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25. September 2017 315/17 Forschung
Kritische Forschung in der Migrationsgesellschaft
Neuer Dissertationspreis in Gedenken an Philosoph Antonio Gramsci
Oldenburg. Einen neuen Preis für interdisziplinäre Dissertationsarbeiten haben am vergangenen Wochenende das Center for Migration, Education and Cultural Studies (CMC) der Universität Oldenburg und die Wiener Arbeiterkammer in Wien vorgestellt: Der Antonio Gramsci Dissertationspreis zeichnet künftig Arbeiten aus, die sich kritisch mit bestehenden Herrschaftsverhältnissen in der Migrationsgesellschaft auseinandersetzen. Ab 2018 erhalten jährlich ein bis zwei herausragende Arbeiten den mit 5.000 Euro dotierten und von der Arbeiterkammer Wien gestifteten Preis.
Antonio Gramsci war ein italiensicher Schriftsteller und Philosoph. 1926 von den italienischen Faschisten inhaftiert, starb Gramsci elf Jahre später an den Haftfolgen. Als Mitbegründer der italienischen Kommunistischen Partei ist sein intellektuelles Vermächtnis ein aus der Arbeiterbewegung stammendes, kritisches Denken, das sich vor allem mit Herrschaftsverhältnissen auseinandersetzt. Laut Gramsci zeichnet sich Herrschaft dadurch aus, dass die mit ihr einhergehende Ungleichheit als vermeintlich natürlich und selbstverständlich erscheint. In der heutigen, auch durch Migration geprägten, Gesellschaft zeigt sich dies nicht zuletzt in den Sektoren Erwerbstätigkeit, Einkommens- und Vermögensverteilung und Bildung, heißt es in der Ausschreibung des Preises. Die Migrationsforschung thematisiere diese Herrschaftsverhältnisse jedoch kaum. Ein großer Teil der Forschung orientiere sich am Ideal der Integration und frage, wie Teilhabe an dem Bestehenden für Migranten und Migrantinnen möglich ist – ohne die bestehenden Verhältnisse selbst in Frage zu stellen.
Der „Antonio Gramsci Dissertationspreis für kritische Forschung in der Migrationsgesellschaft“ richtet sich an Autoren, deren Arbeiten theoretisch oder empirisch untersuchen, welche gesellschaftlichen Prozesse dazu führen, dass bestimmten Gruppen der Zugang zu Erwerbstätigkeit, Bildung oder auch politischer Partizipation erschwert ist. Hierbei spielen auch Fragen der gesellschaftlichen Identität eine Rolle: Welche Alternativen zu einem nationalistischen Selbstverständnis gibt es für eine Gesellschaft, die zunehmend durch Migration geprägt ist?
Der Dissertationspreis ist öffentlich ausgeschrieben. Bewerbungen sind bis zum 30. Juni jeden Jahres möglich und müssen neben der Dissertationsschrift unter anderem das Gutachten eines Hochschullehrenden umfassen sowie eine Erläuterung, warum die Arbeit preiswürdig ist. Voraussetzung ist außerdem, dass das Promotionsverfahren abgeschlossen ist und der Abschluss nicht länger als zwei Jahre zurückliegt. Über die Vergabe entscheidet eine Jury unter Vorsitz des Direktors des CMC.
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Prof. Dr. Paul Mecheril, Tel.: 0441/798-2142, E-Mail: