Pressemitteilungen
Kontakt
Pressemitteilungen
21. November 2003 369/03
Funktionsanalyse per Knopfdruck
DFG bewilligt Sonderforschungsbereich zur automatischen Analyse komplexer
Steuerungssysteme
Oldenburg. Automatische Fehlerdiagnose von Steuerungssystemen
in Verkehrsmitteln steht im Mittelpunkt eines Sonderforschungsbereichs,
dessen Einrichtung soeben die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) beschlossen
hat. Das überregionale Großprojekt "Automatic Verification
and Analysis of Complex Systems" (AVACS) wird gemeinsam von den Universitäten
Oldenburg, Freiburg und Saarbrücken sowie dem Max-Planck-Institut
für Informatik in Saarbrücken unter Mitwirkung von Forschern
an der ETH Zürich (Schweiz) und der DTU Lyngby (Dänemark) getragen;
Sprecheruniversität ist Oldenburg. Für zunächst vier Jahre
sind Fördermittel in Höhe von ca. 2 Millionen Euro jährlich
zugesagt worden. Als "Zeichen für die hohe Leistungsfähigkeit
der Universität Oldenburg und des Departments für Informatik"
bewertete Universitätspräsident Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch
die Bewilligung. Dass die Universität Oldenburg als Sprecheruniversität
fungiere, belege ihre herausragende Stellung in einem für die Verkehrssicherheit
außerordentlich wichtigen Bereich, der auch wirtschaftlich von enormer
Bedeutung sei. Prof. Dr. Werner Damm, Hochschullehrer für Sicherheitskritische
Eingebettete Systeme und Sprecher des Sonderforschungsbereiches, zeigt
sich erfreut: "Das ist eine Bestätigung unserer langjährigen
Arbeit am Department für Informatik und am Institut OFFIS und der
guten Kontakte zur Wirtschaft, die wir aufbauen konnten."
Gegenstand von AVACS sind computer-basierte Systeme, die in sicherheitskritischen
Bereichen technische Prozesse steuern. Es geht den Forschern darum, die
Zuverlässigkeit solcher Systeme besonders im Transportwesen bei Auto,
Eisenbahn oder Flugzeug zu überprüfen, mögliche Störquellen
auszuschalten und Unfallrisiken zu minimieren. Die Komplexität solcher
Steuerungssysteme, die für erhöhte Funktionalität, gesteigerten
Komfort und mehr Sicherheit sorgen, ist gewaltig. Sie ergibt sich aus
der Interaktion digitaler und physikalischer Prozesse, der Vernetzung
einer Vielzahl von Komponenten und dem Einsatz in wechselnden Umgebungen.
Die Funktionen, die die Steuergeräte erfüllen, werden immer
vielfältiger und anspruchsvoller. Alle zwei Jahre verdoppelt sich
die Leistungsfähigkeit der Basiskomponenten, die in der Regel schnell
und flächendeckend in Verkehrsmitteln eingesetzt werden. Damit wächst
die Fehleranfälligkeit der Systeme, die zwar in Qualitätskontrollen
auf korrektes Verhalten überprüft werden, deren gesamter Funktionszusammenhang
so aber nicht erfasst werden kann.
Solch eine Situation ist, wie Damm betont, nicht nur wissenschaftlich
unbefriedigend, sie birgt neben ökonomischen Risiken auch Gefahren
für die Menschen, die in Auto, Bahn, Flugzeug, Kraftwerken oder Industrieanlagen
mit dieser Technik zu tun haben. Die Systemzuverlässigkeit lässt
sich nur dann entscheidend verbessern, wenn die Softwareingenieure die
kritischen Eigenschaften mit automatisierten Techniken, gewissermaßen
auf Knopfdruck, analysieren und überprüfen können. Daher
zielt AVACS auf die automatische Analyse hochgradig vernetzter Systeme
bereits während der Entwicklungsphase. AVACS wird dabei in neue Größenordnungen
der Systemkomplexität vorstoßen, so dass damit Anwendungen
wie Flugüberwachungs- oder Zugkontrollsysteme einer mathematisch
vollständigen Sicherheitsanalyse unterzogen werden können.
Um dieses Ziel zu verwirklichen, setzen die Forscher aus Oldenburg, Saarbrücken,
Freiburg, Zürich und Lyngby auf die Kombination von Methoden der
mathematischen Semantik komplexer Systeme (Fundierung) mit algorithmisch-deduktiven
Methoden (Automatisierung).
Infos: www.avacs.org
Kontakt: Prof. Dr. Werner Damm, Tel.: 0441/9722-500,
E-Mail: