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"Nicht Speerspitze der Frauengegner"

Antwort auf: Anmerkung einer Schmarotzerin / UNI-INFO 8/97

Liebe Frauen, für meine Polemik "Schöne neue Welt durch Frauenförderrichtlinien" habe ich Zustimmung und Ablehnung erhalten. Leider mußte ich erfahren, daß sich einige von Ihnen tief getroffen fühlen. Besonders ein persönliches Gespräch hat mich beeindruckt. Ich drücke mein Bedauern für Formulierungen aus, die mir im literarischen Eifer als übertreibendes Stilmittel passend erschienen.

Meine Ziele habe ich nicht nur verfehlt, sondern das Gegenteil erreicht. Eine andere Art der Äußerung wäre wirkungsvoller gewesen. Als ich den Richtlinienentwurf (Version Juni) las, erschien er mir als Kriegserklärung und ich wollte seine Rücknahme erreichen, um einen Geschlechterkampf zu vermeiden. Ich befürchtete, daß viele den Plan so lesen, als müßten Frauen ihre berechtigten Forderungen im offenen Kampf gegen die Männer durchsetzen. Diesen Ansatz halte ich für grundfalsch, Widerstände werden erst erzeugt. Vielmehr müssen wir doch alle begreifen lernen, daß es unsere gemeinsame Aufgabe ist, eine echte Chancengleichheit schnell zu erreichen. In diesem Sinne hatte ich mich im Mai intensiv für einen dezentralen Frauenförderplan eingesetzt, der auf Kooperation und Veständnis setzt, und nun sah ich alles zerstört. Das war voreilig. Entwürfe enthalten immer sprachliche und sachliche Fehler. Jetzt richte ich die Hoffnung auf die Neufassung, daß sie mir nicht nur die Wahl zwischen Kampf und Resignation läßt, sondern meine Mitarbeit akzeptiert wird und erwünscht ist.

Heute würde ich diese Satire nicht mehr veröffentlichen. Zum einen will ich niemanden verletzen, zum anderen bindet diese Auseinandersetzung auf beiden Seiten unnötig Kräfte, die für wirkliche Fortschritte und andere wichtige Anstrengungen dringend gebraucht werden. Außerdem sollte ich längst wissen, wenn Person A die Sache B öffentlich kritisiert, wird darauf nie eine Angelegenheit B, sondern immer eine Affäre A.

 Auf keinen Fall will ich als Speerspitze der Frauengegner mißinterpretiert werden. Gerade weil ich mich gegen formale Fesseln (Quoten, übertriebene Einspruchsrechte) wende, fühle ich mich besonders verpflichtet, in allen Einzelfällen und bei den praktischen Zielen zugunsten einer wirksamen Frauenförderung zu handeln, und darüber hinaus generell für die Benachteiligten einzutreten. Und das bleibt so, unabhängig von den Vorschriften.

Prof. Dr. Wolfgang Ebenhöh


(Stand: 19.01.2024)  | 
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