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7. Mai 1997 115/97
Eifersucht: Anlässe und Leid
Oldenburg. Eifersucht - wer kennt es nicht, dieses Gefühl, das einem den Magen zusammenzieht und die Luft abschnürt. Eifersucht gehört zu den häufigsten Scheidungs- und Trennungsgründen und ist oft das Motiv bei Gewalttaten, die von Männern an ihren Partnerinnen begangen werden. In der neuesten Ausgabe (Nr. 25) von EINBLICKE, dem Forschungsmagazin der Universität Oldenburg, berichtet die Oldenburger Psychologin Dr. Annette Schmitt über eine Untersuchung, die von der Forschungsgruppe "Emotion und Kommunikation" durchgeführt wurde (den Artikel finden Sie hier). In dieser Untersuchung wurden 200 Geschichten von Männern und Frauen über erlebte Eifersucht in Partnerschaften ausgewertet.
Die Wissenschaftlerin widmete sich den Anlässen, die Eifersucht auslösen und jenen Gefühlen, die die Eifersucht begleiten. In welchen Varianten existiert Eifersucht, wie wird sie von den Betroffenen mitgeteilt? Und wie läßt sie sich schließlich vermindern oder sogar aufheben? Es stellte sich heraus, daß das Erleben und Durchleben von Eifersucht ganz bestimmten, sozialisationsbedingten Regeln folgt. Eifersucht wird in verschiedenen Kulturen unterschiedlich erlebt. In unserem westlichen Kulturkreis ist beispielsweise das Treueideal ein wichtiger Bestandteil monogamer Beziehungen und gleichzeitig oft Anlaß und Auslöser von Eifersucht. Die Regeln, die den Umgang der Menschen mit der Eifersucht bestimmen, gelten auch für die Kommunikation. Sie machen es möglich, daß die Menschen einander verstehen. Innerhalb der 200 protokollierten Geschichten kristallisierten sich drei variierende Reaktionsmuster heraus, die das Eifersuchtserleben bestimmen.
Zunächst bildet die "Tat" den Anlaß für Eifersucht. Dieser Anlaß kann Vernachlässigung, vermutete Untreue oder Untreue sein. Die Vernachlässigung durch den Partner wird primär durch empfundenen Ärger begleitet und erst sekundär durch eine Kränkung des Selbstwertgefühls. Bei der vermuteten Untreue dagegen dominiert die Angst vor dem Verlust des Partners. Ist die Untreue bereits gewiß, steht die Traurigkeit über den Verlust der Liebe oder der ausschließlichen Liebe des Partners an erster Stelle. Das aus der Eifersucht resultierende Leid äußert sich als Traurigkeit, Selbstzweifel oder anderes Leid, wie zum Beispiel Neid. Die Umgangsweise mit dem Leid ist entweder partnerbezogen oder selbstbezogen. Wenn sich die betroffene Person mit dem Partner auseinandersetzt, geschieht das in den Kategorien kooperativ, also in Form einer Aussprache, konfrontativ in Form einer Szene oder indirekt z.B. in Form einer Diät, um dem Partner wieder besser zu gefallen.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, daß sich die Erlebnisweisen bei verschiedenen Anlässen zur Eifersucht ganz erheblich unterscheiden. Aber es zeigte sich auch ein Kern, der allen Geschichten eigen war: Der Gedanke an den Verlust der Liebe. Dieser Gedanke wurde überwiegend mit dem Verlust der Ausschließlichkeit der Liebesbeziehung gleichgesetzt. Damit kristallisierte sich heraus, daß alle Befragten davon überzeugt sind, daß die romantische Liebe in ihrem Wesen nach nicht teilbar ist. Der Wert der eigenen Liebesbeziehung wird generell in ihrer Ausschließlichkeit und Einzigartigkeit gesehen.
Hier sieht die Wissenschaftlerin auch einen Ansatzpunkt zur Vermeidung von Eifersucht. Paare, die häufig mit Eifersucht zu kämpfen haben, könnten sich fragen, welche Verhaltensweisen des anderen die Exklusivität der Partnerschaft tatsächlich bedrohen. Die Ausschließlichkeitsstandards könnten abgemildert werden, so daß z.B. ein Gespräch des Partners mit einer anderen Person nicht gleich als Anlaß zur Eifersucht bewertet wird. Eine derartige Veränderung der absoluten Ansprüche an die Ausschließlichkeit der Liebesbeziehung könnte einen gelasseneren und toleranteren Umgang der Partner in ähnlichen Situationen bewirken.
Kontakt: Dr. Annette Schmitt, Forschungsgruppe "Emotion und Kommunikatio