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"Das Denken in Zielen hat Einzug gehalten"

Eine Bilanz nach vier Jahren Amtszeit

Vizepräsidentin Gerlinde Walter, die seit dem 1. August 2002 die Verwaltung der Universität Oldenburg geleitet hat, ist am 30. September 2006 aus dem Amt ausgeschieden. Sie übernimmt beim Bremer Senator für Bildung und Wissenschaft das Referat für Grundsatzangelegenheiten im Hochschulbereich. Im Gespräch zieht sie eine Bilanz ihrer vierjährigen Amtszeit.

UNI-INFO: Frau Walter, welche großen Ziele haben Sie erreicht, welche Projekte realisiert?

WALTER: Wichtig ist für mich, dass das Denken in Zielen Einzug in die Köpfe gehalten hat: Mit dem Leitbild haben wir die Ziele für die gesamte Universität festgelegt. Jetzt geht es darum, mit allen Organisationseinheiten deren Beitrag zur Erreichung der Ziele zu vereinbaren und - ganz wichtig - mit der Ressourcenfrage zu verbinden. Wir können die Mittel - gleiches gilt übrigens für die Studienbeiträge - nicht einfach in die Bereiche geben und sagen: „Macht was Schönes damit!“. Die Ressourcen müssen zur Erfüllung der Ziele der gesamten Universität und der einzelnen Bereiche eingesetzt werden, die Zielerreichung muss messbar und transparent sein. Mit dem Budgetierungsmodell, das wir verabschiedet haben, wurde diese Verbindung hergestellt. Das muss weiter ausgebaut werden. Ein anderer Punkt: Die Verwaltung ist gut aufgestellt. Wir haben kundenfreundliche Maßnahmen verankert, z.B. das Personalreferentenmodell im Personaldezernat eingeführt und das Beschaffungswesen mit EDE modernisiert, das ISO neu positioniert, den Studierendenservice durch Online-Möglichkeiten weiter verbessert und im Gebäudemanagement das Thema Energiesparen in Angriff genommen.

UNI-INFO: Gibt es ein Projekt, auf dessen Realisierung Sie besonders stolz sind?

WALTER: Der Aufbau der Personal- und Organisationsentwicklung. Daran haben wir intensiv gearbeitet, um sie nachhaltig zu gestalten. Erste greifbare Resultate sind die Einführung der Jahresgespräche zur Verbesserung der Kommunikation und das Führungskräfteentwicklungsprogramm, das im November startet und auch zu einer besseren Vernetzung der Mitarbeiter beitragen wird.

UNI-INFO: Gibt es Dinge, die Sie gerne weiter vorangetrieben hätten, als es jetzt möglich war?

WALTER: Ich hätte gerne den Bau des Verwaltungsgebäudes realisiert. Verwaltung und Präsidium müssen unter einem Dach arbeiten, denn nichts ersetzt die räumliche Nähe und den schnellen Austausch im Gespräch. Dort hätten wir auch das Studierendencenter realisieren können, mit einem hellen und freundlichen Empfang für die Studierenden. Ein zweites Projekt ist der Haltepunkt der Deutschen Bahn in Wechloy. Man darf nicht unterschätzen, wie wichtig die schnelle Erreichbarkeit der Universität ist, zum Beispiel für die bessere Kooperation mit der Universität Bremen, aber auch für die einfache Anreise auswärtiger Wissenschaftler. Dritter Punkt: Die weitere Dezentralisierung der Haushaltsmittel, insbesondere des Personalkostenbudgets. Damit wären die Organisationseinheiten in der Lage, viel eigenverantwortlicher über ihr Personal zu entscheiden. Außerdem wäre es möglich, eine zentrale Reserve zu bilden, um herausragende Projekte in Forschung und Lehre zu unterstützen. Wir sind damit in der Konzeptphase, aber die Einführung kann ich nicht mehr begleiten.

UNI-INFO: Se-hen Sie eine Chance, dass das Leitbild der Universität tatsächlich zu einer „Lebensphilosophie“ vieler wird?

WALTER: Ich glaube, dass das möglich ist. Dafür muss aber die Bereitschaft vorhanden sein, über den eigenen Tellerrand zu blicken. Alle Einheiten der Universität sollten nicht nur die eigene Disziplin und den eigenen Bereich im Blick haben. Es können nicht in jedem Fall alle Einzelinteressen gleichermaßen zum Zuge kommen, vom Erfolg der Universität insgesamt können aber alle profitieren.

UNI-INFO: Sie werden sich künftig intensiv mit der Kooperation der Universitäten Oldenburg und Bremen beschäftigen. Welche Chancen sehen Sie in einer Intensivierung einer solchen Kooperation?

WALTER: Große Chancen. Wir müssen zu einer abgestimmteren Planung kommen, weil es keinen Sinn macht, in unmittelbarer Nachbarschaft gleiche Angebote in gleichem Umfang vorzuhalten. Wir müssen Kräfte bündeln und zu einer Aufgabenteilung kommen, die Ressourcen für andere Schwerpunkte freisetzt. Dabei geht es nicht immer darum, etwas aufzugeben, sondern auch darum, sich sinnvoll zu ergänzen um etwas, was man selbst nicht hat. Eine Win-Win-Situation für beide Universitäten ist natürlich das Ziel.

UNI-INFO: Woran werden Sie sich erinnern, wenn Sie an Oldenburg zurückdenken?

WALTER: In erster Linie sicher an die Menschen, mit denen ich im Interesse der Universität gut zusammengearbeitet und gemeinsam Dinge vorangebracht habe. Die Zusammenarbeit insbesondere mit den Dezernenten, aber auch mit vielen anderen Menschen aus den unterschiedlichsten Bereichen wird mir in Erinnerung bleiben.

UNI-INFO: Gibt es eine Botschaft, die Sie Ihrer Nachfolgerin oder Ihrem Nachfolger mit auf den Weg geben möchten?

WALTER: Keine Botschaft, aber einen Rat: Nicht gleich alles ändern wollen, sondern gut hinsehen. Von dem, was an der Universität an Kompetenz, Expertentum, Initiativen, an Ideen und guten Strukturen vorhanden ist, lernen und dies nutzen. Und dann klug gemeinsam neue Projekte angehen - das wäre mein Rat.

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