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Forschung
- CO2-Reduzierung
durch Kommunikation
Stadt Oldenburg als "Forschungsprojekt"
- Verkehrssicherheit im Fokus
Neu gegründeter Verein SafeTRANS vernetzt Wissenschaft und Wirtschaft
- Windenergie
trotz Flaute
HyWindBalance: Windstrom wird berechenbar / Von Tim Schröder - Fluglärm: Genervt, aber nicht
kränker
Befragung von Flughafen-Anwohnern
- Schülervorstellungen
Forschungsprojekt zum Fach Politik-Wirtschaft - Lernen
besser verstehen
CO2-Reduzierung durch
Kommunikation
Stadt Oldenburg als "Forschungsprojekt"
Oldenburg,
die Stadt der Ein- und Zweifamilienhäuser: das Johannisviertel. Foto. Infodrom Oldenburg |
Mit Hilfe einer Vernetzungs-
und Kommunikationsstrategie sollen die CO2-Emissionen
in der Stadt Oldenburg spürbar gesenkt werden. Das ist das Ziel eines ambitionierten
Forschungsvorhabens an der Universität Oldenburg, das vom Bundesministerium
für Bildung und Forschung (BMBF) mit 400.000 € gefördert wird und
als Pilotprojekt auch für andere Städte dienen soll (Klimaschonendes
Sanieren, Bauen und Wohnen als Kommunikationsaufgabe). Geleitet wird das
Vorhaben, an dem auch das Oldenburger Kompetenzzentrum Bauen und Energie KoBE
e.V beteiligt ist, von dem Wirtschaftswissenschaftler und Nachhaltigkeitsexperten
Dr. Niko Paech.
Oldenburg ist als Forschungsobjekt besonders
geeignet, weil hier der Wärmeenergieverbrauch in Wohngebäuden um fast
ein Drittel über dem Bundesdurchschnitt liegt. Die CO2-Emissionen in Oldenburg
werden zu 38 Prozent durch den Gebäudebestand verursacht. Grund ist der hohe
Anteil an frei stehenden Einfamilienhäusern sowie ein im Vergleich zu anderen
Städten extrem hoher Sanierungsbedarf.
Gute Voraussetzungen für
das Forschungsprojekt ergeben sich auch dadurch, dass in Oldenburg viele Unternehmen
der Bau- und Planungsbranche existieren, die mit nachhaltigem Bauen und Sanieren
Erfahrungen haben. Darüber hinaus ist die Stadt dem Klimabündnis beigetreten
und hat ein sehr detailliertes Klimaschutzgutachten erstellen lassen, das eine
klare Analyse der Energiesituation erlaubt.
In kaum einem anderen Bereich
existieren derart hohe Energie- und CO2-Einsparpotenziale wie im Gebäudebestand
- bislang weitgehend ohne praktische Konsequenzen wie z.B. Sanierungen und Einsatz
regenerativer Energie. Obwohl gerade den Kommunen hier eine zentrale Rolle zukommt,
sind sie angesichts der angespannten Haushaltslage kaum in der Lage, als maßgebliche
Klimaschutzakteure in Erscheinung zu treten.
Bei den Gebäudebesitzern
scheitert die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen - auch wenn sie ökonomisch
vorteilhaft wären - oft an mangelndem Interesse und Wissen. Dies gilt für
die Besitzer von Einfamilienhäusern ebenso wie für größere
Bau- und Wohngesellschaften und Gewerbebetriebe. Hier setzt die Vernetzungs- und
Kommunikationsstrategie des Projekts an, mit der eine Sensibilisierung auf
breiter Basis erreicht werden soll. Geplant sind - neben der wissenschaftlichen
Begleitforschung - eine ganze Reihe konkreter Maßnahmen, darunter eine Informations-
und Beratungskampagne mit speziellen Workshop-Angeboten für Bauinteressierte
und Hausbesitzer, die Auslobung eines Wettbewerbs Wer hat das energiesparsamste
Haus in Oldenburg? sowie eine gläserne Baustelle, bei der
die energetische Sanierung eines Oldenburger Gebäudes verfolgt werden kann.
Als
Nebeneffekt dieses Projekts versprechen sich die Initiatoren eine Belebung der
Wirtschaft. Denn von Klimaschutzmaßnahmen im Gebäudebereich - insbesondere
von einer Sanierungsoffensive - würden viele ortsansässige Unternehmen
und nicht zuletzt der lokale Arbeitsmarkt profitieren.
