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Forschung
- Forschung an "Millenniumproblem"
BMBF fördert Netzwerk "Windturbulenzen" und stärkt Zentrum für Windenergieforschung ForWind
- Wenn die
Zugvögel auf "Nachtflug" schalten
Oldenburger Nachwuchsforschergruppe entdeckt bei nachwandernden Zugvögeln ein speziell angepassten Gehirnbereich - Hochkarätige
Windforschung
Experten diskutieren mechanische Aspekte - Wohlfühlen
in Oldenburg
Telefon-Umfrage zur Lebens- und Umweltqualität
Forschung
an "Millenniumproblem"
BMBF födert Netzwerk
"Windturbulenzen" und stärkt Zentrum für Windenergieforschung
ForWind
Mit einer Million € fördert das Bundesforschungsministerium
das Netzwerk Windturbulenzen und deren Bedeutung für die Nutzung der
Windenergie, das vom Zentrum für Windenergieforschung ForWind an der
Universität Oldenburg koordiniert wird. Projektpartner von ForWind sind das
Labor für numerische Mechanik der Fachhochschule Kiel, das Institut für
Theoretische Physik an der Universität Münster, das Max-Planck-Institut
für Physik komplexer Systeme in Dresden sowie das Institut für Aerodynamik
und Strömungstechnik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt
in Göttingen.
Im Rahmen des Projekts, das den Austausch zwischen Hochschulen
und Großforschungseinrichtungen auf dem Gebiet der Windenergie vorantreiben
will, werden Fragestellungen für die Weiterentwicklung von Windkraftanlagen
erforscht, die für die Zukunft der Windenergienutzung von großer Bedeutung
sind. Unter Federführung von ForWind beschäftigen sich hochrangige WissenschaftlerInnengruppen
sowohl mit Problemen der Grundlagenforschung als auch mit Fragen der Anwendung.
Die ExpertInnen aus den Gebieten der Turbulenzforschung, der nichtlinearen Dynamik,
der Chaostheorie, der stochastischen Prozessmodellierung und der Windenergieanwendung
setzen sich dabei mit unterschiedlichen Themen auseinander. Zum einen sollen Windböen,
Extremwindereignisse und Windturbulenzen und deren Wechselwirkung mit Rotorblättern
bzw. deren Auswirkung als Lasten erforscht werden. Zum anderen sollen neue Modelle
zur besseren Beschreibung von Windfeldern, zur genaueren Berechnung von Umströmungen
sowie zur standort-unabhängigen Charakterisierung der dynamischen Windleistungsproduktion
entwickelt werden.
Prof.
Dr. Joachim Peinke (Foto), Oldenburger Physiker und Turbulenzforscher, zeigte
sich hocherfreut über die Genehmigung des Projekts durch das BMBF. Es stelle
einen wichtigen Baustein für die Forschungsarbeiten von ForWind dar und stärke
den Standort Oldenburg, besonders im Bereich der wissenschaftlichen Grundlagenforschung.
Es ist uns gelungen, international hoch anerkannte Forschergruppen in Deutschland
für dieses Thema zu begeistern. Schließlich gehört die genaue
Beschreibung eines turbulenten Windfelds und dessen Auswirkungen zu den großen
ungelösten Aufgaben, denen sich die Wissenschaft heute in der angewandten
und der Grundlagenforschung stellt. Das Turbulenzproblem wurde erst kürzlich
vom renommierten US-amerikanischen Clay Mathematics Institute (Cambridge, Massachusetts)
als eines von sieben ungelösten Millenniumproblemen bezeichnet.
www.forwind.de
Wenn
die Zugvögel auf "Nachtflug" schalten
Oldenburger Nachwuchsforschergruppe
entdeckt bei nachwandernden Zugvögeln ein speziell angepassten Gehirnbereich
Zwei Mal pro Jahr machen sich Millionen von Zugvögeln auf den Weg
in wärmere oder kältere Gefilde. Tausende von Kilometern legen sie zurück,
und ihr Navigationssystem ist von einer faszinierenden Präzision. In der
Dunkelheit weisen ein magnetischer Kompass und der Sternenhimmel den Zugvögeln
den rechten Weg. Wie dieser Orientierungssinn im Einzelnen funktioniert, erforscht
seit einigen Jahren die von der VolkswagenStiftung geförderte Nachwuchsgruppe
um Dr. Henrik Mouritsen am Institut für Biologie und Umweltwissenschaften.
