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Hochschulzeitung UNI-INFO

Inhalt 6/2010

Forschung

Großer Erfolg für Subjektforschung

Deutschen Forschungsgemeinschaft bewilligt interdisziplinäres Graduiertenkolleg

Wollen das Forschungsthema des Graduiertenkollegs „Selbst-Bildungen“ fest an der Universität platzieren: Sprecherteam Dagmar Freist, Thomas Alkemeyer und Gunilla Budde (v.l.n.r.). Foto: Thorsten Helmerichs

Punktlandung der Oldenburger Geistes- und GesellschaftswissenschaftlerInnen: Ihr Konzept für das interdisziplinäre Graduiertenkolleg „Selbst-Bildungen. Praktiken der Subjektivierung in historischer und interdisziplinärer Perspektive“ hat die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) überzeugt. Die DFG fördert das Graduiertenkolleg ab dem 1. Oktober für zunächst viereinhalb Jahre mit mehr als einer Million s. Universitätspräsidentin Prof. Dr. Babette Simon wertete den Zuschlag als „großen Erfolg“. Die Bewilligung zeige, wie gut aufgestellt die einzelnen geisteswissenschaftlichen Disziplinen seien. „Sie verstehen es, den hohen Anspruch der Interdisziplinarität auch einzulösen“, betonte Simon.

Das Graduiertenkolleg untersucht die Frage nach dem Subjekt abweichend vom Alltagsverständnis. „Üblicherweise wird einfach vorausgesetzt, dass wir Subjekte sind, die auf der Grundlage ihrer ureigenen Intentionen und Motive mehr oder weniger souverän handeln und entscheiden“, erklärt der Sportsoziologe Prof. Dr. Thomas Alkemeyer, der gemeinsam mit den HistorikerInnen Prof. Dr. Gunilla Budde und Prof. Dr. Dagmar Freist das SprecherInnenteam bildet. „Im Graduiertenkolleg interessieren wir uns dagegen für die Frage, wo und wie wir zu Subjekten werden, die dann auch ein solches Selbstverständnis entwickeln.“ Subjekte würden dabei nicht als die Ursprünge von Handlungen in den Blick genommen, sondern als die Produkte kultureller Prozesse. „Wie gibt sich jemand praktisch eine erkennbare Form als Politiker oder als Lehrerin? Und inwieweit verändern Individuen in diesen Prozessen der Formgebung nicht nur sich selbst, sondern auch die kulturellen Räume und Institutionen, in denen sie agieren?“

Zwölf Doktoranden und zwei Postdocs loten diese und weitere Fragen rund um die Subjektbildung aus, beteiligt sind die Geschichtswissenschaft, Sportwissenschaft/Soziologie, Kunstgeschichte, Germanistik, Erziehungswissenschaften, Philosophie und Evangelische Theologie. Wie sich die DoktorandInnen auf die einzelnen Fächer aufteilen, entscheide letztlich die Qualität der Bewerbungen, hält Alkemeyer fest. Die DFG wird das Graduiertenkolleg nach drei Jahren begehen. Bei einer erfolgreichen Bewertung ist eine Laufzeit von bis zu neun Jahren möglich. „Wir hoffen, dass wir das Forschungsthema auch über diese Zeit hinaus fest an der Universität platzieren können“, sagt Alkemeyer.

Graduiertenkollegs der DFG sind Einrichtungen der Hochschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Im Mittelpunkt steht die Qualifizierung von DoktorandInnen in einem thematisch fokussierten Forschungsprogramm. Ziel der DFG ist es, die Promovierenden auf den komplexen Arbeitsmarkt „Wissenschaft“ intensiv vorzubereiten und gleichzeitig ihre frühe wissenschaftliche Selbstständigkeit zu unterstützen. Die „Selbst-Bildungen“ sind das dritte Graduiertenkolleg, mit dem die DFG die Universität Oldenburg fördert. Zuvor waren bereits das „Internationale Graduiertenkolleg Neurosensorik“ sowie „TrustSoft – Vertrauenswürdige Software-Systeme“ als förderungswürdig eingestuft worden. (me)

www.aps.uni-oldenburg.de

Globalisierte Geest

Verbundprojekt nimmt bäuerlich-bürgerliche Elite in den Blick

Hinter dem Horizont‘. Bäuerlich-bürgerliche Eliten in den friesischen Marschen und den angrenzenden Geest-gebieten“ ist der Titel eines gemeinsamen Forschungsvorhabens des Museumsdorfs Cloppenburg, des Schlossmuseums Jever, des Niedersächsisches Landesarchivs – Staatsarchiv Oldenburg und des Instituts für Geschichte der Universität Oldenburg. Das Projekt, das seine Arbeit am 1. Juni aufgenommen hat, wird von der VolkswagenStiftung im Rahmen der Initiative „Forschung in Museen“ mit 395.000 € gefördert.

