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Internationales
"Gut, dass deutsche Hochschulen globalisiert werden"
Armin Mruck* über die Kooperationsbeziehungen der Universität
Oldenburg mit der Towson University
UNI-INFO:
An der Universität Oldenburg wird das Studienangebot umstrukturiert.
Bald wird es wie in den USA nur noch Bachelor- und Masterstudiengänge
geben. Freut Sie das?
MRUCK: Ja. Ich halte es grundsätzlich für gut, dass die deutschen
Hochschulen globalisiert werden. Das Studium wird zeitlich stärker
begrenzt. Die Studierenden werden angehalten, disziplinierter zu arbeiten.
Dabei werden Euros eingespart, die besser eingesetzt werden können.
UNI-INFO: Wird die Umstellung auf das britisch-US-amerikanische System
den Studierendenaustausch mit Oldenburg beflügeln?
MRUCK: Die Umstellung sollte sich positiv auf den Austausch auswirken.
Unsere Studierenden sind an ihr System gewöhnt und werden sich schneller
an der Universität Oldenburg zu Hause fühlen. Deutsche Studierende
werden es leichter haben, ihren akademischen Aufenthalt durch das Creditpoint-System
anerkannt zu bekommen.
UNI-INFO: Ist die Universität Oldenburg für Studierende aus
Towson interessant?
MRUCK: Die Zahl der Studierenden, die für ein Jahr nach Oldenburg
gegangen sind, ist klein. Aber alle sind voller Begeisterung zurück
gekommen. Das von Bob McLaughlin eingeführte Buddy-System trägt
viel dazu bei, dass sich die Towsonites schnell in Oldenburg wohl fühlen.
UNI-INFO: Was müsste in Oldenburg geschehen, um mehr Studierende
hierher zu locken?
MRUCK: Dass verhältnismäßig wenig Studierende aus Towson
nach Oldenburg kommen, hat vor allen Dingen interne Gründe. Grundsätzlich
sind unsere Studierenden auf ihre Region fixiert. Relativ wenige haben
einen akademischen Hintergrund. Die große Welt ist ihnen
fremd. Natürlich bringt die universitäre Umgebung sie ihnen
näher. Doch da wir es mit Einstellungen zu tun haben, braucht es
Zeit, grundsätzliche Fixierungen zu ändern. Ein anderer Grund
ist, dass nur wenige High Schools in Maryland Deutsch unterrichten, was
zur Folge hat, dass es nur wenige Deutsch-Hauptfächler gibt. Ein
größeres Angebot an Veranstaltungen in Oldenburg, die auf Englisch
unterrichtet werden, würde helfen, mehr Studierende nach Oldenburg
zu bringen.
UNI-INFO: Es spielen doch sicher auch materielle Gründe eine Rolle.
MRUCK: Ein Auslandsaufenthalt verursacht Kosten, die oft schwer aufzubringen
sind. Während ihres Studiums in Oldenburg müssen unsere Studierenden
weiter volle Studiengebühren zahlen, während für deutsche
Studierende das Studium weitgehend gebührenfrei ist. Ein weiterer
Nachteil für Towsonites, von denen sehr viele aus finanziellen Gründen
bei ihren Eltern wohnen: es gibt für sie kein BAFöG. Es wäre
deshalb dem Austausch förderlich, wenn auf finanziellem Gebiet ein
Ausgleich geschaffen werden könnte.
UNI-INFO: Gibt es Bereiche, in denen Wissenschaftler beider Universitäten
kontinuierlich zusammenarbeiten?
MRUCK: Ja. Solche Bereiche gibt es oder hat es gegeben - beispielsweise
in der Politologie, Philosophie, Geschichte, Frauenforschung, Pädagogik,
Geo-graphie, Musik, Kunst, Mathematik, Betriebswirtschaft, Management.
Im Sommersemester 2003 etwa veranstalteten Prof. Dr. Freiwald und ich
ein erfolgreiches Exkursionsseminar zum Thema Deutscher Widerstand:
1944-1953, das von der Konrad-Adenauer-Stiftung gefördert wurde.
Wegen des Erfolgs wird diese Veranstaltung mit ähnlichem Thema auch
im Sommersemester 2004 angeboten. Für beide Universitäten förderlich
wäre eine Zusammenarbeit auf den Gebieten der Audiologie, der Umweltforschung
und der Pädagogik. Audiologie und Pädagogik sind Leuchttürme
beider Universitäten.
*Prof. Dr. Armin Mruck ist Historiker und ein langjähriger
Freund der Universität Oldenburg. Er ist Koordinator der Kooperation
zwischen der Universität Oldenburg und Towson University.