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22. November 1996   226/96

Oldenburger Suchtexperte befürwortet Haschischverkauf in Apotheken

Oldenburg. "Die Menschen in der Bundesrepublik leben in einer drogenkonsumierenden Gesellschaft, in der nicht die Drogen die Ursache für Suchterkranungen sind. Nicht das Angebot an Drogen muß bekämpft werden, sondern die Nachfrage nach Drogen muß im Mittelpunkt staatlicher Drogenpolitik stehen. Nur effektive, mit Geld ausgestattete Vorbeugungskonzepte können hier wirklich helfen." Das erklärte heute Prof. Dr. Rüdiger Meyenberg, Politikwissenschaftler und Suchtexperte an der Universität Oldenburg. Meyenberg sprach sich damit deutlich für den von der Schleswig-Holsteinischen Landesregierung geplanten Modellversuch, Cannabisprodukte (im wesentlichen Haschisch und Marihuana) in Apotheken frei abzugeben, aus.

"Die Gegner des Schleswig-Holsteinischen Modellversuchs verschließen die Augen vor der Wirklichkeit", sagte Meyenberg weiter. In der Bundesrepublik gäbe es rund eine Millionen HaschischraucherInnen, die im Jahr mehr als sechs Milliarden DM für die weiche Droge ausgäben. Dieser kriminelle Sumpf könne durch den Modellversuch ausgetrocknet werden. Meyenberg: "Wer sich Cannabisprodukte besorgen will, kommt mit der übrigen Drogenszene in Berührung, die ein Interesse daran hat, härtere Produkte wie Heroin und Kokain abzusetzen". Die Konsumenten von Cannabisprodukten (meist junge Menschen) begingen nach dem geltendem Recht eine Straftat und könnten deswegen verurteilt werden. Danach würden sie als vorbestraft gelten und hätten ihre gesamte berufliche Karriere erheblich belastet. "Der Verkauf über Apotheken trennt die Drogenmärkte und verhindert noch gefährlichere Abhängigkeiten. Im übrigen verkaufen heute Apotheken längst Medikamente mit teilweise sehr hohem Suchtpotential. Der Haschischverkauf wäre hier nur eine weitere Ergänzung", so Meyenberg.

(Stand: 19.01.2024)  | 
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