.
www.uni-oldenburg.de/vegetationskunde
Forderung nach Grenzwerten
Toxische Kombinationswirkungen: keine Entwarnung
Keine Entwarnung in der Diskussion um toxische Kombinationswirkungen“ – diesen Schluss zieht die Biochemikerin Prof. Dr. Irene Witte aus den inzwischen abgeschlossenen Forschungsarbeiten des Graduiertenkollegs Toxische Kombinationswirkungen. Das von der Hans Böckler Stiftung finanzierte Kolleg an den Universitäten Oldenburg und Bremen, deren Sprecherin Witte war, lief von 2002 bis 2006. Im BIS-Verlag ist jetzt eine Zusammenfassung der wichtigsten Forschungsergebnisse erschienen.
Das Problem: Synthetisierte Substanzen werden von der Industrie in immer neuen Verhältnissen und Kompositionen zusammengemischt, ohne dass die Wirkung für Mensch und Umwelt geklärt ist. So sind heute rund 20.000 unterschiedliche Pestizidpräparate auf dem Markt, denen 800 Wirkstoffe zugrunde liegen. Und es werden immer mehr. Die Folge: Die Anzahl der nachgewiesenen Pestizide in Obst und Gemüse steigt Jahr für Jahr, was jedoch in Ermangelung an „Kombinationsgrenzwerten“ ohne Folgen bleibt. Dem „sorglosen Umgang mit dem Mixen von Chemikalien“ müsse Einhalt geboten werden, so Witte. Der Gesetzgeber sei gefragt, um Grenzwerte zu setzen und die Möglichkeit der Herstellung von Gemischen einzuschränken. („Toxische Kombinationswirkungen – Komplexe Wirkungen chemischer und physikalischer Stressoren auf Mensch und Umwelt“, Oldenburg 2007, ISBN 978-3-8142-2067-3).
ZENARiO für Raumentwicklung
Der Hannoveraner Geograph Prof. Dr. Stefan Hartke, Referent für Regionale Wirtschaftsförderung im Wirtschaftsministerium des Landes Niedersachsen, hat im April eine Vorlesungsreihe des Zentrums für Nachhaltige Raumentwicklung in Oldenburg (ZENARiO) eröffnet. Das in Gründung befindliche Zentrum der Universität bündelt Kompetenzen im Bereich der raumwissenschaftlichen Nachhaltigkeitsforschung, die sich an der Universität und in ihrem Umfeld entwickelt haben. In insgesamt acht öffentlichen Kolloquiumsvorträgen werden Einblicke in das breite interdisziplinäre Spektrum der nachhaltigen Raumforschung gegeben.
www.uni-oldenburg.de/raumentwicklung/21229.html