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Birger Kollmeier

 

11. März 1998   71/98

Audiologenkongreß in Oldenburg: 14 Millionen sind schwerhörig

Oldenburg. Rund 300 Fachleute der Medizin, Physik, Ingenieurwissenschaften, Biologie, Psychologie und Schwerhörigen-Pädagogik sowie Hörgeräte-AkustikerInnen und Audiologie-AssistentInnen werden zur ersten wissenschaftlichen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Audiologie (DGA) erwartet, die am 11. und 12. März an der Universität Oldenburg stattfindet. Im Mittelpunkt der Tagung stehen Themen wie „Psychologische und medizinische Aspekte der Lärmbelastung", „Gleichgewichtsstörungen bei Kindern" und „Digitale Hörgeräte: Technologien und Anpaßverfahren".

„In Deutschland leiden etwa 14 Millionen Menschen an einer behandlungsbedürftigen Schwerhörigkeit, von denen aber nur etwa drei Millionen mit einem Hörgerät versorgt sind", erläutert der Tagungsleiter, DGA-Vizepräsident und Oldenburger Hochschullehrer Prof. Dr. Dr. Birger Kollmeier. „Dabei ist die Diagnose und Rehabilitation von Hörstörungen im Zeitalter der Digitaltechnik deutlich besser, aber auch komplizierter geworden, so daß die verschiedenen Wissenschafts-Disziplinen besonders eng zusammenarbeiten müssen."

Genau diesen interdisziplinären Dialog möchte die DGA mit der Tagung fördern, um insgesamt den Stand der Audiologie zu verbessern und dem Thema „Hören" mehr Aufmerksamkeit zuteil werden zu lassen. Sie hat sich zum Ziel gesetzt, die unterschiedlichen Berufsgruppen in einer fächerübergreifenden Organisation zusammenzufassen, um Belange der Audiologie in Forschung, Entwicklung, Lehre und klinischer Praxis zu fördern.

Als ein Schwerpunktthema wird auf der Tagung die Entwicklung und der Einsatz der neuesten Generation volldigitaler Hörgeräte diskutiert. Diese bieten zwar technisch eine Reihe von entscheidenden Vorteilen gegenüber den bisher verfügbaren Hörgeräten, aber die Anpassung des Hörgerätes an den Menschen stellt nach wie vor ein entscheidendes Problem dar, das die Audiologie nur durch eine interdisziplinäre Zusammenarbeit meistern kann. Ein weiteres Schwerpunktgebiet der Tagung ist die genaue Erforschung des menschlichen Hörvermögens, das sich z.B. durch die Auswertung von Tierversuchen immer präziser beschreiben läßt. So wurde beispielsweise der Einsatz von elektronischen Innenohr-Hörprothesen, sogenannten Cochlea-Implantaten, möglich, die bei beidseitiger Ertaubung zu einer teilweisen Wiederherstellung des Hörvermögens führen können.

Bei schwerhörigen oder tauben Kindern ist die Behandlung möglichst innerhalb des ersten Lebensjahres unabdingbar, wobei Hörgeräte oder Cochlea-Implantate eingesetzt werden. Nur bei rechtzeitiger Behandlung können bleibende Entwicklungsdefizite ausgeschlossen werden: Wer blind ist, verliert den Kontakt zu den Dingen, wer aber taub ist, verliert den Kontakt zu den Menschen. Diese zentrale Rolle der akustischen zwischenmenschlichen Kommunikation in der Gesellschaft bewußt zu machen, ist ein Ziel der DGA.

Daß die erste Tagung dieser Art ausgerechnet in Oldenburg stattfindet, ist kein Zufall: In keiner anderen europäischen Stadt sind so viele WissenschaftlerInnen unterschiedlicher Disziplinen auf dem Gebiet des Hörens aktiv. Neben der Universität mit dem Graduiertenkolleg „Psychoakustik" (Physik/Psychologie/Informatik/Medizin) und dem Hörzentrum Oldenburg als Verbindungsglied zur HNO-Klinik des Evangelischen Krankenhauses ist hier das Landesbildungszentrum für Schwerhörige und das Sprachheilzentrum Oldenburg beheimatet.

Diese Kompetenz zum Wohle der PatientInnen zu bündeln, ist die Aufgabe des Hörzentrums Oldenburg, das als Technologie-Transfer-Institut auch die Industrieausstellung sowie die Fortbildungsveranstaltungen während der Tagung betreut. „Das Hörzentrum ist ein Modell für ein audiologisches Zentrum der Zukunft, das in Ergänzung zur audiologischen Basisversorgung durch niedergelassene HNO-Ärzte und Hörgeräte-Akustiker steht und sich an Patienten mit besonderen Hörproblemen richtet. In Holland gibt es eine Reihe derartiger audiologischer Zentren, und in Oldenburg haben wir von unseren Patienten durchweg positive Rückmeldungen bekommen" erläutert Kollmeier.

Über den Einsatz von Cochlea-Implantate

(Stand: 19.01.2024)  | 
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