Verkehrssicherheit
im Fokus
Neu gegründeter Verein SafeTRANS vernetzt Wissenschaft
und Wirtschaft
SafeTRANS, ein gemeinnütziger Verein zur Förderung
von Wissenschaft und Forschung auf dem Gebiet der Verkehrssicherheit, wurde im
Dezember 2006 in Berlin gegründet. Gründungsmitglieder sind neben der
Universität Oldenburg und OFFIS e.V. die Airbus Deutschland GmbH, Continental
Teves AG & Co. oHG, die DaimIerChrysler AG, das Deutsche Zentrum für
Luft- und Raumfahrt e.V., die Robert Bosch GmbH und die Siemens AG. SafeTRANS
hat seinen Sitz in Oldenburg und will durch die Entwicklung und Implementierung
von harmonisierten Forschungs- und Entwicklungs-Strategien die Forschung auf dem
Gebiet der Verkehrssicherheit vorantreiben.
Verkehrsmittel - Fahrzeuge,
Flugzeuge oder Bahnen - werden immer komplexer. Heute helfen beispielsweise modernste
Navigationssysteme Piloten, ihre Ziele passgenau anzufliegen. Ein Blick ins Cockpit
macht deutlich, dass eine Vielzahl weiterer elektronischer Systeme die Sicherheit
der Passagiere gewährleistet. Das ist in Personenkraftwagen nicht anders:
Auch hier sorgen umfangreiche software-basierte Systeme für mehr Sicherheit
und den Rückgang schwerer Unfälle. Die immensen Anforderungen an die
Qualität der so genannten eingebetteten Systeme und die Effizienz
der Entwicklung sowie die ständig steigende Komplexität erfordern leistungsfähige
Prozesse, Methoden und Werkzeuge. Diesen Herausforderungen will der neu gegründete
Verein durch die Bündelung von Kompetenzen und die Erarbeitung und Umsetzung
abgestimmter Forschungsstrategien und -programme begegnen.
Prof. Dr. Werner
Damm, SafeTRANS-Vorstandsvorsitzender, OFFIS-Vorstandsmitglied und Leiter des
Forschungszentrums Sicherheitskritische Systeme an der Universität Oldenburg,
hob bei der Gründungsversammlung besonders die Bedeutung eingebetteter Systeme
als Querschnittstechnologie zur Realisierung neuer Fahrzeugfunktionen hervor.
Er erwartet entscheidende Wettbewerbsvorteile von der branchenübergreifenden
Bündelung von Forschungsstrategien zur Entwicklung dieser Systeme. Staatssekretär
Wolfgang Gibowski, Bevollmächtigter des Landes Niedersachsen beim Bund, betonte,
dass SafeTRANS auf ideale Weise die Vernetzung von Forschung und Wirtschaft in
international sichtbaren Clustern anstrebe.
Den Branchen Automotive, Aeronautics
und Railway Systems gemeinsam ist das Ziel - trotz zunehmenden Verkehrsaufkommens
und wachsender Komplexität eingebetteter Systeme - die bestehenden hohen
Sicherheitsstandards weiter zu verbessern. Die Forschungsstrategie von SafeTRANS
berücksichtigt die branchenspezifischen Standards zur Erzielung hoher Systemsicherheit
und trägt durch die gemeinsame Plattform dazu bei, dass hervorragende Standards
einzelner Branchen den anderen sichtbar und verfügbar gemacht werden.
www.safetrans-de.org
Windenergie trotz Flaute
HyWindBalance: Windstrom
wird berechenbar / Von Tim Schröder
Strom aus Wind ist eine
feine Sache. Er schont Ressourcen wie Kohle und Erdgas und erspart der Atmosphäre
Kohlendioxid. Dumm nur, dass das Lüftchen unstet weht. Für Kritiker
ist die Öko-Energie damit unkalkulierbar und inakzeptabel. Das Windstromangebot
sei wechselhaft wie das Wetter, heißt es. Doch das könnte sich in Zukunft
ändern.
Die Zukunft beginnt in einer kalten, zugigen Kammer der Universität
Oldenburg. Drei Stahlschränke thronen darin. In ihnen wandelt sich Wind in
Wasserstoff - die Energiewährung der Visionäre. Anfang Dezember wurde
die Anlage in Betrieb genommen und das Projekt HyWindBalance offiziell gestartet.
