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Zufriedenheit mit Uni Oldenburg größer geworden
Zur Situation ausländischer Studierender: Empirische Ergebnisse einer Replikationsstudie/ Von Niels Logemann und Michael Feldhaus*
Vor dem Hintergrund zunehmender Globalisierungsprozesse gewinnt ein Auslandsstudium
mehr und mehr an Bedeutung. Es erfüllt dabei im Wesentlichen zwei
Zielsetzungen: Zum Einen bedeutet es aus der Sicht des jeweiligen Studierenden
eine Weiterqualifizierung und damit eine Erhöhung beruflicher Chancen.
Zum Anderen erhoffen sich das Entsenderland und das Gastgeberland einen
sich anschließenden wissenschaftlichen, kulturellen, politischen
und/oder wirtschaftlichen Austausch. Ob dieser Austausch jedoch zustande
kommt, hängt u. a. von den gegebenen Studienmöglichkeiten und
-bedingungen des jeweiligen Landes ab. Vor allem aber ist entscheidend,
welche persönlichen Erfahrungen die ausländischen Studierenden
im Gastland mit den KommilitonenInnen, den ProfessorenInnen und MitbürgerInnen
machen. Erlebte Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit einerseits wie auch
Ablehnung und Diskriminierung andererseits haben mehr oder minder starken
Einfluss auf diese Erfahrungen.
Immer mehr ausländische Studierende aus über fünfzig Ländern sind an der Oldenburger Universität eingeschrieben. Foto: Xavier Ballester |
Ihnen nachzugehen war das Ziel einer im Jahr 2001 durchgeführten
Replikationsstudie. Bereits 1982 und 1993 wurde innerhalb eines Lehrprojekts
unter der Leitung von Prof. Dr. Rosemarie Nave-Herz die Situation ausländischer
Studierender erfasst, Verbesserungsvorschläge ausgearbeitet und dann
erneut auf den Prüfstand gestellt. Von Interesse waren vor allem
die Bildungsausländer, also diejenigen, die ihre Hochschulzugangsberechtigung
nicht in Deutschland erworben haben. Mit diesen drei Studien besteht nunmehr
die Möglichkeit, die veränderte Situation ausländischer
Studierender über einen Zeitraum von nahezu 20 Jahren zu betrachten.
Auch in Oldenburg mehr ausländische Studierende
Die Zahl ausländischer Studierender - hierbei handelt es sich meistens
um die Eliten des jeweiligen Landes - hat weltweit und auch in der Bundesrepublik
Deutschland stetig zugenommen. Betrug 1980/81 der Anteil ausländischer
Studierender an der Gesamtzahl der in Deutschland Studierenden 5,6 Prozent,
erhöhte sich dieses Verhältnis auf 9,2 Prozent im Jahr 1998/99.
In Oldenburg lagen die Zahlen jedoch immer unter dem Bundesdurchschnitt,
nämlich 1,8 Prozent 1980/81 und 4,2 Prozent im Vergleichsjahr 1998/99.
Für 2000 lässt sich für Oldenburg ein Anstieg auf 5,9 Prozent
feststellen. Die Bestrebungen seitens der Universität, den Anteil
ausländischer Studierender in Oldenburg zu erhöhen, beginnt
langsam Früchte zu tragen. Die folgenden empirischen Ergebnisse basieren
auf der Auswertung von 123 Fragebögen. Die befragten Studierenden
kamen aus 50 verschiedenen Ländern, von Albanien bis Vietnam. Zu
beachten ist, dass die Erhebungsphase vor den Terroranschlägen des
11. September abgeschlossen wurde.
Eine Abnahme der Diskriminierungserfahrungen
Als positives Ergebnis konnte für die letzten 20 Jahre eine positivere
Einstellung zu Deutschland seitens der ausländischen Studierenden
diagnostiziert werden. Hatten 1982 knapp 66 Prozent eine positive Einstellung
zu Deutschland vor der Einreise, erhöhte sich dieser Anteil auf 84
Prozent im Jahr 2001. Ebenso positiv zu betonen ist die Abnahme erlebter
Diskriminierungen. So ist der Anteil der Diskriminierungserfahrungen von
1982 (59 Prozent) bis 2001 (41 Prozent) deutlich um 18 Prozentpunkte zurückgegangen.