Zeitungslektüre und Kaffeegenuss: Die bäuerlich-bürgerliche Elite hinter den Deichen kultivierte ihr herrschaftliches Selbstverständnis durch Besitz, BIldung und exklusiven Lebensstil. Hier der Ammerländer Kaufmann Fredrich Georg Orth im Kreise seiner Familie, dargestellt von dem reisenden Künstler Caspar Dilly 1825.
Foto: Privatbestitz/Abdruckgenehmigung: Museumsdorf Cloppenburg


Mit der Initiative will die VW Stiftung Museen als Forschungseinrichtungen stärken und sie bei der Erforschung ihrer Sammlungen unterstützen. Vor allem die Institutionen übergreifende Kooperation, die Zusammenarbeit mit WissenschaftlerInnen des Instituts für Geschichte sowie die Förderung von NachwuchswissenschaftlerInnen in den Museen überzeugte die Gutachter. Inzwischen haben ein Doktorand, drei Wissenschaftliche Mitarbeiter und zwei Volontäre mit ersten Erschließungs- und Forschungsarbeiten begonnen.

Im Mittelpunkt des neuen Projekts stehen die Erforschung, Dokumentation und Präsentation des Bestands an Sach- und Schriftkultur von ca. 1650 bis 1850 sowie die Einbindung der Analyse in aktuelle Forschungsfragen und Theorien insbesondere zu Globalisierung und Glokalisierung. Der geistige Horizont der bäuerlich-bürgerlichen Führungsschicht in den friesischen Marschen und den angrenzenden Geestgebieten war zu dieser Zeit nicht hinterwäldlerisch, sondern geprägt durch weit reichende Wirtschaftskontakte und internationale Verflechtungen. Die Quellen belegen zahlreiche europäische Handelsnetzwerke, die Partizipation an globalen Märkten sowie ein ausgeprägtes Konsumverhalten.

„Aus diesen Beobachtungen ergeben sich völlig neue Perspektiven, gesellschaftlichen Wandel nicht allein auf regionale oder nationale Konstellationen zurückzuführen, sondern auch als Ergebnis grenzüberschreitender Verflechtungsprozesse und Wahrnehmungen zu verstehen“, so die Oldenburger Historikerin Prof. Dr. Dagmar Freist. Sie beschäftigt sich seit einigen Jahren mit derartigen europäischen Vernetzungen und konnte insbesondere für Nordwestdeutschland die Orientierung gesellschaftlicher Eliten an europäischem Konsumverhalten und geistigem Leben aufzeigen. „Das neue Kooperationsprojekt kann hier unmittelbar anknüpfen“, betont Freist.

Die bäuerlich-bürgerliche Elite war sich ihrer herausgehobenen Position sehr wohl bewusst und kultivierte ihr herrschaftliches Selbstverständnis durch Besitz, Bildung, exklusiven Lebensstil und Anspruch auf politische Ämter. In den Sammlungen der beiden Museen und des Staatsarchivs finden sich Familienchroniken, Rechnungs- und Haushaltsbücher, Inventare und Korrespondenzen und vor allem Gegenstände der Sachkultur des ländlichen Patriziats der Region in seltener Fülle. (mr)

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Meeresbakterien mit Schlüsselfunktion

Auftaktveranstaltung des neuen SFB-Transregio

Ökologie, Physiologie und Molekularbiologie der Roseobacter-Gruppe: Aufbruch zu einem systembiologischen Verständnis einer global wichtigen Gruppe mariner Bakterien“ – so lautete das Thema des interdisziplinären Symposiums, mit dem Mitte Juni im Hanse-Wissenschaftskolleg Delmenhorst der neue Sonderforschungsbereich (SFB)-Transregio „Roseobacter“ offiziell eröffnet wurde. Rund 60 MitarbeiterInnen des SFB trafen sich mit ExpertInnen aus dem In- und Ausland, um sich über den gegenwärtigen Kenntnisstand auszutauschen und neue Forschungsperspektiven ins Visier zu nehmen. Das Symposium konnte, so der Oldenburger Meeresforscher und SFB-Leiter Prof. Dr. Meinhard Simon, zu einer Fokussierung der künftigen Roseobacter-Forschung beitragen und die fruchtbare Zusammenarbeit innerhalb des SFB und mit den externen ExpertInnen befördern.