Es soll den Windstrom regelbar machen. Für gewöhnlich lässt sich
elektrischer Strom nicht speichern - zumindest nicht in großen Mengen. Er
muss direkt ins Netz eingespeist werden. HyWindBalance will einen anderen Weg
gehen. Der Windstrom wird genutzt, um in einem Elektrolyseur Wasser in seine Bestandteile
Wasserstoff und Sauerstoff zu spalten. Die Anlage pumpt den Wasserstoff anschließend
in 24 mannshohe Stahlflaschen. Bei Bedarf versorgt dieser Speicher eine Brennstoffzelle.
Die wandelt den Wasserstoff zurück in Strom. Nach diesem Prinzip kann
man Windstrom künftig in Form von Wasserstoff speichern, wenn er an windigen
Tagen im Überfluss vorhanden ist, sagt Projektleiter Dr. Hans-Peter
Waldl von der Firma Overspeed in Oldenburg. Bei Flaute schaltet sich die Brennstoffzelle
ein - und gleicht den Windenergiemangel aus.
Fünf kleine Unternehmen,
allesamt Spin-Offs der Universität, haben das Projekt gemeinsam mit Forschern
aus dem Energielabor der Hochschule er-dacht - mit von der Partie
sind Ingenieure, Physiker, aber auch Wirtschaftsexperten. Sie wollen herausfinden,
wie man eine solche Anlage so steuert, dass sie sich optimal an die schwankende
Nachfrage im Stromnetz anpassen kann.
Es
liegt auf der Hand, dass der Stromverbrauch an einem Sonntagnachmittag geringer
als am Montag ist, wenn in Büros und Fabriken gearbeitet wird. Die Energieversorger
stellen sich darauf ein, prognostizieren den Bedarf und berücksichtigen dabei
Sommerferien oder Millionen eingeschaltete Fernseher zur Tagesschau-Zeit. Kraftwerke
werden entsprechend hoch- oder heruntergefahren. Mit Wind- oder auch Solarenergie
ist das bislang nicht machbar. Über die Zwischenspeicherung von Wasserstoff
aber sehr wohl, hoffen die Entwickler. Einen Kubikmeter Wasserstoff pro Stunde
liefert der Elektrolyseur. Die Brennstoffzelle bringt es auf fünf Kilowatt
Leistung, das würde reichen, um ein kleines Motorboot anzutreiben. Die
Anlage ist natürlich noch sehr klein, sagt Waldl, aber an ihr
können wir bereits viele offene Fragen klären. Davon gibt es reichlich.
Denn eine Wind-Wasserstoff-Anlage zum Ausgleich von Windenergie-Schwankungen im
Stromnetz hat bislang noch niemand kreiert. Die Forscher haben an ihr System eine
selbstentwickelte Software zur meteorologischen Windprognose gekoppelt. Erst dadurch
lässt sich die Zwischenspeicherung von Windstrom exakt planen und rechtzeitig
auf den Bedarf abstimmen.
Strom wird im liberalisierten Markt seit rund
einem Jahrzehnt gehandelt wie eine Ware und über das europäische Verbundnetz
munter hin- und hertransportiert - je nach Bedarf. Ökostrom konnte an den
Börsen bisher nicht wirklich mitspielen. Dank des Wasserstoff-Rückgrats
könnte er künftig aber so verlässlich wie Energie aus dem Gaskraftwerk
sein. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Noch müssen Elektrolyseur
und Brennstoffzelle zeigen, wie lange sie die schwankende Windlast im Dauereinsatz
überstehen. Die größte Herausforderung ist die Abstimmung und
Optimierung der alles koordinierenden Software - des Moduls für die Optimierte
Betriebsführung. Sie speist die Windprognosen ein. Sie regelt Elektrolyseur
und Brennstoffzelle je nach Windstrommenge auf und ab. Und aus den Wirtschaftsdaten
von der Strombörse errechnet sie, wann Strom am teuersten gehandelt wird.
Dann lohnt es sich, den gespeicherten Wasserstoff in elektrische Energie zu wandeln
und ins Netz zu schicken; trotz des geringen Gesamtwirkungsgrads der Anlage von
derzeit nur 35 Prozent.
Der Oldenburger Energieversorger EWE unterstützt
das Projekt personell und gemeinsam mit dem Land Niedersachsen und der Europäischen
Union finanziell mit gut 600.000 s. Die Möglichkeit, künftig Strom aus
Sonne und Wind zu hohen Preisen am Markt zu verkaufen, ist verlockend.