Jetzt konnte das ForscherInnenteam erstmals einen besonderen Gehirnbereich lokalisieren,
der für das Nachtsehen bei nächtlich ziehenden Singvögeln zuständig
ist. Diese als Cluster N bezeichnete Region wird aktiv, sobald die
Vögel auf Nachtflug schalten. Bei geschlossenen Augen bleibt
das Gehirnareal abgeschaltet.
Kooperationspartner bei diesen Studien war
die Gruppe um Prof. Erich Jarvis, Duke University, USA. Die Ergebnisse sind in
der Zeitschrift PNAS - Proceedings of the National Academy of Sciences of the
United States erschienen (www.pnas.org).
Erst
im vergangenen Jahr hatte das Team von Mouritsen in Zusammenarbeit mit der Oldenburger
Neurobiologie-gruppe um Prof. Dr. Reto Weiler starke Hinweise darauf gefunden,
dass die Zugvögel eine Art Magnetsensor beziehungsweise Kompass im Kopf haben,
der in der Netzhaut der Augen lokalisiert ist. Zuvor war es ihnen gelungen, Cryptochrom-Moleküle
in der Netzhaut zu identifizieren, die den Vögeln ermöglichen könnten,
das Magnetfeld zu sehen. Ihre Erkenntnisse über die Orientierung
im Dunkeln mit Hilfe von Magnetsinn und Sternenhimmel führte sie zu der Hypothese,
dass nächtliche Zugvögel ein spezialisiertes Nachtsicht-System besitzen
müssen.
Was hier als weißer Fleck im Gehirn einer Gartengrasmücke erscheint, ist der Bereich, der für das Nachtsehen zuständig ist ("Cluster N"). |
Um
diese Annahme zu prüfen, haben die WissenschaftlerInnen die Genaktivitäten
im Gehirn von nachtziehenden und nichtwandernden Singvögeln verglichen. Für
die Versuche wählten sie zwei entfernt verwandte Arten nachtwandernder Zugvögel
aus - Rotkehlchen und Gartengrasmücken - und zwei Arten von Nicht-Zugvögeln
- Zebrafinken und Kanarienvögel. Die Tiere wurden im Zeitraum des normalen
Vogelflugs (August bis Oktober und April bis Mai) in durchsichtige Käfige
gesetzt, wo die ForscherInnen ihr Verhalten beobachten konnten. Die WissenschaftlerInnen
simulierten den Tag-Nacht-Zyklus und sorgten dafür, dass die Vögel ansonsten
nicht gestört wurden. Zu bestimmten Zeitpunkten am Tag oder in der Nacht
wurden dann Genaktivitätsstudien an den Gehirnen der Tiere vorgenommen. Gemessen
wurde die Aktivität von zwei verschiedenen Genen, die angeschaltet werden,
sobald Nervenzellen durch Reize stimuliert werden. Die Aktivität dieser Gene
- ZENK und cfos - wurde mit Hilfe der In-situ-Hybridisierung bestimmt. Dabei wird
die Boten-RNA nachgewiesen, die auf dem Weg vom Gen zum Protein gebildet wird
und somit anzeigt, dass ein Gen angeschaltet ist. Das Team entdeckte bei den nachtwandernden
Singvögeln ein Gehirnareal, das nur nachts eine hohe Genaktivität aufwies.
Dieser als Cluster N (N für Nacht-Aktivierung) bezeichnete Gehirnbereich
war hingegen bei jenen Singvögeln, die nachts nicht wandern, nicht zu finden
- und bei den Zugvögeln ver-schwand die Aktivität, wenn man ihnen Augenklappen
aufsetzte. Diese Ergeb-nisse bestätigen nach Meinung der Oldenburger WissenschaftlerInnen
die Hypothese, dass die nachtwandernden Zugvögel einen spezifisch an den
Nachtflug angepassten Gehirnbereich besitzen, der ihnen besseres Sehen und Navigieren
im Dunkeln ermöglicht. Cluster N umfasst fünf Regionen und
liegt benachbart zum so genannten visuellen Wulst: einer Gehirnregion,
die die Informationen vom Auge verarbeitet. Mouritsen und sein Team vermuten nun,
dass dieser neu entdeckte Gehirnbereich die visuellen Wahrnehmungen mit dem Magnetsinn
sowie der Sternenorientierung koppelt und so für das präzise Navigationssystem
der Vögel im Nachtflug zuständig ist.
