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Erfolgreiche Absolventen
Intellektuelle Kicks und plötzliche Lösungen
Stefanie Stegmann: Promotion als Durchbruch
Wirklich glücklich war Stefanie Stegmann (Foto) in ihrem Lehramtsstudium nie. Schon früh hatte sie sich überlegt, Lehrerin zu werden, um dann im Studium zu merken, dass der Beruf ihr doch nicht liegt. So verwundert es wenig, wenn sie an die erste Phase ihres Studiums nicht viele gute Erinnerungen hat. „Der Campus war für mich unüberschaubar und einschüchternd, dann gabs hässliche Räume und viele scheinbar total selbstbewusste Studierende. Dazu kam, dass ich mich im Lehramtsstudium zunehmend fehlbesetzt gefühlt habe und mir der direkte Kontakt zu den Lehrenden fehlte.“ Wie wichtig der enge Bezug zu einzelnen Dozenten für sie werden sollte, merkte Stegmann, als sie bei Prof. Dr. Karen Ellwanger ihre Examensarbeit anfertigte. Aus dieser Zusammenarbeit entstand der Plan, sich nach dem Ersten Staatsexamen für das Promotionsstudium Kulturwissenschaftliche Geschlechterstudien zu bewerben. „Ohne Frau Ellwanger und Frau Wenk hätte ich weder Studium noch Promotion erfolgreich absolviert. Ich führe noch heute innere Dialoge mit den beiden und habe ihnen wirklich viel zu verdanken“, so Stegmann in der Rückschau.
Dass sie ihr Studium in Oldenburg aufnahm, war mehr einem Zufall geschuldet: „Ich hatte keine Ahnung, dass sich Unis irgendwie unterscheiden, Profile ausbilden oder einen Ruf haben. Die ZVS hätte mich nach Siegen geschickt, und mein Ersteindruck von Siegen war furchtbar. Oldenburg hatte das, was ich brauchte: ein bisschen Heimeligkeit, nicht zu groß, nicht zu stressig, nicht zu fremd und einen Schwerpunkt im Lehramt.“ Nach der Promotion und einem wegweisenden Praktikum im Literaturbüro Oldenburg zog es Stegmann dann weg aus Oldenburg – und aus Deutschland. Über den DAAD arbeitete sie zwei Jahre an der Universität in Czernowitz/Tscherniwzi in der Ukraine. Dort organisierte sie neben der Arbeit an der Universität Filmabende, moderierte Autorenlesungen und eine Schreibwerkstatt. Dieses Engagement eröffnete ihr 2005 den Weg ins Breisgau, wo sie seither das Literaturbüro Freiburg leitet. Vor allem ihre Fähigkeiten im Wissenschaftsmanagement, die sie sich im Promotionskolleg aneignen konnte, aber auch das Grundwissen der Kulturwissenschaften begleiten sie dabei fast jeden Tag.
Wenn sie an ihr Studium zurückdenkt, gibt es auch Dinge die Stegmann vermisst. „Mir fehlt die Freiheit, mich mit viel Zeit eigenen Themen zu widmen und die daraus resultierenden „intellektuellen Kicks“, wenn sich plötzlich Probleme lösen und sich eine gute Idee ins Hirn schleicht. Und mir fehlt die ständig neue Politisierung meines Denkens, für die die Zeit an der Oldenburger Uni ganz maßgeblich war.“ Dass sie anfangs im Studium nicht glücklich war, sieht sie heute als wertvolle Erfahrung an, die auch das prägt, was sie heutigen Studierenden mit auf den Weg geben kann: „Fordert Euch immer wieder neu selbst heraus! Nehmt die Uni als Geschenk intellektueller und wissenschaftlicher – und vielfach auch persönlicher – Auseinandersetzung wahr und akzeptiert Krisen und auch mögliches Scheitern.“
(Foto: Ingo Schneider)