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Hans Michael Piper

26. Oktober 2020   174/20    Hochschulpolitik

Wenn aus Partnern Freunde werden – 40 Jahre Kooperation mit der Universität Groningen

Öffentliche Workshops und Erneuerung des Vertrags

Oldenburg. Für die Universität Oldenburg ist es die am längsten währende und wichtigste internationale Kooperation, geschlossen bereits gut sechs Jahre nach Uni-Gründung – die Partnerschaft mit der Rijksuniversiteit Groningen (RUG). Den vor nunmehr 40 Jahren erstmals unterzeichneten Kooperationsvertrag erneuern beide Universitäten am Donnerstag, 29. Oktober. Der Festakt in kleinem Kreis wird live im Internet übertragen (uol.de/40-jahre-uol-rug/festakt). Zu den Gästen im Oldenburger Schloss zählt Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler; die Groninger Partner sind aufgrund der Corona-Pandemie online zugeschaltet. Darüber hinaus finden an diesem Tag digitale Workshops und Symposien statt, einige davon öffentlich.

„Für mich ist die Uni Oldenburg nicht nur einer von vielen Partnern, sondern ein solider alter Freund und Nachbar“, betonte der Groninger Universitätspräsident Prof. Dr. Jouke de Vries vorab im Interview mit der Hochschulzeitung Uni-Info. 40 Jahre seien eine lange Zeit für einen Menschen, ergänzte sein Oldenburger Amtskollege Prof. Dr. Dr. Hans Michael Piper. „Für die Universität Oldenburg, die noch kein ganzes Menschenalter erreicht hat, ist eine Verbindung und Freundschaft, die so lange währt, natürlich etwas Besonderes.“ Dies drücke sich nicht nur in der fruchtbaren Zusammenarbeit in der European Medical School aus. „Wir schätzen unsere niederländischen Freunde sehr. Die gemeinsame Region und geteilten Interessen verbinden uns außergewöhnlich eng miteinander“, sagte Piper.

Kooperation in Lehre, Forschung und Weiterbildung, viele gemeinsame Projekte und unzählige persönliche Kontakte – die Zusammenarbeit hat sich über die Jahrzehnte vertieft und ausgedehnt. So sind im neuen Vertrag der beiden Partner für die kommenden zehn Jahre die Handlungsfelder Lehrkräftebildung sowie Wissens- und Technologietransfer erstmals explizit erwähnt. Dabei ist geplant, angehende Lehrerinnen und Lehrer gemeinsam noch stärker für kulturelle Vielfalt zu sensibilisieren und die Lehrkräftebildung zu internationalisieren. Auch strebt die Universität Oldenburg als Gründerinnen- und Gründerhochschule gemeinsam mit der RUG und der Hanzehogeschool Groningen danach, mithilfe länderübergreifender Gründungsteams die „Gründungsregion Nordwest“ auch jenseits der Grenze zu erweitern.  

Diese und weitere Felder der Zusammenarbeit beleuchten anlässlich der Vertragserneuerung Groninger und Oldenburger Experten in digitalen Workshops und Symposien. Dabei geht es etwa um die grenzübergreifende Gesundheitsforschung oder die vergleichende Rechtswissenschaft. Diskutiert werden auch mögliche gemeinsame Studien zu populärer Musik oder eine noch intensivere Kooperation hinsichtlich der deutschen und niederländischen Sprache und ihrer regionalen Sprachvarianten. Vier der Veranstaltungen sind öffentlich und jeweils aufrufbar über uol.de/40-jahre-uol-rug/rahmenprogramm. Ab 9.00 Uhr beschäftigen sich zwei Workshops einerseits mit aktuellen Themen der Hörforschung und Neurowissenschaften, andererseits mit der Gestaltung des digitalen Wandels und den sogenannten Human-Cyber-Physical Systems, die die physische und virtuelle Welt im Alltag zunehmend verschmelzen lassen. Um 10.15 Uhr beginnt ein Symposium zu juristischen Herausforderungen beiderseits der Grenze vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie. In einem weiteren Symposium ab 14.00 Uhr geht es um die vielfältigen Forschungspotenziale des im Aufbau befindlichen gemeinsamen Cross-Border Institute of Healthcare Systems and Prevention, das die Gesundheitssysteme beider Länder aus verschiedenen Blickwinkeln analysieren wird.

Ab 16.00 Uhr schließt sich der Festakt in kleinem Rahmen im Oldenburger Schloss an. Einen Höhepunkt neben der feierlichen Fortschreibung der Kooperation bildet der Festvortrag der RUG-Rektorin Prof. Dr. Cisca Wijmenga mit dem Titel „Of Man and Microbes: Diversity Matters“ (sinngemäß: „Von Menschen und Mikroben: Vielfalt zählt“). Mit seinem Vortrag zur „Universität des Nordens“ zeigt RUG-Präsident de Vries bereits einen Zukunftsaspekt der Kooperation auf: Gemeinsam mit Partnerhochschulen aus den nördlichen Niederlanden und Nordwestdeutschland möchte er eine regionale Allianz aufbauen und hat Universitätspräsident Piper in die Steuerungsgruppe dieser „Universität des Nordens“ eingeladen.  

Die Kooperation der Universitäten Groningen und Oldenburg nahm Mitte der 1970er-Jahre ihren Anfang. Damals – kurz nach Gründung der Universität – statteten einige Oldenburger Wissenschaftler der traditionsreichen Nachbaruni in Groningen einen Antrittsbesuch ab. Der Austausch wurde in den Folgejahren intensiver und mündete schließlich in ein gemeinsames Symposium zur Regionalentwicklung und die feierliche Unterzeichnung eines Kooperationsvertrags im April 1980. Dies war der Auftakt für viele weitere Kontakte – ob in Verwaltung, Forschung oder Lehre.

So folgte auf bereits etablierte Studienangebote mit Doppelabschluss in Küstenschutz oder Rechtswissenschaften ab 2012 das derzeit größte gemeinsame Projekt, der Studiengang Humanmedizin in der „European Medical School Oldenburg-Groningen (EMS)“ – grenzübergreifend angelegt und europaweit einzigartig.

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