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Horst Kurt Schminke

Ulrich Mees

 

04. November 2008   450/08   Wissenschaftspreis

„Das ist doch einfach unmöglich!“
Psychologin erhält Wachsmann-Preis für Arbeit über „Kommunikation von Ärger“

Oldenburg. Drei Abende lang wird die nervtötende Musik aus der unteren Wohnung hingenommen, doch am vierten Abend ist es mit der Geduld des Mieters der oberen Wohnung vorbei: Er beschwert sich lautstark und mit hochrotem Kopf beim bösen Nachbarn, den er am liebsten einsperren lassen möchte. „Dies ist ein typisches Beispiel für ein alltägliches Ärgererlebnis“, sagt Dr. Monika Equit. Die 30-jährige Oldenburger Diplompsychologin ist sozusagen „Fachfrau für Ärger“, die sich mit dem Thema intensiv wissenschaftlich auseinandergesetzt hat. Für ihre Dissertation „Sprachinhalt und Mimik bei der Kommunikation von Ärger“ erhält sie jetzt den mit 5.000 Euro dotierten Wissenschaftspreis 2008 der Universitäts-Gesellschaft Oldenburg (UGO) im Gedenken an Gerhard Wachsmann (Wachsmann-Preis). Die Arbeit ist am Institut für Psychologie der Universität Oldenburg entstanden und wurde von Prof. Dr. Ulrich Mees und Privatdozentin Dr. Annette Schmitt betreut.
Mit ihrer Arbeit greife Monika Equit aus dem Alltagserleben ein Konfliktthema heraus, dem sie durch Einsatz einer innovativen Methode zur Kombination von qualitativer und quantitativer Analyse (Sprache und Mimik) überraschende und anwendungsträchtige Erkenntnisse abgewinne, sagte Prof. Dr. Horst Kurt Schminke, Vorsitzender des Preiskuratoriums der UGO.
Für ihre Studie ließ Equit 74 Studierende eine alltägliche selbsterlebte Ärgerepisode erzählen, die auf Video aufgezeichnet wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass dabei die Vorwürfe gegenüber dem Ärgerverursacher deutlich im Vordergrund stehen. „Das war doch ein unmögliches Verhalten!“ oder „Die Kollegen sehen das genauso!“ sind typische Äußerungen in solchen Situationen. Viel seltener sind dagegen Aussagen, die das mit dem Ärger verbundene eigene Leid benennen.
Die Schilderungen über Ärger, der einem widerfahren ist, werden durch eine spezifische Mimik begleitet. So werden bei Vorwürfen häufig die Augenbrauen zusammengezogen und gesenkt oder das Kinn leicht nach oben gedrückt. Wird der Ärger ganz konkret benannt („Da bin ich fast geplatzt vor Ärger“), so geht dies einher mit einem Senken bzw. Zusammenziehen der Augenbrauen und Aufreißen der Augen und Anspannung der Augenlider. Außerdem spielt das Blickverhalten bei der Kommunikation von Ärger eine wichtige Rolle. Bei intensiver Ärgermimik wird der Blickkontakt zum Gesprächspartner, dem von dem Ärgererlebnis erzählt wird, vermieden, um zu verhindern, dass sich dieser angesprochen oder gar bedroht fühlt.
Die Ergebnisse ihrer Arbeit könnten als Grundlage zur Entwicklung von Trainingsprogrammen zum „angemessenen Emotionsausdruck“ dienen, sagt Equit. Ziel solle sein, Ärger „sozialverträglich, aber auch authentisch“ auszudrücken. Wichtig sei vor allem, die sprachliche und die mimische Ebene miteinander zu verknüpfen.
Einen großen Bedarf sieht die Psychologin zum Beispiel in der Schule: „Schüler machen häufig frustrierende Erfahrungen und fühlen sich ungerecht behandelt, können dies aber oft nicht angemessen kommunizieren.“ Dies habe zur Folge, dass Lehrer oder andere Bezugspersonen auf die wahrgenommenen Ungerechtigkeiten nicht reagierten, was bei den betroffenen Schülern wiederum zu einer verstärkten Ärgerreaktion und einem nicht mehr situationsangemessenen Ärgerausdruck führe. Durch ein gezieltes Programm könnten Schüler trainiert werden, welche Sprachinhalte bei der Kommunikation von Ärger relevant seien und wie diese, unterstützt durch Mimik, Gestik und Körperhaltung, angemessen ausgedrückt werden könnten.
Und wie geht die Wissenschaftlerin, die in der Psychiatrie tätig ist, selbst mit Ärger um? Sie lacht: „Ich ärgere mich ziemlich leicht – und mir sieht man es auch sehr schnell an. Leider.“

Die öffentliche Preisverleihung findet am Mittwoch, 19. November 2008, im Rahmen einer Mitgliederversammlung der UGO statt (16.30 Uhr, Vortragssaal der Universitätsbibliothek).

Foto: Dr. Monika Equit.

ⓚ Kontakt:
Prof. Dr. Horst Kurt Schminke, Institut für Biologie und Umweltwissenschaften, Tel. 0441/798-3374, E-Mail: schminke(Klammeraffe)uni-oldenburg.de
Dr. Monika Equit, Tel. 0441/798-5543, priv. 0441/9506456, E-Mail: monika.equit(Klammeraffe)uni-oldenburg.de
 
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