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Inhalt 6/2008

Forschung

Weiteres Großprojekt zur Klimaanpassung

Starke Nachfrage nach Oldenburger Nachhaltigkeitsforschung

Auch Windenergie ist ein Thema des EU-Projekts: Offshorepark vor der dänischen Nordseeküste.
Foto: Vestas Central Europe


Strategien und konkrete Maßnahmen entwickeln, damit Küstenregionen im Nordseeraum die Folgen des Klimawandels und Aufgaben ihrer strukturellen Entwicklung meistern können: Das ist das Ziel des von der EU geförderten internationalen Projektclusters „Europas nachhaltige Küstenregionen“, an dem die Universität Oldenburg über das Zentrum für Umwelt- und Nachhaltigkeitsforschung (COAST) maßgeblich beteiligt ist. Von den rund 15 Mio. € Fördermittel entfallen etwa fünf Mio. € auf COAST. Oldenburger Sprecher des Projekts ist der Umweltwissenschaftler Dr. Thomas Klenke. Es ist das zweite Großprojekt, an dem COAST beteiligt ist. Erst kürzlich gab es deutliche Signale, dass das unter dem Dach von COAST arbeitende Wissenschaftliche Zentrum CENTOS (Center for Sustainability Economics and Management) drei Millionen € Fördermittel vom Bundesforschungsministerium (BMBF) erhält.

Im Herbst wird mit dem endgültigen Bescheid gerechnet. In diesem Vorhaben „Nordwesten 2050“, das von der Metropolregion Bremen-Oldenburg beantragt wurde, soll eine mit Wirtschaft, Politik und Gesellschaft abgestimmte „Roadmap of Change“ für klimaangepasste Innovationen erstellt werden. (siehe auch UNI-INFO 4/08),

Auch in dem jetzt genehmigten EU-Projekt geht es um Anpassungsstrategien. An den insgesamt drei Oldenburger Projekten des Clusters beteiligen sich WissenschaftlerInnen aus den vier COAST-Mitgliedseinrichtungen: dem Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM), dem Zentrum für Windenergieforschung Forwind, dem Center for Environmental Modelling (CEM) und wiederum CENTOS. Mitglieder des Instituts für Biologie und Umweltwissenschaften (IBU) wirken ebenfalls mit. Am Gesamtprojekt sind auch Arbeitsgruppen aus den skandinavischen Ländern, aus Großbritanien, den Niederlanden und Belgien beteiligt.

Die Projekte im Einzelnen:

• Bei „enerCOAST“ (bluegreen coastal energy communities) arbeiten Gruppen in England, Norwegen, Schweden, den Niederlanden und Deutschland an standortspezifischen regionalen Netzwerken zur Erzeugung und Nutzung von Bio-Energie. Verbindendes Moment ist die Arbeit an einem umfassenden Wirtschaftsmodell, das von den natürlichen Standortbedingungen ausgeht und die Kooperation von Energieproduzenten und -nutzern verbessert. Dabei werden u.a. etablierte und neuartige Elemente der Biomasse-Nutzung untersucht. So sollen energie-autonome und energie-effiziente Strukturen in Küstengemeinschaften optimiert werden. Das Projekt wird durch die Universität Oldenburg geleitet.

• Das Projekt „Climate Proof Areas“ (coastal communities ready for a changing world) betrachtet Fokusräume in den Niederlanden, Schweden, Belgien und Deutschland. Hier sollen innovative technologische Verfahren und gesellschaftliche Strategien entwickelt werden, die geeignet sind, dem Anpassungsdruck aus Klimawandel, Globalisierung und demographischem Wandel gerecht zu werden. Handlungsebene sind Gemeinden und Kreise der Nordseeküste, in denen alle gesellschaftlichen Gruppen an der Entwicklung der Anpassungsstrategien beteiligt werden sollen. Die Universität Oldenburg (ICBM und IBU) ist Partner des durch die Provinz Zeeland (Niederlande) geführten Konsortiums.

