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19. November 2000   316/00

"Schlicht, aber nicht grob": Oldenburger Wissenschaftler übersetzt Neues Testament ins Saterfriesische

Oldenburg/Ramsloh. "Goaderjet jou neen Skätte hier up ju Äide, wier do Motten un do Wurme ze fernäile un wier do Stelere ienbreke un ze stele, man goaderjet jou Skätte in dän Hemel, wier noch Motten noch Wurme ze fernäile un neen Stelere ienbreke un ze stele. Dan wier din Skät is, deer is ook dien Haat" - so lautet die saterfriesische Fassung einiger Sätze aus der Bergpredigt (Matthäus 7, 19-21: "Sammelt keine Schätze hier auf Erden, wo Motten und Würmer sie zerfressen und wo Einbrecher sie stehlen, sondern sammelt Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Würmer sie zerfressen, noch Einbrecher sie stehlen. Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz"). Übersetzt wurden sie von dem gebürtigen US-Amerikaner Dr. Marron Fort, Akademischer Oberrat und Leiter der Arbeitsstelle Niederdeutsch und Saterfriesisch an der Universität Oldenburg.

Der Germanist hat jetzt eine komplette Übersetzung des Neuen Testaments sowie der Psalmen ins Saterfriesische, genauer gesagt: ins Osterlauwersfriesische (s.u.), vorgelegt*. Das Buch wurde heute (19. November) im saterländischen Ramsloh der Öffentlichkeit vorgestellt. Es handelt sich um die erste Buchveröffentlichung in saterfriesischer Sprache. 1980 war schon, ebenfalls von Fort verfasst, ein saterfriesisches Wörterbuch erschienen, das als Grundlage der jetzigen Übersetzung diente. Zurzeit bereitet Fort eine stark erweiterte Fassung des Wörterbuchs als CD-ROM vor.

Saterfriesisch, wissenschaftlich als "Osterlauwersfriesisch" bezeichnet, wird heute nur noch von ca. 2.500 Menschen im Saterland gesprochen. Das katholische Saterland mit den Ortschaften Strücklingen, Ramsloh und Scharrel, das damit zu den kleinsten Sprachinseln der Welt zählt, befindet sich im äußersten Nordwesten des Landkreises Cloppenburg und grenzt an die Landkreise Leer und Emsland. Aufgrund der abgeschiedenen Lage der in der Vergangenheit von Mooren umgebenen Region konnte sich hier Osterlauwersfriesisch bis in die Gegenwart erhalten. Ursprünglich wurde dieser friesische Dialekt von der Lauwers (dem Gebiet des heutigen Lauwersmeer, Niederlande) bis an das rechte Weserufer (Land Wursten) gesprochen, bevor er im ausgehenden Mittelalter vom Niederdeutsch-Niedersächsischen, der Sprache der Hanse, verdrängt wurde. Demgegenüber konnte sich das Westerlauwersfriesische in der niederländischen Provinz Friesland (Leeuwarden) bis heute behaupten.

Anlass für die ungewöhnliche Übersetzungstätigkeit war die Bitte eines saterländischen Geistlichen an Marron Fort, für eine Messe auf Saterfriesisch die Liturgie zu übersetzen. Als nach dem ersten Erfolg weitere Messen geplant wurden, beschloss der Oldenburger Wissenschaftler, "Nägel mit Köpfen" zu machen und gleich das gesamte Neue Testament sowie die Psalmen ins Saterfriesische zu übertragen. Er orientierte sich dabei im Wesentlichen an der "Einheitsübersetzung" der Bibel, herausgegeben im Auftrag der katholischen Kirche, der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bibelgesellschaft (Stuttgart 1979). Im Hinblick auf die Sprachqualität war Fort der Grundatz wichtig, "klar und nüchtern" zu formulieren. Die Sprache der Heiligen Schrift dürfe "weder nach Amtsstube oder Kanzlei oder nach Taverne oder Schweinestall klingen", sondern "sollte wie die Sprache des vertraulichen Gesprächs ein - ernsthaft, aber nicht geziert, schlicht, aber nicht grob".

Anlässlich der Vorstellung seines Übersetzungswerkes sagte der Wissenschaftler: "Ich habe dieses Werk für alle Friesen geschrieben, damit wir dieser Sprache, die meine Mitstreiter und ich für künftige Generationen zu retten hoffen, wenigstens ein Denkmal setzen können."

Übrigens ist, wesentlich angestoßen durch die Arbeiten Marron Forts, das Saterfriesische in den vergangenen Jahren zu neuer Blüte erwacht. So wird, mit einiger Resonanz, in Kindergärten und Schulen des Saterlandes heutzutage die alte Sprache wieder gelehrt - bislang noch als freiwilliges Fach ...

Dät Näie Tästamänt un do Psoolme in ju aasterlauwersfräiske Uurtoal fon dät Seelterlound, Fräisland, Butjoarlound, Aastfräisl

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