Fluglärm:
Genervt, aber nicht kränker
Befragung von Flughafen-Anwohnern
Obwohl
viele Anwohner der Fluglärm stört, fühlen sie sich nicht weniger
gesund als anderswo. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die sich mit den Auswirkungen
des Fluglärms am Frankfurter Flughafen auf die Lebens-, Umwelt- und Wohnqualität
der Anwohner befasst. Die bundesweit einmalige Untersuchung wurde von Lärmforschern
aus Oldenburg (Hörzentrum) und Bochum (Zentrum für angewandte Psychologie,
Umwelt- und Sozialforschung ZEUS) erstellt. Auftraggeber war das Regionale Dialogforum
Flughafen Frankfurt (RDF). Die WissenschaftlerInnen befragten 2.300 Personen im
Einzugsbereich von Deutschlands größtem Flughafen.
Wegen des
Lärms verzichten viele Anwohner darauf, bei offenem Fenster zu schlafen.
Auch außerhalb der eigenen vier Wände fühlen sich die Befragten
durch Fluglärm beeinträchtigt: Balkone, Terrassen und Gärten werden
nur eingeschränkt genutzt. Einen erhöhten Bedarf an Lärmschutz
konstatieren die Hörforscher insbesondere für Morgen- und Abendstunden,
bei gutem Wetter auch am Nachmittag. Am Wochenende, so die Studie, wurde die Lärmbelästigung
grundsätzlich höher eingeschätzt als werktags. Besonders beeinträchtigt
fühlten sich ältere und kranke Menschen.
Dennoch fühlten
sich die Menschen nicht kränker als anderswo: die subjektiv wahrgenommene
Gesundheit entspreche den durchschnittlichen Werten im gesamten Bundesgebiet,
so Dr. Markus Meis, Leiter der Abteilung Markt- und Wirkungsforschung am Oldenburger
Hörzentrum. Es trifft also keinesfalls zu, so Meis, dass
ein Mehr an Fluglärm zwingend ein entsprechendes Mehr an subjektiven gesundheitlichen
Beeinträchtigungen zur Folge hat.
www.dialogforum-flughafen.de/index.php?id=185
Schülervorstellungen
Forschungsprojekt
zum Fach Politik-Wirtschaft
Um didaktische Begleitforschung des
gymnasialen Unterrichtsfachs Politik-Wirtschaft geht es bei dem Forschungsvorhaben
Wie sich Schülerinnen und Schüler die politik-ökonomische
Wirklichkeit vorstellen. Das Projekt unter Leitung des Politikdidaktikers
Prof. Dr. Dirk Lange wird von der Max-Traeger-Stiftung gefördert.
In
der Politischen Bildung hat das ökonomische Lernfeld in den letzten Jahren
stark an Bedeutung gewonnen. Didaktisch ist es aber noch nicht hinreichend erforscht.
Das Oldenburger Forschungsvorhaben untersucht die subjektiven Schülervorstellungen
zu politisch-ökonomischen Lerngegenständen und macht sie zum Ausgangspunkt
für innovative Lernarrangements. Das Projekt will eine forschungsbasierte
Lehrerausbildung für das Unterrichtsfach Politik-Wirtschaft ermöglichen.
Mit
dem Thema Wirtschaft - Ein Lernfeld der Politischen Bildung befasste
sich auch der 14. Politik-LehrerInnen-Tag, der kürzlich in der Universität
stattfand. Veranstalter war die Deutsche Vereinigung für Politische Bildung
(DVPB) Niedersachsen, deren Vorsitzender Lange ist.
Lernen besser verstehen
Der Einfluss von Fehlerrückmeldungen
auf das Lernen bei Kindern, so lautet der Titel einer interdisziplinären
Studie zur Lehr- und Lernforschung unter neurowissenschaftlicher Perspektive,
die seit November 2006 an der Universität Oldenburg läuft und vom Bundesministerium
für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Die Projektleitung
liegt bei Prof. Dr. Christiane Thiel (Kognitive Neurobio-logie), Prof. Dr. Barbara
Moschner (Empirische Lehr- und Lernforschung) und Prof. Dr. Ilka Parchmann (Chemiedidaktik).
Die WissenschaftlerInnen wollen herausfinden, ob direktes Korrigieren
von Fehlern ein effizienteres Lernen ermöglicht. Im Rahmen von zwei Teilstudien
- einer Verhaltensstudie im schulischen Kontext und einer funktionellen Mag-netresonanztomographiestudie
- werden etwa 250 Kinder im Alter zwischen 10 und 12 Jahren untersucht. In beiden
Studien bearbeiten die Kinder identische Aufgaben, die Ergebnisse werden anschließend
aufeinander bezogen, um Lernprozesse besser verstehen zu können.