• „POWER-Cluster“ (Developing the North Sea offshore energy region) hat das Ziel, die Nutzung von auf dem Meer erzeugter elektrischer Energie in der Nordseeregion weiter zu untersuchen und zu fördern. Arbeitsfelder sind die Information und Einbindung gesellschaftlicher Gruppen, technologische Verbesserungen, Verminderung von Umweltbelastungen sowie die Entwicklung und Umsetzung von Bildungsangeboten. Das Projekt wird von der Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung und Stadtentwicklung (BIS) geleitet; die Universität Oldenburg ist mit ForWind, ICBM und IBU beteiligt.

Unerwarteter "hot spot" der Biodiversität in Deutschland

Erstaunlich vielfältige Flora und Fauna auf den Ostfriesischen Inseln

 

 

 

 

 

 

Beispiel für Artenreichtum auf den Ostfriesischen Inseln: Eine Salzwiese mit Strandbeifuß (weiß-grau) und Strandflieder (violett)
auf Memmert.
Foto: Niedringhaus


Rund 1.500 Pflanzen- und über 8.000 Tierarten, d.h. ein Viertel der Flora und ein Fünftel der Fauna Deutschlands: Diese erstaunliche biologische Vielfalt findet sich auf den Ostfriesischen Inseln, wie ein kürzlich abgeschlossenes Forschungsprojekt ergeben hat. Mehr als 80 Fachleute waren an dem langjährigen Projekt beteiligt, das u.a. mit Mitteln der Niedersächsischen Wattenmeerstiftung finanziert wurde. Die Forschungsergebnisse sind in einem 470 Seiten starken Handbuch zusammengefasst, das die Biologen Dr. Rolf Niedringhaus, Prof. Dr. Volker Haeseler und Prof. Dr. Peter Janiesch (Institut für Biologie und Umweltwissenschaften) herausgegeben haben und das am 19. Juni im Beisein von Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander in der Universität der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Zuvor war das Projekt im Rahmen der 9. UN-Biodiversitätskonferenz im Mai 2008 in Bonn präsentiert worden. Mit dem Handbuch wird erstmalig für einen deutschen Nationalpark eine umfassende Gesamtübersicht über die floristische und faunistische Artenvielfalt gegeben.

Angesichts der Gesamtfläche der Inseln von lediglich etwas mehr als 100 Quadratkilometern, die nur 0,03 Prozent der Gesamtfläche Deutschlands ausmachen, könne durchaus von einem „hot spot“ der Biodiversität in Deutschland, wahrscheinlich sogar in Nordeuropa, gesprochen werden, so die AutorInnen. Die Sonderstellung des Gebiets werde auch deutlich durch die Präsenz sehr vieler spezialisierter und küstengebundener Arten sowie durch 258 Pflanzen- und 1.092 Tierarten aus der Roten Liste gefährdeter Arten. Die 53 Fachbeiträge des Handbuchs liefern detaillierte Informationen über die Flechten, Moose, Farn- und Blütenpflanzen sowie sämtliche Tiergruppen von den Wimpertierchen bis zu den Säugern.

Die Ostfriesischen Inseln vor der nordwestdeutschen Küste – einerseits zentraler Teil des zweitgrößten deutschen Nationalparks, andererseits beliebtes Urlaubsziel für fast eine Million Touristen jährlich – stehen seit Einrichtung ökologischer Arbeitsgruppen an der Universität Oldenburg vor mehr als 30 Jahren im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses. Grundlage des neuen Handbuchs sind 800 historische und aktuelle Arbeiten sowie zahlreiche unveröffentlichte Datenverzeichnisse. Es wendet sich sowohl an WissenschaftlerInnen als auch an einen breiten Kreis vom Besucher bis zum Bewohner des Nationalparks.

Mit der Dokumentation der biologischen Vielfalt eines national und international bedeutenden Schutzgebiets soll ein Grundstein für eine fortlaufende Beobachtung der Entwicklung der Lebensgemeinschaften der Ostfriesischen Inseln gelegt werden. Dies erscheint besonders wichtig angesichts der sich auf diesen Inseln abzeichnenden Landschaftsveränderungen, die aufgrund unmittelbarer Einflüsse durch verschiedene Nutzungsansprüche, aber auch in Folge des prognostizierten Klimawandels, der die Küstenregion in besonderer Weise beeinflussen dürfte, stattfinden werden.

*Rolf Niedringhaus, Volker Haeseler, Peter Janiesch (Hrsg.): Die Flora und Fauna der Ostfriesischen Inseln – Artenverzeichnisse und Auswertungen zur Biodiversität, Schriftenreihe Nationalpark Nds. Wattenmeer Band 11, 2008 (29,90 €); Bezug: Nationalparkverwaltung, E-Mail: poststelle@nlvp-wattenmeer.niedersachsen.de

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Wissenschaftspreis: Wieder zwei Preisträger auf Oldenburg

Haben für ihre außerordentlichen Leistungen den Niedersächsischen Wissenschaftspreis erhalten: Prof. Dr. Jutta Kretzberg (l.) und Frauke Ernst.

Eine Juniorprofessorin und eine Studentin, die beide am Forschungszentrum Neurosensorik der Universität Oldenburg arbeiten, haben am 25. Juni für ihre außerordentlichen Leistungen den Niedersächsischen Wissenschaftspreis erhalten. Prof. Dr. Jutta Kretzberg wurde in der Kategorie Nachwuchswissenschaftlerin mit einem Preisgeld von 20.000 €, die Biologie-Studentin Frauke Ernst für ihre Bachelorarbeit mit 1.500 € belohnt.

Der Niedersächsische Wissenschaftspreis, der zum zweiten Mal vergeben wurde, geht an insgesamt zehn PreisträgerInnen: zwei ProfessorInnen (Universität und Fachhochschule), eine Nachwuchswissenschaftlerin und sieben Studierende. Schon im vergangenen Jahr stellte Oldenburg mit der Juniorprofessorin Prof. Dr. Esther Ruigendijk und dem Physikstudenten Jan Rennies zwei Preisträger.

Kretzberg, die seit 2004 Juniorprofessorin für Sinnesphysiologie und Mitglied des Forschungszentrums Neurosensorik an der Universität Oldenburg ist, hat innerhalb weniger Jahre eine international beachtete Arbeitsgruppe aufgebaut und dafür umfangreiche Drittmittel eingeworben. Sie initiierte vielfältige Kooperationen sowohl innerhalb der Universität als auch mit anderen Hochschulen. In der DFG-Forschergruppe „Dynamik und Stabilität retinaler Verarbeitung“ pflegt sie eine rege Kommunikation mit den Max-Planck-Instituten in Heidelberg und Frankfurt. In der internationalen Graduiertenschule „Neurosensorik“ koordiniert Kretzberg zusammen mit Prof. Dr. Jesko Verhey den Forschungsschwerpunkt „Dynamics of Sensory Systems“ und arbeitet eng mit Wissenschaftler-Innen in Groningen (Niederlande) zusammen. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich „Computational Neuroscience“, einem interdisziplinären Spezialgebiet, das sich dem Thema der Informationsverarbeitung in Nervensystemen widmet.

Frauke Ernst erhält als eine von sieben MitbewerberInnen den Preis für ihre im Dezember 2006 abgeschlossene Bachelorarbeit, die sie bei dem Strahlenphysiker Prof. Dr. Björn Poppe in Kooperation mit dem Pius Hospital im Studiengang „Engineering Physics“ schrieb sowie für ihr soziales Engagement im Studiengang. Seit dem Wintersemester 2006/2007 arbeitet Ernst an ihrer Masterarbeit zur neuronalen Modellierung der auditorischen Verarbeitung bei Prof. Dr. Jesko Verhey (Arbeitsgruppe Neurosensorik).

www.neurosensorik.uni-oldenburg.de/33715.html

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Linguistisches Neuland

VolkswagenStiftung fördert die Erforschung der weißrussischen Sprache

Die gegenwärtige, faktische Sprachsituation in Weißrussland ist ein weißer Fleck in der Sprachwissenschaft. Es gibt kaum Bestandsaufnahmen zum aktuellen Sprachverhalten der Bevölkerung in ihrer Breite, was zum einen an einer weißrussisch-russischen Polarisierung der „Intelligenz“ des Landes, zum anderen am wissenschaftsgeschichtlichen Hintergrund der ehemaligen Sowjetunion liegt. Deshalb sprach die VolkswagenStiftung dem Slavisten Prof. Dr. Gerd Hentschel und dem Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Bernhard Kittel eine Drittmittelförderung in Höhe von knapp einer halben Million € zu.

Die Wissenschaftler werden in Weißrussland sprach- und sozialwissenschaftliche Forschung zusammen mit KollegInnen der Staatsuniversität Minsk betreiben. „Weißrussisch und Russisch sind in etwa so verschieden, wie Norwegisch und Schwedisch. Die Namensgebung ist trügerisch. Sie suggeriert, dass Weißrussisch ein etwas anderes Russisch ist. Aber das ist falsch“, erklärt Gerd Hentschel.

Aufgrund der geschichtlichen Situation von Weißrussland konnte schon früh eine eigenständige Sprache entstehen. In der Mitte des 14. Jahrhunderts gehörte Weißrussland zum Großfürstentum Litauen und danach, als dieses mit dem Königreich Polen Mitte des 16. Jahrhunderts vereint wurde, zu Polen. So umfasst das Weißrussische, neben eigenen sprachlichen Merkmalen, einen starken polnischen Einfluss. Erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hinterließ die russische Herrschaft und somit die russische Sprache deutliche Spuren im Weißrussischen. Einen weiteren enormen Einfluss hatte das Russische nach dem Zweiten Weltkrieg. „Weißrussland unterlag einer massiven Welle der Industrialisierung und Urbanisierung. Weißrussland war – abgesehen von Moskau – der am höchsten industrialisierte Teil der ehemaligen Sowjetunion“, so Hentschel. Leute aus den Dörfern, die Weißrussisch sprachen, kamen in die vom Weltkrieg verwüsteten Städte, um zu arbeiten. Dort trafen sie plötzlich auf russischsprachige Vorgesetzte und auf eine russisch dominierte Obrigkeit. So kam es zu einer Vermischung des Weißrussischen mit dem Russischen. Die heutige Bevölkerung bedient sich einer „gemischten Rede“, die zwischen beiden Sprachen oszilliert. Andere Teile der Bevölkerung können zwischen dem Weißrussischen und dem Russischen changieren.

Dieser Wechsel der Sprache, der bisher noch weitgehend unerforscht ist, soll untersucht werden und in Verbindung mit Identitäts-Faktoren der weißrussischen Bevölkerung gesetzt werden.

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BasisBiographie

Das von dem Soziologen Prof. Dr. Stefan Müller-Doohm geleitete Forschungsprojekt „Jürgen Habermas als Sozialtheoretiker und öffentlicher Intellektueller“ wird von der DFG für ein weiteres Jahr verlängert. Bei dem Projekt werden mit Unterstützung von zwei Wissenschaftlichen MitarbeiterInnen die Voraussetzungen geschaffen, um eine ausführliche, wissenschaftlichen Ansprüchen genügende intellektuelle Biographie des weltbekannten Philosophen und Soziologen vorzulegen. Als Zwischenergebnis erscheint im Januar 2009 bei Suhrkamp in der Reihe BasisBiographie eine erste kürzere Studie über Leben, Werk und Wirkung von Habermas.

www.uni-oldenburg.de/Forschungsstelle-Intellektuellensoziologie

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Web of Science: 325 Publikationen

Mit 325 Publikationen ist die Universität Oldenburg im Web of Science 2007 verzeichnet. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das einen Rückgang um 6 Prozent. Einen großen Sprung nach vorn machten allerdings die Fächer Biologie und Ökonomie Die Datenbank „Web of Science“ wertet international wahrgenommene wissenschaftliche Fachzeitschriften, hauptsächlich aus den Naturwissenschaften, aus.


Gesamt
Physik
Biologie
Chemie
ICBM
Informatik
Ökonomie
Mathematik
Sonstige
2007
325
75
68
58
53
23
20
10
18
2006
346
94
46
74
57
30
11
18
16


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Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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