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13. November 2002 328/02
Ökotextilien werden salonfähig
Projekt unter Oldenburger Leitung gibt Empfehlungen
Oldenburg. Drei Jahre lang haben WissenschaftlerInnen
des Fachgebiets "Produktion und Umwelt", Fachbereich Wirtschaft-
und Rechtswissenschaften der Universität Oldenburg, unter Leitung
von Prof. Dr. Uwe Schneidewind intensiv daran gearbeitet, ökologische
Textilien "salonfähig" für den Massenmarkt zu machen.
Kürzlich wurden die Ergebnisse des im Dezember 2002 endenden Projekts
EcoMTex (Ecological Mass Textiles), "Von der Öko-Nische zum
ökologischen Massenmarkt im Bedürfnisfeld Textilien", im
Rahmen einer Abschlussveranstaltung in Bochum vorgestellt.
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit 1999
mit etwa zwei Millionen Euro geförderte Projekt vereint deutsche
und schweizerische Forschungseinrichtungen mit Praxispartnern wie Otto
(Hamburg) und dem Bekleidungshersteller Steilmann (Wattenscheid).
Das Handelsunternehmen Otto bietet bereits seit längerer Zeit über
alle Sortimente hinweg nachhaltig produzierte Waren an und wird auch weiterhin
auf die Naturfaser Baumwolle aus kontrolliert ökologischem Anbau
setzen. Neben der ökologischen Optimierung der eingesetzten Färbe-
und Veredelungschemikalien und -prozesse ist auch eine neue Marketing-
und Kommunikationsstrategie greifbares Ergebnis des EcoMTex-Projekts.
Zukünftig wird die umweltfreundliche Kollektion mit dem speziell
von Otto entwickelten Qualitätssiegel "Pure Wear - die reinste
Faser" an den Markt gehen. Damit soll vor allem das gute Preis-Leistungs-Verhältnis
und die besondere Hautverträglichkeit der ökologisch produzierten
Mode betont werden, die, wie eine EcoMTex-Umfrage ergab, den KäuferInnen
besonders wichtig ist.
Bisher führen Öko-Textilien mit einem Marktanteil von unter
fünf Prozent eher ein Nischendasein. Ein entscheidendes Absatzhemmnis
sind die vergleichsweise hohen Preise. Um dem zu begegnen, widmete sich
ein Oldenburger Teilprojekt unter Leitung der WirtschaftswissenschaftlerInnen
Dr. Stefan Seuring und Maria Goldbach dem Bereich Kostenmanagement. Vom
Rohstoffproduzenten bis zum Handel durchleuchteten sie die gesamte Wertschöpfungskette.
Ergebnis: Nicht die Zusatzkosten für den ökologisch produzierten
Rohstoff sind das Problem, sondern die in der Textilbranche verbreitete
Zuschlagskalkulation auf jeder Stufe der Weiterverarbeitung und der Mindermengen-Aufschlag.
Die WissenschaftlerInnen machten deutlich, dass Kosten keine objektiv
festgelegten Fakten sind, sondern maßgeblich von unternehmensinternen
sowie kettenweiten Macht- und Interessenstrukturen beeinflusst werden.
Das Teilprojekt entwickelte Ansätze für ein integriertes Kostenmanagement,
das neue Wege für die Kostengestaltung bei der Ökologisierung
von Wertschöpfungsketten aufzeigt.
Was aber tun gegen das hartnäckige "Wollsocken-Image",
die Bezeichnung "Müsli-Mode" und den Ruf, dass Öko-Textilien
farblos, grobgestrickt und unmodisch sind und um die KundInnen "herumschlabbern"?
Auch für dieses Problem gibt es nach Meinung des Wirtschaftswissenschaftlers
Dirk Fischer, Leiter des Oldenburger Teilprojekts "Funktionsorientierung",
eine Lösung. Fischer und seine Kollegin der Universität St.
Gallen empfehlen den Herstellern und Anbietern ein "Understatement-Marketing":
Umweltargumente sollten heute - anders als in den 80er Jahren zur Hochphase
der gesellschaftlichen Umweltschutz-Diskussion - nur sehr sparsam eingesetzt
werden. Kaufentscheidend sind nach den Ergebnissen einer Kundenstudie
weniger die tatsächlichen Produkteigenschaften als vielmehr das Image
der angebotenen Kleidung. "Alte Wahrnehmungsmuster müssen aufgebrochen
und der Begriff Ökologie im Bekleidungsbereich neu und positiv besetzt
werden", so Fischer. Ziel muss es sein, schicke Mode zu produzieren,
die neuen Trends folgt und allen KundInnen tragbar erscheint. So sollen
mit innovativen Designkonzepten auch Marktsegmente erschlossen werden,
die jenseits der heutigen Zielgruppen von Öko-Textilien liegen.
Kontakt: Dipl.-Oec. Dirk Fischer, Tel.: 0441/798-4186 und 0441/5601001,
E-Mail:
Dipl.-Oec. Maria Goldbach, Tel.: 0441/798-4172,
E-Mail: