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Forschung
- Hirn-, Hör- und Musikforschung
Universität Oldenburg an drei neuen Promotionsstudiengängen beteiligt - Dezentrales Energiemanagement
Mittel der Volkswagen-Stiftung für Informatik - Messstation als Vorbild
Forschungszentrum Geesthacht orientiert sich an Oldenburger Konstruktion - Konsum Gebot der Stunde?
Neue Strategien des Produzierens und Konsumierens - Innovative Informatik auf der CeBIT 2009
Viermal Medien- und Wirtschaftsinformatik
Hirn-, Hör- und Musikforschung
Universität Oldenburg an drei neuen Promotionsstudiengängen beteiligt
Die Universität Oldenburg ist an drei von acht neuen Promotionsstudiengängen beteiligt, die im Rahmen des Niedersächsischen Promotionsprogramms gefördert werden. Das sei ein sehr guter Erfolg und zeige deutlich, dass die Universität in der Forschung große Schritte nach vorne mache, sagte dazu die kommissarische Präsidentin Dr. Heide Ahrens. „Wir ernten jetzt auch in der Nachwuchsförderung die Früchte unserer intensiven Bemühungen“, so Ahrens.
Der zusammen mit der Universität Göttingen konzipierte Promotionsstudiengang zur Hirnforschung „Integrative Neurosensory Sciences“ erhält eine jährliche Fördersumme von 300.000 €
für 15 Stipendien. In der gleichen Größenordnung wird auch der Studiengang zum Thema Hören („Funktion und Pathophysiologie des auditorischen Systems“) gefördert, den die Universität Oldenburg zusammen mit der Medizinischen Hochschule Hannover betreibt.
Ein geisteswissenschaftlicher Promotionsstudiengang in der Musikforschung wird von der Musikhochschule Hannover und von den Universitäten Göttingen, Oldenburg und Osnabrück gemeinsam betrieben. Er trägt die Bezeichnung „Erinnerung – Wahrnehmung – Bedeutung: Musikwissenschaft als Geisteswissenschaft“ und wird jährlich acht Stipendien vergeben können.
Die Förderung der Promotionsstudiengänge ist in der ersten Phase auf vier Jahre begrenzt. Das Gesamtvolumen für die niedersachsenweit genehmig-ten acht Programme beträgt jährlich knapp zwei Millionen €.
Insgesamt hatte es 32 Anträge gegeben, die von der Wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen begutachtet wurden.
„Die Stärkung der strukturierten Doktorandenausbildung ist eine wesentliche Voraussetzung für die Ausbildung eines exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchses. Das Promotionsprogramm wird einen spürbaren Effekt haben und die Attraktivität des Hochschulstandorts Niedersachsen weiter steigern“, betonte der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Lutz Stratmann.
Dezentrales Energiemanagement
Mittel der Volkswagen-Stiftung für Informatik
Der Forschungsverbund Energie Niedersachsen (FEN), an dem das Informatikinstitut OFFIS und das Department für Informatik der Universität mit drei Teilprojekten beteiligt sind, hat die Zusage für Fördermittel in Höhe von insgesamt 2,3 Millionen € aus dem „Niedersächsischen Vorab“ der Volkswagen-Stiftung erhalten. 465.000 € davon gehen nach Oldenburg.
2006 nahm der FEN als interdisziplinärer Zusammenschluss von Universitäten, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen aus Braunschweig, Clausthal, Hannover sowie Oldenburg seine Arbeit auf. Ziel ist es, die Einbindung dezentraler Stromerzeuger wie Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen oder Windkraft und Photovoltaik in das Stromnetz zu verbessern. Die drei Oldenburger Arbeitsgruppen beschäftigen sich mit der Simulation von Erzeugungskonzepten und Netzstrukturen (Prof. Dr. Hans-Jürgen Appelrath), dem Entwurf und der Analyse der Verbundsteuerung dezentraler Energiesysteme (Prof. Dr. Wolfgang Nebel) und dem Einsatz thermischer Speichergeräte von Kleinverbrauchern zum Lastausgleich (Prof. Dr. Michael Sonnenschein).
