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Inhalt 3/2009

Forschung

Autobatterien für Übermorgen

Neue Fraunhofer Forschungsgruppe / Oldenburg bedeutender Standort für Energien der Zukunft

Die Bundesregierung möchte, dass bis 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen fahren“, verkündete Niedersachsens Wissenschaftsminister Lutz Stratmann. Also ideale Bedingungen für die neue Fraunhofer Forschungsgruppe, die sich an der Universität etabliert. Das Fraunhofer Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung IFAM in Bremen richtet in enger Kooperation mit der Abteilung Energie- und Halbleiterforschung der Universität Oldenburg und dem EWE-Forschungszentrum NEXT ENERGY eine Expertengruppe ein, die sich mit Komponenten- und Systementwicklung von Energiespeichern für Elektroautos befasst. Über 40 MitarbeiterInnen werden in dem dafür neu entstehenden Gebäude arbeiten. 22 Millionen s wird das Projekt in den nächsten fünf Jahren kosten. Das Land Niedersachsen übernimmt 6 Millionen, die restlichen Gelder kommen aus der Industrie.

Oldenburg profiliere sich mit der neuen Fraunhofer-Gruppe weiter als einer der bedeutenden Forschungsstandorte für die Energien der Zukunft in Deutschland, erklärte Stratmann. In dem hier entstehenden Forschungs- und Entwicklungszentrum würden die Wissenschaftspotenziale Niedersachsens und Bremens vereint und das institutionelle Zusammenwirken gestärkt. Dies sei nicht nur ein wichtiger Baustein für die Zukunftsbranche Energietechnik, sondern auch für die weitere wirtschaftliche Entwicklung im Nordwesten.

Bei dem Forschungsprojekt geht es um die sichere und klimaverträgliche Energieversorgung für Elektroautos, die für die Mobilität der Gesellschaft eine immer größere Rolle spielen und einen kontinuierlichen Aufschwung nehmen werden. „Wir entwickeln die nächste Generation von Batterien mit einer höheren Energiedichte“, erklärte Prof. Dr. Matthias Busse, Institutsleiter des IFAM in Bremen. In naher Zukunft werde diese Energieform eine immer größere Rolle spielen.

Die Bedingungen für die Arbeit der neuen Fraunhofer-Gruppe sind hervorragend. Die grundlegenden Materialentwicklungen für die Speichertechnologien und die dazugehörigen Charakterisierungen werden von der Abteilung Energie- und Halbleiterforschung der Universität unter Leitung von Prof. Dr. Jürgen Parisi eingebracht. In der Arbeitsgruppe arbeiten inzwischen 130 Personen.

Das Fraunhofer Institut IFAM hat sich im Bereich der angewandten Materialforschung und der industrienahen Fertigungstechnologie national und international einen Namen gemacht. Auf Basis dieser Kooperation sollen in Oldenburg komplett neuartige Prototypen von elektrischen Energiespeichern speziell für den Einsatz in Elektroautos entwickelt und bis hin zur Markteinführung hergestellt werden. Ein wichtiger Partner wird dabei auch das EWE-Forschungszentrum NEXT ENERGY unter Leitung von Prof. Dr. Carsten Agert sein, das Speichermaterialien, -systeme und Schnittstellentechnologien zwischen Energieerzeugung und Energiespeicherung erforscht.

Die neue Forschungsgruppe ist diezweite Fraunhofer-Gruppe, die innerhalb eines Jahres den Wissenschaftsstandort Oldenburg bereichert. Seit dem vergangenen Jahr arbeitet bereits eine Fraunhofer Forschungsgruppe für Hör-, Sprach- und Audiotechnologie in der Huntestadt. Noch in diesem Jahr soll darüber hinaus eine dritte Fraunhofer-Forschungsgruppe für Windenergie in Oldenburg eingerichtet werden.