Dennoch sollte beachtet werden, dass sich auch heute noch nahezu zwei
Fünftel der ausländischen Studierenden gelegentlich von deutschen
Mitbürgern diskriminiert fühlen. Hierbei sind es gerade die
deutschen Behörden - nicht die universitären Einrichtungen -,
durch die sich ausländische Studierende diskriminiert fühlen.
Über einen Zeitraum von 20 Jahren hinweg hat sich dieses Bild nicht
verändert. Worauf schließlich die Diskriminierungen zurückzuführen
sind, ob auf eine generelle Unfreundlichkeit einiger Beamter, auf eine
allgemeine Unfreundlichkeit gegenüber Studierenden oder aber auf
Ausländerfeindlichkeit, lässt sich nicht sagen. Interessant
ist ferner, dass die subjektiv erlebten Diskriminierungen nicht in einem
Zusammenhang mit u.U. vorhandenen Sprachschwierigkeiten stehen. Nicht
nur in Bezug auf das Ansehen Deutschlands im Ausland, das durch ausländische
Studierende in ihrer Rolle als Multiplikatoren aufgrund der gemachten
negativen Erfahrungen nachteilig geprägt werden kann, scheint ein
Umdenken angebracht zu sein, sondern auch aus zwischenmenschlichen Gründen
eines gegenseitig respektvollen Umgangs. Dieser Prozess des Umdenkens
bezieht sich aber nicht nur auf Behörden, sondern auch auf das allgemeine
soziale Zusammenleben in der Öffentlichkeit sowie im Erwerbsbereich,
wo ausländische Studierende aus ihrer Sicht ebenfalls Diskriminierungen
erfahren.
Die weitaus meisten sind gut integriert
Was die Integration der ausländischen Studierenden anbelangt, kann
man über 20 Jahre hinweg ein konstant positives Fazit ziehen. Bereits
1982 stellte man eine hohe Integration der Studierenden fest (94 Prozent).
Auch für 2001 kann konstatiert werden, dass die ausländischen
Studierenden - bei aller Vorsicht der Reichweite der Untersuchung - sich
sehr wohl integriert fühlen (91 Prozent), d.h. viele verfügen
über soziale Netzwerke und haben Personen, mit denen sie sich über
mögliche Probleme austauschen können. Zwar weisen diese hohen
Prozentzahlen ein eindeutiges Bild auf, doch könnte es zutreffen,
dass jene KommilitonInnen, die sich isoliert fühlen, gar nicht befragt
wurden, weil sie einem Interview nicht zustimmten.
Die positive Atmosphäre an der Universität
war für viele ein Grund, sich für Oldenburg zu entscheiden.
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Was aber macht nun den Studienstandort Oldenburg attraktiv für die
ausländischen Studierenden? Trotz der großen Bandbreite der
Antworten zeigt sich, dass es bei 28 Prozent der Studierenden familiäre/partnerschaftliche
Gründe sind, die ihre Entscheidung für Oldenburg beeinflussen.
22 Prozent nennen explizit das Studienangebot der Universität und
19 Prozent sagen, dass die positive Atmosphäre der Uni bzw. der Stadt
den Ausschlag für die Entscheidung gegeben hat. Wenn auch die privaten
Gründe führend in der Rangliste sind, bilden die Stadt und die
Universität einen hohen Anreizfaktor für ausländische Studierende,
sich für Oldenburg zu entscheiden.
Rückkehr in die Heimat oder Verbleib in Deutschland
Ein weiterer Punkt ist die Frage nach der Rückkehr in das Heimatland
bzw. dem Verbleib in Deutschland. Gab 1982 knapp die Hälfte an, nach
dem Studium wieder in ihr Heimatland zurückzukehren (1993 = 56 Prozent),
sind es 2001 39 Prozent. Deutlich gestiegen ist der Anteil der Unentschiedenen.
Für das Verbleiben in Deutschland gibt es zwei dominante Beweggründe:
zum Einen die Aussicht auf einen Beruf, zum Anderen die Familie/Partnerschaft.
Bei der Rückkehr in das Heimatland scheint es sich eher um ein Konglomerat
von Gründen zu handeln, denn die Bindung an das Heimatland, die Familie
sowie die Berufsaussichten im Herkunftsland stellen in diesem Fall die
Entscheidungsfaktoren dar. Der Vergleich zwischen Europäern, Afrikanern
und Asiaten zeigt, dass berufliche Gründe bei den Afrikanern und
Asiaten (60 Prozent) wichtiger für den Verbleib in Deutschland sind
als bei den Europäern (48 Prozent). In positiver Hinsicht ist zu
verzeichnen, dass sich der Anteil derer, die die fehlende Akzeptanz der
ausländischen Studierenden für eine Rückkehr in ihr Heimatland
angaben, von 32 Prozent (1993) auf 25 Prozent (2001) verringert hat. Argumente
wie empfundene Fremdheit (14 Prozent) und Unzufriedenheit mit der deutschen
Mentalität (11 Prozent), die auf fehlende Akzeptanz hinweisen, nehmen
gegenüber privaten und beruflichen Gründen eindeutig nachgeordnete
Rangplätze ein.
Veränderungen und Verbesserungen
Abschließend zur Frage, inwieweit die in den vorherigen Untersuchungen
aufgestellten Forderungen seitens der Universität eingelöst
worden sind. Zunächst konnte für 2001 festgestellt werden, dass
es seitens der ausländischen Studierenden in 63 Prozent der Fälle
keine negative Kritik bezüglich der Universität Oldenburg gab.
Damit hat sich eine Verbesserung gegenüber 1993 (46 Prozent) eingestellt.
Kritisiert wird in der vorliegenden Untersuchung am häufigsten das
Prüfungssystem und - ebenso wie 1993 - die Hochschulverwaltung. Positiv
wurden 2001 vor allem die soziale Atmosphäre, die Sportangebote,
die Studiengangsberatung, die Bibliothek sowie die Computerräume
genannt.
Gefordert wurde 1993 eine stärkere Kooperation zwischen den ausländischen
und deutschen Studierenden. Ferner wünschte man sich eine Art Mentorenprogramm,
bei dem deutsche Studierende ihren ausländischen Kommilitonen mit
Rat und Tat zur Seite stehen. Dazu kann man heute positiv anmerken, dass
neben den selbst initiierten Kontakten ausländischer Studierender
zahlreiche institutionelle Begegnungsmöglichkeiten existieren: Zu
nennen sind hier ein studienbegleitendes Tutorienprogramm für ausländische
Studierende (Kooperation von AAA und ZSB), das Buddy-System
(ein spezielles Betreuungsprogramm durch deutsche Studierende), die International-Coffee-Hour
und Tandem, eine Initiative zum internationalen Austausch
für alle Studierenden. Auch hat es eine Kennzeichnung der Speisepläne
bzgl. der Herkunft der Lebensmittel in der Mensa gegeben, und seit jüngster
Zeit hat auch die Bibliothek ihre Öffnungszeiten bis Mitternacht
ausgedehnt. Die psychosoziale Beratungsstelle reagierte ebenfalls durch
Weiterbildungsmaßnahmen auf eine zunehmende Zahl ausländischer
Studierender und deren Bedarf nach Gespräch und Beratung. Darüber
hinaus bietet das Studentenwerk mittlerweile ein kostenpflichtiges Servicepaket
an, das den ausländischen Studierenden logistische und organisatorische
Unterstützung für ein halbes Jahr bietet. Bestand haben aktuell
noch der Wunsch nach einem Gebetsraum, die Dauerforderung
nach einer Erweiterung des Angebots an Sprachkursen, die Erleichterung
von bürokratischen Angelegenheiten sowie mehr persönliche Betreuungsmöglichkeiten
durch die Studienberatung und von Seiten der Lehrenden. Hier besteht noch
weiterer Handlungsbedarf.
Diese positive Zwischenbilanz hinsichtlich einer Verbesserung der Situation
ausländischer Studierender an der Universität Oldenburg in den
letzten 20 Jahren wäre als Ruhepolster jedoch missverstanden.
Es bedarf weiterhin ständiger Arbeit, will man die Erfolge aufrechterhalten.
Aber auch außerhalb universitärer Einrichtungen, vor allem
in den Behörden, im öffentlichen Bereich oder bei potenziellen
Arbeitgebern sollte diese Studie als Signal verstanden werden, die eigene
Einstellung gegenüber ausländischen Studierenden und den Umgang
mit ihnen zu reflektieren.