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29. April 1996 95/96
Ausstellung "Alte Postkarten als Kulturspiegel"
Oldenburg. Vieles spricht dafür: Am 16. Juli 1870, dem Tag der Mobilmachung der deutschen Armee, hat der Oldenburger Hofdruckereibesitzer August Schwartz die erste Ansichtskarte erfunden. Die gerade in Umlauf gekommenen "Correspondenzkarten" waren ihm gar zu schmucklos, und er versah sie mit einer Vignette, die ihm den Anbruch der "großen Zeit" symbolisierte: einen Artilleristen neben einer Kanone. Schwartzens "Weltpriorität" ist allerdings nicht völlig gesichert. Wie dem auch sei, im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts machte die illustrierte Postkarte eine blitzschnelle und glänzende Karriere. Als Massenprodukt spiegelte sie die wichtigsten Themen des Zeitgeistes wieder.
Aus einer Sammlung von 140.000 Postkarten der Universitätsbibliothek Torún (Thorn/Polen) ist nun eine Ausstellung zusammengestellt worden mit dem Titel "Alte Postkarten als Kulturspiegel", die vom 5. bis 20. Mai 1996 im Oldenburger Kulturzentrum PFL gezeigt wird. Die Ausstellung wurde möglich im Rahmen der Kooperation der Universitäten Oldenburg und Torún.
Unter den kulturgeschichtlichen und politischen Schwerpunkten der Ausstellung heben sich zahlreiche patriotische Motive wie etwa der polnisch-sowjetische Krieg hervor. Sehr populär war auch die Gestalt des auferstandenen Christus, der als Personifizierung Polens die um das Grab versammelten Kämpfer für die Unabhängigkeit segnete. Besonders das Fin de siècle brachte eine Vielzahl markanter Kunstpostkarten hervor, unter denen die pflanzenhaft rankenden Frauen des Jugendstils sehr beliebt waren.
Zur Eröffnung am 5. Mai 1996, 11.00 Uhr, im PFL sprechen Jan Kotlowski, Leiter des Graphischen Kabinetts der Universität Torún, und Dr. Jürgen Weichardt von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft. Die Ausstellung ist geöffnet montags bis freitags 10 - 18 Uhr, sonnabends 10 - 13 Uhr.