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Bernd Blasius

 

24. November 2009   528/09   Forschung

Der nächste Spielzug
Eröffnungsvarianten im Schach folgen einem statistischen Gesetz

Oldenburg. Brettspiele wie Schach faszinieren Menschen seit Jahrtausenden – nicht zuletzt wegen ihrer schier unendlich vielen möglichen Spielverläufe. Dass es möglich ist, den komplexen Entscheidungsprozess bei der Wahl von Schachzügen auf einfache quantitative Gesetzmäßigkeiten zurückzuführen, zeigt eine Untersuchung der Arbeitsgruppe Mathematische Modellierung unter Leitung von Prof. Dr. Bernd Blasius. Die neue Erkenntnis stellte Blasius nun gemeinsam mit Dr. Ralf Tönjes von der Ochanomizu Universität in Tokyo im Journal „Physical Review Letters“ vor.
Blasius untersuchte in einer quantitativen Analyse von umfangreichen Schachdatenbanken das Spielverhalten von SchachgroßmeisterInnen und AmateurspielerInnen. Dabei zeigte sich, dass die Häufigkeit von verschiedenen Eröffnungszügen durch statistische Gesetze beschrieben werden kann. „Die enorme Fülle an Information in modernen Schachdatenbanken ermöglicht es uns, detaillierte Einblicke in den Entscheidungsprozess an einer Vielzahl von Personen und unter wohldefinierten Bedingungen zu gewinnen“, sagt Blasius.
Die Wahl von verschiedenen Eröffnungsvarianten im Schach folgt einem Potenzgesetz: einer kleinen Anzahl von extrem populären Eröffnungen steht eine große Zahl von sehr selten gespielten Zugsequenzen gegenüber. Ähnlich breite Häufigkeitsverteilungen - bekannt als „Zipfsches Gesetz“ - finde man auch in vielen anderen Zusammenhängen wie zum Beispiel in der Häufigkeit bestimmter Wörter in einem Text, in der Größenverteilung von Städten oder in Verkaufsstatistiken, so Blasius.
Die Übertragbarkeit auf Entscheidungsprozesse im persönlichen Leben, in der Wirtschaft und Politik interessiert Blasius dabei besonders. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass seltene Entscheidungen wie zum Beispiel der Kauf von Nischenprodukten immer wichtiger werden, und zwar bei Entscheidungsprozessen, die aus
verschiedenen Einzelentscheidungen zusammengesetzt sind“, führt Blasius aus. „In der Summe dominieren die seltenen Kombinationen.“

ⓘ www.uni-oldenburg.de
 
ⓚ Kontakt:
Prof. Dr. Bernd Blasius, Institut für Chemie und Biologie des Meeres,
Tel.: 0441/798-3997, E-Mail:blasius(Klammeraffe)icbm.de
 
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