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Michael Daxner

Rudolf Holbach

 

23. Oktober 2009   456/09  

Miriam Gillis-Carlebach erhält Ehrendoktorwürde der Universität Oldenburg

Oldenburg. Prof. Dr. Miriam Gillis-Carlebach, Hochschullehrerin für Pädagogik, Soziologie und Jüdische Geschichte an der Bar-Ilan-Universität in Ramat-Gan (Israel), ist heute, 23. Oktober 2009, in einem Festakt der Fakultät IV Human- und Gesellschaftswissenschaften die Ehrendoktorwürde der Universität Oldenburg verliehen worden. Gillis-Carlebach wird geehrt für ihr fruchtbares wissenschaftliches Wirken und ihre von hohem Ethos und tiefer Religiosität geprägte große Lebensleistung, betonte Dekan Prof. Dr. Rudolf Holbach. Grußworte sprachen Vizepräsident Prof. Dr. Matthias Wickleder und Sara-Ruth Schumann, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Oldenburg und Mitglied im Direktorium des Zentralrats der Juden in Deutschland. Die Laudatio hielt Prof. Dr. Dr. h. c. Michael Daxner, ehemaliger Universitätspräsident und Hochschullehrer für Soziologie und Jüdische Studien. Er hob den Beitrag der Wissenschaftlerin zum Dialog von israelischen und deutschen Kollegen hervor, der vom Geist der Aussöhnung getragen sei. „Miriam Gillis hat den Auftrag an ihr Leben ernst genommen, sie hat die Herausforderung angenommen, aus ihrer Geschichte die Erbschaft ihrer Zeit anzunehmen“, so Daxner.
Gillis-Carlebach, die 1922 in Hamburg geboren wurde, lebt in Israel und ist Direktorin des Joseph Carlebach Instituts an der Bar-Ilan Universität in Ramat-Gan. Als Tochter des Lehrers und Rabbiners Dr. Joseph Carlebach war ihre Kindheit und Jugend stark von ihrem jüdischen Elternhaus geprägt. Sie konnte noch kurz vor der so genannten Reichspogromnacht nach Palästina emigrieren und entkam der Verfolgung und dem Holocaust. Ihre Eltern und drei ihrer Geschwister wurden 1942 ermordet. In Palästina engagierte sich Gillis-Carlebach in der Aufbauarbeit an der jüdischen Heimstätte, im Kibbuz. Sie heiratete und bekam vier Kinder. Nach langjähriger Tätigkeit als Lehrerin wandte sie sich intensiv der Erziehungs- und Geschichtswissenschaft, vor allem der jüdisch-deutschen Geschichte, zu. Das Schicksal und die Zukunft der Überlebenden des Holocausts, die damals Kinder waren, liegen ihr besonders am Herzen. 1984 promovierte sie, lehrte an der Bar-Ilan Universität und gründete dort 1992 das Joseph Carlebach Institut.
Sie organisierte etliche dem Gedächtnis ihres Vaters gewidmete Konferenzen zu geistes-, geschichts- und erziehungswissenschaftlichen Themen im Kontext deutsch-jüdischer Beziehungen. Seit den 1990er Jahren, als sie ein Projekt zur jüdischen Lotte-Kaliski-Schule in Berlin realisierte, hat die Wissenschaftlerin regelmäßig Kontakte zu den Fächern Pädagogik, Sozialwissenschaften und Geschichte an der Universität Oldenburg. 2008 wurde ihr das Bundesverdienstkreuz für ihre langjährigen Verdienste zur Förderung der deutsch-israelischen Wissenschaftsbeziehungen verliehen.
Gillis-Carlebach veröffentlichte neben vielen Arbeiten über Pädagogik, Sonderpädagogik und Judaistik ein Buch über ihre Mutter Charlotte und gab ausgewählte Schriften ihres Vaters heraus. In ihrem Werk drückt sich das persönliche Erleben und das Schicksal ihrer Familie aus, aber auch das Bestreben, die kollektive Erinnerung an den Nationalsozialismus zu bewahren und so der Beschäftigung mit der Geschichte einen besonderen Sinn zu geben. Ihre Forschungen sind einem überzeitlichen, universellen Humanitätsprinzip verpflichtet.

ⓘ www.fk4.uni-oldenburg.de/download/ehrendoktorwuerde-carlebach.pdf
 
ⓚ Kontakt:
Prof. Dr. Rudolf Holbach, Fakultät IV, Tel.: 0441/798-2960, E-Mail: rudolf.holbach(Klammeraffe)uni-oldenburg.de
 
(Stand: 19.01.2024)  | 
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