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23. Mai 2008   214/08   Forschung

Wichtig für Tradition und Zusammenhalt: „Jüdische Wohlfahrtspflege“ in der Weimarer Zeit
Dissertation im Fach Pädagogik an der Universität Oldenburg

Oldenburg. Mit einem eher unbekannten Aspekt der jüdischen Geschichte vor 1933 in Deutschland befasst sich eine Dissertation im Fach Pädagogik an der Universität Oldenburg. Thema ist die „Jüdische Wohlfahrtspflege in der Weimarer Republik“, Verfasserin die Erziehungswissenschaftlerin Dr. Verena Hennings.

Die deutschen Juden machten kaum ein Prozent der deutschen Staatsbürger aus, die in einer zunehmend säkularisierten Gesellschaft lebten. „Gerade deswegen war die konfessionell gebundene jüdische Wohlfahrtspflege wichtig für den Fortbestand und Zusammenhalt des deutschen Judentums“, konstatiert Hennings in ihrer Arbeit, die von Prof. Dr. Jost von Maydell betreut wurde. Vor allem in jenen Zeiten wirtschaftlicher Not habe die Wohlfahrtspflege dazu beigetragen, die jüdische Tradition zu bewahren.

Die Ostjudenmigration, für die seit Ende des 19. Jahrhunderts Deutschland ein Durchwanderungs-, aber auch ein Einwanderungsland war, gab der jüdischen Wohlfahrtspflege einen entscheidenden Impuls, sich aus ihren traditionellen Strukturen zu lösen. Die Versorgung der Durchwanderer mit Unterkunft, koscheren Mahlzeiten, medizinischer Hilfe und Reisedokumenten sowie die Unterbringung, Hilfe bei der Arbeitssuche und Integration der Einwanderer überforderte die einzelnen jüdischen Gemeinden und Hilfsorganisationen und löste einen umfassenden Modernisierungsprozess der jüdischen Wohlfahrtspflege aus. Zunehmend gründeten sich deutschlandweit national und international zusammenarbeitende Hilfsorganisationen, deren Zusammenwirken im Laufe der Jahre stetig verbessert, zentralisiert und professionalisiert wurde. Ähnliche Entwicklungen durchliefen auch die übrigen Wohlfahrtsverbände.

„Auch wenn die jüdische Wohlfahrtspflege den anderen konfessionellen und freien Trägern gleichgestellt war, hatte sie im Weimarer Staat doch eine Sonderrolle inne“, resümiert Hennings. Dies habe nicht an der Gefährdung der jüdischen Minderheit durch den allgegenwärtigen Antisemitismus gelegen. „Die Sonderrolle der jüdischen Wohlfahrtspflege hing vielmehr mit ihrer speziellen Klientel, den ostjüdischen Ausländern, sowie mit ihrer Rolle als Sachwalterin der Belange und Nöte einer religiösen Gruppe zusammen.“

Die Dissertation wird demnächst veröffentlicht.

Bild: Dr. Verena Hennings.

ⓚ Kontakt:
Dr. Verena Hennings, Tel.: 0441/8007235, E-Mail: verena.hennings(Klammeraffe)t-online.de
 
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