NOWETAS-Stiftung fördert 19 Projekte

Neunzehn wissenschaftliche Ko-operationsprojekte zwischen den Universitäten im Nordwesten fördert die kürzlich von den Universitäten Oldenburg und Bremen sowie der Jacobs-Universität und dem Hanse-Wissenschaftskolleg gegründete NOWETAS-Stiftung mit insgesamt 350.000 s. Insgesamt lagen 31 Anträge aus allen Wissenschaftsbereichen vor, über die der Vorstand der Stiftung entschied.
NOWETAS – eine Abkürzung, die für „Nord West Universitas“ steht – fördert Kooperationsprojekte der beteiligten Hochschulen in Lehre und Forschung und stimmt Strukturplanungen ab, um die Nachhaltigkeit zu sichern. Die Projekte sollen in die Lage versetzt werden, gemeinsam Drittmittel einzuwerben – dazu dienen Workshops, Pilotstudien, gemeinsame Experimente und die Einstellung von MitarbeiterInnen zur Antragsvorbereitung. Die Bandbreite der Themen reicht von der naturwissenschaftlichen Fachdidaktik und der Lehr-Lern-Forschung über die Linguistik und die Entscheidungsforschung hin zu neurowissenschaftlichen Fragestellungen und der Informatik – um nur einige Projekte zu nennen.

Die Gründung der NOWETAS-Stiftung unterstützen die Landessparkasse zu Oldenburg und die Bremer Landesbank. Der Stifterverband engagiert sich ebenfalls für dieses Vorhaben: Die jetzigen Förderungen wurden möglich mit dem Preisgeld für die Universität Oldenburg aus dem Wettbewerb „Profil und Kooperation“ des Stifterverbandes – hier war die Universität Oldenburg im Dezember 2007 mit ihrem Antrag und dem NOWETAS-Konzept erfolgreich. Das Land Niedersachsen hat die Preissumme in Höhe von 400.000 € aus Mitteln des Niedersächsischen Vorab der Volkswagen-Stiftung verdoppelt. Hinzu kommen Mittel der anderen beteiligten Einrichtungen.

wiesner.achim@uni-oldenburg.de, Tel.: 798-2306

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In bester Gesellschaft

OFFIS Mitinitiator des europäischen Großprojekts CESAR

Anfang März ging CESAR – Cost-Efficient Methods and Processes for Safety Relevant Embedded Systems – an den Start, ein europäisches Verbundprojekt, das maßgeblich von Prof. Dr. Werner Damm, OFFIS-Vorstandsmitglied und Vorsitzender des Kompetenz-Clusters Safetrans, mit-initiiert wurde. Das Projekt, bei dem Unternehmen wie Airbus, Volvo, EADS und Siemens beteiligt sind, will die Sicherheit im Verkehr durch moderne Entwicklungsmethoden für eingebettete Systeme erhöhen.

Auch im Cockpit sorgen elektronische Systeme für erhöhte Funktionalität und mehr Sicherheit.

Ob im Flugzeug, in der Bahn oder im Auto – ohne elektronische Systeme kommen Verkehrsmittel nicht mehr aus. Sie entlasten Fahrer und Piloten und sorgen für Komfort und Sicherheit. Zugleich aber bereitet ihre zunehmende Komplexität und Variantenvielfalt der Industrie zunehmend Probleme bei Entwurf und Entwicklung. Inzwischen gibt es eine Fülle neuer Methoden, Prozesse und Werkzeuge, die weder miteinander verknüpft noch in einen Gesamtprozess integriert sind. „Mit unseren Projektaktivitäten in CESAR“, sagte Damm, der bereits mit Safetrans entscheidende Vor-
arbeiten geleistet hat, „soll ein europäischer De-facto-Standard für das System-Engineering sicherheitsrelevanter eingebetteter Systeme geschaffen werden.“

Ein wichtiges Teilprojekt ist die Schaffung einer branchenübergreifenden Referenz-Werkzeugumgebung – der Referenz-Technologie-Plattform – zur einheitlicheren Entwicklung sicherheitsrelevanter Systeme. Dieses Teilprojekt wird von OFFIS mitkoordiniert. Damm erwartet, dass es eine nachhaltige Wirkung auf die Industrie ausüben wird.

An dem über drei Jahre laufenden Projekt sind 55 Partner aus 10 Ländern beteiligt. Das Gesamtprojektvolumen beträgt 58,5 Mio. s. Der deutsche Anteil am Projekt beläuft sich auf gut 15 Mio. €.