Im Verlauf der letzten zehn Jahre hat sich die Roseobacter-Gruppe als eine der wichtigsten Gruppen mariner Bakterien herauskristallisiert. Sie kommt in unterschiedlichsten marinen Lebensräumen und Ökosystemen vor: im Freiwasser der Meere, assoziiert mit Algen, biologischen und abiotischen Oberflächen und in Sedimenten. In manchen Ökosystemen gehören Vertreter der Roseobacter-Gruppe zu den häufigsten Bakterien überhaupt. Sie sind maßgeblich an Schlüsselprozessen für den Stoffumsatz beteiligt, etwa am Umsatz des klimarelevanten Gases Dimethylsulfid. „Untersuchungen zur Physiologie und auch jüngste Analysen haben gezeigt, dass sich die Roseobacter-Gruppe durch eine enorm große Stoffwechselvielfalt auszeichnet“, erläutert Simon. Bis heute sei allerdings nur wenig über die molekularen und physiologischen Mechanismen und Regulationsphänomene bekannt.

Unter Simons Leitung kooperieren in dem Verbundprojekt marine Ökologen, Physiologen und Biochemiker, Naturstoffchemiker, Genetiker und Informatiker der Universitäten Oldenburg und Braunschweig, des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI), der Deutschen Sammlung für Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) und des Göttinger Genomforschungslabors.

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Marktfähiger Solarstrom

Dünnschichtsolarzellen sollen Kosten senken

Dünnschichtsolarzellen – eine preiswerte Alternative zu klassischen Siliziumzellen: eine Station der neuen Beschichtungsanlage von NEXT ENERGY.
Foto: Stephan Meyer-Bergfeld


Solarstrom – eine Energieform, die im Prinzip grenzenlos verfügbar ist und dennoch mit konventionellen Energieformen bislang nicht wirklich konkurrieren kann. Die Herstellung klassischer Siliziumzellen ist aufwändig und kostspielig. Als preiswerte Möglichkeit auf dem Weg zur Marktfähigkeit gilt die Silizium-Dünnschicht-Photovoltaik. An ihr arbeiten die WissenschaftlerInnen von NEXT ENERGY, dem EWE-Forschungszentrum für Energietechnologie und An-Institut der Universität, mit Hochdruck.

Dünnschichtsolarzellen sparen Material und versprechen, die Kosten für Sonnenstrom kräftig zu senken. Bis die neue Generation von Solarzellen wirtschaftlich interessant ist, sind große Anstrengungen in der Forschung nötig. Seit kurzem stehen den Oldenburger ForscherInnen dafür eine Beschichtungsanlage, eine Laserstrukturierungsanlage und Charakterisierungslabore zur Verfügung, die für eine effiziente Weiterentwicklung der Solarzellen unabdingbar sind. „Um Weiterentwicklungspotenziale der Solarzellenstruktur aufzudecken, werden wir in den kommenden Monaten umfangreiche numerische Simulationen der Solarzelle durchführen und anschließend im Experiment umsetzen“, erklärt Dr. Karsten von Maydell, Leiter des Bereiches Photovoltaik bei NEXT ENERGY.

Auch der nächste Schritt ist bereits geplant: die Weiterentwicklung der bisherigen Tandemsolarzelle aus amorphen und mikrokristallinem Silizium hin zur Dreifachsolarzelle. Die Stapelung von Solarzellen, so von Maydell, würde den Wirkungsgrad der Silizium-Dünnschicht-Technologie deutlich steigern.

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Die dritte Säule

Summer School zu Computersimulationen

Waren Computersimulationen vor 20 Jahren noch die absolute Ausnahme in den Naturwissenschaften, so liefern sie inzwischen die Grundlage für fast ein Viertel aller veröffentlichten Forschungsarbeiten. In Fachkreisen spricht man von der „dritten Säule der Wissenschaft“ neben Theorie und Experiment. Und doch werden sie an Hochschulen oft stiefmütterlich behandelt. Die „2. International Summer School“, die die Universität vom 9. bis 20. August auf dem Campus Wechloy anbietet, will diesem Mangel abhelfen und rückt die „Modern Computational Science“ in den Mittelpunkt. Sie wird von dem Oldenburger Physiker Prof. Dr. Alexander Hartmann und Dr. Reinhard Leidl, Abteilung Wissenschaftliches Rechnen der Fakultät V, organisiert und durchgeführt.

