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Forschung

Wie wird meine Publikation häufiger zitiert?

Literatur online zu präsentieren hat viele Vorteile / Von Heinrich Stamerjohanns und Eberhrad Hilf*

Die Wissenschaftszeitschrift Nature hat in ihrem frei zugänglichen Web Focus „Access to Literature“ erstmals eine breite internationale Diskussion zur Zukunft der Literaturversorgung der WissenschaftlerInnen angeschoben. Ausgangspunkt dieser Diskussion ist die „Bibliothekskrise“: die Preise der wissenschaftlichen Fachzeitschriften wachsen, die Mittel bleiben jedoch beschränkt, so dass Zeitschriften fortlaufend abbestellt werden müssen. Wissenschaftliche Fachartikel werden so schwerer zugänglich und drohen ihren Sinn, nämlich wissenschaftliche Ergebnisse zu verbreiten, zu verlieren.

Im Nature Web Focus hat ein Zusammenschluss von WissenschaftlerInnen aus Southampton, Montreal, Loughborough und Oldenburg eine Studie vorgestellt, die sich mit folgender Fragestellung beschäftigt: „Werde ich mehr gelesen und zitiert, wenn ich meinen veröffentlichten Artikel auch online frei verfügbar mache?“

In der Studie wurde der Einfluss von Open Access anhand einer Auswahl der 14 Millionen Artikel umfassenden Datenbank des Institute for Scientific Information (ISI), die praktisch alle veröffentlichten wissenschaftlichen Artikel der letzten Jahre nachweist, untersucht. Die Anzahl der Zitierungen, d.h. die Anzahl, wie oft ein Artikel von anderen zitiert worden ist, wurde für alle Artikel bestimmt. Die Anzahl der Zitierungen eines Artikels erhält man, indem jeweils alle Artikel in der Datenbank, die durch ein Zitat auf den zitierten Artikel verweisen, gezählt werden.

Größere Beachtung

Ein gewisser Teil der in der Physik veröffentlichten Artikel ist vor dem Abdruck in einer Fachzeitschrift bereits auf dem bedeutsamen Preprintarchiv www.arxiv.org an der Cornell Universität vorab online veröffentlicht worden. Für diese frei zugänglichen (Open-Access) Artikel haben wir die durchschnittliche Anzahl der Zitierungen mit der durchschnittlichen Anzahl der Zitierungen von ausschließlich in einer Fachzeitschrift veröffentlichten Artikel verglichen.

Bereits im Jahr 2000 wurden 17 Prozent aller veröffentlichten Artikel in der Physik vorab online im ArXiV veröffentlicht. Artikel, die über das ArXiV zugänglich gemacht und später in einer referierten Fachzeitschrift veröffentlicht worden sind, sind im Schnitt 2- bis 3-mal häufiger von anderen Autoren zitiert worden. In einzelnen Bereichen der Physik (wie z.B. auf dem Gebiet der Kern- und Teilchenphysik) sind bereits bis zu 48 Prozent der in Fachzeitschriften veröffentlichten Artikel online frei verfügbar. Diese Artikel werden im Durchschnitt dreimal häufiger zitiert als diejenigen, die nicht online abrufbar sind.

Wenn also Autoren ihre Ergebnisse zusätzlich zur Veröffentlichung in einer Fachzeitschrift online frei verfügbar machen, werden sie entsprechend öfter von KollegInnen gelesen, und die Ergebnisse finden weltweit eine größere Beachtung, was sich in mehr Zitierungen auszahlt.

Für die Geldgeber wissenschaftlicher Projekte bedeutet dies, dass der offene Zugriff auf wissenschaftliche Ergebnisse eines geförderten Projekts notwendig ist, um die größtmögliche Auswirkung auf die Forschung und damit auf die technologische Entwicklung und die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat in ihren neuen Richtlinien auf diese Entwicklung reagiert und stellt zweckgebundene Mittel für entsprechende Forschungsprojekte zur Verfügung.

Der „Grüne Weg“

Dem Gesetzgeber liegen bereits, auch der Diskussion in den USA und anderen Ländern entsprechend, Vorschläge der Deutschen Initiative für Netzwerkinformation (DINI) vor, alle wissenschaftlichen Publikationen, die an staatlichen Universitäten bzw. mit staatlichen Mitteln erstellt wurden, auf geeignete Weise frei zur Verfügung zu stellen. Die Freiheit des Autors, das Dokument an referierende, auch kommerzielle Verlage zu senden, soll dabei erhalten bleiben.

