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29. November 2002 357/02
Ölhungrige Mikroben kennen keine Grenzen Trotz Intifada: Ein deutsch-israelisch-palästinensisches Forschungsprojekt überlebt
Oldenburg. Schon lange hat Prof. Jamal Safi, Leiter des Instituts für Umweltschutz und Umweltforschung EPRI in Gaza, seine Kollegen aus Israel und Deutschland nicht mehr in seiner Heimat empfangen können. Checkpoints und schwer bewaffnete Milizen signalisieren: Hier soll nichts und niemand durch. Nicht aus Israel nach Gaza und erst recht nicht umgekehrt. Dabei wurden schon die letzten zwei Projektbesprechungen nach Oldenburg verlegt. Außerdem wartet er wieder einmal seit Wochen auf Nachschub an Geräten und Chemikalien - auch Proben aus den Bakterienmatten müssten wieder nach Deutschland geschickt werden.
Seit Beginn der Intifada im Jahr 2000 ist die Verwirklichung der schon zu Anfang des trilateralen Forschungsvorhabens zwischen Israel, Palästina und Deutschland fast provokativ anmutenden Idee, durch wissenschaftliche Zusammenarbeit eine Brücke zwischen entzweiten Völkern zu schlagen, immens erschwert worden. 1998 hatte die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) grünes Licht für die Unterstützung des Projekts "Reinigung von verschmutztem Meerwasser durch Cyanobakterienmatten" mit 0,8 Millionen € gegeben, das im Juni 2003 zu Ende geht. Die beteiligten Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Marine Mikrobiologie in Bremen, der TU München, der Hebräischen Universität Jerusalem und des Institutes für Umweltforschung und Umweltschutz in Gaza handeln unter Federführung von Prof. Dr. Jürgen Rullkötter, Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) der Universität Oldenburg, als Friedensmakler im Nahen Osten. Sie möchten einen Raum für Dialog, Wissenstransfer, den Austausch von WissenschaftlerInnen und die Verbesserung wissenschaftlicher Infrastruktur in den palästinensischen Autonomiegebieten schaffen.
Nicht weniger bedeutend als der politische Hintergrund des Vorhabens ist die wissenschaftliche Grundlagenforschung selbst. Experten entdeckten auf den dicken Asphaltschichten an der Saudi-arabischen Golfküste, die sich nach der Zerstörung kuwaitischer Ölförderanlagen im Jahr 1991 gebildet hatten, Ansiedlungen von Bakterienmatten. Man hatte den Eindruck, dass in der Nähe dieser großflächigen und dichten Matten die Ölverschmutzung schnell verschwand. Heute wissen die Forscher, dass solche komplexen Gebilde aus Mikroorganismen, mit Cyanobakterien an der Oberfläche, in der Lage sind, bestimmte Bestandteile des Öls aufzubrechen und abzubauen. Allein, die Matten zeigen eine hohe Artenvielfalt und eine nicht vollständig verstandene starke Veränderlichkeit. So haben es sich die Wissenschaftler zum Thema gemacht, den Aufbau von Cyanobakterienmatten und die beim Abbau von Schadstoffen ablaufenden Reaktionen zu ergründen.
In dem nahe der Stadt Gaza gelegenen Wadi Gaza und in der Außenstelle der Universität Jerusalem in Elat wurden Experimentierbecken zur Kultivierung von Bakterienmatten angelegt. Die kreisrunden Becken sind wie eine Torte in mehrere Stücke unterteilt, die gezielt mit verschiedenen Schadstoffen versetzt werden. In Gaza konzentriert man sich auf den Abbau von einzelnen Ölbestandteilen und Pflanzenschutzmitteln, die in großen Mengen über ungeklärte Abwässer der Region ins Meer gelangen. Die Jerusalemer Forscher hingegen führen ihrer Bakterientorte systematisch unterschiedliche Erdöle zu. Probenmaterial aus den Bakterienmatten in Gaza gelangt dann zur Analyse nach Deutschland.
Es war geplant, dass auch die Forscher am palästinensischen EPRI eigenständig Analysen durchführen. Doch bereits das Beschaffen von Proben aus dem Wadi Gaza hat sich durch die vielen Straßensperren zu einem kühnen Unterfangen entwickelt. Selbst wenn die Aktion glückt, scheitert die Arbeit zu oft an der mangelnden Laborausrüstung, da mit der Abriegelung der palästinensischen Gebiete schon seit mehr als einem Jahr keine Lieferung aus Israel eingetroffen ist. Manchmal gelingt es einem europäischen Besucher, Kleinteile im Reisegepäck verborgen nach Gaza zu bringen. Dann reicht es gerade für Vorarbeiten. Noch seltener kommen derzeit Proben aus dem Wadi Gaza in Deutschland an. Gut, dass am ICBM noch