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Mönchische Kleinstarbeit

Digitalisierung der niederländischen Lutherbibel

Die Erstausgabe der niederländischen Lutherbibel aus dem Jahr 1648 umfasst gut 1,2 Millionen Wörter. Ein Team von 60 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen hat sie in mönchischer Kleinstarbeit abgetippt – das Ergebnis ist nun im Internet verfügbar. Das Projekt, das von den niederländischen SprachwissenschaftlerInnen Drs. Hans Beelen (Oldenburg) und Dr. Nicoline van der Sijs, Leiden (Niederlande), betreut wurde, wäre ohne ehrenamtliche Hilfe nicht zu realisieren gewesen. „Die Frakturschrift und die zahlreichen Glossen in Miniaturbuchstaben der alten Drucke sind für Textscannprogramme schlichtweg unlesbar“, erklärte Beelen. „Deshalb musste die Bibel von philologisch bewanderten Freiwilligen abgetippt werden.“

Im wahrsten Sinne pro deo – für Gottes Lohn – beteiligten sich die Interessierten. Die Lutherbibel, die noch bis 2006 Standardbibel der neuapostolischen Kirche der Niederlande war, ist Teil des Digitalisierungsprojekts, bei dem seit 2007 eine Reihe von niederländischen Bibel-übersetzungen der frühen Neuzeit im Internet veröffentlicht wurden – u.a. auch das älteste gedruckte Buch der Niederlande, die Delfter Bibel (1477), und die erste komplette Bibelübersetzung direkt aus dem Hebräischen und Griechischen, die so genannte Statenvertaling (1637).

Mit der wissenschaftlichen Digitalisierung der niederländischen Lutherbibel ist das Projekt allerdings noch nicht zu Ende: Vier weitere Bibeln aus dem 16. und 17. Jahrhundert, die ebenfalls auf Luthers Bibelübersetzung zurückgehen, sollen unter der Leitung von Beelen noch digitalisiert werden.

Die Lutherbibel aus dem Jahr 1648 kann auf den Webseiten der Niederländischen Bibelgesellschaft (www.bijbelsdigitaal.nl), der Digitale Bibliotheek voor de Nederlandse letteren (www.dbnl.nl) und des Instituut voor Nederlandse Lexicografie (www.inl.nl) eingesehen werden.

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Permeter & Nanomontage

Innovationen der Universität auf Hannover Messe

Das Software-Tool Permeter und automatisierte Nanomontage – das sind die beiden Exponate, mit denen sich die Universität und das Informatikinstitut OFFIS vom 20. bis 24. April auf der Hannover Messe am Gemeinschaftsstand des Landes Niedersachsen (Halle 2, Stand A 10) präsentieren.

Mit Permeter stellt der Forschungs- und Entwicklungsbereich Verkehr von OFFIS der Öffentlichkeit ein Werkzeug zur Performanzmessung in der Produktentwicklung vor. Die Software unterstützt die Analyse von Projekt- und Entwicklungsprozessen mit Hilfe eines agilen Daten-Integrations und -Analyse-Frameworks. Indem es die Untersuchung von taktischen wie operativen Fragestellungen ermöglicht, verbessert es die Effizienz und Qualität von Produktentwicklungsprozessen und ergänzt bekannte Prozessmodelle wie Capability Maturity Model Integration (CMMI) und Software Process Improvement and Capability Determination (SPICE).

Die von Prof. Dr. Sergej Fatikow geleitete Abteilung für Mikrorobotik und Regelungstechnik (AMIR) am Institut für komplexe integrierte Systeme und Mikrosensorik (KISUM) der Universität präsentiert automatisierte Nanomontage. In vielen Bereichen, in der Mikrosystemtechnik und der Nanotechnologie beispielsweise, sind Roboter erforderlich, die kleinste Objekte mit einer Genauigkeit im Nanometerbereich handhaben können. Die automatisierte Nanohandhabung im Rasterelektronenmikroskop sowie der Einsatz des Rasterkraftmikroskops als Nanoroboter ermöglichen eine Reihe neuartiger Anwendungen.