Wie kann nun ein Autor seine eigenen Werke online verfügbar machen? Eine Möglichkeit ist der sogenannte „Goldene Weg“: Der Artikel wird an eine Fachzeitschrift gesandt, die ihre Artikel frei zugänglich in das Netz stellt. Viele solcher Zeitschriften haben jedoch noch kein großes Renommee, auch ist der Anteil solcher Open Access Zeitschriften mit 5 Prozent an der Gesamtzahl noch immer gering. Während sich herkömmliche Zeitschriften über die Institutionen des Nutzers finanzieren (die Bibliothek kauft die Zeitschrift), zahlt hier oft der Autor oder die Institution des Autors einen Betrag, um den Artikel zu publizieren und die Peer Review und Publikationskosten zu finanzieren. Die Kosten variieren dabei erheblich (von 20 spro Seite bei Atmospheric Chemistry and Physics ACP bis zu 3.000 US $ pro Artikel bei dem Springer Open Choice Model).

Eine zweite und einfachere Möglichkeit ist der von Stevan Harnad so bezeichnete „Grüne Weg“: Etwa 90 Prozent aller Fachzeitschriften erlauben es dem Autor, den eigenen veröffentlichten Artikel auf den Webserver seiner Arbeitsgruppe, seines Instituts, oder seiner Bibliothek zu legen. Unsere Universität bietet bereits seit 1995 den weltweiten Dienst PhysNet an, der solche selbstarchivierten Fachartikel aus der Physik nachweist.

Bisher werden jedoch nur 10 bis 20 Prozent der Artikel von den weltweit verteilten Autoren der Physik auf diese Weise zusätzlich online frei zugänglich auf einem Webserver bereitgestellt. Damit versäumen die Autoren, den Zugriff auf ihre Artikel zu erleichtern und die Anzahl der eigenen Zitierungen zu erhöhen. Autoren sollten sich also informieren, ob die jeweiligen Verlage bereits veröffentlichter Artikel das Selbstarchivieren auf dem eigenen Webserver untersagen oder nicht. Wenn dies möglich ist, können Autoren ihre Artikel z.B. auf der eigenen Homepage zur Verfügung stellen.

Mit einer geeigneten Infrastruktur kann es Autoren erleichtert werden, ihre Ergebnisse frei zugänglich zu machen. Das Oldenburger Institute für Science Networking (ISN) und das BIS entwickeln in dem DFG-Projekt „German Academic Publishers“ (GAP) gemeinsam mit anderen Partnern eine organisatorische und technische Infrastruktur, um neue Wege des elektronischen Publizierens im Wissenschaftsbereich zu gehen.

Die Studie mit dem Titel „The green and the gold roads to Open Access“ ist veröffentlicht unter www.nature.com/nature/focus/accessdebate/21.html. Weitere Infos unter: www.gap-c.de (German Academic Publishers) und www.physnet.de/PhysNet/
@ stamer@isn.uni-oldenburg.de und hilf@isn.uni-oldenburg.de

* Die Autoren forschen im Institute for Science Networking, einem An-Institut der Universität Oldenburg.

Junge Menschen und Partnerschaft

Wie denken junge Menschen über Ehe, Familie und andere Formen der Partnerschaft? Diese Fragen stehen im Mittelpunkt einer international vergleichenden empirischen Studie in Deutschland, Polen, Litauen, Spanien und Südkorea. Auch an der Universität Oldenburg werden unter Gesamtleitung der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Friedrich W. Busch und Prof. Dr. Wolf-Dieter Scholz Studierende aller Studiengänge und Semester befragt.

Es handelt sich um eine Online-Befragung, für die Scholz und Busch um „rege Teilnahme“ bitten. Alle Angaben werden unter strenger Beachtung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen anonym behandelt. Die Auswertung in allen fünf Ländern wird im Sommer 2005 abgeschlossen sein.

Prof. Dr. F.W. Busch, 798-4909, Prof. Dr. W.-D. Scholz, 798-5456

@ friedrich.busch@uni-oldenburg.de, wolf.d.scholz@uni-oldenburg.de

 

Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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