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Hochschulpolitik
- "Aktivposten in Niedersachsen"
Wissenschaftliche Kommission lobt Oldenburger Informatik und Lehrerbildung
- Neue Fakultäten ab 1. April 2003
Präsidium hat hohe Erwartungen an neue Geschäftsführer
- Institutsdirektor kritisiert Stellenumwidmung
Ruschig: Philospohie wird amputiert und die Uni bringt sich selbst um ihren Begriff
"Aktivposten in Niedersachsen"
Wissenschaftliche Kommission lobt Oldenburger Informatik und Lehrerbildung
Die Wissenschaftliche Kommission Niedersachsen hat die Oldenburger Informatik
und die Oldenburger Lehrerbildung außerordentlich positiv bewertet.
In drei jetzt veröffentlichten Gutachten liegen beide Bereiche in
der niedersächsischen Spitzengruppe. In der Informatik teilt sich
Oldenburg mit Braunschweig diese Stellung, in der Lehrerbildung mit Hannover
und Osnabrück.
Die Beurteilungen durch die Gutachter der Wissenschaftliche Kommission
haben einen sehr viel höheren Stellenwert als Rankings, die aufgrund
dünner Datenbasis und sehr subjektiver Einschätzungen zustande
kommen, sagte Präsident Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch. Das
Präsidium sei von den guten Beurteilungen nicht überrascht worden.
Wir wissen, dass die Informatik und die Lehrerbildung zu unseren
Leuchttürmen gehören.
Für die Informatik bescheinigt die Kommission Oldenburg eine voll
ausgebaute Informatik, in der zahlreiche Arbeitsgruppen sehr gute Forschungsleistungen
vorzuweisen haben, Braunschweig eine Informatik von insgesamt
hoher Qualität. Die Qualität der Arbeit liege an diesen
beiden Standorten im nationalen und internationalen Vergleich im guten
oberen Mittelfeld.
Speziell auf Oldenburg bezogen kommt sie zu dem Schluss, der Aufbau der
Informatik, Mitte der 80er Jahre begonnen, sei gelungen. Sie
sei ein Aktivposten in Niedersachsen. Kritisch wird allerdings
angemerkt, dass die Promotionsrate, wie auch in den anderen niedersächsischen
Standorten, nicht hoch genug sei und dass das Verhältnis von C 3
zu C 4 Professuren zugunsten von C 4 Professuren verschoben werden müsse.
Dem Informatik-An-Institut OFFIS bescheinigt die Kommission wegen der
Synergieeffekte eine außerordentliche Bedeutung für die
Attraktivität des Standorts Oldenburg. Die Kommission unterstützt
die Stärkung der OFFIS-Bereichsleiter, um dadurch eine Entlastung
der im OFFIS tätigen ProfessorInnen zu erreichen.
Prof. Dr. Eike Best, Dekan des Fachbereichs 10, und Prof. Dr. Hans-Jürgen
Appelrath, Vorstandsvorsitzender des Instituts OFFIS, sagten zur Einschätzung
durch die Kommission, die sehr gute Bewertung sei Frucht einer energischen
und innovativen Aufbau- und Konsolidierungsarbeit durch die Universität,
den Fachbereich Informatik und OFFIS. Es komme jetzt darauf an, Forschungsschwerpunkte
weiter zu stärken, die Empfehlungen der Kommission zum Ausbau des
Mittelbaus, aber auch die Kritik an der zu niedrigen Promotionsrate ernst
zu nehmen und Oldenburg und damit auch das Land Niedersachsen in der nationalen
und internationalen Informatiklandschaft und im Bewusstsein der Wirtschaft
noch intensiver zu verankern.
Für die Lehrerbildung liegen gleich zwei Evaluationsberichte vor:
die Empfehlungen zur Weiterentwicklung und zum Stand der Forschung. In
beiden Berichten wird die Bedeutung der Universität Oldenburg für
die niedersächsische Lehrerausbildung dokumentiert. In der Zusammenfassung
der Forschungsevaluation heißt es, die noch immer vom Reformgeist
geprägte Universität setze deutliche Akzente bei der Forschung
in der Lehrerbildung und verfüge mit einigen Instrumenten wie dem
Promotionsstudiengang Didaktische Rekonstruktion (Lehr- und
Lernforschung) über institutionelle Möglichkeiten, die für
Niedersachsen und darüber hinaus zum Vorbild werden könnten.
In den Empfehlungen zur Weiterentwicklung der Lehrerbildung
wird für Oldenburg besonders die Lehrerfort- und Weiterbildung hervorgehoben,
deren Aushängeschild die Pädagogische Woche ist. Oldenburg sei
in diesem Bereich in Niedersachsen am meisten profiliert. Das erfreulich
hohe Aktivitätsniveau sollte allerdings, so die Kommission,
auf ihre Wirksamkeit hin überprüft werden. Außerdem müsse
die geleistete und auch weiter zu leistende Entwicklungsarbeit durch eine
stärkere empirische Forschungsorientierung ergänzt werden.
