• Martin Stengele und Leonie Jaeger nach erfolgreicher Montage der Messgeräte

  • Leonie Jaeger montiert am Ruderboot einen Temperatur- und Leitfähigkeitssensor

  • Leonie erklärt Martin, wie eine Messung durchgeführt wird

  • Bilden eine ungewöhnliche Allianz für die Meeresforschung (von links): ICBM-Doktorandin Leonie Jaeger, Ruderer Martin Stengele und Prof. Dr. Oliver Wurl im Sommer am ICBM Wilhelmshaven (Foto: ICBM)

Forschung auf dem Ruderboot

Eine ungewöhnliche Allianz für die Meeresforschung gehen der Extremruderer Martin Stengele und Prof. Dr. Oliver Wurl und Leonie Jaeger vom ICBM ein.

Eine ungewöhnliche Allianz für die Meeresforschung gehen der Extremruderer Martin Stengele und Prof. Dr. Oliver Wurl und Leonie Jaeger vom Institut für Chemie und Biologie des Meeres (ICBM) an der Universität Oldenburg ein. Stengele wird bei der World’s Toughest Row als erster deutscher Soloruderer den Atlantik allein überqueren. An Bord seines sechs Meter langen Ozeanruderbootes „Mars“ werden eine Kamera und verschiedene Messgeräte angebracht, um auf der Reise Daten für die Wissenschaft zu sammeln. 

Der Wettbewerb startete am 11. Dezember auf La Gomera. Dorthin reiste nun ICBM-Doktorandin Leonie Jaeger, um mit Martin Stengele die Halterungen zu montieren und die Messgeräte zu installieren. „Wir haben die letzten Handgriffe erledigt und ich habe Martin mit den wissenschaftlichen Geräten vertraut gemacht. Alles ist bereit für die Atlantic Challenge! Die Spannung und Vorfreude sind im gesamten Hafen deutlich spürbar.“, sagt Jaeger.

 „Es war mir von Anfang an wichtig, dass ich mit dieser Challenge nicht nur eine körperliche sowie mentale Leistung vollbringen werde. Denn mit dieser Reise möchte ich meinen persönlichen Beitrag dazu einbringen, mehr Wissen über den sensiblen Lebensraum Ozean zu gewinnen. Damit die Wissenschaftler vom ICBM mit den erhobenen Messdaten den verantwortlichen Stellen und Institutionen eine Grundlage für ihr weiteres Handeln zum Schutz der Meere liefern zu können. Auch wenn dieses Engagement mir meine Überquerung alles andere als leichter macht“, sagt Sporttherapeut Stengele. Interesse an diesem außergewöhnlichen Angebot hatten die ICBM-Forschenden Wurl und Jaeger.

Wurl und sein Team untersuchen die Oberflächenschicht der Meere – dort wo Ozean und Atmosphäre sich treffen. Diese Schicht ist allgegenwärtig und bis zu 1 Millimeter dick. Sie bildet unter günstigen Bedingungen einen schleimartigen Biofilm voller Algen und Mikroben und ist wie die Haut des Ozeans. Alles, was Ozean und Atmosphäre austauschen – Gase, Wärme, Süßwasser und Partikel – muss diese Schicht passieren. An manchen Stellen im Ozean verändern bestimmte Substanzen die Eigenschaften des Oberflächenfilms, so dass das Licht dort anders reflektiert wird und dadurch die Oberflächenfilme sichtbar werden. Diese sichtbaren Filme werden Slicks genannt. „Alle physikalischen, chemischen und biologischen Prozesse, die an der Grenze zwischen Luft und Wasser stattfinden, können durch Slicks beeinflusst werden“, sagt Jaeger. „Die Verbreitung von Slicks auf dem offenen Ozean ist derzeit weitestgehend unbekannt. Daher erhoffen wir uns wertvolle Daten von Martins Reise.“ Mit einer Kamera an Bord wird Stengele eine Fotoserie der Meeresoberfläche aufnehmen, um Slicks zu dokumentieren und ihre Größe, Form und Verteilung zu erfassen. Unterhalb der Wasserlinie wird am Ruderboot eine Sonde angebracht, die kontinuierlich Wassertemperatur und Salzgehalt aufzeichnen wird. Diese Daten werden später zur Auswertung der Fotoserie benötigt, um beispielsweise Veränderungen der Wassermassen nachvollziehen zu können. Mit den Daten eines Windsensors kann später untersucht werden, wie sich verschiedene Windgeschwindigkeiten auf die Bildung von Slicks auswirken und bis zu welcher Windstärke Slicks auftreten.

 „Zusätzlich zu Slicks beeinflussen auch Schichtungen der Wassermassen in den oberen Metern des Ozeans den Wärmeaustausch zwischen Ozean und Atmosphäre“, sagt Oliver Wurl, Professor und Leiter der Arbeitsgruppe „Prozesse und Sensorik mariner Grenzflächen“. „Solche Untersuchungen sind jedoch schwierig, da Forschungsschiffe die obersten Wasserschichten durchmischen. Martin bietet uns eine einzigartige Gelegenheit, oberflächennahe Wasserschichtungen im kleinen Maßstab zu erfassen. Wir werden Martin bitten, zweimal täglich eine Sonde zur Bestimmung von Temperatur und Salzgehalt auf eine Tiefe von 10 Metern abzusenken.“ Die Veränderungen von Temperatur und Salzgehalt bestimmen wiederum die Dichte des Wassers, also das Gewicht pro Volumen, und damit die Schichtung von leichteren über schwereren Wassermassen. Der Wärmeaustausch hat globale Bedeutung, da der Ozean durch die Aufnahme zusätzlicher Wärme die Klimaerwärmung begrenzt, was sich jedoch auf das marine Leben auswirkt.

Um sich mit den Geräten vertraut zu machen und sie probeweise am Ruderboot anzubringen, ist Martin Stengele bereits im August zu Gast am ICBM in Wilhelmshaven gewesen. 

Für die Überquerung des Atlantiks von den Kanarischen Inseln bis in die Karibik – etwa 4800 Kilometer – rechnet Stengele als Solo-Ruderer mit einer Zeit von mindestens 60 bis hin zu 90 Tagen.

ICBM-Webmaster (Stand: 13.12.2024)  |  Kurz-URL:Shortlink: https://uol.de/p46546n10370
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