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Schwer zugängliche Zielgruppe

HIV/AIDS: Begleitforschung in der Psychologie zum "Afrika-Projekt"

MigrantInnen aus afrikanischen Staaten südlich der Sahara („Sub-Sahara“) stehen im Zentrum eines HIV-/AIDS-Präventionsprojekts, das von PD Dr. Norbert Krischke (Universität Oldenburg) und Prof. Dr. Silke Gräser (Universität Bremen) geleitet wird. Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Projekt ist in Oldenburg in der Abteilung Gesundheits- & Klinische Psychologie angesiedelt.

Der Hintergrund: MigrantInnen aus der Sub-Sahara-Region gehören zu den größten von HIV und AIDS betroffenen Gruppen in Deutschland. So stammen 38 Prozent aller neu diagnostizierten HIV-Infektionen bei Frauen allein aus dieser Region. Zusätzlich ist von einer erheblichen Dunkelziffer auszugehen. Gerade afrikanische MigrantInnen gelten als eine schwer zugängliche Zielgruppe für die bestehenden Versorgungsangebote. Grund sind Sprachschwierigkeiten sowie kulturspezifische Einstellungen zu HIV/AIDS und der Behandlung dieser Erkrankung.

Bei dem Oldenburg-Bremer Forschungsprojekt handelt es sich um eine Begleit- und Evaluationsstudie zum „Afrika-Projekt“ des Bremer Gesundheitsamts, an dessen Initiierung die Oldenburger ForscherInnen ebenfalls beteiligt waren. Das gemeindebasierte HIV-/AIDS-Projekt war erst kürzlich im Rahmen eines Wettbewerbs der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ausgezeichnet worden. Es geht darin um innovative Präventions- und Interventionsangebote für MigrantInnen aus der Sub-Sahara Region Afrikas. In der wissenschaftlichen Begleitforschung sollen nun Möglichkeiten untersucht werden, wie die HIV- bzw. AIDS-Prävention, -Versorgung und -Betreuung deutlich verbessert werden können.

www.afrika-projekt-bremen.uni-oldenburg.de

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"Highlight" der Physik

Große Anerkennung für ein Team von theoretischen Physikern aus Oldenburg und Experimentatoren aus Pisa: Die Amerikanische Physikalische Gesellschaft (APS) stufte eine gemeinsam von Dr. André Eckart (jetzt Barcelona), Prof. Dr. Martin Holthaus (AG Theorie der kondensierten Materie, Universität Oldenburg) und ihren italienischen Kollegen publizierte Arbeit mit dem Titel „Exploring dynamic localization with a Bose-Einstein condensate“ (Phys. Rev. A 79, 013611, 2009) als „Highlight“ ein und berichtete darüber in ihrer Serie „Physics - spotlighting exceptional research“.

Das Bose-Einstein-Kondensat, das von den kalten Atomen gebildet wird, ist eine „exotische“ Form der Materie, die sich im Vergleich zu normaler Materie ähnlich verhält wie das Licht eines Lasers im Vergleich zu dem einer normalen Glühbirne. Die Oldenburger Überlegungen und ihre praktische Umsetzung zeigen, dass man diese Materieform nicht nur herstellen, sondern auch ihre Eigenschaften gezielt beeinflussen kann.

http://physics.aps.org/

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Weichen für die Zukunft

Systemische Lehre und Forschung an deutschsprachigen Hochschulen“ lautete das Thema der Tagung der „Fachgruppe Hochschulen“ der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF), die im März an der Universität stattfand. Eingeladen hatte die Abteilung für Psycho-Soziale Weiterbildung und Kontaktstudien unter der Leitung von PD Dr. Joseph Rieforth. Etwa 40 WissenschaftlerInnen der Bereiche Therapie und Beratung, Pädagogik, Sozialarbeit und Soziologie waren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz nach Oldenburg gekommen. In 16 Workshops diskutierten sie den Stand der Umsetzung systemischer Inhalte in die Curricula der neuen Bachelor- und Masterstudiengänge.

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Presse & Kommunikation (Stand: 06.09.2024)  | 
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