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19. August 2003 271/03
"Das Ozonloch würde tiefer und größer"
Chemiker klagen Technikfolgenabschätzung ein
Oldenburg. "Das Ozonloch würde tiefer, größer
und würde sich länger in den Frühling hinein halten."
- Dies könnte nur eine der möglichen Konsequenzen der Wasserstofftechnologie
sein, die bislang im Ruf stand, uneingeschränkt sauber und umweltverträglich
zu sein. Zur Frage "Welchen potenziellen Umwelteinfluss hat eine
mögliche künftige Wasserstoffökonomie?" hat die Fachgruppe
"Umweltchemie und Ökotoxikologie" der renommierten Gesellschaft
Deutscher Chemiker (GDCh) soeben eine Erklärung veröffentlicht,
an der Prof. Dr. Jürgen O. Metzger, Hochschullehrer an der Universität
Oldenburg, zentral mitgewirkt hat. Anlass dafür waren Initiativen
der G-8-Staaten sowie der Europäischen Union. Beide propagieren die
beschleunigte Entwicklung der Wasserstofftechnologie als Mittel zur Reduktion
der Luftverschmutzung und Entlastung des Klimasystems.
Die Fachgruppe betont demgegenüber, dass die Technologie,
sollte sie zum Energieträger der Zukunft werden, bisher nicht erkannte
negative Auswirkungen haben könnte. So haben Untersuchungen der Arbeitsgruppe
um Prof. Dr. Yuk Ling Yung am California Institute of Technology, Pasadena,
USA, ergeben, dass freigesetzter Wasserstoff sich in der Stratosphäre
in Wasserdampf verwandeln und zu einer Abkühlung führen würde,
die den Ozonabbau verstärken würde. Damit, so die Wissenschaftler
in der naturwissenschaftlichen Fachzeitschrift "Science", könnte
sich die Regeneration der Ozonschicht, die von dem Verbot von Fluorchlorkohlenstoffen
erwartet wird, erheblich verzögern.
Metzger und die Fachgruppe Umweltschutz und Ökotoxikologie der GDCh weisen auf die herausragende Bedeutung dieser ersten Untersuchungen hin. Sie seien so gewichtig, dass ihre Ergebnisse unter Einsatz der bestmöglichen Modellwerkzeuge überprüft werden sollten. Es besteht ein riesiger Forschungsbedarf, der über die von Yung erwähnten Aspekte hinausgehe. Wieder einmal werde deutlich, dass neue Technologien Umweltrisiken bergen, die vor ihrer Einführung möglichst umfassend untersucht werden sollten. Effekte der Wasserstofftechnologie seien in jedem Fall nicht isoliert, sondern im Vergleich mit Alternativszenarien zu bewerten. Die Fachgruppe Umweltchemie und Ökotoxikologie sieht die Notwendigkeit, das Instrument der Technikfolgenabschätzung umfassend und allseitig zu entwickeln und zu nutzen.
Info: www.tu-bs.de/institute/oekochem/ak-umweltchemie
Info: www.sciencemag.org
Kontakt: Prof. Dr. Jürgen O. Metzger, Fachbereich Chemie,
Tel.: 0441/798-3718, E-Mail: