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Jutta Jacob

 

6. März 1996   65/96

Spritzenabgabe an drogenabhängige Strafgefangene: Oldenburger Forschungsprojekt begleitet Modellversuch

Oldenburg. Seit Anfang 1996 läuft das auf zwei Jahre angelegte Modellprojekt "Infektionsprophylaxe im Niedersächsischen Strafvollzug", das von einer ForscherInnengruppe am Fachbereich 3 Sozialwissenschaften der Universität Oldenburg wissenschaftlich begleitet wird. Die Leitung des Begleitprojekts liegt bei Prof. Dr. Rüdiger Meyenberg (Institut für Politikwissenschaft II). Das niedersächsische Modellprojekt ist das erste dieser Art in Deutschland.

Vorausgegangen war die Arbeit einer Expertenkommission, die von der niedersächsischen Justizministerin Heidrun Alm-Merk eingesetzt worden war. Grund war die hohe Verbreitung von Infektionskrankheiten (wie HIV und Hepatitis) unter drogenabhängigen Gefangenen im Strafvollzug. Die Kommission hatte die Ausgabe von sterilen Spritzbestecks an drogenabhängige Gefangene sowie ergänzende Präventionsmaßnahmen empfohlen mit dem Ziel, eine Veränderung des riskanten Verhaltens der Gefangenen und eine allgemeine Verbesserung ihres Gesundheitszustandes zu erreichen. Die Empfehlungen der Expertenkommission waren Grundlage für einen Kabinettsbeschluß der niedersächsischen Landesregierung, in einer JVA für Frauen (Vechta) und einer JVA für Männer (Groß-Hesepe) modellhaft für einen Zeitraum von zwei Jahren eine Spritzenabgabe an drogenabhängige Gefangene durchzuführen.

Während die Konzepte der Umsetzung den einzelnen Anstalten von den Bediensteten erarbeitet werden, hat die wissenschaftliche Begleitung vor allem die Aufgabe, unabhängig von den unterschiedlichen Beteiligten den Nutzen und der Effektivität der Maßnahme zu beurteilen. Sie wendet sich an die drei Statusgruppen des Vollzuges, Gefangene, Bedienstete, Leitung. Die Untersuchung zielt darauf, die verschiedenen Dimensionen von Verhalten, Wissen, Einstellungen/Positionen und Einschätzungen zu systematisieren und zu analysieren.

Insbesondere sollen Aussagen darüber getroffen werden, ob

  • die Maßnahme machbar ist,

  • sie Akzeptanz unter den verschiedenen Statusgruppen erfährt,

  • sie effizient ist in Hinblick auf das Drogengebrauchsverhalten der Betroffenen (Häufigkeit des Konsums, Dosisveränderungen usw.),

  • sie Einstellungsänderungen gegenüber Risikoverhalten bewirkt und zu einer Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustandes der Gefangenen beiträgt.

Kontakt: Prof. Dr. Rüdiger Meyenberg, Dr. Heino Stöver, Jutta Jacob, Fachbereich 3 Sozialwissenschaften, Inst. für Politikwissenschaft II, Tel. 0441/9706-143/2, Fax: 0441/9706-180.

(Stand: 19.01.2024)  | 
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