Bei aller Freude über das gute Abschneiden der Oldenburger Lehrerbildung
gebe es keinen Grund sich zurück zu lehnen, meinte Prof. Dr. Ulrich
Kattmann, Leiter des Didaktischen Zentrums (DiZ), zu den Evaluationsberichten.
Die Kommission zeige ja nicht nur die Stärken, sondern auch die Schwächen,
die behoben werden müßten. Kattmann verwies in diesem Zusammenhang
besonders auf das Abschneiden der Fachdidaktiken, die in einigen Bereichen
besonders gut bewertet worden seien, in anderen aber sehr deutliche Mängel
aufwiesen.
Neue Fakultäten ab 1. April 2003
Präsidium hat hohe Erwartungen an neue Geschäftsführer
Zum 1. April 2003 werden die fünf neuen Fakultäten, die im Rahmen der Umstrukturierung der Universität vom Senat beschlossen wurden, offiziell ihre Arbeit aufnehmen. Diese Terminsetzung wird durch das neue Hochschulgesetz bestimmt. Seine Verabschiedung durch den Niedersächsischen Landtag ist auf den 17. Juni terminiert. Es soll spätestens am 1. Oktober in Kraft treten. Die Fakultätsräte können dann unter den veränderten Bedingungen im Januar gewählt werden.Die zeitliche Verschiebung der förmlichen Bildung der Fakultäten um ein halbes Jahr bedeute allerdings nicht, dass die Arbeit der Organisationsreform nicht mit dem selben Tempo weitergeführt werde, erklärte Präsident Prof. Dr. Siegfried Grubitzsch. Die GeschäftsführerInnen der Fakultäten sollen bereits am 1. Oktober ihre Arbeit aufnehmen und damit wesentlich zu einem guten Start der tiefgreifenden Organisationsreform beitragen.
Die aktuellen Veränderungen in den Universitäten, bundesweit in neuen Hochschulgesetzen zum Ausdruck gebracht, ziele verstärkt auf ein flexibles und effizientes Management in der Wissenschaftsorganisation, sagte Grubitzsch weiter. Vor diesem Hintergrund komme den künftigen GeschäftsführerInnen in den Fakultäten eine wichtige Rolle zu. Ihr Aufgabenbereich erschöpfe sich nicht allein in der Verwaltung von Geschäftsgängen. Vielmehr sollten sie ManagerInnen für Fragen von Forschung, Studium und Lehre, Weiterbildung, Nachwuchsförderung und Verwaltung auf Fakultätsebene sein.
Dass das Präsidium nur die Kosten für BAT III-Stellen übernommen habe, liege allein in der begrenzten Haushaltslage und nicht in der Sache begründet. Im klassischen Verwaltungsstil lassen sich Fakultäten, die eine Größe von kleinen Hochschulen haben, heute nicht mehr managen, betonte der Präsident. Wir brauchen dafür Personen, die zusammen mit den Dekanen für kreative Problemlösungen und für effektive Geschäftsgänge sorgen und sich nicht auf die Verwaltung beschränken. Allein dieser Anspruch sollte bei der Besetzung der Stellen zählen. Deshalb empfehle er den Fakultäten, nicht an der falschen Stelle zu sparen und die Stellen nach BAT 2a zu heben. Auf dem Arbeitsmarkt gebe es genug HochschulabsolventInnen, die für solche Aufgaben in Frage kämen.
Institutsdirektor kritisiert Stellenumwidmung
Ruschig: Philospohie wird amputiert und die Uni bringt sich selbst um ihren Begriff
Bestrebungen, die von Prof. Dr. Rudolf zur Lippe besetzte Stelle Theorie der Ästhetik umzuwidmen, hat Prof. Dr. Ulrich Ruschig, neuer Direktor des Instituts für Philosophie, scharf kritisiert. Bei der Verabschiedung des Philosophen Ende April stellte er heraus, dass mit einem solchen Schritt nicht nur die Philosophie amputiert werde, sondern die Universität selbst sich um ihren Begriff bringe.Indem die Ästhetik auf eine Spezialdisziplin im System der wissenschaftlichen Arbeitsteilung reduziert werde, erscheine sie verzichtbar und lasse sich den zu Sachzwängen umgedeuteten Sparzwängen opfern. Dabei sei Ästhetik im klassischen Verstande eine spezifische Form der Selbstreflexion kultureller Objektivationen, mithin eine Grundlagendisziplin, unverzichtbar für den Prozess universitären Lehrens und Lernens.
Die Menschen leben, wie Ruschig unter Verweis auf den Philosophen Ernst Cassirer hervorhob, immer auch in einem symbolischen Universum, das Ausdruck menschlicher Erfahrungen ist. Um ihr schöpferisches Potenzial wiederzuerkennen, sei die Selbstreflexion in der Ästhetik unabdingbar. Diese Reflexion ist nicht käuflich. Von daher erklärt sich die Tendenz, sie als im wörtlichen Sinne als wertlos zu deklarieren, so Ruschig in diesem Zusammenhang.
Vollständiger Text: www.uni-oldenburg.de/philosophie