Die Volkswagen-Stiftung
fördert die von Mouritsen geleitete Nachwuchsforschergruppe Animal
navigation - a search for behavioural and physiological mechanisms mit 1,24
Millionen €.
Hochkarätige
Windforschung
Experten diskutieren mechanische Aspekte
Die
mechanischen Aspekte der Windenergie stehen im Mittelpunkt der europäischen
Fachtagung EUROMECH Colloquium 464b Wind Energy, die vom 4. bis 7.
Oktober 2005 an der Universität Oldenburg stattfindet. Organisiert wird die
Veranstaltung, zu der ca. 80 ForscherInnen und PraktikerInnen aus ganz Europa
erwartet werden, von ForWind, dem Zentrum für Windenergieforschung der Universitäten
Oldenburg und Hannover. Das ExpertInnentreffen steht unter der Schirmherrschaft
der European Mechanics Society (EUROMECH), einer internationalen und gemeinnützig
arbeitenden wissenschaftlichen Gesellschaft. Ihr Ziel ist es, die Entwicklung
der Mechanik sowohl auf dem Gebiet der Naturwissenschaften als auch der Ingenieurwissenschaften
in Europa zu unterstützen und zu fördern.
ForWind freue sich
über das Interesse der EUROMECH an der Windenergie, betonte Prof. Dr. Joachim
Peinke, Leiter der Arbeitsgemeinschaft Hydrodynamik und Windenergie an der Universität
und Mitglied des Lenkungsgremiums von ForWind. Das wissenschaftliche Auswahlkomitee
für die Beiträge habe mit Experten aus den Niederlanden, Dänemark,
Frankreich und Deutschland hochkarätig besetzt werden können.
Schwerpunkt
der Tagung ist die Fluid- und Festkörpermechanik sowie ihre Auswirkungen
auf die Energieerzeugung, insbesondere für Offshore-Nutzungen. Dies beinhaltet
sowohl Fragen der Windmessung, der Windfeldbeschreibung und des Windpotenzials,
als auch der Turbulenzen, Böen, Extremereignisse und Nachlaufeffekte. Auch
die Gebiete Rotoraerodynamik, Fluktuationen in der Stromerzeugung, Seegangszustände
und Wellenlasten sowie Materialeigenschaften, Ermüdung und Bauteilüberwachung
werden thematisiert.
www.forwind.de/euromech
Wohlfühlen
in Oldenburg
Telefon-Umfrage zur Lebens- und Umweltqualität
Wie wohl fühlen sich die OldenburgerInnen in ihrer Stadt? Dieser
Frage gehen WissenschaftlerInnen der Universität und des Hörzentrums
Oldenburg in einer mehrwöchigen Telefon-Befragung im Stadtgebiet nach. Die
Projektgruppe unter Leitung von Dr. Markus Meis, Leiter der Abteilung Markt- und
Wirkungsforschung am Hörzentrum, und Prof. Dr. August Schick, Psychoakustiker
am Institut für Psychologie, wählt die EinwohnerInnen nach dem Zufallsprinzip
aus. Die erhobenen Daten werden ausschließlich für die Studie genutzt,
und die TeilnehmerInnen bleiben anonym.
Erste Ergebnisse der Untersuchung,
die mit Unterstützung der Stadt durchgeführt wird, werden die WissenschaftlerInnen
voraussichtlich im Oktober präsentieren. Von der Studie verspreche sich die
Stadt nicht nur wichtige Informationen für die tägliche Arbeit, sondern
auch neue Ansatzpunkte für die zukünftige Stadtplanung, sagte Stadtbaurat
Dr. Frank Pantel. Die Studie will mit wissenschaftlichen Methoden klären,
wie es um die Lebens- und Umweltqualität in verschiedenen Oldenburger Stadtteilen
bestellt ist. Straßenverkehr und Grünanlagen, Emission von Schadstoffen
und Lärm, das unmittelbare Arbeits- und Wohnumfeld, Angebote für Freizeit
und Erholung, die allgemeine Lebenszufriedenheit - viele Faktoren beeinflussen
unser Wohlbefinden, erläuterte Meis. Bereits seit Anfang des Jahres
arbeitet das Hörzentrum an einer vergleichbaren überregionalen Untersuchung
- einer Studie zum Einfluss von Fluglärm auf die Lebens-, Umwelt- und Wohnqualität
an Deutschlands größtem Flughafen, dem Frankfurt Airport.