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3. Januar 1997 1/97
"In einer guten Universität denkt sich die Gesellschaft selbst"
Präsident Michael Daxner wendet sich per e-mail an Universitätsangehörige
Oldenburg. Erstmals hat sich der Präsident der Universität Oldenburg, Prof. Dr. Michael Daxner, per e-mail mit einer Neujahrsbotschaft an die Mitglieder und Angehörigen der Universität Oldenburg gewandt. An der Universität gibt es inzwischen weit über 2000 NutzerInnen, die über eine e-mail-Adresse verfügen. Unter anderem erklärte Daxner in seinem Neujahrsgruß:
"Ich denke, gerade zu symbolträchtigen Wendezeiten sollten wir Abstand nehmen von den pathetischen, aber letztlich billig-wirkungslosen Wünschen wie etwa Frieden und soziale Gerechtigkeit. Das ist nichts zum Wünschen, sondern kann getan werden ... Auch an unserer Universität können Wünsche nur begrenzt helfen, aber sie können durch sehr viel gemeinsame Aktivitäten angereichert und realisiert werden.
Ich habe in den letzten Monaten versucht, zu bilanzieren. Es ist nicht ein gewalttätiges 'Hier Erfolg - da Misere', sondern ein kompliziertes Ineinandergreifen und Verstricken von beidem, das uns manchmal zum Verzweifeln bringt, weil dadurch die Dinge so unbeweglich erscheinen. Bisweilen hilft ein Blick über den eigenen Tellerrand, denn dann wird deutlich, wo wir unser Leben an der Universität Oldenburg viel besser gestalten als anderswo, und wo wir uns Konflikte anziehen, die andere gar nicht nötig haben.
Was mich hoffnungsfroh stimmt, sind die Bemühungen, über das Erreichte hinaus eine Universität zu gestalten, die nicht mehr mit der eigenen Erfolgsgeschichte verbunden sein wird, weil ihre Gestalt erst in der Zukunft langsam aufscheint und verwirklicht wird. Wir sind nicht wegen unserer Reputation da, sondern um der Identifikation und Lösung von Problemen willen, die der Wissenschaft bedürfen. Aber die Reputation der Wissenschaftler und der Universität, die ihr Arbeit gibt, sind die Voraussetzung für jene Autorität, die die Wissenschaft immer wieder neu erringen muß, die niemals gesichert ist. Und wir schaffen unsere Arbeitsbedingungen nur in dem Maß selbst, indem wir mit dem uns anvertrauten Geld vernünftig umgehen, was leider zu schwierigen Alltagsproblemen führt, aber auch das Bewußtsein dafür schärft, daß es zwar nicht unser Geld, aber unsere Universität ist, die wir gestalten. Wichtiger als die mit dem Globalhaushalt verbundene Effizienz ist aber, unseren Auftrag effektiv zu verwirklichen, und der dreht sich immer um die uns anvertrauten Menschen und Probleme. Beide sind kein Problem der Belastung oder gar Überlast, sondern eine Mühe, an deren Anfang die Lust der Bemühungen von Menschen steht, gescheit zu sein und vernünftig zu handeln. In einer guten Universität denkt die Gesellschaft sich selbst, und daß das gemeinsam im neuen Jahr besser gelingen möge, darf ich uns dann doch wünschen."