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Hochschulpolitik

Wissenschaftliche Kommission verfügt über große Kompetenz

Konstituierung in Hannover - Wolfgang Frühwald übernahm Vorsitz

Die Landesregierung sei fest entschlossen, die Empfehlung der neu errichteten Wissenschaftlichen Kommission ohne Wenn und Aber umzusetzen, erklärte Ministerpräsident Gerhard Schröder am 27. Oktober anläßlich der Konstituierung des neuen Gremiums. Die Kommission soll die Landesregierung in allen Fragen der Fortentwicklung des Hochschul- und Forschungssystems, der Entwicklung von Forschungsschwerpunkten und der Organisation von Evaluationsverfahren sowie bei den Schwerpunktsetzungen beraten.

Um die Unabhängigkeit der dauerhaft eingesetzten Kommission zu gewährleisten, sind die zehn stimmberechtigten Mitglieder, darunter vier Frauen, außerhalb Niedersachsens berufen worden. Schröder erklärte, es handele sich hier um WissenschaftlerInnen, die sich nicht nur in ihrem jeweiligen Forschungsgebiet einen herausragenden Namen gemacht hätten, sondern auch über eine große wissenschafts- und hochschulpolitische Erfahrung verfügen. "Die wissenschaftliche Kommission wird über eine Kompetenz verfügen, die über alles hinaus geht, was bisher bei wissenschaftlichen Beiräten, Innovations- und Forschungsräten üblich war", fügte Schröder wörtlich hinzu.

Wissenschaftsministerin Helga Schuchardt erklärte, die Kommission werde dafür sorgen, daß die finanziellen Mittel dort eingesetzt würden, wo auch hervorragende Wissenschaft betrieben werde. Die Wettbewerbsfähigkeit der Hochschulen könnte mittelfristig nur gesichert werden, wenn es gelinge, mit den vorhandenen Mitteln Neues anzupacken. Es müsse den Mut geben, in nicht konkurrenzfähigen Bereichen Schnitte zu machen, die die erforderliche Luft verschaffe, um neue Gebiete aufzugreifen.

Neben dem Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Prof. Dr. Wolfgang Frühwald, der den Vorsitz übernahm, gehören dem Gremium an: Prof. Dr. Helmut Altner, Regensburg; Prof. Dr. Manfred Fricke, Berlin; Prof. Dr. Ute Gerhard-Teuscher, Frankfurt; Prof. Dr. Regine Kahmann, München; Prof. Dr. Horst-Franz Kern, Marburg; Prof. Dr. Thomas Ottmann, Freiburg; Prof. Dr. Arnold Picot, München; Prof. Dr. Dagmar Schipanski, Ilmenau; Prof. Dr. Hubert Schmidbaur, München; Prof. Dr. Heide Ziegler, Stuttgart.

Deutlicher Sieg für neue Liste "Signal"

Mit einem deutlichen Sieg der Gruppe "Signal", die sich von der offiziellen ÖTV-Liste abgesetzt hat, endeten die Gremiennachwahlen bei den MitarbeiterInnen des technischen und Verwaltungsdienstes (MTV) der Universität. Bei einer Wahlbeteiligung von 45,5 Prozent verbuchten die Oppositionellen, die zu großem Teil auch der ÖTV angehören, über 60 Prozent der Stimmen für sich und erhielten im Konzil 14 Sitze, die ÖTV nur acht. Im Senat teilen sich die beiden Gruppen die Sitze. "Signal" wird von der Verwaltungsangestellten Gisela Flenker (Dez. 7) in dem wichtigsten Entscheidungsgremium vertreten, die ÖTV von dem Techniker Franz Krone (GBI).

Bei den wissenschaftlichen MitarbeiterInnen (WM) lag die Wahlbeteiligung bei lediglich 25,8 Prozent. Auch hier gab es einen deutlichen Sieger: die "Hochschulautonomie". Im Konzil errang die Liste 14 Sitze (63,8%), die konkurriende Linke Liste nur acht Sitze (38,2%). Wie im MTV-Bereich teilen sich beide Gruppen die zwei Sitze im Senat: Deidre Graydon, Lektorin und bis vor kurzem Frauenbeauftragte der Universität, besetzt den Platz für die Linke Liste, der Diplom-Chemiker Dr. Axel Brehm für die Hochschulautonomie.

Die Nachwahlen waren notwendig geworden, weil zu Beginn des Jahres in Frage gestellt wurde, welcher Statusgruppe die akademisch ausgebildeten MitarbeiterInnen der Zentralen Einrichtungen (Bibliothek u.a.) zuzuordnen seien. Erst eine Urteil des Oberverwaltungsgerichtes Lüneburg ermöglichte dem Präsidenten, die bisherige Praxis beizubehalten. Diese Mitarbeiter wählten - wie immer - bei der WM-Gruppe.

Neuer Lehrertyp

Nach Vorstellungen des Kultusministeriums wird es in absehbarer Zukunft in Niedersachsen nur noch ein Lehramt für Grund-, Haupt- und Realschulen geben. Die bisherige Trennung der Ausbildung für Grund- und Hauptschullehrer einerseits und Realschullehrer andererseits wäre damit aufgehoben. Für diesen neuen Lehrertyp soll das Studium acht Semester dauern. Flexiblere Einsetzbarkeit an mehreren Schulen und bessere Einstellungschanchen für diesen Typ Lehrer sind Grund für die Pläne der Zusammenlegung. Außerdem sollen die Ausbildungsinhalte an die wissenschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung angepaßt und das Studium stärker auf die Schulpraxis ausgerichtet werden. Nach Vorstellung des Kultusministeriums soll die Verordnung noch in der 1998 auslaufenden Legislaturperiode in Kraft treten.

Von der Utopie zur Realität

Tagung der Kooperationsstelle zur regionalen Gesundheitsversorgung

Das Gesundheitszentrum als Versorgungsmodell: Von der Utopie zur Realität" stand am 17. November im Mittelpunkt einer gemeinsamen Fachtagung der Kooperationsstelle Hochschule-Gewerkschaften und der Gewerkschaft ÖTV an der Universität Oldenburg. Auf der Tagung wurde über Perspektiven für integrierte Gesundheitsleistungen und ein Gesundheitszentrum im Nordwesten diskutiert. Ein runder Tisch zur Vorbereitung einer regionalen Gesundheitskonferenz wird dieser Veranstaltung folgen, weil auch im Raum Weser-Ems ein Gesundheitszentrum eingerichtet werden soll. Unter den über 200 TeilnehmerInnen aus allen Bereichen des Gesundheitswesens war auch der niedersächsische Sozialminister Dr. Wolf Weber mit einem Vortrag zur Zukunft der Gesundheitsversorgung in Niedersachsen.

Die Gesundheitsreform der Bundesregierung habe zu einer einseitigen Belastung der Versicherten und Kranken geführt, ohne zugleich Wirtschaftlichkeitspotentiale zu erschließen, sagte Weber auf einer Pressekonferenz. Nicht mehr gesundheitspolitische, nur noch kurzfristige fiskalische Überlegungen seien Maßstab im Gesundheitsbereich. Zu fördern seien daher neue Formen der Gesundheitsversorgung, wie sie z.B. mit einem Gesundheitszentrum angestrebt werden.

Auch die ÖTV-Referentin für Gesundheitspolitik, Silvia Bühler, betonte die Notwendigkeit einer Reform im Gesundheitswesen. Ärzte würden dann viel verdienen, wenn sie viele Leistungen abrechnen könnten, nicht wenn sie ihre Patienten optimal behandeln. Gefordert wurden als Grundprinzipien des Gesundheitswesens Humanität, Partizipation als aktive Einbeziehung der Patienten in der Behandlung, Kooperation der Behandelnden, und Integration als optimierte Nutzung von Ressourcen. Notwendig sei ein Paradigmenwechsel weg vom Krankenhaus hin zum Gesundheitszentrum.

Dieses Modell der ÖTV zur Gesundheitsversorgung solle jetzt in der Region mit der Einrichtung eines Gesundheitszentrums mit Leben erfüllt werden, erklärte die stellvertretende Vorsitzende der ÖTV Weser-Ems, Marita Rosenow. Dazu seien aber noch große Anstrengungen aller Beteiligten nötig. Die Trennung der ambulanten und stationären Versorgung müsse langfristig aufgehoben, die bisher getrennten Bereiche Prävention, Gesundheitsberatung, Betreuung und Rehabilitation müßten gestärkt werden und sich gegenseitig durchdringen.

