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20. November 2002 341/02
Muss die Kirche in der Stadt bleiben? Workshop "Stadt ohne Religion - Kirche ohne Kontakt?"
Oldenburg. Mit der Bedeutung von Kirchengemeinden und Religion in den Städten befasst sich ein interdisziplinäres Kolloquium der Universität Oldenburg, das vom 20. bis 22. November 2002 im Hanse-Wissenschaftskolleg Delmenhorst stattfindet. "Stadt ohne Religion - Kirche ohne Kontakte? - Zur Transformation des Religiösen in Bildung und Kultur im Kontext von Stadtentwicklungsprozessen" lautet der Titel der Veranstaltung, an der sich Theologen, Stadtsoziologen und Kunsthistoriker beteiligen.
Wer als Tourist durch europäische Städte streift und einen Sinn für Religion hat, wird in der Regel gut bedient. Immer noch haben Kirchen und Kathedralen für das Erscheinungsbild von Städten eine so herausgehobene Bedeutung, dass kaum eine Stadt für ihre Imagewerbung auf sie verzichten will. Die meist hochwertig restaurierten Kirchengebäude signalisieren zwar auch Kultur, Geschichte und wegen der großen Identifikationsmöglichkeit Heimat, aber in ihrer Hauptfunktion beanspruchen sie nach wie vor "Gotteshaus" zu sein. Der tatsächlichen Bedeutung von christlicher Religion im allgemeinen Bewusstsein der heutigen Generationen entspricht dieses Erscheinungsbild aber nicht. Soziale Aktionen, spezifische Hilfsangebote oder festlich-spirituelle Begleitung des Alltags im Jahresverlauf durch die Kirchen als Angebote für Hoffnung, Gemeinschaft, Solidarität, soziale Anteilnahme und Gerechtigkeit werden nur sehr bedingt wahrgenommen.
Gleichwohl bleiben Städte bedeutsame Orte religiöser Sozialisation, religiösen Lernens und religiöser Bildung. Nirgends lasse sich Religion in Zeichen und Symbolen, in ihren sozialen Ambitionen, aber auch in ihrem Versagen, in Sinngebung und Sinnverlust so anschaulich wahrnehmen, erleben und reflektieren wie in Städten, meint der Oldenburger Religionspädagoge und Organisator des Kolloquiums, Prof. Dr. Jürgen Heumann. Das Nebeneinander von Kathedrale und Drogenszene, von Kultevent und fremden Religionen, von Menschlichkeit und Menschenverachtung erhalte in Städten eine Bühne, die ein neues Verstehen von Religion notwendig mache und deshalb eine besondere Bildungsrelevanz zu haben scheine. Das werde dadurch noch verstärkt, dass die Abkehr von den Amtskirchen im deutlichen Gegensatz zur zunehmenden Sehnsucht nach Religion in anderen Gewändern und Formen stehe. Die Kirchengebäude blieben dafür immer noch das Hauptsymbol für Religion in den von christlicher Kultur geprägten Städten. Und so gesehen werde die Kirche nicht nur im Dorf, sondern auch in der Stadt bleiben, sagte Heumann. Ziel des Kolloquiums sei es, das diffuse Nebeneinander von kirchlicher und anderer Formen der Religion im Stadtbild aber auch im Leben einer Stadt zu sichten und die aktuelle Präsenz und Bedeutung von Religion für weitere Forschungen zu erheben.
Kontakt: Prof. Dr. Jürgen Heumann, Institut für Ev. Theologie und Religionspädagogik, Tel.: 0441/798-4514,
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