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Thomas Höpner

 

19. Februar 1998   53/98

Krisenregion Golf: Ökologische Folgen des Kriegs von 1991 dauern an

Oldenburg. Die ökologischen Folgen der Ölkatastrophen des letzten Kriegs am Persischen Golf 1991 sind noch nicht ausgestanden, der Zustand der im Golfkrieg durch irakische Öleinleitungen in den Golf verschmutzten saudi-arabischen Küste ist nach wie vor schlecht. Das ist das Fazit der Untersuchungen des Oldenburger Biochemikers Prof. Dr. Thomas Höpner, der die ökologischen Schäden der Ölverschmutzung von Anfang an wissenschaftlich untersucht hat. Höpner reist Ende Februar zum achten Mal in die Region, um die Situation vor Ort zu begutachten.

Die bis zur Ölkatastrophe kaum erforschte saudi-arabische Golfküste, eine mit dem deutschen Wattenmeer vergleichbare Küste und eine Nahrungsquelle für Vögel ähnlich dem Nordsee-Wattenmeer, wird noch jahrelang in weiten Bereichen von einer Asphaltschicht bedeckt sein, die sich im Laufe der Jahre durch die Sonneneinstrahlung aus der ursprünglichen Ölverunreinigung gebildet hat. Der Irak hatte im Golfkrieg nach heutigen Schätzungen eine Million Tonnen Öl in den Golf eingeleitet, die durch Wind und Strömung auf die Küste getrieben und dort durch die Gezeitentätigkeit zwischen der Hoch- und der Mittelwasserlinie abgelagert wurden.

"Die verölten Flächen ohne jegliches höhere Leben, auf denen sich teilweise große Bakterienmatten angesiedelt hatten, erweckten den Eindruck, das Ökosystem sei in die frühe Erdgeschichte zurückgestoßen worden", beschreibt Höpner den optischen Eindruck bei seinem letzten Aufenthalt, und: "Der Hauptnahrungsplatz der Vögel ist auf viele Jahre verloren". Von diesen dichten und teilweise sehr großflächigen Matten von Cyanobakterien geht nach wie vor eine der wenigen Hoffnung auf langfristigen Abbau der Asphaltdecken in den nächsten Jahren aus. Die Matten sind allerdings nur dort vorhanden, wo sie wenigstens von Zeit zu Zeit vom Meerwasser überspült werden.

Maßnahmen zur Beseitigung der Ölschicht und Reinigung der Küste durch saudi-arabische Behörden seien unterblieben und auch nicht in jedem Fall wünschenswert, berichtet Höpner, da die aufwendige Reinigung selbst wieder eine immense Umweltbelastung darstelle, und er resümiert: "Die militärische Wirkung der Öleinleitungen war klein gegenüber den Schäden für die Umwelt". Angesichts der aktuellen krisenhaften Entwicklung am Golf glaubt er zwar nicht an eine Neuauflage der Ölkatastrophe von 1991, aber: "Jeder Krieg ist ein ökologischer Krieg, auch dann, wenn ökologische Schäden nicht das vorrangige Ziel sind", erklärt er.

Aber auch sonst habe sich auf politisch-administrativer Ebene kaum etwas getan, sagt Höpner. Immer noch gebe es in Saudi-Arabien trotz einer dichten Infrastruktur zur Ölförderung und -verarbeitung kaum Vorkehrungen gegen zivile Ölunfälle. Immer noch wird ein Teil des bei der Ölförderung mitgeförderten Erdgases abgefackelt, immer noch werden Flächen entlang von Pipelines und Straßen mit Rohöl besprüht, um Sandverwehungen zu verhindern. Aufgegeben hat Höpner, der seit 1991 fast jedes Jahr für Forschungen in die Region gereist ist, jedoch nicht: Für das Jahr 2001, zehn Jahre nach dem letzten Golfkrieg, plant er eine wissenschaftliche Bestandsaufnahme des bisher ersten Falles, in dem Öl als ökologische Waffe eingesetzt worden war. Dabei soll möglichst die Umweltorganisation der Vereinten Nationen UNEP einbezogen werden.

Kontakt: Prof. Dr. Thomas Höpner, Fachbereich Biologie sowie Institut für Biologie und Chemie des Meeres (ICBM)
Tel.: 0441/798-3784, Fax: -3791, e-mail: .
Prof. Höpner ist für Interviews bis zum 23. Februar und wieder ab 24. März erreichbar.

(Stand: 19.01.2024)  | 
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