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Ausgabe 8/2002
Hochschulpolitik
- Scholz sieht sich "zwischen Humboldt und Oppermann"
Bildungsexperte neuer Vizepräsident / Wachsende Bedeutung von Bildung und Wissenschaft als Standortfaktoren
- Plädoyer für die Region
- Die ersten Juniorprofessoren
- Sechs Hochschulen werden Stiftungen
Scholz sieht sich "zwischen Humboldt und Oppermann"
Bildungsexperte neuer Vizepräsident / Wachsende Bedeutung von Bildung und Wissenschaft als Standortfaktoren
Der
Bildungsexperte und Dekan des Fachbereichs Erziehungswissenschaften, Prof.
Dr. Wolf-Dieter Scholz, ist am 16. Oktober vom Senat der Uni- versität
mit 12:1 Stimmen zum neuen Vizepräsidenten gewählt worden. Scholz,
der von Präsident Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch für dieses
Amt vorgeschlagen wurde, löst am 1. Januar 2003 den Informatiker
Prof. Dr. Wolfgang Nebel ab, der nicht mehr kandidierte. Der in Aurich
aufgewachsene Scholz, dessen Spezialgebiet die Bildungsforschung ist,
begann 1972 nach kurzer Tätigkeit als Lehrer seine wissenschaftliche
Laufbahn in Oldenburg. 1979 promovierte er mit einer Arbeit über
das Berufsbewusstsein von LehrerInnen. In seiner Habilitation, die er
1991 abschloss, beschäftigte er sich mit dem Hochschulzugang und
der Sozialisation von StudentInnen. 1997 wählte ihn der Fachbereichsrat
Erziehungswissenschaften zum Dekan. Zweimal wurde er bereits in diesem
Amt bestätigt. Im Jahr 2000 bestimmten ihn die Dekane der Universität
darüber hinaus zu ihrem Sprecher.
In seiner Rede vor dem Senat betonte Scholz, seine Idee von einer
Universität bewege sich „zwischen Humboldt und Oppermann“.
Er halte den Kerngedanken Humboldts von einer Universität, in der
Einheit und Freiheit von Forschung und Lehre herrsche, gerade auch für
eine Massenuniversität für unabdingbar. Forschendes Lernen sei
die Konkretisierung dieses Prinzips und dürfe auch nicht bei der
Einrichtung gestufter Studiengänge - wie Bachelor und Master - aufgegeben
werden.
Gleichzeitig plädierte der Erziehungswissenschaftler dafür,
die akademische Freiheit in Forschung und Lehre nicht mit der Freiheit
von Forschung und Lehre zu verwechseln. Die akademische Freiheit rechtfertige
sich nur, wenn sie mit einer hohen Selbstverpflichtung der Forschenden
und Lehrenden verbunden sei. Es dürfe heute nicht um Sicherung von
Privilegien gehen. Universitäten seien Dienstleistungseinrichtungen,
die verpflichtet seien, der Gesellschaft ihre Leistungen offen zu legen
und sie zu rechtfertigen.
Von der Politik wünsche er sich stärkere Einsichten in
die wachsende Bedeutung von Bildung und Wissenschaft als Standortfaktoren.
Die finanzielle Deckelung durch extreme Sparhaushalte sei mittel- und
langfristig katastrophal. Wenn die Bildungsdiskussion in Deutschland mehr
über die Ertrags- als über die Kostenseite geführt werde,
werde es auch in der Öffentlichkeit eine höhere Bereitschaft
geben, mehr Finanzmittel bereit zu stellen. Darum müsse sich auch
die Politik bemühen.
Plädoyer für die Region
Ein
Plädoyer für einen starken Ausbau der Zusammenarbeit zwischen
Bremen und Oldenburg hat Bremens Bürgermeister Henning Scherf in
der Universität Oldenburg gehalten. Scherf sprach am 11. Oktober
anlässlich der Eröffnung des Akademischen Jahres 2002/03, zu
der zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens erschienen
waren - an ihrer Spitze Oberbürgermeister Dietmar Schütz. Der
Bremer Bürgermeister bezeichnete in seiner mit großem Beifall
aufgenommenen Rede die Universitäten beider Städte als wichtige
Motoren für die Zukunft des Nordwestraumes. Im zusammenwachsenden
großen und kaum zu überschauenden Europa, das aber Garant für
den Frieden auf dem Kontinent sei, nehme die Bedeutung der Regionen sowohl
für die Identitätsbildung der Bevölkerung als auch für
die Wirtschaft und die Kultur zu. Der Nordwestraum müsse deshalb
eine „gemeinsame große Zukunftsperspektive“ entwickeln,
in der der Kooperation von Wirtschaft und Wissenschaft eine besondere
Rolle zukäme.
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Im Rahmen der Eröffnungsfeier zeichnete Präsident Prof.
Dr. SiegfriedGrubitzsch die Präsidentin der Klosterkammer Hannover,
Martha Jansen, und den ehemaligen Präsidenten und heutigen Ehrenpräsidenten
der Industrie- und Handelskammer Oldenburg, Dieter Schlecht, mit der Universitätsmedaille
aus. Jansen wurde insbesondere für ihre Tätigkeit als Präsidentin
der Fachhochschule Emden (1995 bis 1999) geehrt. Sie habe der engen Zusammenarbeit
zwischen der Fachhochschule und der Universität den Weg geebnet.
Dieter Schlecht habe, so Grubitzsch, als Präsident der Industrie-
und Handelskammer (1994 bis 2001) die wirtschaftliche und kulturelle Bedeutung
der Universität Oldenburg für die Region erkannt und ihre Unterstützung
zu seinem Anliegen gemacht.
Die ersten Juniorprofessoren
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Dr. Susanne Boll (Datenbank- und Internettechnologien) und Dr.
Axel Hahn (Wirtschaftsinformatik) sind die ersten Juniorprofessoren an
der Universität Oldenburg. Der neue Professorentyp wurde im vergangenen
Jahr durch das neue Hochschulrahmengesetz geschaffen und löst die
Habilitation als Voraussetzung für eine Professorenlaufbahn ab. Juniorprofessuren
sind zeitlich begrenzt und können für maximal sechs Jahre besetzt
werden. In den nächsten Wochen sollen weitere acht Stellen besetzt
werden, für die Förderungsmittel beim Bundesforschungsministerium
beantragt wurden. Danach ist die Einrichtung weiterer sechs Stellen geplant.
Sechs Hochschulen werden Stiftungen
Bereits kurz nach Inkrafttreten des neuen Niedersächsischen
Hochschulgesetzes (NHG) am 1. Oktober 2002 haben die Senate der Universitäten
Hildesheim, Lüneburg und Göttingen, der Medizinischen Hochschule
Hannover, der Tierärztlichen Hochschule Hannover und der Fachhochschule
Osnabrück den Antrag auf Umwandlung in eine Stiftung an das Land
gestellt. Nach Wunsch von Wissenschaftsminister Thomas Oppermann sollen
die Umwandlungen bereits zum 1. Januar 2003 erfolgen. Rund fünf Millionen
€ hält das Land bereit, um die ersten Hochschulen beim Aufbau
der neuen Strukturen zu unterstützen. Niedersachsen ist das erste
Bundesland, das seine Hochschulen beim Einwerben von privatem Kapital
unterstützt. Die Erträge aus dem Fundraising sollen laut Oppermann
nicht dazu führen, den staatlichen Zuschuss abzusenken.