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28. Januar 2000 30/00
Universität in DGB-Fängen?
Oldenburg. Vor 25 Jahren war sie noch ein Problem: die Kooperationsvereinbarung zwischen der Universität Oldenburg und dem DGB Niedersachsen. "Universität in Vetters Fängen" überschrieb eine große Tageszeitung damals ihren Bericht über die erste Vereinbarung einer deutschen Hochschule mit dem DGB und wollte damit den damaligen Bundesvorsitzenden Heinz Oskar Vetter treffen. Heute mag den Sinn dieser Vereinbarung kaum jemand in Frage stellen. Viele Universitäten in Deutschland arbeiten mit den Gewerkschaften zusammen, in Niedersachsen sind es allein vier - darunter die Universität Göttingen, die sich im vergangenen Jahr zu einer Kooperation mit dem DGB Niedersachsen entschloss. Damals wie heute geht es darum, auch die Arbeitnehmerorganisationen an den Erkenntnissen und Forschungsergebnissen der Universitäten partizipieren und umgekehrt Fragen der Arbeitnehmer in die Forschung einfließen zu. lassen. Das war bis in die 70er Jahre nicht möglich gewesen. Die Distanz der einst Kaiser treuen, dann der NSDAP nahen und auch nach dem Krieg wenig Demokratie orientierten deutschen Universitäten zu den aus der Arbeiterbewegung hervorgegangenen Gewerkschaften konnte kaum größer sei. Aber auch umgekehrt hatten sich die Gewerkschaften um die Hochschulen und ihre AbsolventInnen, die Akademikerschaft, nie bemüht. Das waren zwei Welten, die sich erst mit der 68er Bewegung näherten und ein anderes Bewusstsein zueinander entwickelten. Oldenburg war damals allerdings schon ein wenig der Zeit voraus. Hier hatte in den 60er Jahren die Pädagogischen Hochschule (PH) zum DGB-Kreisverband Kontakte geknüpft, um angehenden LehrerInnen durch Praktika ein Stück beruflicher Realität zu vermitteln. Dabei sollte der DGB als Dachorganisation der Einzelgewerkschaften helfen, was er auch unter seinem damaligen Vorsitzenden Erwin Fritzsche tat. Hier wurde der Grundstein für den 1974 unterschriebenen Kooperationsvertrag gelegt. Als der unterschrieben wurde, fürchteten tatsächlich viele, die Universität würde sich zu stark binden und die Wissenschaftsfreiheit ihrer Mitglieder in Frage stellen. Tatsächlich bestand diese Gefahr nie. Das sah auch die von Ernst Albrecht (CDU) geführte Regierung so, als sie 1987 die Einrichtung einer Kooperationsstelle ermöglichte mit einem vom Land Niedersachsen bezahlten Personal. Inzwischen ist sie fester Bestandteil der Universität geworden, stellt Kontakte zwischen Wissenschaft und Gewerkschaften her, informiert ihre Zielgruppe über wichtige Forschungsergebnisse oder tritt - wie im vergangenen Jahr - sogar selbst mit einem eigenen Forschungsprojekt an die Öffentlichkeit: einer Untersuchung über das Umweltschutzverhalten chemischer Betreibe in der Region. Eine andere Arbeit, die einst den Kontakt zwischen beiden Einrichtungen begründete, wurde wieder aufgenommen: die Informierung von StudentInnen über Möglichkeiten, Praktika in Betrieben zu absolvieren. Das 25jährige Bestehen der Kooperation wird am 28. Januar im BIS-Vortragssaal mit Wissenschaftsminister Thomas Oppermann und dem Hamburger Universitätspräsidenten und damaligen Kanzler der Universität Oldenburg, Dr. Jürgen Lüthje, als Festredner gewürdigt. (Aus: UNI-INFO 1/2000, S. 4)