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3. April 1997 76/97
Mit dem virtuellen Hörgerät zum Markterfolg: Hörzentrum Oldenburg wird ein Jahr
Oldenburg. Jeder dritte Bundesbürger hört schlecht und jeder zehnte bräuchte ein Hörgerät - der Bedarf ist groß, der technische Fortschritt bei den "intelligenten", volldigitalen Hörgeräten ist rasant, aber der Nutzen für den individuellen Schwerhörigen ist leider noch beschränkt. So können Schwerhörige oft selbst mit den modernsten, kommerziellen Hörgeräten ihr Gegenüber in einer lärmenden Umgebung nicht verstehen und müssen sich mit Hilfe des Lautstärkenreglers ihres Hörgerätes auf eine neue akustische Situation einstellen. Diese Situation möchte das Hörzentrum Oldenburg verbessern, das vor einem Jahr als An-Institut der Universität Oldenburg und dem Evangelischen Krankenhaus Oldenburg von zwei in Fachkreisen anerkannten Experten gegründet wurde: Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier, Leiter der Arbeitsgruppe "Medizinische Physik" an der Universität Oldenburg, und Dr. Rüdiger Schönfeld, Chefarzt der Abteilung "Phoniatrie/Pädaudiologie" innerhalb des HNO-Zentrums des Evangelischen Krankenhauses Oldenburg. Die beiden engagierten Experten teilen sich auch die Leitung des Hörzentrums.
Diese bundesweit einzigartige Einrichtung vereint universitäre Forschung, angewandte Hörgeräteforschung, med. Spezialdiagnostik und Fort- und Weiterbildung unter einem Dach. Zusammen mit der Hörgeräte-Industrie werden zukünftige Produkte entwickelt. Dabei werden Forschungsergebnisse der AG Medizinische Physik direkt in die Praxis umgesetzt. So können z.B. Probanden mit der von Oldenburger Forschern entwickelten einzigartigen Technik des "virtuellen Hörgeräts" Klangvergleiche zwischen verschiedenen Hörgeräten ziehen, ohne die diversen Hörgeräte umständlich auf- und absetzen zu müssen. "Mit dieser Technik können Stärken und Schwächen der neuesten Generation kommerzieller Hörgeräte aufgedeckt werden, um bereits vor ihrer Markteinführung den Hörkomfort für die Schwerhörigen zu optimieren", betont Kollmeier.
Für die medizinische Versorgung kommen Patienten aufgrund Überweisungen von HNO-Ärzten oder auf Empfehlung von Hörgeräte-Akustikern nicht nur aus Niedersachsen, sondern auch aus den angrenzenden Bundesländern. "In der zweimal wöchentlich stattfindenden spezialaudiologischen Sprechstunde wird die gesamte Palette der modernen Hördiagnostik eingesetzt, die zum Teil an der Universität und im Hörzentrum entwickelt wurde", bemerkt Schönfeld. Da das Hörzentrum keine direkte Behandlung bzw. Hörgeräteversorgung vornimmt, werden die Patienten nach Hörtests an ihre HNO-Ärzte und Hörgeräte-Akustiker zurück überwiesen. Die vom Hörzentrum erstellten spezialaudiologischen Gutachten dienen dann als Grundlage zur weiteren Behandlung und Versorgung.
Im Bereich der Fort- und Weiterbildung bietet das Hörzentrum Seminare und Workshops allen im Bereich des Hörens tätigen Berufsgruppen an, um Einblick in Forschung und Entwicklung zu vermitteln und die Hörgeräteversorgung im deutschsprachigen Raum mit zu verbessern.
Daß das wirtschaftlich eigenständige Hörzentrum Oldenburg seit seiner Gründung gute Arbeit leistet, beweisen zahlreiche Anfragen und Aufträge aus der Medizin, der Industrie und aus Fachkreisen. Eine räumliche Expansion des Hörzentrums ist für das Jahr 1998 geplant. Dann wird das Hörzentrum in das derzeit in Planung befindliche Technologie-Zentrum der Universität Oldenburg umziehen. Für den bundesweit bedeutenden Hörforschungsstandort Oldenburg wäre dies ein bedeutender Schritt - denn hier existiert eine einmalige Infrastruktur auf dem Gebiet des Hörens durch Institutionen wie der Universität Oldenburg mit der Arbeitsgruppe "Medizinische Physik", mit dem Graduiertenkolleg "Psychoakustik" und dem Sonderforschungsbereich "Neurokognition", dem Landesbildungszentrum für Hörgeschädigte, den zwei Oldenburger HNO-Kliniken, dem Sprachheilzentrum Oldenburg sowie durch die äußerst gute Kooperation mit den regionalen Hörgeräte-Akustikern.