Messstation als Vorbild
Forschungszentrum Geesthacht orientiert sich an Oldenburger Konstruktion
Großer Erfolg für die Messstation des Instituts für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) südwestlich von Spiekeroog: Nach ihrem Vorbild will das Institut für Küstenforschung des GKSS Forschungszentrums in Geesthacht das „Messnetz Nordsee“ anfertigen, das aus mehreren Messstationen besteht und zur Verbesserung der Forschungsmöglichkeiten im Nordseeraum beitragen soll. Initiiert wurde das Projekt „Messnetz Nordsee“ von Prof. Dr. Kai Wirtz, einem ehemaligen Mitarbeiter des ICBM. Die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren fördert das Vorhaben mit neun Millionen €.
Das ICBM errichtete ihre Messstation (auch Messpfahl genannt) bereits im Jahr 2002. Sie ist für einen Ganzjahresbetrieb ausgelegt und kann einer Eisschicht von 50 Zentimetern sowie dem im norddeutschen Winter starken Wellengang standhalten. Die Station besteht aus einem bis auf den Meeresboden begehbaren Turm und zwei Plattformen. Die untere Plattform verfügt über zwei Container, die mit Energie- und Datentechnik ausgestattet sind. Über den Containern befindet sich die zweite Plattform, auf der ein Windrad und Sonnenkollektoren angebracht sind. Diese sichern die Stromversorgung der Station. Die Messdaten werden per Funk zu einer Empfangsstation auf Spiekeroog gesandt und anschließend telefonisch an die Universität Oldenburg übermittelt. Für die Messungen muss die Station nicht ständig besetzt sein. Es ist lediglich notwendig, regelmäßige Wartungen durchzuführen, damit die Ergebnisse nicht verfälscht werden.
Mittels der Messstation ist es möglich, das ein- und ausströmende Wasser zwischen Rückseitenwatt und offener Nordsee in seinen physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften bei allen Wetterlagen zu untersuchen. Darüber hinaus verfügt sie über meteorologische Sensoren, die der Bestimmung von Luftdruck, Temperatur, Wind und Luftfeuchtigkeit dienen.
Mit dem Aufbau des Netzes, an dem sich das ICBM mit einem zweiten Messpfahl beteiligen will, soll im Sommer 2010 begonnen werden. Die neuen Stationen werden in tieferen Nordseegewässern aufgestellt. Einen weiteren Erfolg konnte das ICBM erst kürzlich verbuchen: Im bundesweiten Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ wurde es für die Idee prämiert, eine Nachbildung des Messpfahls gegenüber dem PFL aufzubauen, um auf die Probleme des Küstenraums aufmerksam zu machen – ein Beitrag des ICBM zur „Stadt der Wissenschaft“.
Konsum Gebot der Stunde?
Neue Strategien des Produzierens und Konsumierens
Verantwortung zu übernehmen mit der prinzipiellen Bereitschaft zur ethischen Reflexion, das wird im 21. Jahrhundert zur Frage kultureller Bildung“, so lautet die These des Oldenburger Wirtschaftswissenschaftlers Prof. Dr. Reinhard Pfriem in seinem kürzlich gehaltenen Vortrag „Unsere mögliche Moral heißt kulturelle Bildung. Unternehmensethik für das 21. Jahrhundert“.
Die Grundlagen der Ökonomie haben sich dramatisch geändert. Die aktuelle Entwicklung verdeutliche, dass der Kapitalismus längst nicht so stabil sei, wie er den Anschein erwecke. Die Zeiten der neoliberalen Option seien vorbei, wie die aktuelle Finanzkrise demonstriere, erklärte Pfriem. „Das über zwei Jahrhunderte bestehende Wohlfahrtsversprechen der Moderne, auf dem die Ökonomie und die Wirtschaftswissenschaften basieren, droht zu einer Ideologie zu verkommen“. Ein Mehr an materiellem Wohlstand bedeute keineswegs ein Mehr an Glück und Zufriedenheit des einzelnen Individuums, so der Wirtschaftswissenschaftler.
Nach Pfriems Meinung hat sich die Beschaffenheit des Kapitalismus selbst geändert: Der Produktionskapitalismus wurde durch einen Konsumkapitalismus abgelöst. „Die Maschine muss am Laufen gehalten werden – um jeden Preis. Konsum ist das Gebot der Stunde. Das verdeutlicht auch die derzeitige Forderung nach Konsumgutscheinen“, sagte Pfriem.
Um aus dieser Spirale zu entkommen, und um eine neue Sichtweise in die Ökonomie zu integrieren, rückt der Wissenschaftler den Begriff der Verantwortung ins Zentrum. Verantwortung zu übernehmen bedeute sich der Herausforderung zu stellen, wie man die eigenen Handlungsspielräume nutzen könne, statt anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. „Das hat in Deutschland bereits eine Vielzahl an Unternehmen verstanden. Sie schauen nicht nur auf den Profit, sondern auch auf ihre gesellschaftliche Verantwortung“, erklärt Pfriem.
Deshalb plädiert Pfriem in der Theorie auch für eine Interaktionsökonomik, die das interaktive Spiel zwischen Anbietern und Konsumenten angemessen berücksichtigt. Für die Praxis bedeutet das: „Das mögliche positive Veränderungspotenzial in Wirtschaftsgesellschaften liegt in neuen Lebensweisen, also in neuen Strategien der Lebensführung, des Konsumierens und Produzierens.“
Innovative Informatik auf der CeBIT 2009
Viermal Medien- und Wirtschaftsinformatik
Mit neuesten Entwicklungen der Medien- und Wirtschaftsinformatik sowie Lösungen für ein Energieeffizientes Rechenzentrum sind die Universität Oldenburg und das Informatikinstitut OFFIS vom 3. bis 8. März auf der CeBIT 2009 vertreten. Die vier Projekte der Oldenburger Informatik werden am Gemeinschaftsstand des Landes Niedersachsen (Halle 9, Stand B22) präsentiert.
• Der einfachen und schnellen Information dient das Projekt „OLIVANDA“, das die Medieninformatik (Prof. Dr. Susanne Boll, Abteilung Medieninformatik und Multimedia-Systeme/OFFIS) auf der Messe vorstellt. Durch innovative Konzepte der Benutzerinteraktion lassen sich mit Fotos, die mit dem Mobiltelefon aufgenommen werden, dank moderner Bilderkennungsverfahren passende Informationen oder Dienste aus einer communitybasierten Datenbank abrufen.
• „Venture Express“ nennt sich ein praxisorientiertes Lehrkonzept für Studierende der Informatik und Betriebswirtschaft, das die Wirtschaftsinformatik (Wirtschaftsinformatik I und Stiftungsprofessur Entrepreneurship, Prof. Dr. Jorge Marx Gómez und Prof. Dr. Alexander Nicolai) präsentiert. Es verbindet Experimentieren und Prototypenentwicklung mit Elementen der Businessplanerstellung. In interdisziplinären Teams wird das Gelernte in reale Geschäftsmodelle umgesetzt. Umfassende Unterstützung erhalten die Team von den beteiligten Lehrstühlen und externen Partnern.
• Das zweite Exponat der Wirtschaftsinformatik (Wirtschaftsinformatik I, Prof. Dr. Jorge Marx Gómez) stellt unter dem „IT-Transfer“ zwei Forschungsprojekte vor, die sich auf dem Weg in die Ausgründung befinden: „Enterprise-Tomographie“ und „Repugraph“. „Enterprise-Tomographie“ steht für ein Verfahren zur effizienten Identifikation und Visualisierung von Integrationszusammenhängen in heterogenen und verteilten Unternehmenssoftwaresystemen. „Repugraph“ ist der Name für einen unabhängigen und vertrauenswürdigen Reputationsdienst, der eine Kopplung der Bewertung isolierter Online-Angebote an tatsächliche Markttransaktionen ermöglicht und eine kundenübergreifende Auswertung unterstützt.
• Das energieeffiziente Rechenzentrum, das OFFIS am Gemeinschaftsstand und auf der GreenIT-Sonderfläche (Halle 8, Stand B02) vorstellt, bietet Energieeinsparpotenziale bis zu 50 Prozent. OFFIS macht sich die tageszeitabhängigen Schwankungen heutiger Rechenzentren bei der Auslastung der Serversysteme zunutze und entwickelt dynamisch-adaptive Verfahren, mit denen die jeweils benötigte Rechenleistung auf eine möglichst geringe Zahl von Rechnern oder Netzwerkkomponenten konzentriert werden kann.
www.forschung-in-niedersachsen.de