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Gerhard Kraiker

Gerhard Kraiker

 

17. Januar 1996   13/96

Ehrendoktorwürde für Christian Graf von Krockow

Oldenburg. Der Politologe und Schriftsteller Prof. Dr. Christian Graf von Krockow (68) ist heute mit der Ehrendoktorwürde "Rerum Politicarum" des Fachbereichs Sozialwissenschaften der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg ausgezeichnet worden. Gewürdigt werden soll damit die herausragende schriftstellerische und wissenschaftliche Leistung von Krockows, "erbracht in leidenschaftlichem Engagement für eine aufgeklärte demokratische Gesellschaft in Deutschland und für ein von Feindbildern und Ressentiments befreites Zusammenleben der Völker", heißt es in der Begründung. Insbesondere habe von Krockow der Versöhnung von Deutschen und Polen mit seinem Werk in einzigartiger Weise geistig den Weg bereitet.

Christian Graf von Krockow gehörte dem Gründungsausschuß der Universität Oldenburg an, der sich vor 25. Jahren, am 17. Februar 1971, konstituierte. In dem umstrittenen Prozeß der Universitätsgründung habe von Krockow "eine zentrale und stabilisierende Funktion wahrgenommen", sagte dazu der Dekan des Fachbereichs Sozialwissenschaften, Prof. Dr. Rüdiger Meyenberg.

In seiner Laudatio befaßte sich der Politologe Prof. Dr. Gerhard Kraiker ausführlich mit dem wissenschaftlichen und schriftstellerischen Werk von Krockows. Die 1958 erfolgte Veröffentlichung "Die Entscheidung", in der sich von Krockow mit Martin Heidegger, Ernst Jünger und Carl Schmitt auseinandersetzte, bezeichnete Kraiker als einen durchaus "nonkonformistischen Akt". Damals habe Heideggers Philosophie in großen Teilen der Geisteswissenschaft noch dominiert. Überdies habe es als hochgradig unfein und störend gegolten, frühere Äußerungen eines akademischen Vertreters auf ihre Affinität zum Nationalsozialismnus hin zu untersuchen.

Daß von Krockow auch als Schriftsteller so erfolgreich sei, so Kraiker, habe sicher viel mit seiner Prosa zu tun, deren Vorbilder im Wissenschaftlichen Sigmund Freud und in den erzählerischen Werken Heine und Fontane sein könnten. In dieser Prosa "verbinden sich die aufklärerische und die kommunikative Intention des Autors, in ihr schlägt sich aber auch die Redlichkeit nieder, nicht mehr vorzugeben, als gedanklich zur Klarheit gebracht ist." Auch als freier Schriftsteller sei von Krockow seiner früheren Praxis treu geblieben, brisante politische Themen frühzeitig aufzugreifen.

In seiner "Danksagung" erwiderte von Krockow, daß er die Auszeichnung mit "großer Bewegung" entgegennehme. Sie erscheine ihm "als das Krönungsgeschenk einer langen und schicksalhaften Verbundenheit mit Oldenburg und dieser Universität".

Christian Graf von Krockow wurde 1927 in Rumbske (Pommern) geboren. Das Studium in Göttingen und Durham (1947 bis 1954) schloß er mit der Promotion ab. Von 1961 bis 1969 lehrte er als Professor für Politikwissenschaft an den Universitäten Göttingen, Saarbrücken und Frankfurt. Danach ließ er sich als freier Schriftsteller in Göttingen nieder. Die Universität Göttingen ernannte ihn 1981 zum Honorarprofessor. Zu den jüngeren schriftstellerischen Erfolgen zählen u.a. "Die Deutschen in ihrem Jahrhundert 1890 - 1990" (Rowohlt 1990), und "Von deutschen Mythen - Rückblick und Ausblick" (Deutsche Verlagsanstalt 1995).

(Stand: 19.01.2024)  | 
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