Die Summer School bietet für Studierende ab dem dritten Studienjahr sowie Doktoranden der naturwissenschaftlichen Fächer, der Informatik und der Mathematik eine systematische Einführung in grundlegende Methoden und Werkzeuge wissenschaftlichen Rechnens. Die Schwerpunkte liegen in den Bereichen Bioinformatik, Quantenchemie, Biodiversität und Strömungssimulationen. Die Dozenten der von der EWE Stiftung geförderten Tagung kommen aus Oldenburg, von der TU München und der Texas A&M University in Austin (USA). Angemeldet haben sich rund 60 TeilnehmerInnen aus Deutschland, England, Slowenien, Serbien, Kasachstan, Indien, Pakistan und den USA. Die große Nachfrage zeige, so Hartmann und Leidl, in welche Marktlücke die Summer School stoße. Die englischsprachigen Vorlesungen werden in einem Tagungsband veröffentlicht.

www.mcs.uni-oldenburg.de

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Energieland

Fragen zur Energiewertschöpfungskette von der Rohstoffquelle bis zur Entsorgung stehen im Mittelpunkt des Energie-Forschungszentrums Niedersachsen (EFZN) in Goslar, das im Juni offiziell eröffnet wurde. Neben der Universität Oldenburg arbeiten auch die Universitäten Braunschweig, Göttingen und Hannover eng mit dem EFZN zusammen, das eine wissenschaftliche Einrichtung der TU Clausthal ist. In Verbundprojekten werden Natur-, Ingenieur-, Rechts-, Sozial- und WirtschaftswissenschaftlerInnen sowie InformatikerInnen gemeinsam forschen. Das Zentrum verfügt jährlich über ein Budget von rund 2,5 Millionen s aus Landesmitteln, das durch Drittmittel aufgestockt wird. Leiter des EFZN ist Prof. Dr. Hans-Peter Beck, TU Clausthal, der Oldenburger Informatiker Prof. Dr. Dr. h.c. H.-Jürgen Appelrath ist Mitglied des Vorstands. Niedersachsens Wissenschaftsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka betonte, die Landesregierung verbinde mit dem EFZN die Erwartung, dass der gute Ruf Niedersachsens als Energieforschungsland zusammen mit den Partnern in Norddeutschland weiter ausgebaut werde.

www.efzn.de

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Forschend lernen

"Forschendes Lernen“ ist Thema eines Symposiums, das vom 3. bis 5. November an den Universitäten Oldenburg und Bremen sowie an der Jacobs University Bremen stattfindet. In drei halbtägigen Veranstaltungen werden hochschuldidaktische Konzepte aus nationaler wie internationaler Perspektive vorgestellt. Auftakt ist in Oldenburg. Eine begleitende Posterausstellung zeigt praktische Beispiele „Forschenden Lernens“ aus den beteiligten Hochschulen. Gefördert wird das Symposium von der NOWETAS-Stiftung. Anmeldung und weitere Informationen unter:

www.nowetas.de

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Wissenschaft auf Reisen

Wissenschaft zum Mitmachen, zu Lande und auf dem Wasser, das kann man im Juli in Oldenburg erleben. Den Anfang macht der Fraunhofer-Truck am Sonntag, 25. Juli, 9.00 bis 18.00 Uhr, auf dem Rathausplatz. Der Ausstellungstruck wurde 2009 zum 60-jährigen Jubiläum der Fraunhofer-Gesellschaft konzipiert und vermittelt einen direkten Blick in die Zukunft: In der Ausstellung werden Entwicklungen und Innovationen in den Bereichen Gesundheit, Umwelt, Energie, Sicherheit, Kommunikation und Mobilität zu sehen sein. Sie zeigen auf, welche konkreten Anwendungen bald in den Alltag einziehen könnten. Zusätzlich informiert die Universität am Fraunhofer-Truck über ihre Ausbildungsberufe und Studienmöglichkeiten und präsentiert „Wissenschaft zum Anfassen“: mit einem „Laser-Torwandschießen“ aus der Physik und Exponaten zur „Mathematik im Alltag“.

Vom 26. bis 28. Juli geht die MS Wissenschaft, das Ausstellungsschiff von „Wissenschaft im Dialog“, an der Hafenpromenade, Höhe Gaststätte „Schwan“, vor Anker. Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte MS Wissenschaft vermittelt mit einer Wanderausstellung und Vorträgen an Bord das Zukunftsthema „Energie“. ForWind, das Zentrum für Windenergieforschung der Universitäten Oldenburg, Hannover und Bremen präsentiert auf der MS Wissenschaft den Sektor Windenergie.

www.fraunhofer.de/veranstaltungen-messen/truck.jsp
www.wissenschaft-im-dialog.de/projekte/ms-wissenschaft/das-energieschiff.html

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(Stand: 19.01.2024)  | 
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