Das große Interesse an der Tagung verdeutliche die Wichtigkeit des Themas, aber auch der Arbeit der Kooperationsstelle, betonte Universitätspräsident Prof. Dr. Michael Daxner. Ein Gesundheitszentrum würde neue Wege der Gesundheitsversorgung für den Nordwesten öffnen. Die Veranstalter stimmten überein, daß eine ganzheitliche Gesundheitspolitik, die den kranken Menschen in seiner psychosozialen Situation in den Mittelpunkt stellt, am besten durch eine integrierte Gesundheitsversorgung gewährleistet werde.

Institut für Physik und Informatik

Ein Institut für komplexe integrierte Systeme und Mikrosensorik wollen die Fachbereiche Physik und Informatik gründen, indem unter anderem die beiden ingenieurwissenschaftlichen Professuren "Regelungstechnik" und "Meßtechnik" untergebracht werden sollen. Voraussetzung ist allerdings, daß diese vom Wissenschaftsministerium freigegeben werden, worüber noch zwischen Wissenschaftsministerium und Universität verhandelt wird. Die beiden Professuren sind auch für die Einrichtung des neuen Studiengangs Physikingenieur (s. UNI-INFO 8/97) notwendig, dessen deutlich anwendungsorientierte Ausbildung AbsolventInnen besonders gute Berufschancen eröffnet.

Studierende streiken

Die Streikwelle an bundesdeutschen Hochschulen ist nun auch nach Oldenburg geschwappt. In der seit Jahren erstmals wieder überfüllten Aula beschlossen am 26. November die StudentInnen einen einwöchigen Streik Anfang Dezember. In einer Resolution dazu forderten die StudentInnen eine bessere Ausstattung der Hochschulen, eine elternunabhängige Studienfinanzierung und mehr Mitbestimmung. Gleichzeitig sprachen sie sich gegen Studiengebühren, die Einführung von Hochschulräten und eine leistungsbezogene Mittelvergabe an die Hochschulen aus.

Heftige Diskussion um Affen-Versuche

Universität Oldenburg nur indirekt beteiligt

In die anhaltende Diskussion um die geplanten Tierversuche im Rahmen des von den Universitäten Bremen und Oldenburg gemeinsamen betriebenen Sonderforschungsbereich "Neurokognition" haben sich jetzt sechs Oldenburger Professoren zu Wort gemeldet. Sie wenden sich scharf gegen die ihrer Meinung nach indiskutable Form der Kritik an der Versuchen.

Auch Präsident Prof. Dr. Michael Dax-ner hat inzwischen zur öffentlichen Diskussion um die Versuche Stellung genommen. Er selbst sei für Reduzierung und Vermeidung von Tierversuchen, wo immer es möglich sei. Aber gänzlich könne nicht auf sie verzichtet werden.

Daxner äußerte sich deutlich gegen Denunziation und Bedrohung einzelner Wissenschaftler die mit Tierversuchen befaßt sind. Ausdrücklich bot er dem AStA eine öffentliche Veranstaltung zu den Tierversuchen an. Er werde sich daran beteiligen. Außerdem will er die Ethikkommission der Universität mit dem Fall betrauen.

In Bremen haben die geplanten Versuche inzwischen viel Staub aufgewirbelt. 35.000 Unterschriften wurden für das Verbot der Versuche gesammelt, jedoch lehnte die Bürgerschaft der Hansestadt mit deutlicher Mehrheit eine Intervention gegen die Versuche ab.

Die Versuche sind an der Universität Bremen im Rahmen der Hirnforschung an sogenannten Makaken-Affen geplant, die nach den Experimenten getötet werden. Dabei handelt es sich nach Meinung von Kritikern, darunter BiologInnen der Universität Bremen und die StudentInnenvertretungen beider Universitäten, um reine Grundlagenforschung, die die "Affernquälereien" keinesfalls rechtfertigten. Als unseriös wurden Aussagen gewertet, die Versuche dienten der Bekämpfung von Krankheiten wie Alzheimer, Parkinson und Multiple Sklerose.


Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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