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Kultur
- Zurückgehen in die eigene Vergangenheit
Autorin und Kolumnistin Alexa Hennig von Lange übernimmt Poetik-Professur
- Braut im unfertigen Kleid
Konrad Gündisch veröffentlichte Monographie zur Kulturhauptstadt Pécz - "Eine kritische Stimme"
Ossietzky-Preis für polnischen Historiker Borodziej - Wanderausstellung
- Europas Erbe
Zurückgehen in die eigene Vergangenheit
Autorin und Kolumnistin Alexa Hennig von Lange übernimmt Poetik-Professur
Studiert hat Alexa Hennig von Lange nicht wirklich. Gleich am ersten Tag warf sie das Handtuch und brach ihr Studium in Hannover kurzerhand ab. Inzwischen lebt sie in Berlin, ist Mutter zweier Kinder und erfolgreiche Kinder- und Jugendbuchautorin, Moderatorin und Kolumnistin. 2002 erhielt sie den Deutschen Jugendbuchpreis. Im Sommersemester hat Hennig von Lange nun die Poetik-Professur für Kinder- und Jugendliteratur am Institut für Germanistik der Universität Oldenburg übernommen. Im Rahmen der von der EWE Stiftung finanzierten Professur, die erstmals im Wintersemester 2004/05 vergeben wurde, hält sie drei öffentliche Vorlesungen, die sie unter die Oberbegriffe „Akzeptanz, Autonomie, Selbstverantwortung“ gestellt hat.
Hennig von Lange verbindet in ihrem vielschichtigen Werk unterschiedliche Medien, Ebenen und Adressierungen des Erzählens. In ihren Vorlesungen wird sie über ihre Texte, ihren Schaffens-
prozess und ihren Bezug zur Poetik der Kinder- und Jugendliteratur sprechen – jeweils ergänzt durch eine Lesung aus ihren Büchern. Zum Auftakt der Reihe am 24. Juni geht sie der Frage nach, „Weiß ein Jugendbuchautor, wie ein Kind denkt?“ Die ZuhörerInnen werden dabei viel über Hennig von Langes eigene Geschichte erfahren. Autonomie, so sagt sie, sei ein wichtiger Begriff, der sie ihr Leben lang begleitet habe: „Und zwar hatte ich schon in der Kindheit Schwierigkeiten damit, dass ich überall Beschränkungen erlebte (…).Vom großen Wunsch, Zugang zur Welt zu finden, erzählen all meine Bücher, sie erzählen vom Gefühl des Abgeschnittenseins, vom unermüdlichen Suchen nach dem Tor in die Unbegrenztheit, in die Selbstverantwortung, in die totale Verbundenheit, in der es keinen Widerstand gibt, sondern Verständnis.“
Die zweite Vorlesung am 8. Juli kreist um die Frage, warum Hennig von Lange neben Romanen für Erwachsene Kinder- oder Jugendbücher schreibt. Auch hier wird sie über ihre eigene Kindheit und Jugend sprechen und zeigen, wie es möglich ist, zurück in die eigene Vergangenheit zu gehen, um dem Leser ein literarisches Zuhause zu geben, in dem er sein eigenes Leben durchspielen kann.
„Ist man als Jugendbuchautor weniger allein?“ fragt die Autorin in der letzten Vorlesung am 2. Dezember. Dabei geht es um die Bedeutung des Schreibens für Autor und Leser und um Akzeptanz.
Hennig von Lange: „Ich dachte, wenn ich schreibe, dann schreibe ich das auf, was dahinter ist, damit die Menschen es lesen können, auf diese Weise sehen können, so schaffe ich mir wieder Verbundenheit zu den Menschen und die Menschen können verstehen und hören auf, abzugrenzen.“
Die Lesungen im Rahmen der Poetik-Professur finden jeweils donnerstags, 18.00 bis 20.00 Uhr, im Bibliothekssaal auf dem Campus Haarentor statt. Der Eintritt ist frei. (mr)
www.olfoki.uni-oldenburg.de
Braut im unfertigen Kleid
Konrad Gündisch veröffentlichte Monographie zur Kulturhauptstadt Pécz
Über 2.000 Jahre Geschichte: Pécs wurde unter dem Motto „Borderless City – Grenzenlose Stadt“ zur Kulturhauptstadt 2010 ernannt. Foto: Fadi |
Istanbul, Essen/Ruhrgebiet und die ungarische Stadt Pécs – auf diese Städte soll sich das kulturelle Hauptaugenmerk Europas in diesem Jahr richten. Zumindest wenn es nach der Europäischen Union geht. Die drei Städte bekamen vom Ministerrat der EU die Auszeichnung „Europäische Kulturhauptstadt 2010“. Fünfkirchen, so der deutsche Namen von Pécs, liegt etwa 200 Kilometer südlich von Budapest und stellt für Prof. Dr. Konrad Gündisch, Leiter des Wissenschaftsbereichs Geschichte am Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa (BKGE), gewissermaßen die Brücke zwischen Istanbul und dem Ruhrgebiet dar. „Pécs steht im Kontext einer Doppelkultur“, so Gündisch. Zum einen gebe es eine lange katholische Tradition, zum anderen seien die Einflüsse aus der Zeit der türkischen Besatzung von 1543 bis 1686 noch im Stadtbild deutlich sichtbar, betont der Historiker, der zusammen mit Harald Roth die Monographie „Fünfkirchen/Pécs – Geschichte einer Europäischen Kulturhauptstadt“ in diesem Frühjahr veröffentlichte – die einzige Monographie der Stadt zum Kulturhauptstadtjahr.
Insgesamt blickt Pécs auf über 2.000 Jahre Geschichte zurück. Die altchristlichen Friedhöfe in der einstigen römischen Provinzhauptstadt Sopianae aus dem 4. Jahrhundert nach Christus wurden im Jahr 2000 zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. 1367 gründete König Ludwig I. der Große die Universität Pécs als eine der ersten Universitäten Mitteleuropas. Berühmte Söhne der Stadt sind die Bauhaus-Ikone Marcel Breuer und Victor Vasarely, bekanntester Vertreter der Op-Art.
Die Bewerbung zur Kulturhauptstadt unter dem Motto „Borderless City – Grenzenlose Stadt“ spielte deshalb auch gekonnt mit der Geschichte und Kultur der Stadt. „Die Bewerbung war perfekt. Sie zeigte die Verbindung von Pécs zur mitteleuropäischen und deutschen Kultur auf, legte die Wurzeln zur osmanischen, balkanesischen Kultur frei und zeigte Pécs’ Bedeutung für Europa. Besser konnte man es nicht machen“, lobt der Historiker. Allein die Umsetzung des Kulturhauptstadt-Konzepts findet Gündisch katastrophal. Fünf große Bauprojekte wollte die Stadt für die Kulturhauptstadt 2010 realisieren, darunter eine moderne Konzert- und Konferenzhalle, die sich immer noch im Bau befindet. „Auch nach einem halben Jahr Kulturhauptstadt ist es mehr ein Learning By Doing, eine Art permanenter Kulturhauptstadtprozess“, meint Gündisch. Die Stadt präsentiere sich den Touristen nicht im fertigen Brautkleid, vielmehr würde Pécs wohl noch bis ins Jahr 2012 daran schneidern. Aber das sei zumindest eine nachhaltige Kulturpolitik, so der Pécs-Experte. (tk)
"Eine kritische Stimme"
Ossietzky-Preis für polnischen Historiker Borodziej
Wlodzimierz Borodziej (Foto) ist mit dem Carl-von-Ossietzky-Preis für Zeitgeschichte und Politik ausgezeichnet worden. Der polnische Historiker nahm die mit 10.000 € dotierte Auszeichnung der Stadt Oldenburg am Todestag Ossietzkys, am 4. Mai, im Oldenburger Schloss entgegen.
Der Preis wird an Persönlichkeiten verliehen, die sich im Sinne Ossietzkys mit Politik und Zeitgeschichte auseinandersetzen. „Die schwierige deutsch-polnische Geschichte des 20. Jahrhunderts steht seit Jahrzehnten im Mittelpunkt seiner wissenschaftlichen Arbeit. Der Warschauer Historiker ist überzeugt, dass die deutsch-polnische Aussöhnung ein zentrales Element im Prozess der europäischen Einigung darstellt. Seine kritische Stimme findet sowohl in seiner Heimat als auch hierzulande große Resonanz“, begründete die Jury die Auszeichnung Borodziejs.
Der 1956 in Warschau geborene Borodziej ist seit 1996 Professor für Neuere Geschichte am Historischen Institut der Universität Warschau. Er studierte in Warschau Geschichte und Germanistik. Stipendien und Gastprofessuren führten ihn nach Tübingen, Wien und Marburg. Der Historiker genießt nicht nur in polnischen und deutschen Fachkreisen ein hohes Renommee. In Büchern und wissenschaftlichen Beiträgen setzt er sich u.a. mit der Vertreibung der Deutschen aus Polen und der polnischen Widerstandsbewegung auseinander. Als Co-Vorsitzender der deutsch-polnischen Schulbuchkommission hat er sich für die Annäherung beider Völker engagiert. Für seine Verdienste erhielt Borodziej u.a. das Verdienstkreuz 1. Klasse, den Herder-Preis und den Viadrina-Preis.
Wanderausstellung
Die historisch-biografische Wanderausstellung „Von der Gelehrtenstube in den Hörsaal. Oldenburger Wissenschaftlerinnen im Wandel der Zeit“ ist ab sofort in der Bibliothek, Ebene 1, zu sehen. Im vergangenen Jahr von der Gleichstellungsstelle konzipiert, zeichnet die Ausstellung anhand von persönlichen Gegenständen, Dokumenten, Fotos und Texten die (Berufs-)Biographien von Wissenschaftlerinnen nach. Neben dem Leben und Werk Helene Langes werden Hochschullehrerinnen der Pädagogischen Hochschule und der Universität Oldenburg portraitiert. Außerdem finden sich Portraits der Jaspers-Schülerin und Oldenburger Gastprofessorin Jeanne Hersch und von Rosalinde von Ossietzky-Palm, Tochter des Namensgebers und erste Ehrenbürgerin der Universität.
Europas Erben
Das kulturelle und geistige Erbe Europas erforschen und es für die Gegenwart fruchtbar machen – das ist Ziel der neu gegründeten Kueser Akademie für Europäische Geistesgeschichte. Der international vernetzte Trägerverein will dabei Fragestellungen von übergeordneter Bedeutung und Relevanz für Kultur, Wissenschaft, Kunst, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft erkennen und Ideen für mögliche Handlungsperspektiven entwickeln. Um dies zu unterstützen, haben die Universitäten Oldenburg, Mainz, Trier sowie die Alanus-Hochschule eine gemeinsame Forschungsstelle eingerichtet, die eng an die Kueser Akademie angebunden ist. Auf Oldenburger Seite ist Prof. Dr. Johann Kreuzer, Hochschullehrer für die Geschichte der Philosophie, verantwortlich, der auch Mitglied im Initiativkreis der Kueser Akademie ist. „Mit der Anbindung der Forschungsstelle an die Kueser Akademie gewinnt die Universität Oldenburg wertvolle nationale und internationale Kooperationspartner“, betonte Prof. Dr. Rudolf Holbach, Dekan der Fakultät IV, der zusammen mit Kreuzer die Universität Oldenburg beim Gründungsakt repräsentierte. Die Kueser-Akademie bringt sowohl eine eigene Schriftenreihe als auch eine Zeitschrift heraus, koordiniert Forschungsprojekte und Veranstaltungen und bietet u.a. ein „Zertifikat für Europäische Geistesgeschichte“ an.